Ephemerald – Between The Glimpses Of Hope (Cover Artwork)
Fr, 19. Februar 2021

Ephemerald – Between The Glimpses Of Hope

Melodic Death Metal, Symphonic Death Metal
14.02.2021
Ephemerald – Between The Glimpses Of Hope (Cover Artwork)

Finnische Qualität – what else?

Das Land der tausend Seen: Finnland. Gefühlt sind etwa 80 Prozent der dortigen Bevölkerung in irgendwelchen Bands tätig. Unglaublich, welche metallische Dichte in der «Suomi-Zone» herrscht. Obendrein hört diese mysteriöse Quelle niemals auf, neue Kapellen auszuspucken, die jede Menge Talent mitbringen – wie hier z.B. Ephemerald.

Teilweise könnte man in diesem Zusammenhang fast schon von einer Reizüberflutung sprechen. Das führt leider dazu, dass gewisse Akteure irgendwann wieder vom eigenen Radar verschwinden, weil die überlastete Hirnmasse an die Grenzen ihre Speicherkapazitäten stösst. Da hilft nur Gedächtnistraining (oder – Achtung: Billige Schleichwerbung – regelmässig die Artikel auf metalinside.ch konsultieren).

«Star» dieser Review ist die Equipe Ephemerald, die 2016 ins Leben gerufen wurde. Die Jungs bezeichnen ihr Schaffen als Symphonic Death Metal und planen am 19. Februar 2021 ihr Debüteisen «Between The Glimpses Of Hope» unters Volk zu bringen. Sämtliche Mitglieder sind erfahrene Musiker und möchten ihre überschüssige Energie jetzt offenbar in diesem frischen Projekt bündeln. Das Liedgut der Nordmänner thematisiert das Entfliehen von den Fesseln der Vergangenheit und dem hoffnungsvollen Entgegenschreiten in eine bessere Zukunft. Allerdings bringt die Veränderung von äusseren Umständen überhaupt gar nix, solange es im Innern eines Menschen nach wie vor unsicher und düster aussieht. Es ist ein ständiges Herumwandern zwischen den Lichtblicken der Hoffnung.

Das Album – «Between The Glimpses Of Hope»

Die ersten Klänge von «Grand Creation» machen rasch deutlich, dass diese Mucke hier freilich etwas für Anhänger von Wintersun, Children Of Bodom, Ensiferum oder Fleshgod Apocalypse ist. Tempomässig wird mit ordentlich Schmackes auf die Tube gedrückt und die Orchestrierungen von Tastenmann Tuomo Sagulin verleihen dem Ganzen die nötige Epik. Damit wäre mit diesem ersten Streich bereits eine gelungene Duftmarke platziert.

Die Melodic Death-Schiene wird beim darauffolgenden «I Bear Fire» konsequent fortgeführt. Das ist zweifelsohne der Trumpf des Quintetts. In diesem Genre macht den Finnen sowieso niemand etwas vor! Als stimmig entpuppt sich ausserdem die Variation der Gesangsstile.

Bei «Servant» werden obendrein noch schwarzmetallische Abschnitte miteingewoben. Dies spiegelt sich hauptsächlich in den Drum-Salven von Juho Suomi (passender Nachname!) wider. Auch an der Gesangsfront verweilt man eher in den raueren Gefilden. Welch krasser Schrei kurz vor der Songhälfte!

Beherrschen die Protagonisten denn bloss «Haudrauf» und «Vollgas»? Bisher erweckt die Scheibe diesen Eindruck, aber aufgepasst – gerade der Auftakt von «Lost» kommt plötzlich äusserst gefühlvoll daher. Streichinstrumente lassen grüssen. Wunderschön inszeniert. Komplett ohne Flexibilität gehen die Herren also nicht ins Rennen. Trotzdem landet der Fuss irgendwann bald wieder auf dem Gaspedal. Es ist eben kein leichtes Unterfangen, dem alten Fahrwasser ständig zu entkommen.

Danach ist aber wirklich Durchatmen angesagt. Für einmal geht’s wirklich fast völlig gemächlich zu und her. Eine akustische Klampfe und «clean vocals» prägen «All There Is». Ein clever platziertes Überraschungsei, welches der Albumstruktur fraglos guttut. Das harmoniert sogar alles mit der abermaligen Erhöhung der Schlagzahl im letzten Drittel des Tracks.

Beim anschliessenden Doppelschlag «Reborn» und «No Fall Is Too Deep» geht erneut von A bis Z die Post ab. Die Nordmänner haben einfach ein unglaubliches Gespür für Melodien dieser Art. Ihr Liedgut eignet sich generell hervorragend zum Trocknen einer jeden nassen Haarpracht. Intensive Nackenfitness macht’s möglich.

Eine der längeren Hymnen des Silberlings trägt den Namen «Till The Sea Swallows Us Whole». Packende Angelegenheit mit reizvollem Facettenreichtum. Zurecht ein Kandidat für die Hörempfehlungen. Aus ihren Inspirationsquellen machen Ephemerald zwar wahrlich keinen Hehl, aber insbesondere bei diesem Stück wird deutlich, dass sie durchaus gewillt sind, der Geschichte ihren ganz eigenen Stempel aufzudrücken. Dieses Eisen sollte unbedingt weitergeschmiedet werden! Die stabilen Basiskomponenten sind schliesslich bereits vorhanden.

Zum Ausklang gibt’s nervöses Keyboard-Geklimper und nochmals Anzeichen von irgendwelchen Film-Soundtracks. Trommel-Feuerwerke und wilde Gitarrensoli gehören ebenfalls dazu. «Into The Endless» rückt ein letztes Mal sämtliche Aspekte dieser Truppe ins Rampenlicht.

Das Fanzit Ephemerald – Between The Glimpses Of Hope

Vorweg: Das Label Inverse Records verfügt mit Ephemerald in Tat und Wahrheit über ein weiteres, vielversprechendes Pferd in seinem Stall. Das ist eben die ominöse, finnische Qualität.

Bei «Between The Glimpses Of Hope» handelt es sich um ein ansprechendes Debütalbum, auf welchem die Herrschaften garantiert fortan aufbauen können. Soundtechnisch könnte man effektiv von einem Potpourri aus bekannten, finnischen Melodic Death-Bands sprechen. Die Kompositionen beinhalten eine gehörige Dosis Bombast. Wünschenswert wäre hingegen ab und an noch eine Prise mehr Eigenständigkeit, da ansonsten irgendwann urplötzlich vieles so klingt, als käme es einfach aus den Federn der populäreren Vorbilder und Genre-Ikonen. Potenzial und Talent zur Erzeugung einer «eigenen Marke» bringen Ephemerald allerdings definitiv mit. Diese Eigenschaften werden auch nötig sein, um nicht in der unglaublich breiten Masse von guten Metal-Kapellen aus Finnland unterzugehen.

Empfehlenswerte Hörproben: «Grand Creation», «All There Is», «Till The Sea Swallows Us Whole»

Ab Release reinhören und portofrei (vor-)bestellen

Tracklist Ephemerald – «Between The Glimpses Of Hope»

  1. Grand Creation
  2. I Bear Fire
  3. Servant
  4. Lost
  5. All There Is
  6. Reborn
  7. No Fall Is Too Deep
  8. Till The Sea Swallows Us Whole
  9. Into The Endless

Line Up – Ephemerald

  • Joni Snoro – Gitarre
  • Lauri Myllylä – Bass
  • Vesa Salovaara – Gesang
  • Juho Suomi – Drums
  • Tuomo Sagulin – Keyboard/Orchestrierung

Akkustiv-Video – Ephemerald – All There Is

 


Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 8/10



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14.02.2021