Death Angel

Thrash Metal
12.12.2013

Death Angel – ein Treffen mit Rob Cavestany

2013 war ein gutes Jahr für Death Angel, welches natürlich überstrahlt wird von der Veröffentlichung ihres neuen Albums „The Dream calls for Blood“ (Review). Im Dezember gaben die kalifornischen Thrasher im Rahmen des Heavy X-mas Festivals ein Gastspiel in der Schweiz (Konzert-Review) Nach der Show hatte ich die Gelegenheit zu einem kleinen Plausch mit Gitarrist Rob Cavestany, seines Zeichens Ur-Mitglied und Gründer des Todesengels.

Ich treffe Rob in der Garderobe an, die sich Death Angel mit Dew Sentenced teilen müssen. Rob macht einen zufriedenen Eindruck, stellt sich artig vor und bemerkt sofort mein 70‘000 Tons of Metal T-Shirt: „Cool! Da werden wir nächstes Jahr auch spielen!“

Ich gestehe Rob, dass ich eigentlich erst seit 2007 Death Angel höre…: „What? Erst seit dann? Okay… I Like that!“.

Zuerst ist jetzt aber das neue Album das Thema. Das Ding ist ja einiges heavier geworden als „Killing Season“ oder auch „Relentless Retribution“, mehr in die Richtung des Debuts – war das so gewollt? Rob meint: „Das ist einfach so natürlich gewachsen. Einerseits geht’s wirklich zurück zu den Wurzeln, andererseits ist’s einfach ein Ausdruck, wie wir uns gerade jetzt fühlen. Wir haben „Relentless Retribution“ veröffentlicht und sind danach fast ohne Unterbruch auf Tour gewesen, haben nie angehalten.“

Schlagzeuger Will Caroll, der daneben sitzt und an seinem Jägermeister nippt, wirft ein: „Wir haben mit Bands wie Kreator, Exodus, Sepultura, Anthrax gespielt“ und Rob ergänzt: „da ist viel Heavyness unterwegs. Es ist ein Spiegelbild, eine Reflektion des Lebens auf Tour.“ Daraus kann man folgern, dass Death Angel ihre Songs unterwegs schreiben. Der Chef bestätigt das: „Dieses Album haben wir wirklich auf eine andere Art gemacht. Ich habe die meisten Riffs unterwegs geschrieben. Dann kommt noch dazu, dass wir gegen Ende der Tour das 25-jährige Jubiläum von „The Ultra-Violence“ feiern konnten. Und wenn man diese Songs jeden Abend spielt, hat das natürlich auch grossen Einfluss auf das Songwriting und die Musik. Die Energie des Publikums… wir schauen das aus der Sicht an, diese Songs auch live zu spielen.“

Wovon handeln die Texte? Realitäten oder nur Fantasie? Mark hat auf der Bühne den Sinn hinter dem Titeltrack erklärt („man kann alles erreichen, wenn man nur will“). Und sonst? „Mark macht die Lyrics. Es sind mehrheitlich Geschichten, die das Leben schreibt, Geschichten vom Leben on the Road, der Hingabe und den Opfern, die wir dieser Musik und diesem Lebensstil entgegen bringen. Es geht darum, ehrlich zu sein – beeing true!“.

Wenn’s um Thrash Metal geht, dann spricht die Fachwelt immer von den Big Four: Metallica, Slayer, Megadeth und Anthrax. Und obwohl Death Angel spieltechnisch locker mit Testament, Overkill oder Exodus mithalten können, scheinen sie immer etwas im Schatten dieser Bands zu stehen. Death Angel haben nie die Beachtung und den Erfolg erhalten, den sie eigentlich verdienen würden.

Oder sieht Rob das anders? „Ja, zu einem gewissen Grad mag das stimmen. Kommt natürlich immer auf den Standpunkt an. Ich weiss auch nicht… es ist, wie’s ist. Wir haben uns 1990 aufgelöst und sind erst elf, zwölf Jahre später wieder zusammen gekommen. Wir waren nicht da, während Testament oder Overkill immer präsent waren.“ Der Revival des Old School Thrash Metal ist jedenfalls auch an Death Angel nicht spurlos vorbeigegangen. Rob lacht laut und bestätigt das: „Feel something! I am alive! Ja, ich hab das definitiv bemerkt. Kids, junge Kids, neue junge Bands, die beeinflusst sind von Thrash  oder selber Thrash spielen. So oder so: ich freu mich darüber, ich liebe es, es ist eine gute Sache. Aber es überrascht mich auch nicht, Thrash Metal ist ein zeitloser Musikstil. Es mag manchmal nicht der Mode entsprechen, aber der Sound ist zeitlos! Die Energie, die Aggression, die Technik – alles, was Metal oder Thrash ausmacht… all das hat uns in jungen Jahren inspiriert. Und es überrascht mich nicht, dass auch andere Leute so fühlen. “ Rob ist mittlerweile recht gut drauf, ich nehme an, dass es nicht der erste Jägermeister ist, den Will ihm einschenkte…

Viele Thrash Bands haben ihre besten Alben in den 80ern veröffentlicht. Bei Death Angel sieht’s anders aus, es scheint, als ob ihr bestes Material erst nach dem Comeback auf den Markt kam. Rob grinst: „willst Du Dich bei mir einschleimen?“ Naja, nicht ganz…. Schliesslich bin ich immer noch der Meinung, dass die neue Scheibe stellenweise etwas eintönig ist…. Der Gitarrist stimmt da mit todernster Miene zu. Aber nochmals: wie ist das jetzt mit den neuen und alten Sachen? „Du denkst so? Seit wann hörst Du Death Angel? Du bist nicht aufgewachsen damit, den alten Stoff zu hören. Wenn Du da bei den verdammten Parties in den Hinterhöfen dabei gewesen wärst, mit all Deinen Freunden – dann würdest Du wohl anders denken. Das ist alles worum es geht: um die Zeit, um die Ära, in der du diese Musik hörst. Damals war das der Soundtrack zu all den Erfahrungen, die wir gemacht haben. Die Leute, die uns damals gehört haben, haben einen andern Bezug dazu.“

Rob hat den Split erwähnt, der Death Angel für über ein Jahrzehnt aus Eis legte. Aber was waren denn die Gründe damals? Und was waren die Gründe dafür, dass nach der Benefiz Veranstaltung zugunsten von Chuck Billy das Comeback so erfolgreich wurde? „Ursprünglich sind wir auseinander…. Nun, wir haben wirklich sehr, sehr früh angefangen. Wir haben drei Alben in wenigen Jahren veröffentlicht. Dann haben wir ein paar wirklich üble Dinge erlebt. Wir hatten einen Unfall mit dem Tour-Bus, Leute wurden verletzt. Durch diesen Crash und die erlittenen Verletzungen konnten wir eine zeit lang nicht mehr spielen. Dann kam noch einiges an Bullshit hinter den Kulissen zusammen und das war’s dann für uns.

Jahre später haben wir uns dann für diese Show wieder getroffen. Und die Reaktionen auf uns und unsere Live Performance waren fantastisch. Weisst Du, wir lieben die Musik und wir lieben es live aufzutreten. Diese Energie, die drückte uns in diese verdammte, süchtig machende Richtung, die uns einfach weitermachen lässt – bis heute“ meint Rob und genehmigt sich noch etwas Jägermeister. Aber leben können Death Angel trotzdem nicht von der Musik: „nein, das können wir bislang nicht. Aber das zeigt auch, wie sehr wir lieben, was wir tun! Ich hab mal versucht von all dem wegzukommen, aber das ging nicht. Ich hab bemerkt, dass ich so oder so zu kämpfen habe – also kämpfe ich lieber auf diesem Weg! Und glücklicherweise kann ich hier immer weitermachen.“

Machen wir eine Zeitreise. Gehen wir 25 Jahre zurück – würde Rob Cavestany alles nochmals so machen? Rob – mittlerweile von Will Caroll auch mit einem Joint bedient, singt zuerst „If I could turn back time“, dann lacht er schallend: „das ist nicht dein Ernst, oder? Bitte nicht eine solche Frage!“ Ich versuche noch zu retten, was zu retten ist – schliesslich ist die Frage ja nicht von mir ausgedacht… Rob lacht weiter: „diese Frage ist so blöd! Wie heisst Du nochmals? Kaufi? Nun ja, ich weiss auch nicht. Aber gut – ich würde die dummen Dinge nicht mehr tun, aber ich würde all die Killer Dinge wieder tun.“ Jägermeister und Joint zeigen langsam ihre Wirkung…  denn auf die Antwort nach der Zukunft ist auch eher schräg: „wo ich in zehn Jahren sein werde? Du meinst genau an diesem Tag um diese Uhrzeit in zehn Jahren? In den Ferien in Spanien am chillen! Zwischen irgendwelchen Musik Projekten, just hanging out.“ Immerhin – keine Gedanken an eine vorzeitige Pensionierung: „No stopping music! Wenn Du da drin bist, dann machst Du das für das ganze Leben!“

Auf die Schweiz angesprochen gibt dann der Schlagwerker eine gute Begründung, warum er dieses Land liebt: „Zwei meiner Lieblingsbands kommen von hier! Celtic Frost und Krokus!“ Mit Krokus kann ich mich noch einverstanden erklären…

Rob schwärmt danach noch von der besten Show auf dieser Tour. „Das war in Paris. Ohne Wenn und Aber. Das war der Wahnsinn, dieser Laden ist förmlich explodiert. Amazing! Ansonsten waren wir jetzt vier Wochen in den USA, drei Wochen hier in Europa und 2014 wollen wir auch wieder Vollgas geben. Die ersten Shows werden da auf der 70‘000 Tons of Metal Cruise sein. Ob wir da Old School und New School Set spielen werden? Ach, das ist noch sehr früh, wir haben uns da noch gar keine Gedanken gemacht. Old School, new School – ihr werdet Death Angel erleben! Was immer es sein wird: es wird explosiv, intensiv und fuckin‘ awesome! Aber die Sets werden sich sicher auf irgendeine Art unterscheiden. Und wir werden da völlig durchdrehen bei diesem Shows!“ Und ich hab die Zusage, dass es „Lord of Hate“ auf eine dieser Setlists schaffen wird…

Zum Schluss ein kleines „Entweder / Oder“ Spielchen…

Wacken oder 70‘000 Tons of Metal?

Rob zögert: „hmm, kommt drauf an, wo im Billing wir stehen. Wacken!“

Schweizer Berge oder kalifornischer Strand?

Rob und Will wie aus der Pistole geschossen: „California!“

Schweizer Bier oder das Zeugs, dem die Amerikaner Bier sagen?

Rob meint etwas irritiert: „also bei uns gibt’s durchaus gutes Bier! Ich trinke kein mieses Bier!“

Metallica oder Slayer?

Rob überlegt lange: „Metallica“

San Francisco 49ers oder Oakland Raiders?

Und wieder kommt die Antwort sofort und im Doppelpack: “49ers!”

Das war’s – wir verabschiedeten uns und werden hoffentlich in einem Monat auf der „Majesty of the Seas“ noch mit einem Bierchen anstossen können. Besten Dank, Mr. Rob Cavestany!

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12.12.2013
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