Do–Sa, 4.–6. Juni 2015

Out & Loud Festival

01.07.2015

Freitag, 05. Juni 2015

Bei kühlen 24C morgens um 10.00 Uhr, machten wir uns mit Sack und Pack Richtung Deutschland auf.

Schon auf dem Weg nach Geiselwind, das in der Nähe von Würzburg liegt, kam in uns der leise Verdacht auf, dass es ein brutal heisses Festival werden würde. Denn die Sonne knallte erbarmungslos auf die Strasse und das Thermometer stoppte erst bei 34.5 Grad. Zum Glück erreichten wir ohne grosse Verzögerung unser Hotel, das gut 800 Meter vom Festivalgelände entfernt war. Eine kühle Dusche, neue Klamotten übergeworfen und nochmals ein kurzer Equipment-Check und schon ging es zum Festival Gelände. Der Weg durch das schnuckelige Dörfchen Geiselwind mit seinen 2500 Einwohnern, war gut ausgeschildert und das Eventzentrum Strohofer liess sich sofort finden.

Medien-/Fotopässe abgeholt, Sicherheitscheck erledigt und kurze Zeit später marschierten wir total verschwitzt aufs Gelände.

Das Eventzentrum Strohofer stellte sich als genialer Ort für einen solchen Anlass heraus. Neben Openair Stage, Eventhalle und gedeckter Newcomer Stage, gab es reichlich Platz für „Shoppingmeile“, Fressbuden und Getränkestände. Desweitern waren Tische, Bänke und Sonnenschirme auf dem grosszügigen Areal aufgestellt, von wo aus man einen guten Blick zur Openair Stage hatte. Für Metalfans mit Handicap gab’s zudem einen abgesperrten erhöhten Bereich, von dem die Shows ungetrübt und ohne Sichteinschränkung genossen werden konnten.

Ja, sogar bei Regen hätte das Gelände bestanden. Ist doch alles auf geteertem Boden und mit der Eventhalle und der Newcomer Stage, sind sogar zwei gedeckte Bereiche vorhanden, die diesmal ihren Dienst als Sonnenschutz erbrachten.

Bei unserem Eintreffen litten schon die Frankfurter Thrasher TANKARD unter der Hitze auf der Bühne. Gerre (V) lechzt nach Bier, sucht sich zwischendurch ein schattiges Plätzchen hinter der Bühne um danach mit entblösster Wampe und jugendlichem Elan über die Bühne zu flitzen. Zu anfangs war der Sound nicht so toll, dies wurde aber zügig behoben. Die Stimmung im zahlreich erschienen Publikum war gut und die Fans liessen sich zu Circlepits hinreissen und sangen bei „Rectifier“ und anderen Party-Hymen lauthals mit.

Die Weltraumpiraten MESSENGER, in entsprechenden Outfits, enterten kurze Zeit später die Eventhalle. In der deutlich kühleren Halle nahmen sie die gut angetanzte Metal-Meute auf eine Reise in die Heavy-/Powermetalwelt mit. Die Stimme von Sänger Siegfried hätte etwas lauter sein dürfen und das Scheppern des zu laut abgemischten Sounds konnte man mit Earplugs gut überdecken. Mit ihrer energiegeladenen Show und dem guten Performing hatten sie das Publikum auf ihrer Seite.

Bei EQUILIBRIUM herrscht dann riesen Gedränge im Fotograben, dass sicher auch der quirligen Bassistin zuzuschreiben ist. Die Epic Metaller überzeugen mit deutschgesungen Songs und machten ihre Sache richtig gut. Stellenweise erinnerte mich ihr Musikstil an eine Mischung aus Varg und Ensiferum. Stillstehen und zuschauen, ging da gar nicht! Ob auf der Bühne oder in der Menge, die sich vor der Openair Stage versammelt hatte, der Schweiss floss in Strömen und Action war angesagt.

Etwas ruhiger aber auf keinen Fall langweiliger geht es ohne Unterbruch auf der Newcomer Stage mit THE PRIVATEER aus dem Schwarzwald weiter. Die Piratenmeute kann auf eine gute Fanbase zählen und zeigt eine wahre Spielfreude. In coolen Piratenoutfits wird Heavy Metal mit Power- und Death-Metal gemixt. Mit Clara an der Violine, entsteht so ein eigener Sound, der seine Wirkung im Publikum nicht verfehlte.

In der Eventhalle bereiten sich unterdessen drei Jungspunde aus Island, die wohl die 20 Jahre Grenze noch nicht überschritten haben, auf ihren Auftritt vor. The Vinatage Caravan nennt sich dies Combo und lassen es deftig krachen. Holy Cow…was für ein Brett mit einer Gitarre! Absolut geiler klarer Sound und dazu drei Musiker die total abdriften und ihren Classic, Blues oder Prog Rock mit psychodelic Einflüssen auf der Bühne ausleben.

ELUVEITIE knallen auf der Openair Stage Pagan Metal „made in Switzerland“ um die Ohren der dichtgedrängten Masse vor der Bühne. Sänger Chrigel hat die Menge vom ersten Ton an im Griff und die Fans dankten es der Band mit gutem Applaus. Sorry liebe Leser, leider gibt’s nichts Weitere über den Auftritt der Schweizer zu lesen. Durst und Hitze trieben die Metalinsider in die Eventhalle.

DARK FORTRESS, der Blackmetal Haufen aus Landshut (DE), tauchten mit günstig Corpsepaint auf. Etwas mehr Schmiere, hätte seine Wirkung nicht verfehlt. Der Sound der Black Metaller durfte sich hören lassen. Brachiale Riffs, guter Gesang und zudem eine Lichtshow, die dem düsteren Sound eine gute Atmosphäre verpasste. Der Sänger legte ein gutes Performing auf die Bretter und der Rest der Band widmete sich hauptsächlich ihren Instrumenten und dem Headbanging.

Nach so viel „des Bösen“, war die Blödeltruppe JBO wie eine Faust aufs Auge. In Schwarz–Rosa–Gold, legten die Verteidiger des wahren Blödsinns los und ernten die ersten Lacher. Bei so viel Humor und Blödsinn, konnte der „most evil“ Metaller nicht wiederstehen. Texte wurden mitgesungen und jawohl Hannes (V&G), wir wollen den eh nur den alten Scheiss hören! Der Party stand mit JBO absolut nichts im Wege.

Nach dem sich die Lachmuskeln etwas entspannt haben, pilgerte man in die Eventhalle, wo die Kanadier SKULL FIST drauflos prügelten und die Leute in Scharren vor die Bühne zog. Der Sound war von Anbeginn top, die Band präsentierte sich routiniert und eingespielt, vermittelte aber einen leichten Eindruck von Langeweile. Aber egal, der Stimmung im Publikum tat es keinen Abbruch und der Mix aus Heavy-/Speedmetal verfehlte seine Wirkung nicht.

„Let the hammer fall“  ist der Schlachtruf zum nächsten Gig! Und ja, HAMMERFALL liess den Hammer fallen. Die Band fuhr mit toller Bühnendeko und Lichtshow auf. Gezockt wurden Songs quer durch die fast 20-jährige Diskografie und strapazierten die Stimmbänder des Publikums arg. Dass die Band sehnsüchtig erwartet wurde, war unmissverständlich klar. Die Stimmung im Publikum brodelte „from the start“, trotz Rückgang der Tageshitze, gewaltig. Nach jedem Song schnellten die Horns Up und das Publikum feierte die Band was das Zeugs hielt. HAMMERFALL dürfen sich ganz klar als Sieger des Tages nennen.

BLUES PILLS wären nun in der Eventhalle am Start. Da aber weder mir noch Martina der Sound wirklich zusagt, legten wir eine kurze Pause ein und genossen den Schwatz mit Huby und Eva vom Online-Radio Drachenblut. Zudem musste dringend wieder was Flüssiges, in Form von Hopfen und Malz, die Kehle runter, um die Stimmbänder für die nächste Band zu schmieren.

TESTAMENT wurde ebenfalls sehnsüchtig vom Publikum erwartet. Die Urväter des guten alten Thrash Metals machten einmal mehr klar, dass „Old School“ auch bei jungem Publikum ankommt. „Trial By Fire”, “Souls Of Black”, “Practice What You Preach” oder „Native Blood …. egal, die Amis pfefferten alles durch’s PA. Sie bewiesen, dass sie extrem erfahrene und begnadete Musiker sind und „Pfupf“ im Arsch haben. Sänger Chuck Billy hüpfte umher wie ein junges Reh und die Thrasher schüttelten die Matten. Die Amis legten einen souveränen Auftritt hin, überzeugten mich heute aber nicht hundertprozentig. Zu tief sitzt der Auftritt vom 28. Mai 2015 im Z7 (siehe Bericht), wo mich die Band weggeblasen hat und einen gewaltigen Eindruck hinterliess, der nicht so schnell zu toppen ist.

Die Aufgabe als „Rausschmeisser“ durfte DYING FETUS übernehmen. Obwohl die Amis mit ihrem Death Metal meinen Geschmacksnerv getroffen hätten, bevorzugte ich das Hotelbett. Die lange Anfahrt und die Hitze des Tages zollten ihren Tribut.

Martina, die unterdessen den Job als meine persönliche „Managerin“ übernommen hatte und mich gnadenlos von einem Fotograben in den andern trieb, mir das Kaufen von Nietengürtel unter Androhung von Schlägen mit den Selbigen verbot, schloss sich sofort und ohne zu murren an.

Samstag, 6. Juni 2015

Gut ausgeruht und gestärkt ging’s kurz vor 13. 00 Uhr zurück zum Festgelände. Die Sonne knallte auch heute wieder gnadenlos vom Himmel und trieb die Temperatur schnell in die Höhe. Als erstes viel uns auf, dass der ganze Platz geputzt war und keine Abfall rumlag. Als zweitens merkten wir, dass die Luftfeuchtigkeit heute noch schlimmer war als gestern. Sei es halt so, mit einem flüssigen Blonden liess sich der zweite Festivaltag gut starten.

Den undankbaren Job als Opener zu dieser frühen Stunde, machte DVALIN aus Würzburg. Der progressive Pagan Metal mit Dudelsack und Drehleier verleitete die spärlich erschienen Zuschauer zum Tanzen. Die Stimme des Sängers ist ziemlich beeindruckend und speziell. Crowls wie „Gekreische“ wechseln sich ab und geben der Musik eine unverkennbare Note.

Anschliessend geht es  mit HELL CITY aus Belgien weiter. Als Intro wurde gleichmal ein fettes Drumsolo aufgefahren, was eindeutig mehr Publikumsreaktion verdient hätte. Die Sängerin trumpfte mit einer geilen Stimme, die ein leichtes Kratzen hatte und mich stellenweise an Doro Pesch erinnerte. Obwohl die Gitarrenwand top war, das Drum und der Bass drückten und die Sängerin eine gute Leistung erbrachte,  war die groovige Art des gespielten Hard Rock auf Dauer etwas langweilig.

DIABLO BLVD ebenfalls aus Belgien, waren danach eine Wohltat für die Ohren. Von der Openair Stage donnerten groovende Beats, fette Gitarren und griffige Refrains herunter und dazu kam noch eine tolle Bühnenpräsenz.

ROGASH aus Jena trieben meinen Puls mit Death Metal in die Höhe und Martina in die hinterste Ecke der Eventhallte. Ballender Death Metal ohne grossen Schnickschnack. Erik (V) tigert knurrend und growlend über die Bühne und die Saitenfraktion lässt ordentlich die Haare kreisen. Zudem wird das Drum präzise verprügelt. Mehr Publikumsandrang hätten die Jungs bei dieser Wucht verdient!

EVERTALE holen danach Martina aus der Versenkung. Die Offenbacher jagen hochstehenden Melodic Speed-/Power-Metal durch die Boxen, erinnern an die alten Blind Guardian und ziehen die Leute vor die Bühne. Beeindruckende Gitarrenarbeit und Bassläufe, gute Refrains und packende Hooklines hinterlassen begeisterte Zuhörer.

RAVENPATH sind zur selben Zeit wie Evertale auf der Newcomer Stage am Werk. Der Symphonic Death Metal aus Sachsen brettert gut und gewaltig. Die Herren an den Saiteninstrumente sind sehr konzentriert bringen aber dennoch ein Mähne schütteln hin. Der Sänger beeindruckt mit einer interessanten Stimme und die Todesriffe der Sechssaiter können sich hören lassen. Mehr als ein leichtes  Kopfwippen, konnte bis auf ein paar wenige Metalheads, die abgingen als gäbe es kein Morgen mehr, nicht ausgemacht werden im Publikum.

Bei ALSTORM ist dann genau das Gegenteil der Fall. Da kann man niemanden ausmachen, der stillsteht.  Die verrückte Piraten–Crew zelebriert einmal mehr eine explosive Mischung aus Power- und Folk-Metal und versetzen vom ersten Ton an das Publikum in Partystimmung. Die Songs werden fleissig mitgesungen, der Sound knallt und die Stimmung war von der ersten Minute an Spitze.

Kaum sind die letzten Töne der Schotten verstummt, fahren DESERTED FEAR ihren Todespanzer auf. Die Old School Death Metal Combo überzeugen sofort und zerfetzen die erste Reihe gleich mit gefrässigen Riffs und Blastbeats. Technisch sauber gespielt und mit geschätzten 180 Schlägen auf die (Trommel)–Felle, sind die Thüringer auf der Überholspur.

MEGAHERZ, die Neue-Deutsche-Härte aus München, sind nach so viel Todesblei ein Shock für meine  Ohren. Der Sound mit seiner geradlinigen, bombastischer Gitarrenarbeit und die eingängigen Text treffen den Grossteil des Publikums Mitten ins Herz. Auf den Rat meiner „Managerin“ Martina, die mich bis dato ausreichend mit Flüssigkeit versorgt hatte, meine Fotoausrüstung im Auge behielt oder sich mit mir im Fotopit tummelte, verzog ich mich zum Chinesen.

Pünktlich zu WINTERSUN standen wir frisch gestärkt im Fotograben. Im Rücken tobende Fans und vor uns eine Band, die wohl nix falsch machen kann. Schon bevor die Finnen auf die Bühne stürmten und das Intro ertönte, überschlugen sich die Wintersun-Rufe. Alte und neue Songs dröhnen aus den Boxen und ein Hit nach dem anderen wird ins Publikum gepfeffert. Die Luft ist am Brennen und die Stimmung kocht. Die Texte werden vom Publikum mitgesungen, dass es eine reine Freude ist. Einziger Wehmutstropfen bei diesem fantastischen Gig: Jari (V) tönte bei den Cleanvocals etwas gepresst.

ASPHYX schiessen aus vollen Rohren und zocken deftige Musik. Die Holländer haben sichtlich Spass auf der Bühne und Martins (V) Ansagen in Deutsch, kommen wie gewohnt gut an. Asphyxs Sound bläst die vorderen Reihen regelrecht um, knallt und drückt und die Stimmung unter den Metalheads ist am Kochen. Zudem wird in der bis jetzt kühlen Halle, die Luft stickig und heiss. Aber egal, dem ASPHYX wird bis zur letzten Minute beigewohnt.

OVERKILL gehört zu den besten Thrash-Metal-Bands der Welt und strotzen wie gewohnt von jugendlichem Elan. Der sympathische Frontmann Bobby Blitz mit breitem Grinsen im Gesicht, führt souverän durch das Set und die Energie, die von ihm ausgeht, ist unwiderstehlich. Aber auch die restliche Truppe lässt sich nichts nehmen – es wird gerannt, gepost und gebangt. Der Mosh tobt ordentlich und konstant vor der Bühne, ansonsten wird überall gebangt. OVERKILL überzeugen bis zum Schluss des Sets!

Unleashed knöpfte punkto Energie an den Auftritt von Overkill an. Klassischer Death Metal tönte in gewaltigem Druck aus den Boxen. Die Schweden legen eher Wert auf neueres Material, vergessen aber auch die alten Scheiben nicht. Dazu ist Jonny Hedlund einfach zum gerne haben und holt die Fans problemlos auf seine Seite. Die Eventhalle ist eine einzige Party und die Fans zollten dem Treiben von Unleashed mit mächtig viel Applaus und Horns up.

Als Headliner des Samstag stand FREI.WILD auf dem Programm. Die Südtiroler sind mit eigenem Truck aufgefahren, der vor dem Eingang parkte und hatten ihr eigenes Merchandise Zelt vor Ort. Da die Musik eher in Martinas Bereich viel, sie sich aber schon gut eine Stunde früher verabschiedete, wäre es an mir gelegen, dem Gig beizuwohnen. Aber wie schon am Tag zuvor, killte mich die Hitze des Tages und trieb mich auf den Heimweg.

Resümee: Das Out & Loud Festival ist einen Besuch wert. Gute Bands, gute Organisation, faire Preise und eine tolle Stimmung. Die Musikrichtungen sind vielfältig und treffen jeden Geschmack.

Das Festival mit seinen drei Bühnen ist gut gelegen, es gibt genügend Schattenplätze und die Sanitäranlagen sind meistens sauber geputzt. Für das leibliche Wohl ist zur Genüge gesorgt und die Ausgabe der Getränke geht speditiv voran. Lange Wartezeiten waren selten.

Verpflegen kann man sich zudem auch in den nahegelegenen Restaurants oder in diversen Tankstellen–Shops in unmittelbarer Nähe zum Eventzentrum.

Der Campingplatz liegt direkt neben dem Festivalgelände und auch die Plätze für Camper/Wohnmobile sind nur einen kurzen Spaziergang vom Eingang entfernt. Für Leute die ein richtiges Bett vorziehen, gibt es in Geiselwind Hotels und Pensionen, die Zimmer zu Vernünftigen Preisen anbieten und nur einen Steinwurf vom Gelände entfernt sind.

Wer nächstes Jahr ein gemütliches und überschaubares Festival sucht, das mit einem Hammer Line Up aufwartet, sollte sich unbedingt das 4 tägige Out & Loud Festival in Geiselwind DE fett in der Agenda vermerken!


Wie fandet ihr das Festival?

01.07.2015
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