Kalmah - Gare de Lion Wil 2018
Di, 11. Dezember 2018

Kalmah, Vreid, Slegest

Gare de Lion (Wil, CH)
05.01.2019
Kalmah - Gare de Lion Wil 2018

Metal-Trio rockt hinter dem Silo 

Drei ansprechende Auftritte gab’s am Dienstagabend im überschaubaren Rahmen zu bestaunen. Dafür verantwortlich waren Kalmah, Vreid und Slegest. Die Details zu den Ereignissen im Gare de Lion können wie gehabt den nachfolgenden Zeilen entnommen werden. 

Erst zum zweiten Mal statte ich dem Kulturbahnhof Gare de Lion einen Besuch ab. Dabei ist es für mich und meine Kumpels alles andere als eine Weltreise in die Ostschweiz. Mit dem motorisierten Untersatz benötigen wir nicht einmal eine halbe Stunde bis nach Wil. 450 Nasen soll die Lokalität gemäss offiziellen Angaben maximal fassen. Dann wird’s hier drin aber ziemlich eng. So war’s beispielsweise bei meinem letzten Besuch, als Rotting Christ und Carach Angren die Bude erwartungsgemäss zerlegten. Heute rechnet man jedoch nicht mit einem solch grossen Andrang.

Der Gare de Lion ist in zwei Stockwerke unterteilt. Unten befinden sich neben der Bühne auch die Bar und in der Regel der Merchandise-Stand. Über eine Treppe gelangt man in den oberen Bereich. Von der Galerie hat man zweifelsohne einen tollen Überblick über das Geschehen. Wir bevorzugen allerdings eine Position direkt vor der Bühne Veranstaltungsplaner Hard Corn hat für heute Abend folgende Truppen in die Ostschweiz eingeladen: Kalmah, Vreid und Slegest. Alle drei sind mir bereits bekannt und ich bin gespannt, wie sie heute Abend abschneiden werden.

Slegest

Mein letztes Treffen mit den düsteren Black/Doom Metallern liegt erst rund zwei Monate zurück. Damals durften sich Slegest als Support-Act von Taake im Hall Of Fame dem Schweizer Publikum präsentieren. Wirklich überzeugen konnten sie ehrlich gesagt nicht. Mal schauen, ob sie beim zweiten Versuch bleibende Eindrücke hinterlassen können.

Fronter Ese krächzt bedrohlich in sein Mikro und ist sonst fleissig auf der Bühne unterwegs. Das wirkt gar nicht mehr so statisch wie in Wetzikon. Der gute Mann war übrigens in der Vergangenheit auch schon für die ebenfalls heute spielenden Vreid tätig. Basser Hövard posiert ebenfalls wieder wie ein Weltmeister. Jep, das Quartett agiert eindeutig stärker als zuletzt im Zürcher Oberland. Das wird von der Zuhörerschaft ziemlich passiv zur Kenntnis genommen. Erst gegen Ende des Auftritts überwinden ein paar Headbanger den altbekannten Sicherheitsabstand zur Bühne und feiern an vorderster Front weiter. Jetzt haben die Fotografen endlich auch brauchbare Sujets aus den Publikumsreihen vor ihren Linsen. Die Band nimmt den Vorstoss der vier Mähnenschüttler erfreut zur Kenntnis.

Nach einer halben Stunde ist bereits Schicht im Schacht. Slegest verweisen auf das kompetente Merch-Mädel Chrissy und verschwinden anschliessend im Backstage-Bereich.

Vreid

Wie? Einmal Norwegen hat nicht gereicht? Kein Problem, die nächsten Musiker aus dem Fjord-Land stehen schon in den Startlöchern. Auf der Bühne werden zwei Kerzenständer platziert. Man darf sich also auf eine kleine, schwarzmetallische Messe einstellen. Nach und nach betreten die Herrschaften die kleine «Spielwiese». Basser Hváll ist ein echter Hüne. Mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze wirkt er gleich noch bedrohlicher. Den Kerl möchte ich keinesfalls verärgern.

Ende September dieses Jahres haben Vreid mit «Lifehunger» einen neuen Silberling veröffentlicht. Dieser wird der Zuhörerschaft heute Abend gleich mit stolzen fünf Songs schmackhaft gemacht. Hört sich vielversprechend an. Allenfalls werde ich der lieben Chrissy nach der Show einen kurzen Besuch abstatten. Doch ältere Tracks wie «Pitch Black» oder «Raped By Light» kommen ebenfalls zum Zug. Letztgenanntes Stück wird für Frontmann Sture beinahe ungewollt zur Realität. Beim Headbangen kokelt er einmal tatsächlich seine Mähne am hinter ihm stehenden Kerzenständer an. Glücklicherweise reagiert der anwesende Roadie blitzartig und kann Schlimmeres verhindern.

Vreid zeigen in diesen 60 Minuten eine sehr starke Leistung. Das Publikum ist nun deutlich aktiver und von einem Sicherheitsabstand zur Bühne fehlt jede Spur. Frenetisch abgefeiert wird ausserdem die Cover-Version von «Journey To The End». Hierbei handelt es sich ursprünglich um ein Stück der Truppe Windir. Diese wurde 2004 aufgrund des Todes von Bandleader Valfar aufgelöst. Die übrigen Mitglieder riefen kurz darauf Vreid ins Leben.

Kalmah

Perkele! Was habe ich zuletzt auf Kalmah und insbesondere Sänger Pekka Kokko herumgehakt. Die letzten paar Aufeinandertreffen zwischen den finnischen Sumpfmonstern und meiner Wenigkeit verliefen mehrheitlich nicht wirklich berauschend. Sogar mit Aushilfssänger Robse haben sie mir besser gefallen. Und das sage ich als bekennender Nicht-Equilibrium-Liebhaber! Dabei mag ich den skandinavischen Melodic Death Metal eigentlich. Einige Kalmah-Songs kenne und feiere ich schon seit vielen Jahren. Es wäre absolut wünschenswert, dass die Truppe hier im Gare de Lion eine fulminante Performance abliefern kann.

Allfällige Bedenken werden glücklicherweise bereits mit dem ersten Track «Pikemaster» zerschlagen. Die Saitenfraktion und auch Drummer Janne Kusmin packen den Hochgeschwindigkeitsexpress aus. Exakt so muss Kalmah klingen- geil! Der zuvor durch mich arg gescholtene Pekka agiert am Mikro bärenstark. Da sind keine Schwächen auszumachen. Ausserdem nutzt er die Pause zwischen den einzelnen Tracks für humorvolle Ansagen. Er klärt uns beispielsweise darüber auf, dass Janne – wenn er nicht gerade hinter der Schiessbude sitzt – eigentlich der Nikolaus sei. Des Weiteren schneidet der Fronter immer wieder wilde Grimassen. Dies dürfte auch die Fotografen freuen.

Die Jungs aus dem Norden Finnlands haben mit «Palo» zwar auch ein neues Album am Start (das inzwischen achte Werk ihrer Karriere), aber sie entscheiden sich – zur Freude des Publikums – für eine ziemlich ausgewogene Setliste. Aufgrund dessen kommen auch Hits wie «Seventh Swamphony», «Heroes To Us» oder «Hades» nicht zu kurz. Die Spielfreude des Quintetts färbt ebenfalls auf das Publikum ab. Kleinere Moshpits und herumfliegende Haare sind die Folge. Mein eigentlich durch das gestrige Kreator-Konzert bereits zerstörte Nacken wird es mir morgen sicherlich danken. Aber hey, wenn man Kalmah schon wieder einmal in solch bestehender Form erleben darf, ist still herumstehen definitiv keine Option.

Schade, dass nach einer Stunde bereits wieder alles vorbei ist. Allerdings müssen wir diese packende Performance zuerst einmal in Ruhe sacken lassen. Wie das geht? Sinnvollerweise mit einer eisgekühlten Blondine an der Bar. Dass sich der Merchandise-Stand gerade daneben befindet, sorgt anschliessend bei meiner Geldbörse für die nächste Diät-Kur. Wir zählen zu den letzten Besuchern, die sich in Richtung Ausgang begeben. Ein sympathischer Mitarbeiter drückt meinen Kollegen und mir je ein Poster des heutigen Abends in die Hand. Nette Geste und zweifelsohne ein cooles Abschiedsgeschenk. Wir kommen gerne wieder!

Das Fanzit

Ein metallisch-guter Konzertabend in der Ostschweiz. Die Location Gare de Lion kann ich sorglos weiterempfehlen. Getreu nach dem Motto «klein aber fein». Zudem konnte heute Abend mit einer ausgezeichneten Soundqualität gepunktet werden. Alle drei Bands vermochten zu überzeugen, aber für mich waren Kalmah definitiv die positive Überraschung. In dieser Form würde ich mir jederzeit wieder einen Gig der finnischen Melodic Death Metaller reinziehen.

Setliste – Vreid

  1. Heimatt
  2. Black Rites In The Black Nights
  3. Disciplined
  4. Lifehunger
  5. Journey To The End (Windir-Cover)
  6. Væpna lengsel
  7. Sólverv
  8. Flowers & Blood
  9. One Hundred Years
  10. Raped By Light
  11. Pitch Black

Setliste – Kalmah

  1. Intro
  2. Pikemaster
  3. The Evil Kin
  4. Moon Of My Nights
  5. Seventh Swamphony
  6. 12 Gauge
  7. Take Me Away
  8. For The Revolution
  9. Heroes To Us
  10. The Black Waltz
  11. Hades

Wie fandet ihr das Konzert?

05.01.2019
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