Kissin' Black Met-Bar Lenzburg 2025
Sa, 28. Juni 2025

Kissin’ Black, Magma Ocean

Met-Bar (Lenzburg, CH)
08.07.2025
Kissin' Black Met-Bar Lenzburg 2025

Stilistisch getrennt, leistungstechnisch vereint

Kissin’ Black und Magma Ocean trotzten am Samstagabend den hochsommerlichen Temperaturen und schwitzten zusammen mit einer überschaubaren Publikumstraube in der Lenzburger Met-Bar.

Vor dem Konzertreigen wurde im Aussenbereich der Location mittels erfrischender Getränke und leckerer Grillspeisen für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt. Anschliessend zeigten beide Formationen (jede auf ihre eigene Art und Weise) überaus ansprechende Darbietungen.

Summerside Festival, Winterthurer Albanifest oder Album-Release-Party von Broken Fate in «Böööswil» – die Auswahl von Eventbesuchen an diesem Wochenende ist gross (und ebenfalls vielseitig). Mich verschlägt es allerdings zum wiederholten Mal in diesem Kalenderjahr nach Lenzburg in die dort angesiedelte Honigwein-Taverne. Sowohl Kissin’ Black als auch Magma Ocean möchten am heutigen Abend ihr Können demonstrieren. Dark Rock trifft auf ein Gemisch aus Groove und Modern Metal. Kontrast pur! Kann das überhaupt harmonieren? Finden wir es doch in den kommenden Stunden gemeinsam heraus.

Aber zuerst möchte ich eine temporäre Petition ins Leben rufen. Könnte man das Lokal ausnahmsweise für diese Veranstaltung in «Schwitz-Bar Lenzburg» umtaufen? Schon die kleinste Bewegung treibt einem die Schweissperlen auf die Stirn. Da möchte man gar nicht wissen, wie sich die Musiker später fühlen werden. Die Lapin Kulta-Flasche ist gefühlt nach lediglich zwei Mal ansetzen bereits wieder leer… Glücklicherweise ist es im Aussenbereich ziemlich angenehm (sofern man dem Grill nicht zu nahekommt). Die Organisatoren lassen sich nicht lumpen und verwöhnen ihre Besucher vor der Sommerpause nochmals ordentlich.

Magma Ocean

Um 20.45 Uhr wird die Bühne schliesslich erstmals auf ihre Stabilität getestet. Magma Ocean betreten den Ring! Axtmann Cyril Montavon stand vor exakt einer Woche noch als Basser mit Shakra auf der «Summer Nights-Spielwiese» vor den Pforten des Z7. Doch die Umstellung respektive das Umgewöhnen in kleinere Sphären scheint für ihn kein Problem zu sein. Im Gegenteil, er und seine Mitstreiter legen fulminant los! Insbesondere Fronter Harry Ballantyne – das englische Element der Gruppe – wirkt regelrecht entfesselt. Die «Dread-Mähne» wird heftig geschüttelt und der Hüne verfügt zudem über eine beeindruckende Sprungkraft. Der Fünfer macht Stimmung und reisst die Hütte ab! Unfassbare Energie! Cyril und Tieftöner-Hüter Adrian Müller haben ein echtes «Gaudi» zusammen. Trotz «Sauna-Witterung» agiert Drummer Rob Viso in Longsleeve-Montur. Das hindert ihn jedoch keinesfalls daran, mit einer unbändigen Wucht und Präzision auf seine Felle einzuprügeln.

Während einer ruhigeren Nummer greift Harry ausnahmsweise zum Mikrofonständer. Er verspricht aber, dass der Härtegrad rasch wieder zunehmen wird. Nach dem Stück folgt ein weiterer «Thank You»-Schwall. Aber er meint es effektiv so und ist sichtlich begeistert über die Auftrittsmöglichkeit. Stimmlich wandert er ab und an definitiv auf den Pfaden von Robb Flynn (Machine Head). Der Sänger ist ausserdem in einer zweiten helvetischen Kapelle aktiv. Die Rede ist von Omissis. Aber nun genug der Trivia-Eskapaden.

Mit «Price Of Failure» wird an alte Molotov Train-Zeiten erinnert. Die frische Single «Worthless» ist ebenfalls eine knackige Angelegenheit. Über wen haben wir noch nicht gesprochen? Richtig, Claudio Reed. Welch eine «Shred-Bestie»! Da weiss einer, wie er mit seiner Saitenkönigin umzugehen hat. Obendrein haut er auch gefällige Backing-Vocals raus. Schade nur, dass die Jungs mit dem Mini-Track «Counterfeit» ihre 40-minütige Show bereits wieder beenden. Ich hätte ein paar zusätzliche Zeigerumdrehungen ohne zu motzen akzeptiert. Nichtsdestotrotz muss man Magma Ocean für die Zukunft auf dem Schirm haben. Dieses Abenteuer könnte noch in eine ganz erfolgreiche Richtung gehen. Wir bleiben gerne gespannt.

Kissin’ Black

Zum Einstieg ertönen ein paar mit tiefer Stimme gesprochene Sätze und Klavier-Geklimper aus den Boxen, was direkt eine gewisse Gothic-Atmosphäre erzeugt. Danach schreiten Kissin’ Black umgehend mit «Nycto» zur Tat. Huch, sind die inzwischen auf ein Fünfergespann angewachsen? Meine letzte Begegnung mit ihnen ist ehrlich gesagt schon eine Weile her, weshalb ich nicht sonderlich à jour bin. Ähnlich wie zuvor bei Magma Ocean startet nun auch hier der Sänger hochmotiviert in das Programm. Schwungvoll und gestenreich, so kennt man Giu Mastrogiacomo. Die weiteren Bandmitglieder sind Strahlemann Andy Dormann (der an einem imposanten Akustikgerät herumhantiert), Bassist David Roos Launchbury, Klampfer Pascal Zwyssig und Trommler Marcel Spiga. Diese fünf Akteure sind also allesamt Vertreter der oftmals zitierten «Sorsi-Mafia».

Darf ich gleich einmal eine möglicherweise gewagte Aussage raushauen? Sind Kissin’ Black möglicherweise die helvetische Antwort auf The 69 Eyes? Parallelen zu Jyrki und seinen finnischen Vampiren sind – aus meiner Perspektive – durchaus vorhanden. Die diversen Oden an die Düsternis weisen jedenfalls einen einlullenden Charakter auf (selbst bei diesen schweisstreibenden Temperaturen). Stöckchen-Wirbler Marcel verlangt bald ein Tuch, um dem heraustropfenden Körperwasser zumindest ein bisschen Einhalt zu gebieten. Giu hätte hingegen lieber Eiswürfel. So oder so: Respekt für die Leistung, welche die Herrschaften hier unter diesen Bedingungen abrufen.

Sie sind allerdings ebenfalls in der Lage, die «radiotaugliche Schiene» zu fahren (was mit dem irisch angehauchten «Raspberry Eyes» deutlich bewiesen wird). Bei den italienischen Liedern ist der Frontmann dann natürlich komplett in seinem Element. Das bringt ihm bei mir direkt den Spitznamen «Eros Gothizzotti» ein. Mein Kumpel Oli strebt derweil eher einen Vergleich mit Bülent Ceylan an. Das lasse ich jetzt einfach einmal unkommentiert stehen.

Nicht falsch verstehen, in Kissin’ Black steckt trotzdem immer noch genug Rock. Beispiel gefällig? Da kommt die Nummer «Dancing» gerade goldrichtig. Andy darf zeigen, dass auch er fetzige Gesangs-Parts abliefern kann. Sauber! Im Anschluss folgt das grandiose «Marrakech». Mit «Dresscode: Black» schieben die Herren gleich einen nächsten Kracher hinterher. Während «Blues: Unpardonable» unternimmt Giu schliesslich Ausflüge durch die Publikumsreihen. Aufgepasst! Je nach Situation wird man von ihm plötzlich in die Gesangsarbeit miteinbezogen. Ein echter Entertainer. Diesen Eindruck verstärkt er beim W.A.S.P.-Cover «Wild Child», in dem er munter auf dem Bartresen herumturnt. Zum Glück fällt kein Hocker um. Nach zwei Zugaben ist «finito». Bei einer Spielzeit von insgesamt 80 Minuten kannst du dich freilich nicht beklagen. Grazie mille, Kissin’ Black!

Das Fanzit – Kissin’ Black, Magma Ocean

Sowohl Magma Ocean als auch Kissin’ Black vermochten zu überzeugen und konnten sich auf eine astreine Soundqualität verlassen. Unterschiedliche beziehungsweise gegensätzliche Stilrichtungen müssen nicht immer zwingend ein unüberwindbares Hindernis darstellen. Leider war die Met-Bar eher mässig besucht, aber die Zuhörer kamen trotzdem ordentlich ins Schwitzen.

Wer dieses Tour-Duo in diesem Jahr noch (oder nochmals) live erleben möchte, hat sehr gute Chancen, denn die Musiker bereisen praktisch die ganze Schweiz. Ich liebäugle beispielsweise unter anderem mit dem Gig im Zürcher Dynamo (Werk 21) am 12. Dezember 2025.

Die Setlist – Magma Ocean

  1. Passive Maturity
  2. Traces
  3. Split Tongue
  4. An Island Of Safety
  5. Price Of Failure
  6. Worthless
  7. Void
  8. Solitude
  9. Counterfeit

Die Setlist – Kissin’ Black

  1. Intro
  2. Nycto
  3. Address Unknown
  4. Dark Again
  5. Some Are Wild
  6. Raspberry Eyes
  7. Veleno
  8. Dancing
  9. Marrakech
  10. Dresscode: Black
  11. Blues: Unpardonable
  12. Wild Child (W.A.S.P.-Cover)
  13. Lena Luna
  14. Spotlight*
  15. Adrenalin*
  16. Outro – Remain*

*Zugabe


Wie fandet ihr das Konzert?

08.07.2025
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