Mi, 2. November 2016

OVERKILL, CROWBAR, DESECRATOR, SHREDHEAD

Sludge, Thrash Metal
22.11.2016

Ein echtes «Leckerli» servierte uns das Zürcher Dynamo an diesem Mittwochabend. Die legendären US-Thrasher von Overkill waren zu Gast. Bobby «Biltz» Ellsworth und Co. gaben sich keine Blösse und haben die Location (beinahe) in Schutt und Asche gelegt. Mehr Details zu diesem fulminanten Tour-Auftakt findet ihr wie gewohnt im nachfolgenden Konzertbericht. 

Positiver Bescheid in Sachen Akkreditierung seitens Good News. Ja, da lacht das Metaljournalisten-Herz. Voller Vorfreude finde ich mich deshalb im Zürcher Dynamo wieder. Heute wird es definitiv laut. Mit Overkill, Crowbar, Desecrator und Shredhead dürfen wir uns heute Abend einem mächtigen Vierer-Paket entgegenstellen. Nach einem stressigen Tag im Bürogummi-Leben gibt es für mich aber schlicht und einfach keine bessere Medizin. Lasset die Gitarren kreischen und die Gehörgänge bluten.

Einmal mehr ist mir lediglich der Headliner bekannt. Die anderen Gruppen müssen sich in ihren Platz in meine Band-Datenbank erst noch verdienen. Zudem bin ich ein bisschen überrascht, dass ein solch grosses Kaliber wie Overkill im Dynamo Saal aufspielen darf (oder muss). Mit Klubkonzerten von bekannten Bands habe ich allerdings bisher keine schlechten Erfahrungen gemacht. Im August 2014 verwandelten Machine Head den Boden des Salzhauses in Winterthur in ein richtiges Schwimmbecken. Was für eine geile Show!

Ich bin gespannt, wie die ganze Sache heute ablaufen wird.

SHREDHEAD

In Windeseile erklimme ich Stufen bis zum Saal und nach einem kurzen Umweg an der Bar, stehe ich dann schliesslich vor der Bühne. Gerade noch rechtzeitig geschafft. Puh!

Vor circa 15 Nasen eröffnen die Israeli von Shredhead den Konzertabend. Das altbekannte, harte Los eines ersten Support-Acts. Die Jungs lassen sich davon jedoch keinesfalls beirren und geben richtig Stoff. Sänger Aharon Ragoza sieht von Anfang an nicht wirklich Bedarf für die Bedeckung seines Oberkörpers. Ein richtiger Hitzkopf. Sonderlich warm ist es heute Abend im Dynamo jedoch nicht. Aharon ist das absolut egal. Fleissig latscht er auf der Bühne herum, schreit unentwegt in sein Mikro und klebt einmal sogar an der Absperrung. Auch Humor scheint kein Fremdwort für ihn zu sein. Den sich im hinteren Teil des Saals versteckenden Personen ruft er mit breitem Grinsen im Gesicht folgende Worte nach: «You in the back. Come closer. Don’t worry. It’s the first night of the tour. We still smell nice.”.

Im Gegensatz zu ihrem Frontschreihals wirken die restlichen Bandmitglieder eher statisch. Der Drang zur Nicht-Bewegung ist aber auf den bescheidenen Platz auf der Bühne zurückzuführen. Da das Overkill Drumset im Hintergrund ziemlich viel Fläche wegfrisst, muss Roee Kahana mit seinem Schlagzeug ebenfalls in den vorderen Bereich der Bühne ausweichen. Dadurch wirkt die ganze Geschichte ein wenig gequetscht. Mit ihrer Stampferei bringen vor allem die beiden Gitarristen die Bühne ordentlich zum Wackeln.

Shredheads Sound erinnert teilweise an eine schnellere Version von Lamb Of God. Die kleine Fan-Schar fühlt sich während dem halbstündigen Set sichtlich gut unterhalten und es sind gar vereinzelt ein paar Headbanger auszumachen. Kompliment an die Jungs aus Israel. Ihr dürft gerne wieder einmal in unseren Gefilden vorbeischauen.

DESECRATOR

«Australian Thrash»; so lautet der nächste Traktandenpunkt der heutigen Konzertsitzung.

Kurz nach sieben betreten die Australier die Spielfläche. Und die Herrschaften bringen eine ordentliche Ladung Spielfreude mit. Trotz immer noch eher bescheidenem Publikum präsentieren sie uns eine solide Thrash Metal-Show. Melodien von wilden Gitarren-Soli bohren sich in die anwesenden Gehörgänge. Stellenweise sind in der Musik der «Aussies» Elemente von Slayer, Death Angel und Testament zu erkennen. Ganz heran an diese Grössen des Genres kommen Desecrator allerdings noch nicht. Trotzdem sind sie – genauso wie zuvor Shredhead – jederzeit wieder für einen Auftritt auf Schweizer Boden willkommen.

Sänger und Gitarrist Riley Strong überzeugt – neben seinen Kernaufgaben – mit seinen grimmigen Grimassen. Zudem ist seine interessante Frisur ebenfalls ein Hingucker. Kein Vokuhila sondern eher ein «Vosehrbeinaheglatzkuhila». Teilweise ist sein Stimmchen aber ein wenig zu leise eingestellt. Da hätten die Herren Tontechniker gerne hellhörig werden dürfen. Am Ende hat Riley dann noch folgende Botschaft für das Publikum: «Come and visit our merch-corner. We have shirts, caps and G-strings». Tja, die lieben Australier sind bekanntlich selten normal. Man denke da beispielsweise an die Kollegen von Airbourne.

CROWBAR

Halbzeit. Zwei geile Bands erlebt beziehungsweise entdeckt. Hoffentlich geht es in diesem Rhythmus weiter. Nach den obligaten Besuchen beim Pissoir und der Bar warte ich wieder vor der Bühne auf den nächsten Act des Abends. Crowbar aus den USA scheinen ein echter Publikumsmagnet zu sein. So langsam beginnt sich der Saal nämlich zu füllen.

Crowbar lösen beim Betreten der Bühne einen gewissen Grad an Belustigung bei mir aus. Insbesondere Frontmann Kirk Windstein und Basser Todd «Sexy T» Strange sehen wie teuflische Versionen des Nikolauses aus. Bei ihnen gibt es zu Weihnachten wohl nur die «Fitze». Gitarrist Matt Brunson könnte mit seinem Erscheinungsbild sogar als «Schmutzli» durchgehen. Drummer Tommy Buckley verschone ich an dieser Stelle mit irgendwelchen Weihnachtsfigur-Vergleichen.

Die Musik der Truppe ist dagegen alles andere als weihnachtlich. «Sludge» nennt sich diese Geschichte. Eine dreckige Mischung aus Rock und Metal. Kirk dominiert den gesamten Auftritt mit seiner rauchigen Stimme. Nach jedem Song verliert er zudem 1 – 2 Worte in Richtung Publikum. Grimassen-Weltmeister bleibt aber Bassist Todd. Selten habe ich während einer Show so gelacht.

Das Publikum hat Crowbar richtig gefeiert. Auch mich haben die Herren überzeugt. Nun sind alle sauber aufgewärmt und bereit für den Headliner des Abends.

OVERKILL

Tatzeit 21.30 Uhr. Unglaublich, da stehen tatsächlich die legendären Overkill auf der Bühne. Sänger Bobby «Blitz» Ellsworth und seine Mannen legen direkt los wie die Feuerwehr. Nix da mit Schonzeit. Das Publikum stört sich keine Minute daran. Frenetisch jubelt der inzwischen nicht allzu schlecht gefüllte Saal den Thrash-Helden zu.

Die 1980 gegründete Band ist zweifelsohne überhaupt nicht eingerostet. Mit bestechender Energie spielen sie sich durch ihre Setlist. Vor allem Mister Blitz hüpft immer wieder auf der Spielfläche herum. Mit seinem Gekreische erreicht er Stimmlagen, von denen jemand wie ich nur träumen kann. Aber ich bin ja schliesslich auch für die Schreiberei zuständig. Das Singen überlasse ich gerne dem guten Bobby. Seine Bandkameraden wirken ebenfalls äusserst fit uns ausgeruht. So spielt ein würdiger Headliner.

Ich habe Overkill bereits am Wacken Open Air live erlebt. Aber irgendwie kommen sie am heutigen Abend im kleinen Dynamo viel besser zur Geltung. Mit vollem Einsatz reissen die Herrschaften die Hütte regelrecht ab und versetzen das Publikum in Ekstase.

Gegen 23 Uhr neigt sich die ganze Sache langsam ihrem Ende entgegen. Nach den letzten beiden Hymnen – «Elimination» und «Fuck You» – ist die Zuhörerschaft auch entsprechend K.O. Eine durchgehend geniale Show ohne irgendwelche Schwächen. Respekt an Overkill!

Fanzit

Ich verbeuge mich vor Bobby und Co. Die alten Herren haben es immer noch drauf. Geile Sache! Jederzeit wieder. Es hat sich absolut gelohnt. Wer sich an einem Mittwochabend lieber zu Hause einsperrt, hat definitiv etwas verpasst. Gemäss Angaben des Veranstalters sind heute Abend rund 250 Metalheads anwesend. Da wäre sicherlich noch mehr möglich gewesen. Andererseits hatte man so genügend Raum zum Feiern.

Einzig nach der Show hätten Overkill sich noch ein wenig Zeit für ihre Anhänger nehmen können. Während sämtliche Vorbands brav bei ihren Merch-Ständen herumlungern und für Fotos posieren, sind die Headliner plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Ein kleiner Negativaspekt an einem ansonsten überaus gelungenen Konzertabend.

Setliste Overkill

  1. Armorist
  2. Rotten To The Core
  3. Electric Rattlesnake
  4. Hello From The Gutter
  5. In Union We Stand
  6. Our Finest Hour
  7. Hammerhead
  8. Feel The Fire
  9. Coma
  10. Infectious
  11. Emerald
  12. Ironbound
  13. Elimination
  14. Fuck You

Wie fandet ihr das Konzert?

22.11.2016
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