Six Feet Under - WOOZ Club Bülach 2017 (Flyer)
Mi, 13. Dezember 2017

Six Feet Under, Incite, Nucleust, X-Tinxion, Infernal Tenebra, Arcaine

WOOZ Club (Bülach, CH)
01.01.2018
Six Feet Under - WOOZ Club Bülach 2017 (Flyer)

Die «X-mas In Hell Tour» erschüttert Bülach 

Gleich sechs Bands brachten am Mittwochabend die Wände des WOOZ Club zum Beben. Allerdings gelang dies nicht allen gleichermassen gut. Zudem vermochte die Location noch nicht vollends als neuer Stern am Schweizer Konzert-Tempel-Himmel zu überzeugen. Alle weiteren Details entnehmt ihr wie gewohnt dem nachfolgenden Metalinside-Bericht. 

Einmal mehr ist Horizonterweiterung das grosse Thema am heutigen Abend. Neben einigen mir unbekannten Truppen lerne ich mit dem WOOZ Club auch einen neuen Laden kennen. Bisher haben hier noch nicht sonderlich viele Konzerte der Genres Metal und Rock stattgefunden. Doch offenbar möchten die Veranstalter dies nun ändern. Mit der «X-mas In Hell»-Tour haben sie sich diesbezüglich gleich einen echten Härtetest ins Haus geholt. Mich persönlich hat eigentlich bloss der Headliner angelockt. Die knüppelharten Six Feet Under rund um Metal-Hippie und Schweinequietscher Chris Barnes zählen zu den Aushängeschildern der Todesmetal-Szene. Die anderen fünf Kapellen sind mir dagegen noch kein Begriff.

In Bülach kenne ich als Konzertaustragungsort bisher nur das Guss39, welches gleich in der Nähe des Bahnhofs liegt. Doch heute Abend müssen wir weiter ins Industriegebiet latschen. Nach rund fünf Minuten erblicken wir unterhalb der Autobahn einen grauen Betonklotz. Dort drin befindet sich auch der WOOZ Club. Treppenstufen lotsen uns in die Tiefen des Gebäudes. Hier herrscht ja schon beinahe eine Luftschutzkeller-Atmosphäre. Vorbei an der Abendkasse respektive Garderobe geht’s in den nächsten Raum. Dieser ist wiederum gross und geräumig. Auf der rechten Seite befindet sich eine langgestreckte Bar und links haben sich die Merchandise-Leutchen eingerichtet. Die Bühne thront am anderen Ende des Raumes. Wer den totalen Überblick haben möchte, gelangt über eine Holztreppe in den oberen Bereich. Wir bleiben allerdings auf dem Boden der Tatsachen und platzieren uns mit passender Flüssignahrung auf der rechten Bühnenseite. Da im Vorfeld der Veranstaltung leider kein Timetable herausgegeben wurde, müssen wir uns bezüglich Spielzeiten und Band-Reihenfolge wohl oder übel überraschen lassen.

Arcaine

Die aus Chur stammenden Arcaine machen um circa 19.30 Uhr den Auftakt. Zu Beginn wirkt der Sound noch etwas durchzogen. Glücklicherweise verbessert sich dies im Verlaufe des Auftritts. Mich stören dagegen die Lichtverhältnisse deutlich mehr. Wo ist denn bitteschön der hierfür zuständige Mensch? Die Jungs werden beinahe komplett im Dunkeln gelassen. Doch das scheint die Bündner nicht aus dem Konzept zu bringen. Sie servieren den spärlich besetzten Publikumsreihen eine knallende Mischung aus Melodic und Technical Death Metal. Zwischen den Stücken punktet Sänger Adrian Gisler mit seinem überaus charmanten Dialekt. Leider ist nach einer knappen halben Stunde bereits wieder Schicht im Schacht. Da allerdings noch fünf weitere Acts in den Startlöchern stehen, ist die Durchsetzung eines straffen Zeitplans zwingend nötig. Hoffentlich werde ich mir Arcaine bald wieder einmal etwas ausführlicher zu Gemüte führen können. Nach der Show kommt Adrian noch rasch bei meinem Kollegen und mir vorbei und bedankt sich für unser engagiertes Kopfschütteln während ihres Auftritts. Gerne doch! Dafür sind wir schliesslich da.

Infernal Tenebra

Die kroatischen Death/Thrash Metaller Infernal Tenebra steigen als nächste Truppe in den Ring. Im Vergleich zu Arcaine ist dies gleich nochmals eine ordentliche Wuchtsteigerung. Frontmann Darko Etinger schafft es sogar, die doch noch müde wirkende Zuhörerschaft teilweise aus deren Salzsäulenstarre zu befreien. Die Jungs machen ziemlich viel Dampf und empfehlen sich dadurch ebenfalls für weitere Aufeinandertreffen. Ganze vier Songs der aktuellsten Scheibe «As Nations Fall» dominieren die Setliste. Auch die Kroaten müssen sich mit einer eher knappen Spielzeit zufriedengeben.

X-Tinxion

Female Fronted Thrash Metal aus den Niederlanden steht nun auf der Speisekarte. Abermals sind die Lichtverhältnisse ziemlich katastrophal und mindern das Konzertvergnügen. Klampfer Conrad Hultermans wirkt aufgrund dessen mit der Zeit sichtlich genervt. Wir sind ja hier schliesslich nicht an einer Goa-Party, oder? Mit Monica «Demonica» Janssen verfügt die Truppe über ein attraktives Mädel am Mikro. Den Klargesang sollte sie jedoch weglassen. Die groben Passagen liegen ihr nämlich viel eher. Am Ende gibt’s noch ein paar Ausflüge ins Publikum. Nichtsdestotrotz sind X-Tinxion aus meiner Sicht bisher die schwächsten Akteure des heutigen Abends.

Nucleust

Eine weite Reise haben zweifelsohne die Extreme Progressive Metaller Nucleust hinter sich. Die Band kommt nämlich aus Australien. Sänger Shannon Marston verfügt über ein bitterböses Stimmorgan. Kollege Max Palizban setzt dagegen auf die klar gesungenen Parts. Die Death Metal-Elemente sind ebenfalls überaus dominant. Doch es schleichen sich tatsächlich regelmässig geschickt eingefädelte Prog-Teile ein. Mag sich für die einen nach einem ziemlichen «Chrüsimüsi»-Gemisch anhören, aber mir gefällt’s. Die Zuhörerschaft wirkt nun wieder ein bisschen aktiver. Nichtsdestotrotz klafft zwischen Bühne und Fans der altbekannte Schweizer Sicherheitsabstand. Erst gegen Ende der Nucleust-Show wird dieser dann endlich verringert.

Incite

Incite legen los wie die Feuerwehr. Sofort wird klar, dass die bisher stärkste Truppe des heutigen Konzertabends das Zepter übernommen hat. Die Groove Thrasher aus den USA bringen die anwesenden Nackenmuskeln problemlos an deren Leidensgrenzen. Ausserdem dürfen sich die Amis am grössten Publikumsaufmarsch erfreuen. Auch an der Scheinwerfergeschichte gibt’s für einmal nix zu meckern. Incite reissen die Hütte regelrecht ab. Ein echtes Brett! Bei Sänger Richie Cavalera handelt es sich übrigens um den Stiefsohn von Max Cavalera. Metal liegt hier somit in der Familie. Die Band hat bisher vier Silberlinge veröffentlicht. Reinhören wird wärmstens empfohlen. Primär scheinen die Herrschaften jedoch für Live-Auftritte zu brennen. Dieses Feuerwerk muss ich mir zwingend wieder einmal gönnen.

Six Feet Under

Nun wird es höchste Zeit für den Headliner. Die Death/Groove-Metaller scheinen ebenfalls allergisch gegen intensive Lichtquellen zu sein. Sie verbergen sich lieber in der Dunkelheit. Einzig der markante, neongrün-leuchtende Six Feet Under-Schriftzug auf Jeff Hughell’s Bass ist deutlich zu sehen. Chef-Grunzer Chris Barnes braust nach den ersten Klängen von «Slaughtered As They Slept» von der rechten Seite auf die Bühne. Seine wilde Rasta-Mähne hat er heute unter einer Mütze versteckt. Ohne zu zögern brüllt er seinen bösartigen Kehlgesang ins Mikro. Der Typ kennt effektiv keine Gnade. Vor der Bühne fliegen munter Haare durch die Luft.

Kurz vor der zweiten Nummer – «Near Death Experience» – erspäht Chris irgendwo in der Menge einen Smartphone-Filmer. Dieser kriegt vom Meister dann umgehend den Mittelfinger gezeigt und darf sich eine kleine Schimpftirade anhören. Diese Worte verfehlen ihre Wirkung keinesfalls. Während der ganzen restlichen Show sind keine elektronischen Geräte mehr zu sehen. Auch ich lasse meine Kamera in der Tasche. Zwar würde ich sicherlich qualitativ solides Material hinbekommen, aber ich möchte ehrlichgesagt den gereizten Mister Barnes nicht provozieren. Sonst bricht er am Ende noch den gesamten Auftritt ab. Um seine Hippie-Allüren macht der Rastamann selten einen Hehl. Nach der Performance des zweiten Stücks schlüpft er aus seinen Latschen und knallt diese hinter die Bühne.

Musikalisch gibt’s eine Reise durch sämtliche zwölf Studioalben von Six Feet Under. Da kommt kaum ein Fan zu kurz. Das geniale «Feasting On The Blood Of The Insane» ist ebenfalls am Start. Die sogenannten Pig Screams von Chris gehen einem nach wie durch Mark und Bein. Schade, dass er auf dem aktuellsten Werk «Torment» komplett auf diese verzichtet hat. Zum Glück ist das Gegrunze des unangefochtenen Bandleaders bloss zu Show-Beginn zu leise eingestellt. Inzwischen klingt nämlich alles sauber.

«The Day The Dead Walked», «Seed Of Filth», «Human Target» – die Amis lassen keinen Nackenbrecher aus. Geredet wird zwischen den einzelnen Stücken praktisch nicht. Die groovige Todesmaschine läuft wie geschmiert. Der ganze Raum besteht nun ausschliesslich aus Headbangern. Trotzdem haben sich heute Abend sehr wenige nach Bülach verirrt. Aber dadurch erleben wir Six Feet Under in intimer Atmosphäre – was jetzt auch nicht gerade alltäglich ist. Zum Abschluss wird noch ein wenig in Chris’ Cannibal Corpse-Vergangenheit herumgewühlt. Deshalb knallen uns die Herren unter anderem die Hymne «Hammer Smashed Face» um die Lauscher.

Das Fanzit

Die besten Truppen des Abends waren eindeutig Infernal Tenebra, Incite und Six Feet Under. Befürchtungen über ein allenfalls kritisches funktionierendes Zeitmanagement wurden durch die Veranstalter nicht bestätigt. Diesbezüglich lief alles reibungslos ab. Luft nach oben gäbe es dagegen in den Bereichen Lichttechnik und Soundabmischung. Sollte man diese Dinge künftig in den Griff kriegen, könnte sich der WOOZ Club als neue Austragungsstätte für Metal-Konzerte möglicherweise durchaus etablieren.

Cheers

Dutti \m/

Setliste – Arcaine

  1. Phoenix Rise
  2. Born For Nothing
  3. Void
  4. Toxic Mankind
  5. Rebuild
  6. Dream Of Victory

Setliste – Infernal Tenebra

  1. Cross The Line
  2. Catharsis
  3. The Art Of Survival
  4. As Nations Fall
  5. The Seventh Seal
  6. Damage Control

Setliste – X-Tinxion

  1. Survivors Of Hell
  2. Severed From Heaven
  3. Genetic Sickness
  4. Uniformity
  5. The Divine
  6. One Foot In The Grave

Setliste – Nucleust

  1. Faith By The Sword
  2. Of King And Tree
  3. Quantum Umbrella
  4. Of Men And Tree
  5. Symphony Of Revenge

Setliste – Incite

  1. No Remorse
  2. Up In Hell
  3. False Flag
  4. Aftermath
  5. Oppression
  6. Stagnant
  7. Tyrannies End
  8. The Slaughter
  9. Army Of Darkness

Setliste – Six Feet Under

  1. Slaughtered As They Slept
  2. Near Death Experience
  3. Silent Violence
  4. Revenge Of The Zombie
  5. Feasting On The Blood Of The Insane
  6. The Day The Dead Walked
  7. Seed Of Filth
  8. Death Or Glory
  9. Amerika The Brutal
  10. My Hatred
  11. Deathklaat
  12. Ghosts Of The Undead
  13. Human Target
  14. Torn To The Bone
  15. Still Alive
  16. Beneath A Black Sky
  17. Stripped, Raped and Strangled (Cannibal Corpse-Cover)
  18. Decency Defied (Cannibal Corpse-Cover)
  19. Hammer Smashed Face (Cannibal Corpse-Cover)
  20. Born In A Casket (Cannibal Corpse-Cover)

Wie fandet ihr das Konzert?

01.01.2018
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Autor Bewertung: 7/10
 
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