Metalinside.ch - Betraying The Martyrs - Summer Breeze 2018 - Sa - Foto Friedemann
Di–Sa, 14.–18. August 2018

Summer Breeze 2018 – Arch Enemy, Orphaned Land, Behemoth, Powerwolf, Sepultura u.v.m.

Flugplatz SB (Dinkelsbühl, DE)
/ 10.09.2018

Summer Breeze Nummer 21 – es war uns ein Fest 

Verkatert wegen der letztjährigen Jubiläumssause? Nein, davon fehlte bei der Breeze-Crew jede Spur. Auch 2018 kamen die Besucher in den Genuss einer wundervollen Veranstaltung. Vieles – ja sogar beinahe alles – wurde richtig gemacht. Ich schenkte dieses Mal insbesondere den Nebenbühnen meine Aufmerksamkeit. Infos bezüglich brauchbaren Entdeckungen und sonstigen Vorfällen auf dem Dinkelsbühler Flugplatz entnehmt ihr dem nachfolgenden Festivalbericht. 

Dienstag, 14.08.2018 – Anreise und Lager-Errichtung

Meine Knochen haben Wacken mittlerweile verdaut, weshalb nun gerne das nächste Festivalabenteuer folgen darf. Zum dritten Mal in Folge ist das Summer Breeze Open Air (S:B:O:A) mein erklärtes Reiseziel. Im Dreieck zwischen Stuttgart, Nürnberg und München liegt die grosse Kreisstadt Dinkelsbühl. Und dort findet seit 2006 einmal im Jahr auf dem örtlichen Flugplatz eine laute, metallische Fete statt. Bevor das Gelände erobert wird, besammelt sich meine Gruppe traditionellerweise auf dem Edeka-Parkplatz. Ein paar letzte Einkäufe wollen schliesslich noch erledigt werden, ehe wir der Zivilisation für ein paar Tage den Rücken kehren und uns vollständig der puren «Metal-Madness» hingeben.

Mit vollgeladenen Karren düsen wir anschliessend zur Eingangsschleuse. Dieses Mal scheinen wir unsere Anreise hervorragend getimed zu haben, denn von angsteinflössenden Warteschlangen fehlt jede Spur. Die Security-Dame, welche unser Fahrzeug genaustens unter die Lupe nimmt, ist um ein paar Witzchen nicht verlegen. Schön zu sehen, dass die Breeze-Mitarbeiter gute Laune haben. Nichtsdestotrotz erledigen sie ihre Jobs allesamt seriös. So soll es sein. Sind alle mit Bändchen ausgestattet? Sehr gut, dann nix wie hinein ins Vergnügen.

Nach ein bisschen Herumgefahre enden wir schliesslich irgendwo auf Campingplatz «M». Ui, nicht gerade in der Nähe des Bühnengeländes. Da scheinen wohl ein paar Fussmärsche auf uns zuzukommen. Naja, das werden wir dann noch herausfinden. Immerhin direkt am Zaun und der Wald ist ebenfalls in unmittelbarer Nähe. Hier hat man sicherlich nachts seine Ruhe. Okay, der Zelt- und Pavillonaufbau kann beginnen. Das Wetter zeigt sich dabei schon einmal von seiner besten Seite. I like! Tja, ich bin wohl eindeutig ein Sommerkind.

Nach getaner Arbeit genehmigen wir uns gemütlich in unseren Campingstühlen sitzend einen ersten Hopfentrunk. Dolce Vita – wie man es kennt und liebt. Urplötzlich wird unsere Ruhe jedoch von ein paar Security-Leutchen gestört. Sie erklären uns ruhig und sachlich, dass in der Nähe unseres Lagers eine Rettungsgasse durchgehen soll. Aufgrund dessen müssen wir einen Teil unserer Zelte um ein paar Meter verschieben. Na dann, auf und ans Werk! Die ganze Geschichte ist zum Glück keine grosse Sache und am Ende sind alle Seiten zufrieden.

Den restlichen Abend verbringen wir mit gemütlichem Beisammensitzen, «Grillbieren» und auch einem kurzen Abstecher in die Partyzone, welche sich neben dem eigentlichen Bühnengelände befindet. Ein DJ hat sich auf der Ficken-Stage (ja, die heisst wirklich so) breit gemacht und beschallt uns mit Hymnen wie «Warriors Of The World United» (Manowar), «Twilight Of The Thunder God» (Amon Amarth), «Hearts On Fire» (HammerFall) oder «Destroy Everything» (Hatebreed). Allerdings schonen wir Stimmen und Kräfte noch ein wenig. Schliesslich müssen die Energiereserven ja für die kommenden Vollprogramm-Tage ausreichen. Deswegen kehren wir bald in unser Lager zurück und befinden uns bald schon auf dem Weg ins Land der Träume. 

Mittwoch, 15.08.2018 – T-Stage schwächelt bei der Soundqualität

Das heutige Aufwärmprogramm spielt sich ausschliesslich auf der Camel- und der T-Stage ab. Einer unserer Kumpels opfert sich und steht beim offiziellen Festival-Merchandise-Stand an, womit er zum Held des Tages wird. Die Warteschlange ist nämlich bereits zu dieser frühen Stunde gigantisch. Weshalb man die Standanzahl in diesem Bereich auch 2018 nicht erweitert hat, bleibt für mich ein Rätsel. Dem Rest der Gruppe sind die musikalischen Darbietungen allerdings wichtiger. Aufgrund dessen geht’s ab zum Ort des Geschehens und dem ersten Act unserer persönlichen Running Order.

Any Given Day

Die T-Stage wird auch in diesem Jahr wieder als Freiluftbühne geführt. Offenbar haben sich die Veranstalter endgültig vom Zelt verabschiedet. Any Given Day aus Gelsenkirchen testen die Boxen nun auf deren Stabilität aus. Wirklich sauber klingt die Mischung aus Metalcore und Djent leider noch nicht. Allerdings hat sich die T-Stage in Sachen Soundqualität bereits im vergangenen Jahr keinesfalls mit Ruhm bekleckert. Glücklicherweise hört sich die ganze Geschichte mit der Zeit ein bisschen besser an.

(Hüpf-)Stimmung ist jedenfalls ausreichend vorhanden. Das Publikum befindet sich ganz klar im Party-Modus. Viele Crowdsurfer bahnen sich einen Weg zur Bühnenfront und bringen die Grabenschlampen – wie die Securities hier liebevoll genannt werden – ins Schwitzen. Angeführt von Frontbiest Dennis Diehl hauen Any Given Day der Zuhörerschaft hauptsächlich Nummern der aktuellen Platte «Everlasting» um die Lauscher. Zum Abschluss beweisen die Jungs mit der Cover-Version des Rihanna-Tracks «Diamonds», dass ein typischer Radiogesülz-Song nach einer ordentlichen Metallisierung ja gar nicht einmal so schlecht klingen kann.

Setliste – Any Given Day

  1. Intro
  2. Endurance
  3. Coward King
  4. Never Say Die
  5. Levels
  6. Hold Back The Time
  7. Ignite The Light
  8. Arise
  9. Home Is Where The Heart Is
  10. Diamonds (Rihanna-Cover)

Monument

Weiter geht’s mit Iron Maiden auf der Camel-Stage. Huh? Bitte was?! Okay, okay, nicht ganz, aber es ist eindeutig nicht zu überhören, wer als Inspirationsquelle für das musikalische Schaffen von Monument figuriert. Gesanglich kommt Peter Ellis verflucht nahe an Bruce Dickinson heran. Fast schon unheimlich. Die Saitenköniginnen-Fraktion kann ebenfalls durchaus mit derjenigen der eisernen Jungfrauen mithalten. Deswegen bin ich in Sachen Beurteilung der 2011 gegründeten Truppe ein bisschen im Clinch. Soundtechnisch vermag das, was Quintett da so produziert, durchaus zu überzeugen. Gleichzeitig läuft aber ständig die Gefahr mit, dass die Truppe als simpler Iron Maiden-Abklatsch abgestempelt werden könnte. Jedoch ist ebenfalls zu beachten, dass die Eddie-Metaller wohl oder übel demnächst irgendwann in Rente gehen werden. Ab diesem Zeitpunkt wäre man dann wiederum über potenzielle Nachfolge-Bands, zu denen ich auch Monument zähle, überaus dankbar.

In Sachen Camel-Stage ist übrigens ein Novum zu erwähnen. Die Bühne hat in diesem Jahr ein fettes Dach erhalten, unter welchem man sich sowohl vor Sonnenstrahlen als auch vor Regen verstecken kann. Das Ding macht einen wirklich imposanten Eindruck. Es scheint mir zudem auch so, dass die Soundqualität besser daherkommt. Darauf werde ich bei den nächsten Konzerten allerdings nochmals genauer achten.

Setliste – Monument

  1. Hellhound
  2. Carry On
  3. The Chalice
  4. Wheels Of Steel
  5. Olympus
  6. Imhotep
  7. Attila
  8. Lionheart

The Night Flight Orchestra

Freunde des vielseitigen, metallischen Musikgeschmacks kommen beim heutigen Programm definitiv auf ihre Kosten. Von Sharlee D’Angelo (Arch Enemy) und Björn Strid (Soilwork) kennt der geneigte Fan primär die harten Klänge. Doch die beiden Herren können auch anders. Mit ihrem neuen Projekt – The Night Flight Orchestra – haben sie sich dem Classic Rock verschrieben und nehmen uns mit auf eine Reise zurück zu den 70ern und 80ern. Björn trägt einen violetten Anzug und Kollege Sharlee setzt auf einen weissen Farbton. Damit könnten die beiden eigentlich auch in einem Remake der erfolgreichen Serie «Miami Vice» mitwirken. Zum Nachtflug-Orchester gehören übrigens auch zwei als Stewardessen verkleidete Background-Sängerinnen.

Diese Melodien passen hervorragend zu einem gemütlichen und entspannenden Nachmittag. Mit «Sometimes The World Ain’t Enough» hat die Kapelle erst kürzlich ihren vierten Silberling veröffentlicht. Wer auf einen Mix aus «Adult Oriented Rock» (AOR), Disco und Rock steht, sollte sich diese Angelegenheit definitiv einmal zu Gemüte führen. Mit einer Spielzeit von 45 Minuten reicht’s beim heutigen Breeze-Gastspiel leider bloss für einen Kurzstreckenflug. Das wird auf der kommenden Tour im Winter dieses Jahres sicherlich anders aussehen. Kleine Randnotiz: Am 08. Dezember würde das Orchester übrigens im Zürcher Dynamo zwischenlanden.

Setliste – The Night Flight Orchestra

  1. This Time
  2. Turn To Miami
  3. Living For The Nighttime
  4. Sometimes The World Ain’t Enough
  5. Something Mysterious
  6. Gemini
  7. Lovers In The Rain
  8. Paralyzed

Deathrite

Die Todesmetaller Deathrite aus Dresden lassen danach die Dampfwalze auf das Camel-Stage-Publikum los. Holla die Waldfee, das scheppert aber ordentlich im Gebälk! Ausgezeichnetes Fitnessprogramm für die anwesenden Nackenmuckis. Schreihals Tony wirkt bei seinen Ansprachen aus mir unerklärlichen Gründen ziemlich unmotiviert. Das ist jedoch der einzige negative Aspekt eines ansonsten grundsoliden Auftritts. Bei den Moshpits vor der Bühne wird jedenfalls eine grosszügige Ladung Staub aufgewirbelt. Also, Kauleiste und Nase mittels Tuch bedecken und mitmischen.

Setliste – Deathrite

  1. When Nightmares Reign
  2. Appetite For Murder
  3. Determinate To Rot
  4. Breathing Doom
  5. Golden Age
  6. Devils Poison
  7. Bloodlust
  8. Obscure Shades
  9. Where Evil Arises

Auðn

Nach einer kleinen Pause und mit aufgefüllten Energietanks sind wir um 18.15 Uhr bei den Isländern Auðn wieder am Start. Passend zum dargebotenen Schwarzmetall verschwindet auch so langsam der hell leuchtende Feuerball vom Himmel. Bereits bei meiner ersten Begegnung mit der Band im Dezember des vergangenen Jahres war ich hellauf begeistert. Der atmosphärische Black Metal zieht einen jedes Mal aufs Neue in seinen Bann. Das Quintett setzt in ihren Stücken allerdings ab und an auch schnellere Passagen ein, zu denen man einfach die eigene Haarpracht fliegen lassen muss. Sänger Hjalti Sveinsson krächzt die hasserfüllten Zeilen der einzelnen Nummern ausschliesslich in seiner Landessprache ins Mikro. Das passt einfach perfekt zum Sound des Fünfers.

Die Nordmänner treiben seit 2010 ihr Unwesen in der metallischen Welt. Mit «Auðn» und «Farvegir Fyrndar» wurden bisher zwei Studioalben veröffentlicht. Ich bin davon überzeugt, dass die Isländer den Status des Geheimtipps bald einmal ablegen können. Eines Tages werden sie sicherlich zu den ganz grossen Namen des Genres zählen – merkt euch meine Worte.

Setliste – Auðn

  1. Þjáning Heillar Þjóðar
  2. Lífvana Jörð
  3. Feigð
  4. Landvættur
  5. Haldreipi Hugans
  6. Prísund
  7. Í Hálmstráið Held
  8. Veröld Hulin
  9. Unnamed Song

Kataklysm

Auf der T-Stage bereitet sich derweil die nächste Zerstörungsmaschine auf ihren Einsatz vor: Kataklysm. Schmerzende Wirbel in der Nackengegend sind nach Auftritten der kanadischen Melodic Death Metaller oftmals keine Seltenheit. Seit Anfang Juni ist das neue Album «Meditations» erhältlich. Zugegebenermassen bin ich aber nicht unglücklich, dass mit «Narcissist» und «Outsider» lediglich zwei Tracks des neusten Werks den Weg in die heutige Setliste finden. Wirklich warm werde ich mit dem Ding nämlich nicht. Halten wir uns lieber an altbewährte Klassiker wie «As I Slither» oder «In Shadows & Dust». Leider wollen jedoch auch diese Kracher nicht wirklich zünden. Das liegt allerdings nicht an der Band, sondern an der katastrophalen T-Stage-Abmischung. Dieser Brei macht keine Gehörgänge glücklich.

Sänger Maurizio Iacono ist ein freches Kerlchen. Urplötzlich haut er die Aussage raus, dass er sich hier wie an einem Justin Bieber-Konzert fühle. Da sei zu wenig Bewegung in den Publikumsreihen. Dieser Weckruf hat gesessen. Jetzt brausen die Crowdsurfer unermüdlich heran. Die Securities haben sprichwörtlich alle Hände voll zu tun. Maurizio der Schelm kann sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Im Oktober und November gehen die Katalysatoren gemeinsam mit Hypocrisy und The Spirit auf Europarundreise. Ein Boxenstopp im legendären Schweizer Metal-Tempel Z7 ist ebenfalls vorgesehen. Ich weiss jetzt schon, dass wir uns an diesem Abend bezüglich der Soundqualität keine Sorgen machen müssen und die Kanadier dann gnadenlos aus allen Rohren feuern werden.

Setliste – Kataklysm

  1. Like Angels Weeping (The Dark)
  2. Narcissist
  3. As I Slither
  4. Outsider
  5. At The Edge Of The World
  6. In Shadows & Dust
  7. Crippled & Broken
  8. The Black Sheep
  9. The World Is A Dying Insect

RAM

Bei den schwedischen Schwermetallern von RAM nimmt mein Kiefer durchgehend Kontakt zum Boden auf. Was für ein Brett! Überragend, wie der Fünfer aus Göteborg die kleine Camel-Stage zum Beben bringt. Das ist Heavy Metal in Reinkultur – ohne irgendwelchen unnötigen Schnickschnack. Jeder Riff der Herren Harry Granroth und Martin Jonsson sitzt. Zudem katapultiert einen Oscar Carlquists Stimme einen direkt zurück in die 80er – in eine Zeit, in welcher sich der Heavy Metal auf einem absoluten Höhepunkt befand. Die Jungs geben bei Tracks wie «Gulag» richtig Gas.

RAM sind zweifelsohne bisher DIE Entdeckung des Tages. Sollte sich heute noch irgendwann die Möglichkeit ergeben, um durch den Markt zu schlendern, muss da definitiv mindestens ein T-Shirt oder eine CD her. Material dürfte genügend vorhanden sein, denn die Schweden haben bisher fünf Studioalben veröffentlicht. Ich sehe schon zahlreiche Euronen aus meiner Geldbörse fliegen, aber solche Shopping-Trips gehören am Summer Breeze einfach dazu.

Setliste – RAM

  1. Return Of The Iron Tyrant
  2. Eyes Of The Night
  3. Flame Of The Tyrants
  4. Awakening The Chimaera
  5. Gulag
  6. On Wings Of No Return
  7. The Usurper
  8. Incinerating Storms
  9. Infuriator

Sepultura

Sepultura do Brasil! Das hat mit Samba herzlich wenig zu tun, sondern bedeutet einen wuchtigen Mix aus Thrash und Groove Metal. Ich habe die Truppe schon diverse Male live bestaunen dürfen. Bisher ist der Funke allerdings nie so wirklich herübergesprungen. Mal schauen, was das Quartett während ihres heutigen Primetime-Slots alles anstellt.

Im Hintergrund prangert ein gigantisches «Machine Messiah»-Backdrop. Das aktuellste Eisen aus der brasilianischen Schmiede ist mit vier Songs auch am prominentesten in der Setliste vertreten. Gleich zu Beginn von «I Am The Enemy» brüllt Derrick Green – der Amerikaner in Diensten der Gräber – mit gewohnter Aggressivität ins Mikro. Auf die ewige Cavalera-Debatte, welche sich wohl für immer um die Bandhistorie ranken wird – möchte ich an dieser Stelle gar nicht gross eingehen. Ein Fun-Fact muss aber trotzdem sein: Der gute Derrick ist inzwischen seit 20 Jahren für Sepultura tätig. Max Cavalera kam zu seiner Zeit lediglich auf 12 Jahre. Doch die Truppe darf definitiv nicht ausschliesslich auf ihren Fronter reduziert werden. Die Herren Paulo Jr. und Andreas Kisser verstehen es bestens mit ihren Saiteninstrumenten umzugehen. An Erfahrung mangelt es den beiden sicherlich nicht. Das könnte man höchstens dem Trommel-Jungspund Eloy Casagrande (Jahrgang 1991) unterstellen. Anlass dazu gibt’s allerdings nicht. Was diese fleischgewordene Drum-Maschine hier zeigt, ist verdammt beeindruckend.

Das Publikum ist von der engagierten Leistung der Band sichtlich angetan. Moshpits, Circle Pits und zahlreiche Crowdsurfer – eine lahme Masse sieht definitiv anders aus. Gegen Ende des Auftritts wühlen Sepultura dann nochmals ordentlich in ihrer Hit-Kiste. Hervorgekramt werden dabei unter anderem «Arise» oder «Ratamahatta». Bei letztgenanntem Stück darf Derrick gemeinsam mit Kumpel Eloy um die Wette trommeln. Das Ding mauserst sich langsam aber sicher immer mehr zu einem meiner Lieblingssongs. Das Finale dürfte ebenfalls niemanden überraschen: Es folgt ein letzter Abriss in Form des fulminanten «Roots Bloody Roots». Obrigado, Sepultura!

Setliste – Sepultura

  1. I Am The Enemy
  2. Phantom Self
  3. Kairos
  4. Territory
  5. Sworn Oath
  6. Against
  7. Choke
  8. Machine Messiah
  9. Desperate Cry
  10. Refuse/Resist
  11. Arise
  12. Ratamahatta
  13. Roots Bloody Roots

Warbringer

Thrash Metal ist Krieg! Doch wenn uns dieser von den Jungs von Warbringer serviert wird, stürzen wir uns natürlich sehr gerne in die Schlacht. Wer jetzt denkt, dass die neue Camel-Stage keinen Platz für eine Wall Of Death bietet, wird von den Kaliforniern umgehend eines Besseren belehrt. Da geht ordentlich die Post ab. Anhänger von Krach der Marke Exodus, Havok oder Demolition Hammer kommen bei diesen lauten 45 Minuten voll und ganz auf ihre Kosten. Als besonderes Sahnehäubchen gibt’s schliesslich noch eine Kostprobe des neuen Materials auf die Lauscher – nämlich in Form des Songs «Power Unsurpassed». Zweifelsohne eine Abriss-Show mit Wiederholungsbedarf.

Setliste – Warbringer

  1. Silhouettes
  2. Woe To The Vanquished
  3. Remain Violent
  4. Shellfire
  5. Power Unsurpassed
  6. Hunter-Seeker
  7. Living Weapon
  8. Living In A Whirlwind
  9. Combat Shock

Paradise Lost

Einen grossen Teil des Paradise Lost-Auftritts verbringe ich auf dem Klo respektive in der Warteschlange davor. Achtung: Damit ist nicht gemeint, dass die englischen Gothic Metaller Kack-Musik machen. Aber irgendwann müssen gewisse Bedürfnisse befriedigt werden. Dann könnten wir die Gelegenheit eigentlich auch beim Schopf packen und kurz über die sanitären Anlagen sprechen. Liebe Breeze-Crew, auf dem Bühnengelände hat sich die Situation mit den stillen Örtchen definitiv verbessert. Danke schon einmal dafür. Auf den Campingplätzen ist die Situation hingegen leider nach wie vor – und dafür gibt’s kein schöneres Wort – beschissen. Es ist mir effektiv ein Rätsel, welche Art von Fäkal-Partys gewisse Leute da in den TOI TOI-Kabinen jeweils veranstalten. Mir ist bewusst, dass ihr Personen, welche die Kinderstube im Eiltempo durchlaufen haben, nicht «nacherziehen» könnt. Nichtsdestotrotz hätte ich für 2019 zwei Wünsche: Mehr Kack-Kabinen auf dem Camping-Plätzen und – sofern möglich – eine Intensivierung der Reinigungsdurchläufe.

Aber nun zurück zu Paradise Lost. Dass in einem Bericht sie beinahe ausschliesslich von Klos die Rede ist, haben die Briten nämlich nicht verdient. Die düsteren Melodien passen selbstverständlich hervorragend zum mittlerweile vorherrschenden Nachthimmel. Nick Holmes ist in der Lage, sowohl mit den klar gesungenen Passagen klarzukommen als auch durch Mark und Bein gehende Growls einzusetzen. Hits wie «Erased» oder «Say Just Words» wecken die inzwischen etwas müde wirkende Zuhörerschaft phasenweise wieder aus ihrer Salzsäulenstarre. Trotzdem hat mir die Performance am Rockharz Open Air besser gefallen. Kombiniert mit dem Sonnenuntergang hatte der dortige Gig in Sachen Atmosphäre einfach nochmals etwas mehr zu bieten.

Setliste – Paradise Lost

  1. Intro
  2. No Hope In Sight
  3. Blood And Chaos
  4. Mouth
  5. From The Gallows
  6. Forever Failure
  7. Requiem
  8. The Longest Winter
  9. The Rise Of Denial
  10. Erased
  11. Shadowkings
  12. As I Die
  13. Say Just Words

Pillorian

Die amerikanischen Black Metaller Pillorian vermögen sogleich von Beginn weg zu überzeugen. An dieser Stelle sein ein Kompliment an die Veranstalter erwähnt. Sie schaffen es bei jeder Breeze-Ausgabe eine meistens sehr akzeptable Running Order zusammenzubasteln. So dürfen schwarzmetallische Kapellen oftmals in der Nacht spielen – was eigentlich immer der Fall sein sollte. Leider sind wir inzwischen zu sehr erschöpft und entschliessen uns nach ein paar Liedern zur Rückkehr in unser Lager. Die folgenden Tage werden schliesslich ebenfalls echte Marathonläufe. Zudem sind wir bereits am Baden in Blut-Festival in den Genuss einer gelungenen Pillorian-Show gekommen.

Setliste – Pillorian

  1. Archaen Divinity
  2. Devilry
  3. Forged Iron Crucible
  4. A Stygian Pyre
  5. The Vestige Of Thorns
  6. By The Light Of A Black Sun

Das Fanzit Mittwoch

Das war ganz klar ein starker Auftakt ins diesjährige S:B:O:A. Von den Bands her vermochten insbesondere Sepultura, RAM und Auðn zu überzeugen. Soundtechnisch hat die Kamelbühne der T-Stage eindeutig den Schneid abgekauft. Somit hiess es am Ende Sieg für den «Riot Of The Underground»-Event. Wettertechnisch gab’s ebenfalls nix zu bemängeln. Dank regelmässigen Besuchen der vorhandenen Wasserstellen stellte die Hitze überhaupt kein Problem dar.

Donnerstag, 16.08.2018 – Gute und böse Metal-Messe

Fotos Summer Breeze 2018 – Donnerstag (Friedemann)

Sirenia

Frühschicht mit den norwegischen Symphonic-Sirenen auf der Mainstage. Vor Ort treffe ich dann auch auf meinen Metalinside-Kollegen Friedemann. Er wird die schönsten und interessantesten Motive dieses Festivals mit seiner Kamera festhalten. Leider hat es für ihn auch in diesem Jahr nicht für einen Headliner-Pass gereicht, weshalb der gute Mann an den einzelnen Tagen jeweils schon frühzeitig Feierabend machen muss. Schade…, denn seine Arbeit ist – und davon könnt ihr euch nicht nur in diesem Bericht überzeugen – absolut sehenswert. Vielleicht müssen wir einmal mit eurer Unterstützung, liebe Leser, die Petition «Pro Friedemann für Headliner-Fotopass» ins Leben rufen.

Aber kommen wir nun wieder auf die musikalische Darbietung zu sprechen. Was den Job am Mikrofon anbelangt, haben Sirenia einen brutalen Frauenverschleiss. Darüber dürfte so mancher Macho auf diesem Planeten ziemlich neidisch sein. Seit 2016 ist Emmanuelle Zoldan das neue Aushängeschild der Truppe. Heute überzeugt allerdings nicht bloss ihre Stimme, sondern auch ihr hübsches Kleid. Während die Französin den einlullenden Sirenengesang übernimmt, kümmert sich Bandkopf und Klampfer Morten Veland um die Growls. Das dargebotene Bombast-Symphonic-Paket macht müde Metalheads problemlos munter. Songs wie «Goddess Of The Sea», «Dim Days Of Dolor» oder auch der Über-Hit «The Other Side» werden mit viel Elan vorgetragen. Sirenia sorgen damit für den optimalen Start in einen neuen Festivaltag. Meinetwegen hätte der Symphonic Metal im diesjährigen Line-Up ruhig noch ein bisschen stärker vertreten sein dürfen.

Setliste – Sirenia

  1. Intro – Seti
  2. Goddess Of The Sea
  3. Cold Caress
  4. Treasure ‘N‘ Treason
  5. Lost In Life
  6. The Funeral March
  7. Dim Days Of Dolor
  8. Meridian
  9. The End Of It All
  10. Ashes To Ashes
  11. Once My Light
  12. My Destiny Coming To Pass
  13. The Path To Decay
  14. My Mind’s Eye*
  15. The Other Side*

*Zugabe

Fotos Sirenia -Summer Breeze 2018 (Friedemann)

Pro-Pain

Nach einer kurzen Stärkung in Form eines leckeren Handbrots sind wir bereit für den nächsten Act auf der Mainstage. Am letztjährigen System mit der drehbaren Plattform wird übrigens festgehalten, sprich, während Band A spielt wird hinter der Bühne bereits seelenruhig alles für Band B aufgebaut und vorbereitet. Eine gelungene Sache, die auch in diesem Jahr bestens funktioniert.

Für die nächste Lärm-Dosis sorgt das groovige Quartett Pro-Pain aus New York. Wer bei Sirenia noch mit Tagträumereien beschäftigt war, wird spätestens jetzt bei diesem Mittags-Brett endgültig wachgerüttelt. Sehr überzeugend, was Gary Meskil (Bass/Gesang), Adam Phillips (Leadgitarre), Matt Sheridan (Rhythmusgitarre) und Jonas Sanders (Drums) in der brütenden Hitze abliefern. Glücklicherweise funktionieren meine Nackenmuskeln wieder einigermassen, andernfalls würden sie dieses beinharte Geknüpple wohl kaum überstehen. Die Amis dürfen mich nach dieser Dreiviertelstunde von nun an definitiv zu ihren Anhängern zählen.

Setliste – Pro-Pain

  1. Unrestrained
  2. 3 Minutes Of Hate
  3. Stand Tall
  4. Unamerican
  5. Neocon
  6. No Way Out
  7. Voice Of Rebellion
  8. Deathwish
  9. Fuck it
  10. Draw Blood
  11. Shape Of Things To Come
  12. Shine
  13. Make War Not Love

Malevolence

Damit hat sich das Abenteuer Main-Stage vorerst erledigt. Zurück zu den Nebenbühnen. Bevor der nächste Act ran darf, flimmern wieder einmal die Sicherheitshinweise des Festivals über den Bildschirm. Einige von uns kennen die Ansagen bereits auswendig. Logischerweise ist es sinnvoll, die Besucher an die Notausgänge etc. zu erinnern. Aber muss das effektiv vor JEDER Band passieren? Ich denke nicht. Könnte man in den kommenden Jahren gerne ein bisschen reduzieren.

Über eine Staubwarnung hat jedoch kein Mensch im Vorfeld des anstehenden Auftritts ein Wörtchen verloren. Glücklicherweise habe ich – wie auch schon in Wacken – mein Schutztuch dabei. Dadurch bleiben Nase und Mund einigermassen verschont. Der Fünfer aus Sheffield macht definitiv keine Gefangenen. Brachialer, brutaler Sound, der diverse Publikumsaktivitäten nach sich zieht. Die Engländer vereinen in ihrer Musik Groove Metal und Hardcore-Elemente. Trotz aller «Hau-drauf»-Parts bleibt zwischendurch trotzdem kurz Zeit für ein Geburtstagsständchen für ein Bandmitglied. Ein Wiedersehen mit diesen Jungs erachte ich als gar nicht einmal so unwahrscheinlich.

Setliste – Malevolence

  1. Serpents Chokehold
  2. Condemned To Misery
  3. Severed Ties
  4. Wasted Breath
  5. Trial By Fire
  6. Slave To Satisfaction
  7. In The Face Of Death
  8. Self Supremacy

Fotos Malevolence – Summer Breeze 2018 (Friedemann)

Forever Still

An die Alternative Metaller Forever Still aus der dänischen Hauptstadt Kopenhagen habe ich ehrlich gesagt zwiespältige Erinnerungen. Insbesondere das Gastspiel im Zürcher Komplex vom vergangenen März erhielt lediglich das Prädikat «mau». Aber mein lieber Herr Gesangsverein, was ist denn heute bitteschön mit dieser Truppe los? Der von Sängerin Maja Shining angeführte Vierer erwischt einen bombastischen Tag. Das attraktive Mädel singt sich regelrecht die Seele aus dem Leib. Wow! Egal, ob Balladen à la «Miss Madness» oder mitreissende Kracher der Kategorie «Scars» – es passt einfach alles. Die Dänen entpuppen sich als das bisherige Donnerstags-Highlight. Im Winter soll die neue Scheibe auf die Massen losgelassen werden. Sollte dieses genau so stark sein, wie der heutige Auftritt, dann kann die Truppe getrost in eine glorreiche Zukunft blicken.

Setliste – Forever Still

  1. Intro
  2. Fight!
  3. The Last Day
  4. Save Me
  5. Once Upon A Nightmare
  6. Scars
  7. Survive
  8. Miss Madness
  9. Rewind

Fotos Forever Still – Summer Breeze 2018 (Friedemann)

Exhorder

Der Nikolaus kommt dieses Jahr etwas früher. Zumindest weist Exhorder-Gitarrist Vinnie LaBella eine verdächtige Ähnlichkeit zum Geschenk-Lieferant vom Nordpol auf. Gemeinsam mit seinen vier Kumpels attackiert der Saitenhexer unsere Gehörgänge mit einer netten Ladung Oldschool-Thrash. Nach einer sechsjährigen Auszeit meldeten sich die Amis aus New Orleans 2017 zurück im Business. Angesichts der heutigen Leistung bin ich dankbar, dass sich die Herrschaften zu einer Rückkehr entschieden haben. Ihr wuchtiger Sound poliert einem – zumindest auf musikalischer Ebene – ganz schön die Kauleiste. Ausserdem scheint Kyle Thomas ein überaus sympathischer Fronter zu sein. Zumindest stellt er dies mit unterhaltsamen Sprüchen immer wieder unter Beweis. Bleibt zu hoffen, dass die nächste Pause des Fünfers ein Weilchen auf sich warten lässt.

Setliste – Exhorder

  1. Death In Vain
  2. Unforgiven
  3. Legions Of Death
  4. The Law
  5. (Cadence Of) The Dirge
  6. Slaughter In The Vatican
  7. Desecrator

Fotos Exhorder – Summer Breeze 2018 (Friedemann)

Stillbirth

Aufgepasst: Die brutalsten, tödlichsten Deathcore-Badehosen Deutschlands sind wieder unterwegs und werden in der nächsten halben Stunde eine Welle des Chaos’ über die Camel-Stage hereinbrechen lassen. Oha, offenbar machen die Jungs auf international, denn Bassist Dominik «Pumpa» König hält die Ansprachen ausschliesslich in englischer Sprache. Der deutsche Akzent ist allerdings nicht zu überhören und sorgt beim Publikum für einige Lacher. Dominik versucht ebenfalls verzweifelt sein Grinsen zurückzuhalten und einigermassen ernst zu bleiben.

Wie bitte, ernst? Aber wir sind doch bei einer Stillbirth-Show! Keine Angst, seriös sind die Jungs mit den giftgrünen Badeschlüpfern definitiv nicht. Für Stimmung im Publikum sorgen die Hagener jedoch allemal. Ausgelassene Circle Pits, bei welchen ein paar Zuhörer sogar nackt herumrennen, gehören zum Standardprogramm. Breakdowns und Slams werden frenetisch abgefeiert. Auch wenn es das ungeschulte Ohr nicht unbedingt hört, aber die Songs der Band haben tatsächlich auch Lyrics. Nichtsdestotrotz muss ich gestehen, dass dies aus Frontmann Lukas Swiacznys Gebrüll und Gequieke nicht unbedingt ganz deutlich hervorgeht. Anyway, wer dieser fetten Abriss-Part fernbleibt, ist definitiv selbst schuld. Acranius-Sänger Kevin Petersen wirkt bei einem Song als Gast mit. Seine Band werden wir dann am Samstag in Aktion erleben.

Setliste – Stillbirth

  1. Intro
  2. Open Up This Fucking Pit
  3. Endgame Is Near
  4. Global Error
  5. On The Edge Of Society
  6. Beating Pacifists
  7. Addicted To Abortion
  8. Brootal Party

Obscura

Da ich immer wieder in irgendwelche Gespräche verwickelt werde, bekomme ich vom Auftritt der progressiv angehauchten Technical Death Metaller Obscura leider nicht sonderlich viel mit. Mit dem kürzlich veröffentlichten Silberling «Diluvium» konnten die Jungs einige Erfolge verbuchen. Dazu zählen beispielsweise die erstmaligen Platzierungen in den Charts von Deutschland und der Schweiz. Um der Welt das neue Werk noch näherzubringen, folgt im Herbst eine ausgiebige Nordamerika-Tournee. Hoffentlich liegt im Anschluss ebenfalls ein Abstecher in unsere Gefilde drin, so dass ich doch noch die Chance erhalte, einen kompletten Obscura-Gig mitzuerleben. Das Songmaterial hört sich nämlich – zumindest in dem Teil, den ich richtig mitbekomme – äusserst interessant an.

Setliste – Obscura

  1. Ten Sepiroth
  2. Akróasis
  3. Mortification Of The Vulgar Sun
  4. The Anticosmic Overload
  5. Ode To The Sun
  6. Diluvium
  7. Centric Flow

Necrotted

Ein Sänger ist nicht genug? Kein Problem, Necrotted aus Abtsgmünd haben mit Fabian Fink und Pavlos Chatzistavridis gleich zwei Schreihälse in ihren Reihen. Gemeinsam mit ihren Kollegen Philipp Fink (Gitarre), Johannes Wolf (Gitarre), Koray Saglam (Bass) und Markus Braun (Drums) testen sie die Camel-Stage auf deren Stabilität aus. Aus den Boxen kommen verdammt brachiale Töne. Trotz aller Mosherei empfiehlt es sich stets aufmerksam zu bleiben, denn bei einem Song schmeissen die Jungs plötzlich Merchandise-Artikel ins Publikum. Coole Aktion. Nach dieser Salve von Nackenbrecher-Songs wäre ich einer persönlichen Masseurin definitiv nicht abgeneigt. Freiwillige Mädels bitte vortreten!

Setliste – Necrotted

  1. Worldwide
  2. No War But Class War
  3. Rebuild And Revive
  4. Unity Front
  5. Assimilation
  6. Vile Vermin
  7. Hunt Down The Crown
  8. Confiscation Day

The Black Dahlia Murder

Der nächste T-Stage Act Bedarf eigentlich keiner grossen Vorstellung. Die Amis von The Black Dahlia Murder sind seit 17 Jahren im Business tätig und die begeistern die Massen immer wieder mit genialem Melodic Death Metal-Kino. Die heutige Vorführung ist jedoch unglücklicherweise alles andere als oscarreif. Dafür ist leider abermals die mühselige Soundqualität auf der T-Stage verantwortlich. Sänger Trevor Strnad kann noch so energiegeladen durch die Gegend flitzen; es nützt alles nix. Vielleicht wird’s ja mit der Zeit etwas besser? Nö, der werte Herr Tontechniker scheint für unsere in Bezug auf unsere in Gedanken gesprochenen Stossgebete taub zu sein. Enttäuscht trotten wir schliesslich wieder hinüber zur Kamel-Bühne.

Setliste – The Black Dahlia Murder

  1. Widowmaker
  2. Of God And Serpent, Of Spectre And Snake
  3. Nightbringers
  4. As Good As Dead
  5. Kings Of The Nightworld
  6. What A Horrible Night To Have A Curse
  7. On Stirring Seas Of Salted Blood
  8. Everything Went Black
  9. Statutory Ape
  10. Deathmask Divine

Baest

Bahnt sich da etwa die nächste Sensation an? Die jungen, dänischen Todesmetaller von Baest hauen uns von Beginn weg komplett aus den Socken. Alter Däne, welch ein Abriss! Jetzt kann ich absolut verstehen, weshalb das Breeze-Team die 2015 gegründete Band im Vorfeld des Festivals als sackstarke Neuentdeckung angepriesen hat. Das Quintett geht mit extrem viel Spielfreude ans Werk. Insbesondere Saitenhexer Lasse Revsbech sichert sich schon nach wenigen Minuten den Titel des Grimassen-Königs. Zudem streckt er uns immer wieder frech seine Zunge entgegen. Derweil verspricht uns Sänger Simon Olsen, dass wir dieses Konzert nicht überleben werden. Hmm, doof… meine persönliche Running Order lässt eigentlich keinen frühzeitigen Todesfall zu. Durchhalten Dutti, du schaffst das! Dass am Ende diverse «10 more songs»-Zugabe-Rufe folgen, unterstreicht die grandiose Leistung von Baest nochmals zusätzlich. Glücklicherweise befindet sich der Band-Merchandise-Stand unmittelbar neben der Camel-Stage. Ein CD-Kauf ist absolut Pflicht.

Setliste – Baest

  1. Hecatomb
  2. Wormlord
  3. Marie (Magdalene)
  4. Vortex
  5. Crosswhore
  6. Ego Te Absolvo

Behemoth

Messe zum Ersten – die satanische und böse Variante. Seth, Orion und Inferno nehmen schon einmal ihre Positionen ein. Doch einer fehlt noch: Der Meister himself. Lange lässt er allerdings nicht auf sich warten. Mit zwei Mini-Fackeln in den Händen bahnt sich Nergal einen Weg zur Bühnenmitte. Der Spannungsaufbau fällt den Polen offenbar besonders leicht. Schliesslich kommt die – und so viel sei schon einmal vorweggenommen – beste Show des diesjährigen S:B:O:A mit «Ov Fire And The Void» so richtig ins Rollen. Hochmotiviert reckt das Publikum die Fäuste in die Luft, nur um dann rechtzeitig zu Infernos Blastbeat-Geballer wieder in den Headbanger-Modus zu verfallen. Jedoch scheint dies lediglich das Aufwärmprogramm zu sein. Mit dem darauffolgenden «Demigod» geht’s dann richtig zur Sache. Die Polen geizen definitiv nicht mit Pyroeffekten. Da wird’s jedem Flammenliebhaber sofort warm ums Herz. Und wenn selbst die eingesetzten Rauchsäulen die Form eines Petruskreuzes aufweisen, kann in Sachen Teufelsbeschwörung eigentlich nix mehr schiefgehen. In diesem Sinne: «Hail Satan!».

In Wacken habe ich Behemoth aufgrund von diversen kleineren Bands sausen lassen. Nun bin ich froh, dass ich dieses sagenhafte Spektakel am Breeze doch noch erleben darf. Nergal mag zwar mit seinem Corpsepaint-Gesicht einen furchteinflössenden Eindruck machen, aber irgendwie wirkt er trotzdem hervorragend gut gelaunt. Der Bandleader wird nicht müde, die Massen zu motivieren. «How does it feel to be alive, Summer Breeze?». Diese Frage könnte man dem werten Herrn eigentlich gleich selbst stellen. 2010 wurde bekannt, dass der Fronter an Leukämie erkrankt sei. Dank einer Stammzellentransplantation konnte Nergal seine Krankheit jedoch erfolgreich bekämpfen. Wir sind zweifelsohne dankbar, dass diese Geschichte gut ausgegangen ist. Adam Michał Darski, wie der Behemoth-Boss mit bürgerlichem Namen heisst, scheint seine «zweite Chance» wirklich zu schätzen und zu geniessen.

Anfang Oktober dieses Jahres wird das neuste Teufelswerk «I Loved You At Your Darkest» via Nuclear Blast erscheinen. Die Fans kommen allerdings bereits bei der heutigen Show mit «God = Dog» und «Wolves Ov Siberia» in den Genuss zweier Hörproben. Für den letzten Auftritts-Block setzten die polnischen Black/Death Metaller dann wieder auf altbewährte Hymnen. Tja, lieber Erzengel Gabriel, da kannst du noch so laut herumtrompeten, die heutige Schlacht wird eindeutig durch das Heer des Bösen gewonnen. Vor dem Konzert habe ich einem Kollegen noch erzählt, dass ich «Slaves Shall Serve» eigentlich gerne wieder einmal hören würde. Nun wird mir dieser Wunsch sogar erfüllt. Ein gnadenloser Kracher! Vor dem grossen Finale wird dann noch Nergals Mikrofonständer in Brand gesteckt. Danach beenden Behemoth ihre absolut überzeugende Darbietung mit dem epischen «O Father O Satan O Sun!» und lassen ein total fasziniertes Publikum zurück.

Setliste – Behemoth

  1. Ov Fire And The Void
  2. Demigod
  3. Ora Pro Nobis Lucifer
  4. Conquer All
  5. God = Dog
  6. Messe Noire
  7. Alas, Lord Is Upon Me
  8. Wolves Ov Siberia
  9. Blow Your Trumpets Gabriel
  10. Decade Of Therion
  11. At The Left Hand Ov God
  12. Slaves Shall Serve
  13. Chant For Eschaton 2000
  14. O Father O Satan O Sun!

Powerwolf

Messe zum Zweiten – die einzig wahre in der Metal-Szene. Wer dafür verantwortlich ist? Natürlich das Saarbrückener Wolfsrudel rund um den charismatischen Frontmann Attila Dorn. Meine Fresse, das Hauptbühnenareal ist rappelvoll. Lustigerweise kann nicht immer eindeutig bestimmt werden, ob die geschminkten Gesichter in den Publikumsreihen jetzt zu Behemoth oder Powerwolf gehören. Nach diesem grandiosen Auftritt der Polen zuvor können die Wölfe eigentlich nur verlieren, oder? Lassen wir uns überraschen.

Nach dem Intro «Lupus Daemonis» wird gemäss Standardprozedere «Blessed & Possessed» ins Rennen geschickt. Band und Publikum sind sofort auf Betriebstemperatur. Nergal und Co. scheinen noch einen Pyrorestbestand übriggelassen zu haben. Dieser wird nun allerdings von Powerwolf endgültig verbraucht. Bisher habe ich an diesem S:B:O:A ja primär die Soundqualität der Camel-Stage gelobt, aber eigentlich hätte diesbezüglich auch die Mainstage etliche Komplimente verdient. Ein echter Hörgenuss.

Der bestens gelaunte Frontmann und Alphawolf Attila mimt wieder einmal den Alleinunterhalter. Da werden Sprüche in einer unheimlichen Kadenz rausgehauen. Bestes Lachmuskel-Training. Strenggenommen kann man diese Witzeleien eigentlich gar nicht alle mit derselben Wirkung nacherzählen. Das muss man einfach live erlebt haben. Wölfische Comedy! Trotz aller Spässchen läuft das Ganze allerdings nie Gefahr, zu einer Blödel-Veranstaltung zu verkommen. Einige meiner Kumpels empfinden es als äusserst unterhaltsam, dass ich Herrn Dorn so gut imitieren kann – zumindest, was die mit osteuropäischem Akzent gesprochenen Ansagen betrifft. Den Gesang überlasse ich dann doch lieber dem Meister selbst.

Powerwolf sind ebenfalls mit einer neuen Scheibe am Start. «The Sacrament Of Sin» heisst das Werk, welches in der Setliste bereits seine Spuren hinterlassen hat. Bezüglich «Demons Are A Girl’s Best Friend» gehe ich mit Metalinside-Kollege Kaufi einig. Das ist wahrscheinlich einer der besten Hymnen, welche das Quintett jemals geschrieben hat. Live kommt sie nochmals ein Spürchen stärker rüber als ab Konserve. Attila selbst scheint ebenfalls ein grosser Anhänger des neuen Songs zu sein. Beim obligaten Einsing-Part vor «Armata Strigoi» summt er beim ersten Mal prompt die «Demons»-Melodie. Glücklicherweise macht ihn Orgelmann Falk Maria Schlegel umgehend auf diesen kleinen Fauxpas aufmerksam. Die Antwort des Frontmanns: «Ah übrigens, ich hab’ mich vertan. Den Song hatten wir ja schon. Ich bin doof im Kopf». Der Wikinger-Jubel der isländischen Fussballnationalmannschaft kommt ebenfalls noch zum Zuge. Anstatt «Hu!» werden wir jedoch gebeten «Blut!» zu schreien. Bei einem anderen neuen Stück – «Fire And Forgive» – mutiert Mister Dorn dann kurzzeitig zu Till Lindemann. Allerdings wirken Attilas Flammenwerfer im Vergleich zu den Geräten, die der Rammstein-Frontmann jeweils auf die Bühne schleppt, geradezu niedlich.

Die restliche Session ist dann nochmals mit einer ordentlichen Hit-Ladung gespickt. Beendet wird die Messe obligatorisch mit «Lupus Dei», welches sich langsam immer mehr zu einem meiner Powerwolf-Favoriten mausert. Diesen Segen empfängt das Wolfsrudel vor der Bühne nur allzu gerne. Der von Attila geforderte Rückwärts-Circle Pit wird anschliessend rigoros in die Tat umgesetzt. Die Wölfe mögen ja inzwischen – ähnlich wie Sabaton – viele Hater haben. Nichtsdestotrotz sind ihre Shows einfach jedes Mal hervorragend besucht. Irgendetwas scheinen die Herrschaften also richtig zu machen. Denn – Spoiler-Alert! – mehr Besucher als heute Abend wird das Hauptbühnengelände in diesem Jahr nicht mehr zu Gesicht bekommen. In diesem Sinne: Vielen Dankeschön, Powerwolf. Ich bin immer gerne ein Mitglied eures Rudels.

Setliste – Powerwolf

  1. Intro – Lupus Daemonis
  2. Blessed & Possessed
  3. Army Of The Night
  4. Incense & Iron
  5. Amen & Attack
  6. Demons Are a Girl’s Best Friend
  7. Dead Boys Don’t Cry
  8. Armata Strigoi
  9. Let There Be Night
  10. All We Need Is Blood
  11. Fire And Forgive
  12. Werewolves Of Armenia
  13. Resurrection By Erection
  14. Sanctified With Dynamite
  15. We Drink Your Blood
  16. Lupus Dei
  17. Outro – Wolves Against The World

Das Fanzit Donnerstag

Über die Höhepunkte des heutigen Tages braucht man gar nicht zu diskutieren. Die beiden Messen von Behemoth und Powerwolf entpuppten sich als pure Live-Spektakel. In der Endabrechnung waren die Polen zugegebenermassen ein Spürchen stärker. Diese Darbietung hat uns schlichtweg weggepustet. Auf der Camel-Stage konnten Forever Still und Baest grossartig aufspielen. Gewurmt hat mich schliesslich nur die Tatsache, dass meine Energie nicht mehr reichte, um der Zerstörungs-Show der Panzerdivision Marduk beizuwohnen.

Weitere Fotos vom Donnerstag – Alestorm, Backyard Babies, Eskimo Callboy, Nervosa, Orden Ogan, Pallbearer, Schandmaul (Friedemann)

Freitag, 17.08.2018 – Es wird kurzzeitig nass

Fotos Summer Breeze 2018 – Freitag

Goatwhore

Den freundlichsten Eindruck machen die vier männlichen Ziegenhuren mit ihren mit Nieten übersäten Armen ja nicht gerade. Soundmässig ist die ganze Geschichte jedoch ein mächtiges Brett. Nackenmucki-Frühsport am Summer Breeze – exakt so muss das sein! Erleben wir heute etwa eine nicht herumzickende T-Stage? Die harten Goatwhore-Klänge kommen bisher zumindest klar und deutlich aus den Boxen. Frontmann L. Ben Falgoust II verfügt über eine beeindruckende Mähne. Kein Wunder also, dass der gute Mann ab und an den Ventilator raushängen lässt.

Trotz unchristlicher Uhrzeit kommt das Gemisch von Black, Thrash und Death Metal bei der Zuhörerschaft gut an. Die Amis werden nach der Show wohl von einer gelungenen S:B:O:A-Premiere sprechen können. Der Charmebolzen der Band ist übrigens Gitarrist Sammy Pierre Duet, der uns immer wieder als «Assholes» bezeichnet. So funktionieren Liebeserklärungen offenbar im Ziegenhuren-Universum. Definitiv eine empfehlenswerte Truppe.

Setliste – Goatwhore

  1. In Deathless Tradition
  2. Chaos Arcane
  3. Alchemy Of The Black Sun Cult
  4. Under The Flesh, Into The Soul
  5. Vengeful Ascension
  6. Baring Teeth For Revolt
  7. Mankind Will Have No Mercy
  8. Cold Earth Consumed In Dying Flesh
  9. Collapse In Eternal Worth
  10. Apocalyptic Havoc
  11. FBS

Seasons In Black

Wer nach dem obligaten Weisswurst-Frühstück seine persönliche Bayern-Überdosis noch nicht erreicht hat, tu dies nun eventuell beim Auftritt von Seasons In Black. Genau wie Goathwhore ist auch diese Kapelle zum ersten Mal auf dem Flugplatz Dinkelsbühl zu Gast – und dies trotz 22-jähriger Karriere. Basser Luck und Tastenklimperer Maxx teilen sich jeweils die Gesangsarbeit. Zu hören gibt’s einen Mix aus Gothic und Melodic Death Metal. Wirklich berauschend ist das Dargebotene allerdings nicht.

Setliste – Seasons In Black

  1. Apocalyptic Army
  2. Dying 4
  3. Hiroshima Sun
  4. Swansong
  5. Borderline
  6. Look Toward The Sky
  7. Bloody Tears

Toxic Holocaust

Auf der T-Stage wird heute eigentlich den ganzen lieben langen Tag lang munter drauf los geknüppelt. Da sind auch die nun aufspielenden Toxic Holocaust keine Ausnahme. Angeführt von Blondschopf Joel Grind lassen die Amis ein fulminantes Thrash-Feuerwerk vom Stapel, welches sich ohne Schwierigkeiten mit Grössen wie Sodom oder Slayer messen kann. Zudem ist bei gewissen Tracks ebenfalls ein Stückchen Venom herauszuhören. Die Energie wird vom Publikum regelrecht aufgesogen. Zum Dank folgen ein paar wilde Circle Pits. Dass sich in der Auftrittshälfte ein paar Wolken vor die Sonne schieben, stört hier keine Sau. Im Gegenteil, diese schattige Phase wird freudig begrüsst. So kann man diesen Toxic Holocaust-Abriss gleich noch ein bisschen mehr geniessen. Bang your head!

Setliste – Toxic Holocaust

  1. War Is Hell
  2. Wild Dogs
  3. In The Name Of Science
  4. Gravelord
  5. Acid Fuzz
  6. Reaper’s Grave
  7. Awaken The Serpent
  8. Death Brings Death
  9. MKUltra
  10. The Lord Of The Wasteland
  11. Silence
  12. Nuke The Cross
  13. Bitch

SpitFire

Feine Geste der Breeze-Crew. SpitFire aus München mussten ihren letztjährigen Gig aufgrund eines groben Unwetters leider absagen. Tja, dann heisst das Motto eben: Neues Jahr, neues Glück. Dieses Mal scheinen Thor und Zeus den selbsternannten Königen des Rock ‘N’ Roll wohlgesonnen zu sein. Aber Auweia, die Soundqualität ist ja ein Totalausfall! Dieser Brei sorgt eigentlich bloss für Schmerzen in den Gehörmuscheln. Glücklicherweise wird das Ganze nach den ersten paar Tracks immerhin ein bisschen besser. Elvis (oder wem auch immer) sei Dank!

Sowohl Klamottentechnisch als auch in Sachen Coolness-Faktor strahlt das Trio die pure Rockattitüde aus. Das gilt insbesondere für Frontmann Dick Dropkick. Der Kerl hätte damals in «Grease» neben John Travolta sicherlich eine gute Figur gemacht. Wegen Songs wie «Desperado» und «Burn In Hell» werden dann doch gewisse Teile des Publikums bewegungsfreudig. SpitFire möchte ich mir definitiv irgendwann wieder einmal zu Gemüte führen – dann aber bitte ohne irgendwelche Tonprobleme.

Setliste – SpitFire

  1. Hell & High Water
  2. Devil’s Dance
  3. City Of The Sinners
  4. Desperado
  5. Take Me Home
  6. Burn In Hell
  7. Kings Of Rock ‘N’ Roll

Fotos SpitFire – Summer Breeze 2018 (Friedemann)

Misery Index

Bisher hat’s auf der T-Stage ja schon ordentlich gekracht. Dies wird sich auch mit der nächsten Band nicht ändern. Adam Jarvis lässt ein regelrechtes Doublebass-Gewitter auf die Meute los. Gemeinsam mit seinen drei Kollegen Darin Morris (Gitarre), Mark Kloeppel (Gitarre/Gesang) und Jason Netherton (Bass/Gesang) bildet er die Truppe Misery Index. Bei diesem Vollgas-Abriss kommen Mähnenschüttler und Anhänger von Dying Fetus oder Aborted voll und ganz auf ihre Kosten. Die todesmetallischen Melodien der Amis gehen ganz schön in den Nacken. Mit einer solchen Leistung wird man nach neunjähriger Breeze-Abwesenheit definitiv wieder zum Gesprächsthema.

Setliste – Misery Index

  1. Embracing Extinction
  2. The Carrion Call
  3. The Great Depression
  4. Ruling Class Cancelled
  5. Ghosts Of Catalonia
  6. I Disavow
  7. Conjuring The Cull
  8. The Seventh Cavalry
  9. The Spectator
  10. Traitors

Ancst

Die nächsten Akteure wagen sich an eine gewagte Mischung heran: Black Metal trifft auf Hardcore. Aber darf man das? Eine gewisse Grundskepsis meinerseits ist durchaus vorhanden. Doch sämtliche Zweifel werden bereits nach den ersten paar Augenblicken zerschlagen. Das zuvor kritisch beäugte Gemisch funktioniert. Zudem gehen die Berliner mit überaus viel Engagement ans Werk. Frontmann Tom Schmidt hampelt ganz im Stile von Napalm Death-Brüller Barney Greenway auf der Bühne herum. Ein weiterer Augenschmaus ist das schwarzmetallisch angehauchte Logo der Band, welches das Backdrop ziert. Das würde sicherlich auch auf T-Shirts eine gute Figur machen. Da müssen wir wohl einen nächsten Abstecher an den Merchandise-Stand einkalkulieren.

Zu hören gibt’s’ Material der drei bisher veröffentlichten Studioalben «Ghosts Of The Timeless Void», «Moloch» und «In Turmoil». Ancst sind richtige Arbeitstiere und haben seit ihrer Gründung vor sieben Jahren neben den soeben genannten Werken auch etliche EP’s und Splits herausgebracht. Für Sammler dürfte also genügend Material vorhanden sein.

Setliste – Ancst

  1. Moloch
  2. Patterns And Dreamers
  3. Turning Point
  4. Republic Of Hatred
  5. Devouring Glass
  6. Circles
  7. Seasons Of Separation
  8. Broken Oath
  9. Unmasking The Imposters
  10. Entropie

Night In Gales

Wir bleiben der Camel-Stage treu und stehen pünktlich zum Gig von Night In Gales wieder an unserem Stammplatz links vorne. Später beim Verfassen dieses Festivalberichts wird mein Zukunfts-Ich lediglich das Wörtchen «geil» unter den Notizen zu diesem Auftritt finden. Woran das liegt? Tja, ich bin schlichtweg die ganze Zeit mit Kopfschütteln und anderen Feierlichkeiten beschäftigt. Was das deutsche Quintett hier abliefert, ist definitiv nicht von schlechten Eltern. Die Hochburgen des Melodic Death Metal mögen zwar tendenziell eher in Schweden und Finnland liegen, aber Sänger Christian Müller und seine Kollegen brauchen sich wirklich nicht vor dieser skandinavischen Konkurrenz zu verstecken. Die im Februar dieses Jahres veröffentlichte Platte «The Last Sunsets» wurde von den Kritikern intensiv gefeiert und dominiert auch die heutige Setliste. Gegen ein baldiges Gastspiel auf Schweizer Boden hätte ich überhaupt nix einzuwenden.

Setliste – Night In Gales

  1. Intro – The Passing
  2. Sylphlike
  3. The Spears Within
  4. Razor
  5. Architects Of Tyranny
  6. The Last Sunsets
  7. Autumn Water
  8. The Mortal Soul
  9. The Abyss

Dying Fetus

Der sterbende Fötus steht für Krach und Brutalität – daran kann selbst ein liebliches Kinderliedchen als Intro-Track nichts ändern. Die gnadenlose Knüpplerei wird mit dem Titel-Track des aktuellen Silberlings lanciert: «Wrong One To Fuck With». Zutreffender könnte dieser Titel für das Trio auf der Bühne nicht sein. Aber was ist das denn? Dying Fetus auf Zimmerlautstärke?! Ohje, liebe T-Stage, so machst du uns keine Freude. Ganz klar der Schwachpunkt des diesjährigen S:B:O:A. Wir lassen uns die gute Laune allerdings nicht vermiesen und lassen die dargebotene Brutal Death-Dosis (samt Breakdowns) trotzdem auf uns einwirken. Das Ganze artet in einer echten Slam-Party aus. Wir haben jedenfalls sichtlich Spass und sorgen offenbar ebenfalls bei den um uns herumstehenden Nasen für beste Unterhaltung. Gegen Ende der Show prasseln dann noch ein paar Regentropfen auf die Zuhörerschaft herab. Erlösung für die zahlreichen Staublungen. Allerdings sieht’s am Himmel mittlerweile ziemlich düster aus. Ob wir uns doch noch auf einen Sturm einstellen müssen?

Setliste – Dying Fetus

  1. Wrong One To Fuck With
  2. Panic Amongst The Herd
  3. Grotesque Impalement
  4. From Womb To Waste
  5. Fixated On Devastation
  6. Subjected To A Beating
  7. Induce Terror
  8. Seething With Disdain
  9. Praise The Lord (Opium Of The Masses)
  10. Your Treachery Will Die With You
  11. Kill Your Mother, Rape Your Dog

Gyze

Das nächste Trio bezeichne ich jeweils gerne als japanische Variante von Children Of Bodom, denn soundtechnisch sind da nämlich etliche Parallelen vorhanden. Auffallen tun die drei Herren ebenfalls: Drummer Shuji setzt auf eine knallorange Jacke, Bassist Aruta trägt eine Gesichtsbemalung, die wohl gerade so gut zu irgendeiner Manga- oder Anime-Figur gehören könnte und Bandleader Ryoji präsentiert der Masse scheinen durchtrainierten Oberkörper. Die Jungs werden immer besser. Bei ihrem letzten Breeze-Gastspiel vor zwei Jahren war ich noch alles andere als überzeugt. Doch heute ist das eine grundsolide Geschichte. Ryoji versucht die Fans schliesslich zum grössten Circle Pit der diesjährigen Festivalausgabe zu animieren. Die Leute leisten seiner Aufforderung zwar Folge, aber für einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde reicht dies noch nicht. Dazu müssten die Japaner wohl einmal auf der Mainstage spielen. Wenn der Dreier so weitermacht, liegt das aus meiner Sicht eines Tages durchaus im Bereich des Möglichen.

Setliste – Gyze

  1. Dragon Calling
  2. Japanese Elegy
  3. The Rising Dragon
  4. Final Revenge
  5. Desire

Nach Gyze die Sintflut! Die schwarzen Wolken entleeren nun – begleitet von Blitz und Donner – ihren gesamten Inhalt auf das Festivalgelände. Mitarbeiter des nahegelegenen Camel-Standes verteilen gratis Regenponchos – ihr seid unsere Helden! Sonderlob verdienen sich ebenfalls die Damen und Herren in der Bandmerchandise-Ecke. Mutig trotzen sie den herabfallenden Wassermassen und bedienen weiterhin die wartenden Metalheads. Dadurch komme auch ich noch in den Besitz meiner Gyze-Artikel. Jetzt aber schnurstracks zurück zur Camel-Stage. Für genau solche Fälle ist deren Dach ja schliesslich da. Glücklicherweise ist das Gewitter lediglich von kurzer Dauer. Die Show kann weitergehen. Zudem haben wir vorrübergehend Ruhe vor Staub und Co.

Alien Weaponry

Macht euch bereit für die neuen Shootingstars am Thrash Metal-Himmel: Alien Weaponry. Um diesen blutjungen Dreier – die einzelnen Bandmitglieder bewegen sich alle im Teenager-Alter – ist seit kurzem ein unglaublicher Hype entstanden. 2018 scheinen sie so ziemlich alle grösseren Festivals unsicher zu machen. Leider habe ich ihren gefeierten Wacken-Auftritt verpasst. Hier am Breeze wird mir dies allerdings nicht noch einmal passieren. Vor der Camel-Stage hat sich eine beträchtliche Masse von schwarzgekleideten Gestalten angesammelt. Der Regen lässt ebenfalls langsam nach. Die Sause der neuseeländischen Jungs kann gerne beginnen.

Was hebt das Trio denn nun – abgesehen vom zarten Alter der Jungs – vom Rest der Thrash Metal-Welt ab? Die Antwort darauf lautet: Te Reo Māori – die Sprache der Māori, der Ureinwohner Neuseelands. In dieser werden nämlich die einzelnen Stücke jeweils vorgetragen. Paradebeispiele hierfür wären beispielsweise «Kai Tangata» und «Rū Ana Te Whenua». Vergleiche mit der Haka-Zeremonie der neuseeländischen Rugby-Nationalmannschaft – den «All Blacks» – vor ihren Spielen sind durchaus angebracht. Alter Schwede, die Teenies hauen ja ausschliesslich Nackenbrecher raus! Überragend, was Alien Weaponry hier zeigen. Ich kriege meinen Mund vor lauter Staunen nicht mehr zu. Der Sound erinnert ein bisschen an die Anfänge von Sepultura. Henry und Lewis de Jong (jep, das sind Brüder) und Kollege Ethan Trembath spielen mit einer beeindruckenden Souveränität und Reife – was man ihnen eigentlich nicht unbedingt zugestehen würde.

Jungs, auf euch wartet eine glorreiche Zukunft; davon bin ich absolut überzeugt. Napalm Records hat da ein mit wirklich Potenzial ausgestattetes Pferdchen im Stall. Viele Metalheads fürchten sich vor einem Aussterben der Szene und betrachten den Nachwuchs als zu schwach oder gar nicht vorhanden. Truppen wie eben Alien Weaponry werden diese Nörgler sicherlich vom Gegenteil überzeugen. Das Debüteisen «Tū» verdient zurecht einen Platz in meiner Sammlung. Diese Euronen werden zweifelsohne gut investiert sein.

Setliste – Alien Weaponry

  1. PC Bro
  2. Holding My Breath
  3. Kai Tangata
  4. Whispers
  5. Raupatu
  6. Rū Ana Te Whenua

Vreid

An mein erstes Wacken Open Air aus dem Jahre 2009 habe ich tonnenweise geniale Erinnerungen. Dazu zählt auch der damalige Auftritt der norwegischen Black ‘N’ Roller Vreid. Im Anschluss sind die Herrschaften aber ziemlich von meinem persönlichen Radar verschwunden. Tolle Sache, dass es nun beinahe eine Dekade später zu einem Wiedersehen am S:B:O:A kommt. Die Musiker verstecken sich mehrheitlich hinter dichten Nebel- und Rauchschwaden. Einzig ein paar hell leuchtenden Scheinwerfer erlauben ab und an einen Blick auf die Band. Halb so wild, denn das Wichtigste bleibt selbstverständlich die Musik. Und diese kann sich absolut hören lassen. Mit «Lifehunger» und «Black Rites In The Black Nights» gibt’s gleich zwei Kostproben des im September erscheinenden neuen Silberlings.

Im Dezember werden Vreid ausserdem mit Kalmah eine kleine Europarundreise unternehmen. Nach der heutigen Leistung wird der Besuch eines der Konzerte dieser Tour definitiv zum Thema. Am 11.12. (Dienstag) wäre die ganze Gesellschaft in Wil im Gare de Lion zu Gast.

Setliste – Vreid

  1. Intro / Hamsun
  2. Når Byane Brenn
  3. Helvete
  4. Raped By Light
  5. Lifehunger
  6. Disciplined
  7. Wolverine Bastards
  8. Black Rites In The Black Nights
  9. Sólverv
  10. Pitch Black

Arch Enemy

Gibt’s etwa einen Tag ohne Mainstage für mein Grüppchen? Nein, Arch Enemy haben etwas dagegen und so folgen wir dem Ruf von Alissa White-Gluz und ihren Kameraden. Im Vergleich zum mitreissenden Wacken-Gig vor rund zwei Wochen rechne ich eigentlich nicht mit zahlreichen Änderungen. Etwas fällt allerdings sofort auf: Gitarrist Jeff Loomis ist nicht mit von der Partie. Familiäre Gründe (positiver Natur) haben ihn zu einer Absage gedrängt. Ob da etwa jemand Papa geworden ist? Jedenfalls wird Jeff heute Abend durch den US-amerikanischen Klampfer Joey Concepcion vertreten.  Weitere Änderungen? Jep, Alissa schreitet mit einer lockigen Mähne zur Tat. Bassist Sharlee D’Angelo hat seinen weissen Night Flight Orchestra-Anzug gegen die gewohnt schwarze Kluft getauscht. Ansonsten läuft alles wie gehabt.

In unserem Bericht über das W:O:A habe ich den schwedischen Melodic Death Metallern bereits ausführlich gehuldigt. Interessierte sind natürlich herzlich eingeladen, sich diesen Text zu Gemüte zu führen. Somit werde ich versuchen, mich aufgrund von Wiederholungsgefahr in den nachfolgenden Zeilen ein bisschen kürzer zu fassen.

Mit Pyroeffekten wird jedenfalls nicht gegeizt. Praktisch bei jedem Track schiessen irgendwelche Flammensäulen in den Dinkelsbühler Nachthimmel. Madame White-Gluz’ Stimmorgan ist abermals überragend. Unermüdlich sprintet das blauhaarige Frontmädel auf der Bühne hin und her. Ihre Energie scheint auch auf das Publikum abzufärben. Immer wieder schiessen Crowdsurfer nach vorne. Somit kommen wir in den Genuss eines intensiven Armtrainings. Deutlicher Schwachpunkt der heutigen Show ist leider der weiter oben erwähnte Loomis-Ersatzmann Joey Concepcion. Bei ein paar Soli liegt er doch ziemlich arg daneben, was meine Gehörgänge erschaudern lässt. Aber einen Saitenhexer vom Format eines Jeff Loomis kann man auch nicht so leicht ersetzen. Dafür macht Michael Amott – der Boss himself – einen gewohnt soliden Job.

Zusammenfassend kann am Ende folgende Bilanz gezogen: Ein erneut über weite Strecken hinweg solider Auftritt von Arch Enemy, aber derjenige in Wacken war besser.

Setliste – Arch Enemy

  1. Intro – Set Flame To The Night
  2. The World Is Yours
  3. Ravenous
  4. War Eternal
  5. My Apocalypse
  6. The Race
  7. You Will Know My Name
  8. Bloodstained Cross
  9. Intermezzo Liberté
  10. The Eagle Flies Alone
  11. First Day In Hell
  12. Intro – Saturnine
  13. As The Pages Burn
  14. Dead Bury Their Dead
  15. We Will Rise
  16. Avalanche*
  17. Guitar Solo (Joey Concepcion)*
  18. Snow Bound*
  19. Nemesis*
  20. Outro – Fields of Desolation + Enter The Machine *

*Zugabe

Das Fanzit Freitag

Meine Freitagshöhepunkte waren Goatwhore, Gyze und – allen voran – die Jungspunde von Alien Weaponry. Das war eine überragende Leistung! Die T-Stage hatte leider abermals mit Soundproblemen zu kämpfen. War das damals im Zelt wirklich um Längen besser? Ich kann mich ehrlich gesagt nicht mehr so genau daran erinnern. Der angekündigte Gewittersturm hat uns glücklicherweise bloss ein bisschen getroffen. Gegen die willkommene Abkühlung hatten wir am Ende allerdings nix einzuwenden. Trotzdem werden morgen dann offenbar wieder die sommerlichen Temperaturen das Zepter in die Hand nehmen.

Weitere Fotos von Amaranthe, Annisokay, At The Gates, Danko Jones, J.B.O., Megaherz, Mr. Hurley & Die Pulveraffen, Northlane, Saltatio Mortis, Trivium (Friedemann)

Samstag, 18.08.2018 – Ausklang mit diversen Bandsichtungen auf (fast) allen Bühnen

Fotos Summer Breeze – Samstag (Friedemann)

Parasite Inc.

Der finale Festivaltag beginnt mit einer Album-Release-Show. Verantwortlich dafür sind die deutschen Melodic Death Metaller Parasite Inc. Deren neuster Streich hört auf den Namen «Dead And Alive». Aber auch die Vorgängerplatte «Time Tears Down» ist noch mit ein paar Tracks in der Setliste vertreten. Mit diesen Rhythmen und Klängen wecken die Jungs aus Aalen müde Nacken ohne Probleme. Beim titelgebenden Track des neuen Albums holt sich der Vierer zusätzliche Verstärkung in der Person von Soulbound-Sänger Johnny Stecker auf die Bühne. Sonderlich viel hat der Gast allerdings nicht zu tun.

Für Parasite Inc. gilt dasselbe wie für ihre Landsleute von Night In Gales: Deutschland kann wirklich stolz sein, solch effektive Melodic Death Metal-Kapellen in seinen Reihen zu haben. Dass sie mit der skandinavischen Konkurrenz mithalten können, dürfen uns Kai, Dominik, Stefan und Benni gerne am 20. Oktober in Luzern nochmals beweisen. Dann werden sie nämlich gemeinsam mit Insomnium auf der Bühne des Konzerthauses Schüür stehen. Wir sehen uns, Jungs!

Setliste – Parasite Inc.

  1. Countershock
  2. Once And For All
  3. Time Tears Down
  4. In The Dark
  5. This World
  6. Flesh Decadence
  7. Armageddon In 16 To 9
  8. The Pulse Of The Dead
  9. Dead And Alive
  10. The End Of Illusions 

Origin

Falls sich die Empfehlung meiner Kollegen bewahrheiten sollte, dann müsste mir der nächste Akteur ziemlich gut gefallen. Die Rede ist von den US-amerikanischen Technical Brutal Death Metallern Origin. Hört sich auf dem Papier schon einmal überaus verlockend an. Die Realität ist jedoch eine furchtbare Katastrophe. Das liegt leider erneut an der zickigen T-Stage. Ein Soundbrei, der seinesgleichen sucht… Ausserdem scheint die Truppe nicht in Bestbesetzung angetreten zu sein, denn vom Herrn am Tieftöner fehlt jede Spur. Nein, irgendwann ist genug. Das will sich niemand freiwillig antun. Mission erfüllt: Die Oberzicke schlägt uns erfolgreich in die Flucht. Sorry Origin, vielleicht begegnet man sich ja wieder einmal bei angenehmeren Sound-Bedingungen.

Setliste – Origin

  1. Expulsion Of Fury
  2. Accident And Error
  3. Cascading Failures, Diminishing Returns
  4. Saligia
  5. Banishing Illusion
  6. Redistribution of Filth
  7. Truthslayer
  8. Portal
  9. The Aftermath

Fractured Insanity

Die Camel-Stage ist zwar eher mittelmässig besucht, aber dieser Umstand bringt die Belgier Fractured Insanity nicht aus dem Konzept. Das brutale Maschinengewehr wird montiert und beschallt die anwesenden Gehörgänge während 30 Minuten mit knallharten Tönen. Musikalisch bewegt sich das Quartett in den selben Gefilden wie Origin. Allerdings sind bei dieser Show Soundschwierigkeiten überhaupt kein Thema. Im Gegenteil, Fractured Insanity überzeugen auf ganzer Linie.

Die 2004 ins Leben gerufene Band besucht Dinkelsbühl mit drei Studioalben im Gepäck. Über fehlende Trainingseinheiten können sich unsere Nackenmuckis definitiv nicht beklagen. Sänger und Bassist Stefan hält die Zuhörerschaft mit passenden Ansagen bei Laune. Schade, dass die Zeit bei diesem Auftritt wie im Flug zu vergehen scheint. Wird ein weiterer Abstecher des Merchandise-Standes stattfinden? Jep, die Euronen zappeln schon ungehalten in der Geldbörse herum. Offenbar möchten sie gerne ausgegeben werden. Diesem Wunsch kann ich selbstverständlich entsprechen. Das Werk «Man Made Hell» gehört nun ganz offiziell meiner Plattensammlung an.

Setliste – Fractured Insanity

  1. Inferno Of A Narcisissist
  2. Mass Awakeless
  3. In The Hell Of No Mans Land
  4. Forced To Rome
  5. All Shall Fade
  6. Man Made Hell

Acranius

Nach einer längeren Pause melden wir uns erst um 16.30 Uhr auf dem Bühnengelände zurück. Die Zeit wurde für den Zeltabbau genutzt. Sofern nach alles nach Plan läuft, werden wir bereits heute Abend die Heimreise antreten. Aber davor gibt’s noch ein sicherlich interessantes, musikalisches Restprogramm.

Die Camel-Stage muss jetzt einem echten Bulldozer des Todes mit dem Namen Acranius standhalten. Vor der Bühne findet eine heftige Slam-Party statt. Sänger Kevin Petersen verfügt über ein verdammt brutales Stimmorgan. Seine Kehle muss einiges aushalten. Ähnlich wie bei Stillbirth steht das Verständnis der gebrüllten Textzeilen hier nicht im Vordergrund. Spass macht die Ganze Geschichte allerdings allemal. Der Vierer punktet mit viel Spielfreude und Einsatz. Unsere Wege werden sich sicherlich wieder einmal kreuzen.

Setliste – Acranius

  1. Born A King
  2. Defaced By Hollow Tips
  3. Majesty
  4. Kingmaker
  5. Ghetto Brawl
  6. Life Sustainment To Continue Mutilation
  7. Return To Violence
  8. Expulsed To The Worthless
  9. Pulmonary Perforation

Wolfheart

Die Fortsetzung meines Programms findet direkt im Anschluss auf der nahegelegenen T-Stage statt. Tuomas Saukkonen anyone? Der finnische Tausendsassa ist aus der Szene nicht mehr wegzudenken. Gerade in seinem Heimatland war der Tattoo-Fan in zahlreichen Gruppen (u.a. Before The Dawn) aktiv. Inzwischen hat er all das hinter sich gelassen und seither geniesst das Projekt Wolfheart seine volle Aufmerksamkeit. Ende September dieses Jahres soll Studioalbum Nummer vier – «Constellation Of The Black Light» – erscheinen. Die Wartezeit auf diese Scheibe verkürzt uns das Suomi-Quartett mit den brandneuen Stücken «Everlasting Fall» und «Breakwater». Da freut sich das Melodic Death Metal-Herz. Aber drei Mal dürft ihr raten, was dem vollen Hörgenuss abermals im Weg steht… Genau, die miserable Soundqualität der T-Zicken-Stage.

Glücklicherweise sind Wolfheart gegen Ende des Jahres auf europäischer Club-Tournee und haben dabei auch einen Abstecher in die Schweiz eingeplant. Wer sich dieses interessante Paket (welches ebenfalls noch aus Omnium Gatherum und Nothgard besteht) nicht durch die Lappen gehen lassen möchte, sollte sich den 24. November mit einem fetten Rotstift in der Agenda markieren und einen Abstecher in die Luzerner Schüür einplanen.

Setliste – Wolfheart

  1. Everlasting Fall
  2. Aeon Of Cold
  3. Ghosts Of Karelia
  4. The Hunt
  5. Breakwater
  6. Zero Gravity
  7. Boneyard

Omnium Gatherum

Bleiben wir doch gleich im finnischen Melodic Death Metal-Sektor. Die zuvor bereits angesprochenen Omnium Gatherum versuchen nun ihr Glück auf der T-Stage. Im Gegensatz zu ihren Landsleuten von Wolfheart scheinen ihnen die Soundgötter wohlgesonnen zu sein. Da steht eine überaus gut gelaunte Truppe auf der Bühne. Von wegen unterkühlte Finnen! Insbesondere Sänger Jukka Pelkonen und Saitenmeister Markus Vanhala, der ja auch bei Insomnium aktiv ist, strotzen nur so vor Spielfreude. Der spezielle Gruss mit den zwei einander entgegen gestreckten Pommesgabeln darf natürlich keinesfalls fehlen. Damit hat das Sextett effektiv ein komplett eigenes Zeichen geschaffen.

In Sachen Produktion ist unsere Szene in diesem Jahr wieder einmal überaus aktiv. Auch Omnium Gatherum haben mit «The Burning Cold» ein neues Scheibchen in der Mache, welches demnächst erhältlich sein wird. Vorgeschmack gefällig? Neben dem Intro «The Burning» könne diesbezüglich ebenfalls die Songs «Refining Fire» und «Gods Go First» Abhilfe schaffen. All diese erwähnten Stücke feiern heute ihre Live-Premiere. Da Jukka wie ein Duracell-Häschen über die Bühne flitzt, muss er bei den Ansagen jeweils zuerst nach Luft schnappen. Eine echte Rampensau eben. Doch auch alteingesessene «Omniumisten» erhalten mit Klassikern à la «The Unknowing» und «New World Shadows» ihr akustisches Verwöhnprogramm.

Im internen Suomi-Duell mit Wolfheart gehen Omnium Gatherum dieses Mal ganz klar als Sieger hervor. Mehr davon gibt’s wie bereits erwähnt am 24. November in Luzern. Nicht verpassen!

Setliste – Omnium Gatherum

  1. Intro – The Burning
  2. Frontiers
  3. Refining Fire
  4. Ego
  5. The Unknowing
  6. Gods Go First
  7. Skyline
  8. New Dynamic
  9. New World Shadows

Das Problem eines rappelvollen Konzertprogrammes? Man hat kaum Zeit für andere Dinge. Während ein Teil meiner Gruppe zur Mainstage und Herrn Dirkschneider pilgert, gönne ich mir ein Päuschen und schlendere nochmals gemütlich durch das Gelände. Hmm, das wäre doch die optimale Gelegenheit, um das Cashless-System im VIP-Bereich auszutesten. Klappt ohne Probleme. Der Chip an meinem Festivalbändchen wird gescannt und schon komme ich in den Genuss meines Hopfentrunks. Man darf gespannt sein, ob die Veranstalter dieses System irgendwann einmal für das ganze Breeze einführen werden. Diesbezüglich bin ich eben nun einmal ein bisschen altmodisch und bevorzuge das klassische Bargeld. Die Toiletten-Situation ist bei den VIP-Leutchen definitiv ausbaufähig. Pissoirs sind zwar ausreichend vorhanden, aber bei lediglich zwei Kack-Toiletten muss man(n) für sein Geschäft dummerweise einiges an Wartezeit einplanen. Ein Abstecher in die EMP-Backstage-Zone liegt im Anschluss ebenfalls noch drin. Diejenige in Wacken gefällt mir allerdings besser.

Orphaned Land

Inzwischen ist abermals die Nacht über dem Breeze-Gelände hereingebrochen. Auf der Camel-Stage ist alles angerichtet für die nächste Show. Auf ihrer Facebook-Seite bezeichnet die nun aufspielende Truppe ihren Stil als «Oriental Metal». Die Rede ist selbstverständlich von Orphaned Land aus Israel. Ein Spoiler sei erlaubt: Nun folgt der beste Auftritt des heutigen Tages.

Kobi Farhi, der ja gerne auch als Metal-Jesus bezeichnet wird, zählt meines Erachtens zusammen mit Mikael Stanne zu den charismatischsten Frontmännern unsere Szene. Dem Kerl glaubt man einfach alles. In Rekordzeit hat er die Zuhörerschaft bestens im Griff. Es wird brav mitgeklatscht und mitgesungen. Doch es sind nicht bloss die rhythmischen «Tausendundeine Nacht»-Melodien, die bei uns Hühnerhaut auslösen. Nein, denn auch die wohl überlegt getätigten Ansagen zeigen Wirkung. Kobi zeigt sich überaus dankbar, dass Orphaned Land ihrer Leidenschaft nachgehen können, obwohl sie aus einem Land kommen, in welchem eigentlich bevorzugt jeder jedem eines auf die Nuss geben möchte. Er appelliert an den Zusammenhalt der Metalheads. Bei ihren Konzerten sei jeder willkommen, ungeachtet von Religion und kulturellem Hintergrund. Starke Worte! Dazu passt die Nummer «All Is One» natürlich ausgezeichnet.

Der Mix aus Middle Eastern Folk und Progressive Metal zieht mich vollends in den Bann. Und damit bin ich nicht allein. Einige Damen im Publikum zeigen uns sogar ihrer Bauchtanz-Künste. Orphaned Land machen’s möglich. Diese geniale Truppe verdient definitiv mehr Unterstützung. Nach dieser grandiosen Leistung muss einfach ein T-Shirt her. Zudem werde ich in den heimischen vier Wänden definitiv das World Wide Web nach Alben der Israelis durchforsten und diese dann käuflich erwerben. Spontane Idee zum Schluss: Wie wäre es eigentlich einmal mit einer gemeinsamen Tour von Orphaned Land und Myrath?

Setliste – Orphaned Land

  1. The Cave
  2. All Is One
  3. The Kiss Of Babylon (The Sins)
  4. Like Orpheus
  5. We Do Not Resist
  6. Sapari
  7. In Thy Never Ending Way
  8. Norra El Norra

Fotos Orphaned Land – Summer Breeze 2018 (Friedemann)

Caliban

Die Entscheidung ist gefallen: Nach Caliban steht die Heimreise an. Doch die Show der deutschen Core-Kapelle möchten wir noch mitnehmen. Dass die Soundqualität nicht wirklich berauschend ist, brauche ich ja inzwischen eigentlich nicht mehr zu erwähnen. T-Stage sei Dank… Nach den ersten paar Ansagen bin ich mir nicht sicher, ob Sänger Andreas Dörner beschwipst oder einfach nur nervös ist. Da sind doch ein paar Verhaspler mit dabei. Insgesamt ist die ganze Geschichte aber ein solider Auftritt inklusive ansprechender Licht-Show – und trotzdem lässt es mich nicht wirklich aus den Latschen kippen. Vielleicht liegt’s an der Müdigkeit meinerseits. Vier intensive Festivaltage gehen schliesslich nicht spurlos an einem vorbei. Als die Band jedem Crowdsurfer, der vorne ankommt, ein T-Shirt verspricht, ist die Menge nicht mehr zu halten. Dauerarbeit für die muskulösen Grabenschlampen. Beim Rammstein-Cover «Sonne» lasse auch ich mich dann nochmals zu ein paar Feierlichkeiten hinreissen.

Setliste – Caliban

  1. This Is War
  2. Walk Alone
  3. Paralyzed
  4. Intoxicated
  5. Devils Night
  6. Mein schwarzes Herz
  7. Before Later Comes Never
  8. Davy Jones
  9. Ich blute für dich
  10. Sonne (Rammstein-Cover)
  11. We Are The Many
  12. Nothing

Das Fanzit Samstag

Damit ging ein abermals geniales Summer Breeze Open Air zu Ende. Auch bei meinem dritten Besuch habe ich mich auf dem «kleinen Wacken» rundum wohlgefühlt. Unser Camp war top. Danke an alle, die stets für gute Stimmung und freche Sprüche gesorgt haben. Wettertechnisch konnten wir uns ebenfalls nicht beklagen. Summer at it’s best! Bei den Bühnen konnten die Mainstage und insbesondere die Camel-Stage überzeugen. Das abwechslungsreiche Band-Programm war aus meiner Sicht absolut zufriedenstellend. Auf die gigantischen Headliner bin ich ehrlich gesagt nicht angewiesen, deswegen haben in diesem Jahr primär die kleineren Bühnen meine Aufmerksamkeit absorbiert. Die besten Shows? Tja, Behemoth haben einfach alle anderen an die Wand geklatscht. Das war schlichtweg überragend. Nichtsdestotrotz hinterliessen auch Auðn, RAM, Sepultura, Pro-Pain, Forever Still, Baest, Powerwolf, Goatwhore, Alien Weaponry, Gyze, Fractured Insanity, Omnium Gatherum und Orphaned Land bleibende Eindrücke.

Dann die Gegenseite: Was war nicht so toll? Eindeutig die teilweise katastrophale Soundqualität der T-Stage. Darunter hat leider so mancher Auftritt von sonst eigentlich tollen Truppen gelitten. Und wenn wir schon über die Bühnen sprechen, sei an dieser Stelle auch die Ficken Party-Stage erwähnt, die wir bloss am Dienstagabend kurz besucht haben. Gigs wie derjenige von Bloodred Hourglass aus Finnland hätten uns zwar auch noch gereizt, aber daraus wurde am Ende dann doch nix. Schuld daran war die Lage. Wieso zur Hölle stand das Ding bitteschön ausserhalb des eigentlichen Bühnengeländes? Da wäre man für andere Auftritte ja nie rechtzeitig wieder auf dem Hauptgelände zurück gewesen. Zum Schluss noch das altbekannte Thema der Klo-Situation. Diese ist sowohl auf den Campingplätzen als auch im VIP-Sektor verbesserungswürdig. Die Zone neben der T-Stage war hingegen super, da man dort auch gleich eine Wasserstelle zur Verfügung hatte.

Beendet wird dieser Bericht schliesslich mit einem Ausblick: Das S:B:O:A wird auch 2019 wieder stattfinden. Bei Interesse solltet ihr euch den Zeitraum vom 14. bis 17. August unbedingt offenhalten. Bands sind zwar bisher keine bekannt, aber ich bin sicher, dass uns die Crew diesbezüglich nicht enttäuschen wird. Man sieht sich in Dinkelsbühl – egal, ob Staub, Sonne oder Regen!

Fotos von Bannkreis, Betraying The Martyrs, Dirkschneider, Einherjer, Feuerschwanz, Kadavar, Korpiklaani, Napoleon, Phil Campbell And The Bastard Sons, Rolo Tomassi – Samstag (Friedemann)


Wie fandet ihr das Festival?

/ 10.09.2018
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