Metalinside.ch - Appearance of Nothing - Musigburg Aarburg 2019 - Foto Liane
Sa, 2. März 2019

Appearance Of Nothing (CD-Release Party), Gods Of Silence

Musigburg (Aarburg, CH)

Sturm auf die Burg

Prog-Metal ist jetzt nicht das Genre, in dem es Auftrittsmöglichkeiten en Masse gibt. Konzertmöglichkeiten sind national eher bescheiden und trotzdem war es in letzter Zeit doch arg still um Appearance Of Nothing.

Besetzungswechsel, Studioarbeit und aufwändige Vorbereitungen für den Release des neuen Silberlings, liessen es einfach nicht zu mit Bühnenpräsenz zu brillieren. Um so spannender war dann die Ankündigung, dass man anlässlich einer CD-Release Party, das neue Album vorstellen möchte. So geschehen am 2. März in der Musigburg in Aarburg.

Gods Of Silence

Bevor es allerdings ums Eingemachte ging, überliess man die Bühne Gods of Silence (ehemals Kirk). Die Band gilt als ausgesprochen erfahren und spielt seit den 90ern zusammen. Nach einer 5-jährigen Pause fand man sich 2009 wieder und brachte unter neuem Namen mit neuem Sänger 2017 das Album Neverland heraus. Trotz der grossen Erfahrung und des musikalischen Könnens, haben mich Gods Of Silence leider nicht ganz überzeugen können, wobei ich nicht sagen kann woran es lag. Ein Gefühl sagte mir einfach, dass da was fehlte, aber wahrscheinlich war ich der Einzige, der so etwas verspürte.

Aber trotzdem darf man vor dem Quintett den Hut ziehen – ihre Leistung war alles andere als durchschnittlich und die positive Reaktion des Publikums gab ihnen schliesslich recht. Sänger Gilbi Meléndez (auch bei Maxxwell am Mikrofon) zeigte eindrucksvoll, dass es auch in der kleinen Schweiz noch Talente gibt, die gesanglich überzeugen können. Ein bisschen mehr Publikum hätten Gods of Silence verdient und trotzdem rockte man ab, als wäre die Halle pumpe voll.

Appearance Of Nothing

Von der ursprünglichen Besetzung sind bei Appearance Of Nothing noch zwei Gründungsmitglieder (Marc Petralito und Omar Cuna) übriggeblieben. Mit der Verpflichtung von Ronnie Wolf, konnte man 2012 einen Riesenschritt nach vorne machen in dem man die Drums hochkarätig besetzen konnte. Die ohnehin hohe Qualität von AON konnte durch Wolf zusätzlich gesteigert werden. Dies sah man übrigens eindrucksvoll an der Live-Darbietung des Aargauers. Aber auch an den Gitarren und am Leadgesang gab es Veränderungen. Das langjährige Mitglied an der Lead-Gitarre, Peter Berger, wurde durch Manuel Meinen ersetzt und den Job des Leadsängers, den Pat Gerber 2017 abgab, übernahm kurzerhand Bassist  Omar Cuna. Allerdings galt es durch den Weggang von Gerber auch noch die Zweit-Gitarre zu ersetzen. Mit Albert Ibrahimaj gewann man schlussendlich das fehlende Glied in dieser Kette, die heute nun wirklich als ausgesprochen stark bezeichnet werden kann.

Absolut überzeugend

Unumstritten darf eines gesagt werden – Appearance Of Nothing ist zur Zeit die Band mit den anspruchsvollsten Kompositionen des Genres in der Schweiz. Wer allerdings mit harter Musik nichts anfangen kann, hat per se eher schlechte Karten, denn Appearance Of Nothing machen das, was sie sich schon lange auf die Fahne geschrieben haben – Progressive Metal Made in Switzerland – und was für welchen! Swissmade steht als Zeugnis für Präzision und Qualität und AON erfüllen diese Kriterien problemlos. Keiner der Protagonisten schien nur annähernd an Grenzen zu stossen und die Basler spielten mit einer Leichtigkeit, die fast schon erschreckend war. Die Band knallte insbesondere die neuen Songs mit einer Selbstverständlichkeit ins Publikum, als würde man das Material seit Jahren schon spielen.

Dabei ist der offizielle Release der neuen CD «In Times Of Darkness» erst auf den 22.3.19 eingeplant (siehe Review). Ohne die hohe Leistung der einzelne Band-Members schmälern zu wollen, stach Ausnahmentalent Albert Ibrahimaj besonders hervor. Beeindruckend waren nicht nur seine melodiösen und schnellen Solis. Man merkte das das neueste Mitglied einfach zu dieser Band gehört und den Gesamtsound von AON untermauert und gewinnbringend ergänzt.

Against all…

Apropos Sound – der hätte besser sein können. Zwischenzeitlich war es schon ein wenig matschig, was ausgesprochen bedauerlich war. Insbesondere beim Genre des Prog-Metals ist ein ausgeglichener, transparenter und druckvoller Sound wichtig. Das wäre in der Location problemlos möglich gewesen und gerade dann, wenn eine Band ihr neues Album vorstellt, hätten die Soundverantwortlichen eine bessere Leistung zeigen dürfen. Die eigentlichen Leistungsträger standen allerdings auf der Bühne und zeigten eindrucksvoll was Sache ist.

Vielleicht war es nicht besonders geschickt die Release Party auf den Fasnacht-Anfang zu legen. So kam es, dass die einen wohl lieber verkleidet, dem sich mir immer noch verschliessenden Brauch widmen wollten, als dem Release-Konzert, der zur Zeit wohl beachtenswertesten Metal Band Helvetiens beizuwohnen. Wer allerdings in die Musigburg kam, zeigte sich entweder als Musik-Kenner und -Liebhaber oder sonst als Freund der Band aus. Gelohnt hatte es sich so oder so. Abgesehen davon, dass die Band live überzeugt, war da noch der neue Tonträger, den es exklusive an dem Abend zu kaufen gab. Alle anderen müssen halt warten bis zum offiziellen Release.

No Guests

Schade, dass es keiner der Gastmusiker schaffte, an der CD-Release Party teilzunehmen. Unglückliche Umstände liessen es nicht zu, die neue CD mit den entsprechenden «Helfern» zu präsentieren. Anna Murphy kämpfte mit Fieber und Devon Graves mit Terminkollisionen. So blieb die gesamte Vocals-Arbeit an einem einzigen hängen. Bassist, Sänger und neuer Frontmann Omar Cuna wirkte teilweise zurückhaltend und fast ein wenig unsicher. Dabei gab es absolut keinen Grund dazu. Seine Leistung war tadellos, wie die, der ganzen Band. Ex-Gitarrist Peter Berger ergänzte AON als Gast-Gitarrist, was den Sound-Verantwortlichen erneut herausforderte. Der ebenfalls im Publikum anwesende Ex-Frontmann Pat Gerber holte man ungeplant und spontan auf die Bühne, wo er die Lead-Vocals zusammen mit Omar teilte.

Es dürfte sicherlich kein einfaches Unterfangen sein, die neue CD ohne die Gastsänger live adäquat zu präsentieren. Die Growlings, von Ex-Scar Symmerty Sänger Christian Älvestam stammend, dürfen auch live nicht fehlen. Dies dürfte vor allem für Omar Cuna eine Herausforderung darstellen, der seine Qualitäten vor allem an der bevorstehenden UK-Tour, zusammen mit Cellar Darling unter Beweis stellen darf. Wenn jetzt noch ein wenig mehr Bewegung in die Band kommt, sollte es kein Problem sein das Publikum auf der Insel für sich gewinnen zu können. Das neue Album tut es übrigens so oder so. Die CD-Review ist übrigens bald hier auf Metalinside zu lesen.

Das Fanzit

Selber schuld, wer am besagten Abend nicht in der Musigburg war. Eines ist sicher – mit dem neuen Album im Gepäck und dem aktuellen Line-Up, haben Appearance Of Nothing grosse Chancen ihren ohnehin guten Ruf ins grosse Europa zu verteilen. Wer sich dem Progressive-Metal verschreibt, weiss welchen Challenge man sich auferlegt. Bei Appearance of Nothing habe ich absolut keine Bedenken, dass sie die bevorstehende Tour mit Bravour meistern werden – der Start-Gig in der Musigburg war Beweis genug.

Fotos Appearance Of Nothing, Gods Of Silence – Musigburg 2019 (Liane)


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