Metalinside.ch - Steve Hackett - Volkshaus Zürich 2019 - Foto Liane
Di, 28. Mai 2019

Steve Hackett – Genesis Revisited Tour 2019

Volkshaus (Zürich, CH)

Steve Hackett – ein Blick zurück

Wer sich ein wenig intensiver mit der Rock-Musik auseinandersetzt und gerne auch mal einen Blick zurückwirft, stolpert unweigerlich auf einen ganz grossen Namen. Steve Hackett, geboren am 12. Februar 1950 in London, kann auf eine bewegte und intensive musikalische Vergangenheit zurückblicken. So wundert es nicht, dass er zu den ganz grossen Musikern zählt und international einen exzellenten Ruf als Gitarrist geniessen darf.

Steve Hackett gilt als sehr aktiv produzierender Musiker, der immer wieder mit Neuem aufwarten kann. Sein Back-Katalog liest sich dann auch eher wie eine Enzyklopädie als ein blosses Inhaltsverzeichnis. Sechs Studio-Alben waren es alleine mit Genesis, was ihm genug Ruhm bescherte. Seit 1977 läuft schon seine erfolgreiche Solo-Karriere und die hält bis heute an. So kommt es, dass der arbeitswütige Hackett auch das Touren nicht sein lassen kann und auch die Schweiz regelmässig besucht. Leider muss ich gestehen, dass sein letzter Auftritt im Kofmehl 2017 jetzt nicht das Gelbe vom Ei war und immer noch einen eher bitteren Nachgeschmack hinterlässt.

Doch das war gestern – heute, zwei Jahre später, sind wir im Volkshaus. Gemäss Veranstalter lag das Durchschnittsalter des Hackettschen Publikum bei 53 Jahre. Der Blick in die Ränge  gaukelte mir ein höheres Alter vor und ich hatte irgendwie das Gefühl zu den jungen Zuhörern zu gehören. Die Tatsache, dass das Volkshaus bestuhlt war, liess den einen oder anderen blöden Spruch zu, ob das Publikum zu alt sei, um zu stehen. Ha ha – ich lache dann später darüber!

Steve Hackett – Mitten im Leben

69 Lenze zählt Mr. Hackett also (wohl dem, der rechnen kann), doch von Altersmüdigkeit ist nichts, aber auch gar nichts zu spüren. Gut, Steve Hackett gehörte eh nie zu der Sorte von Musikern, die vom einen Bühnenrand zum andern rannten. Und so war es auch im Volkshaus. Gemächlich, entspannt und ohne Hektik starte der Abend mit angenehmer Lautstärke und lockerer Kommunikation-

Eines darf man Steve Hackett mit gutem Gewissen zusprechen. Er hat eine treue und beachtlich Fan-Gemeinde, welche dem Künstler auch im Volkshaus gebührenden und nicht zu knappen Applaus schenkte. Hielt sich Begeisterung sitzend naturgemäss eher zurück, zeigte sie sich aber dafür umso mehr in den Pausen zwischen den Songs. Hackett war und ist nicht das Entertainment-Genie, wie beispielsweise ein Devin Townsend. Dennoch suchte und fand er die Nähe des Publikums – seines Publikums – mit seiner freundlichen und sympathischen Art. Musikalisch stimmte alles. Dafür sorgte unter anderem der Top-Schlagzeuger Craig Blundell (Steven Wilson, Frost, Lonely Robot).

Das erste Set bestand vor allem aus den Alben «Spectral Mornings» und dem neuesten Werk Hacketts, «At The Edge of Lights», welches ich an dieser Stelle gerne empfehle. Die Solo-Arbeit von Steve Hackett in allen Ehren, aber die meisten Konzertbesucher warteten in erster Linie auf den Genesis-Klassiker «Selling England By The Pound» aus dem Jahre 1973. Das Album in voller Länge im zweiten Set vorgespielt zu bekommen, war wohl der eigentliche Leckerbissen. Jetzt zeigte auch Nad Sylvan die grosse Gesangskunst und erinnerte sehr an die frühen Tage des Peter Gabriels.

Wer «Selling England By The Pound» kennt weiss, dass es genug ruhige, schon fast meditative Passagen hat. Songs mit einer Länge an, bzw. über der 10 Minuten Grenze, sind charakteristisch für die frühen 70er Jahre und verlangen vom Publikum nicht nur musikalische Reife, sondern auch Konzentrationsfähigkeit. Die wurde um so mehr gefordert, da ein bequemes Sitzen den Ruhepuls doch ein wenig nach unten drückte. Eingeschlafen ist trotzdem niemand – zu gut war die Band, zu überzeugend war Steve Hackett.

Das Fanzit

Im Gegensatz zum Auftritt im Kofmehl, konnte Steve Hackett im Volkshaus durchs ganze Band begeistern und lieferte einen beeindruckenden Auftritt ab. Standing Ovation waren durchaus berechtigt und die ehrliche Freude des Publikums schloss einen guten und vor allem durch das Good News Teams gut organisierten Abend ab.

Setliste Steve Hackett (Quelle setlist.fm)

  1. Every Day
  2. Under the Eye of the Sun
  3. Fallen Walls and Pedestals
  4. Beasts in Our Time
  5. The Virgin and the Gypsy
  6. Tigermoth
  7. Spectral Mornings
  8. The Red Flower of Tachai Blooms Everywhere
  9. Clocks – The Angel of Mons
  10. Dancing With the Moonlit Knight
  11. I Know What I Like (In Your Wardrobe)
  12. Firth of Fifth
  13. More Fool Me
  14. The Battle of Epping Forest
  15. After the Ordeal
  16. The Cinema Show
  17. Aisle of Plenty
  18. Deja Vu
  19. Dance on a Volcano
  20. Myopia / Slogans / Los Endos

Fotos Steve Hackett – Volkshaus Zürich 2019 (Liane)


Wie fandet ihr das Konzert?

Weitere Beiträge von

Steve Hackett