Taake - Hall of Fame 2022
Mo, 9. Mai 2022

Taake, Kampfar, Helleruin

Hall of Fame (Wetzikon, CH)
30.05.2022
Taake - Hall of Fame 2022

Montags-Hass

Jeder Wochenanfang ist schwer. Hervorragend erholt stürzt man sich – zumindest in meinem Fall – erneut in seinen «nine-to-five»-Job im Büro und den damit verbundenen Herausforderungen und Alltagssorgen. Die Erlösung in Form eines neuen Samstages respektive Sonntages scheint meilenweit entfernt zu sein. Wie soll das ein Normalsterblicher überstehen? Vielleicht mit einem Konzertbesuch? Yes! Und genau eine solche Gelegenheit ergab sich dank der Meh Suff!-Crew mit Taake am Montagabend in Wetzikon.

Abermals blicke ich ungeduldig auf die Uhr an meinem Handgelenk. Aber was erspähen meine Augen denn da? Zeit für den Feierabend! Juhui! Pendenzen verstauen, PC herunterfahren, Pult aufräumen, den Arbeitskollegen «adieu» sagen und dann nix wie hin zum Bahnhof. Geschätztes SBB-Transportmittel, geleite mich bitte umgehend und ohne Verspätung ins Zürcher Oberland – sofern möglich. Mir steht ein Rendez-vous mit ein paar finsteren Kerlen aus Norwegen und den Niederlanden bevor. Als Treffpunkt darf die helvetische Ruhmeshalle in Wetzikon herhalten. Glücklicherweise klappt alles reibungslos und ich treffe pünktlich am Zielort ein.

Taake schlüpfen am heutigen Abend in die Rolle des Co-Headliners. Die nordischen Schwarzmetaller gastierten vor vier Jahren schon einmal hier im Hall Of Fame-Club und versetzten die Stadt regelrecht in Aufruhr. Zumindest habe ich noch nie erlebt, dass auf dem der Location gegenüberliegenden Parkplatz ein kleiner Konvoi von Gesetzeshütern Stellung beziehen musste. Da die damalige Veranstaltung allerdings erwartungsgemäss friedlich und reibungslos über die Bühne ging, mussten die Damen und Herren von der Polizei nicht eingreifen. Ein solches «Tamtam» wird sich bei der nun bevorstehenden 2022er-Show somit wohl kaum wiederholen.

Helleruin

Aufgrund der diversen Verschiebungen sind auch diesem Package bis zur definitiven Durchführung einige Änderungen widerfahren. Die ursprünglich geplanten Support-Kapellen Dark Fortress und Necrowretch sind passé. Weswegen stattdessen Helleruin antraben und das Publikum auf die beiden Hauptequipen einstimmen. Dieses Vorhaben gelingt den Holländern bedauerlicherweise mässig bis überhaupt nicht. Mit Ausnahme eines Tracks, der durchaus auch aus der Feder unserer helvetischen Black Metaller Causam stammen könnte, wirkt das Dargebotene ziemlich lasch. Die zwei im Einsatz stehenden Saitenköniginnen kommen eindeutig zu wenig zur Geltung. Meine Kolleginnen debattieren derweil lieber emsig darüber, ob der eine Gitarrist Nippel hat – oder nicht. Also ich kann an seinem nackten Oberkörper zugegebenermassen nix erkennen. Wenn die Musik einen kalt lässt, hat man offenbar plötzlich Zeit für «interessante» Beobachtungen dieser Art. Die mächtigen Nietenarmbänder des Sängers, welche auf Shirts und dem CD-Material abgebildet sind, glänzen ebenfalls durch Abwesenheit. Hat er diese etwa in der Heimat gelassen? Tja, diese dreissig Minuten werden sich ohnehin kaum in mein Gedächtnis einbrennen…

Kampfar

Ob der erste Headliner die Kohlen jetzt aus dem Feuer holt? Kampfar schreiten um 20.40 Uhr jedenfalls motiviert zur Tat – selbst wenn der Zuschaueraufmarsch für einen Meh Suff!-Event überraschend bescheiden ist. Wo stecken die ganzen Leute? Passt das angepasste Line-Up nicht mehr? Liegt’s am Montag? Oder hat man nach diesen zwei Jahren schlichtweg vergessen, dass Zuhause noch irgendwie ein Ticket für diese Veranstaltung herumliegen würde?

Die Anwesenden kommen dafür in den Genuss eines überzeugenden Auftritts der Pagan Black Metaller. Herausragend ist dabei die Leistung von Energiebündel Dolk. Unermüdlich stachelt der Frontmann die Meute an. Der Kerl eskaliert regelrecht! Zwischendurch wird in typsicher Till Lindemann respektive Joakim Brodén -Manier auch gerne einmal der eigene Oberschenkel intensiv verprügelt. Keine Ahnung, welchen Stoff er sich reingepfiffen hat, aber ich möchte definitiv ebenfalls eine Dosis davon. Muss verdammte Qualitätsware sein!

Die Gitarre von Ole Hartvigsen dürfte ein Stück lauter sein, aber abgesehen davon verläuft die Show ohne Zwischenfälle. In der Setliste werden Songs von fast allen Silberlingen der Gruppe berücksichtigt. Die neuste Komposition hört auf die Bezeichnung «Urkraft» und stammt von der gleichnamigen EP, die Ende März dieses Jahres erschienen ist. Bei den Fans sind jedoch die Klassiker – wie beispielsweise «Mylder» – klar beliebter. Aus sämtlichen Kehlen im Raum ertönt bei dieser Nummer lautstark «Helvete!»

Taake

Der zweite Headliner geht mit leichter Verzögerung um 22.25 Uhr ins Rennen. Im direkten Vergleich mit Kampfar agieren Taake dann doch nochmals eine Stufe stärker. Zudem haben die hausfremden Techniker die Regler endlich an den richtigen Stellen platziert. Mit einer solchen Soundqualität macht’s nochmals viel mehr Laune! Fronter Hoest schmückt sich heute Abend mit einem langen Mantel, der ihm irgendwie die Ausstrahlung einer Fledermaus respektive eines Vampirs verleiht. Wütend krächzt er die teuflischen Botschaften der Band in sein Mikro. Aber ansonsten wirkt er verdächtig zahm und zurückhaltend. 2018 waren da deutlich aggressivere Schwingungen spürbar. Ich erinnere mich unter anderem an einen komplett demolierten Mikrofonständer. Haben ihn die Organisatoren eventuell um Zurückhaltung gebeten? Oder ist seine Leistungsbereitschaft nicht bei 100%?

Halb so wild, denn die Nordmänner vermögen trotzdem zu überzeugen. Im Gegensatz zu Kampfar fokussieren sie sich bei der Songauswahl fast ausschliesslich auf ein Album. Gemeint ist damit das 2011er-Eisen «Noregs vaapen». Ausreichend Augenblicke für das Herumwirbeln der eigenen Haarpracht sind effektiv vorhanden. Hoest selbst setzt bekanntermassen seit einer Weile auf die kahle Variante, aber bleibt ungeachtet dessen der unangefochtene Aktivposten auf der Bühne. Zum Abschluss folgt der Track «Myr», dem die Aufmerksamkeit wegen des darin enthaltenen Banjo-Solos stets sicher ist. Eine kleine, lockere Kontrasteinlage zum frostigen Black Metal des Quintetts.

Das Fanzit – Taake, Kampfar, Helleruin

Der sackschwache Publikumsandrang kam für eine Meh Suff!-Show äusserst überraschend. Eigentlich sind die schwarzmetallischen Sympathisanten eine äusserst treue Anhängerschaft und pilgern meistens zahlreich an jede «Hundsverlochete». Egal, wo diese stattfindet. Doch an diesem Montagabend in Wetzikon war das leider nicht der Fall. Wahrscheinlich wollte deshalb nie wirklich eine grossartige Stimmung aufkommen. Ausserdem haben sich die fremden Mischer zwischendurch nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Die beiden Headliner lieferten gleichwohl ab. In der Endabrechnung war das Taake-Gastspiel vor vier Jahren aber besser.

Setliste – Kampfar

  1. Our Hounds, Our Legion
  2. Troll, Død Og Trolldom
  3. Ophidian
  4. Swarm Norvegicus
  5. Urkraft
  6. Mylder
  7. Tornekratt
  8. Det Sorte

Setliste – Taake

  1. Nordbundet
  2. Du ville ville Vestland
  3. Fra Vadested til Vaandesmed
  4. Orkan
  5. Doedsjarl
  6. Havet i huset
  7. Helvetesmakt
  8. Dei vil alltid klaga og kyta
  9. Hordalands Doedskvad 1
  10. Myr

Wie fandet ihr das Konzert?

30.05.2022
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