Metalinside.ch - Airbourne - X-Tra Zürich 2022 - Foto Kaufi
Di, 6. Dezember 2022

Airbourne, Blues Pills

X-Tra (Zürich, CH)
/ 24.01.2023

Stand Up For Rock ‚N‘ Roll!

Airbourne und die Blues Pills gastierten am 06. Dezember 2022 im Zürcher X-tra und liessen die Wände des Clubs mit ihren Rock-Salven erzittern. Insbesondere der Headliner legte einen gewohnt schweisstreibenden Auftritt aufs Parkett, der beim Publikum jede Menge Eskalationspotenzial ans Tageslicht brachte. Für euch vor Ort die Stellung gehalten haben einerseits Kaufi als Knipser und meine Person (Metal-Dutti) als Schreiberling.

Dutti: Heute kommen der «Samichlaus» aus Australien und der «Schmutzli» aus Schweden. In ihren Säcken haben sie zwar weder Geschenke noch Ruten, dafür aber tonnenweise Hardrock. Das dürfte ein verdammt lauter X-tra-Abend werden! Nebenbei kickt unsere Schweizer Nati an der Fussball-WM im Achtelfinale gegen Portugal, was meine Gefühlswelt ohnehin extrem belastet (Anm. Kaufi: Metal > Fussball. Immer. 😉 ). Deswegen erhoffe ich mir von den geplanten musikalischen Darbietungen ausreichend Ablenkung. Man soll ja sein Nervenkostüm ab und an ein bisschen schonen, oder?

Veranstalter Good News Productions AG musste den Event vor rund einem Monat von der in Oerlikon gelegenen Halle 622 ins X-tra verschieben. Also ein Wechsel in eine – gemessen am Fassungsvermögen – rund zwei Mal kleinere Location. Entweder ist der Vorverkauf schleppend gelaufen oder man hat schlichtweg mit zu grosser Kelle angerührt. Wobei meines Erachtens Airbournes dreckige Rock ‘N’ Roll-Show in einem kleineren Rahmen durchaus besser zur Geltung kommt. Die Stimmung wirkt dann jeweils auch gleich deutlich elektrisierender. Somit blicke ich dem Ganzen gelassen entgegen.

Blues Pills

Dutti: Doch ehe die wilden «Aussie-Dogs» aus ihrem Zwinger gelassen werden, müssen wir zuerst einmal ein paar Pillen schlucken, die unseren Körpern einen deftigen Blues-Rausch versetzen sollen. Na dann, her damit! Angeführt wird der schwedische Vierer von einer weiss gestiefelten, blonden Raubkatze namens Elin Larsson. Mein lieber Scholli! Was für ein geniales Stimmorgan! Ausserdem ist sie äusserst bewegungsfreudig, deshalb müssen Kaufi und Co. im Graben ordentlich herumturnen, um das Mädel irgendwie vor die Linse zu kriegen (Anm. Kaufi: „Turnen“ trifft es genau. Ich habe noch nie einen Fotograben gesehen, der Querstreben zur Bühne hatte, über die man dauernd klettern musste… ). An Selbstvertrauen mangelt es ihr ebenfalls nicht. Passend zum ersten Song des Sets bezeichnet sie sich selbst als «Proud Woman».

Stilistisch erkenne ich durchaus Parallelen zur Truppe Lucifer, welche ja ebenfalls im Land von IKEA und Köttbullar verwurzelt ist und mit einer blonden Frontröhre (Johanna Sadonis) als Aushängeschild arbeitet. Unsere Gehörgänge werden mit einem abwechslungsreichen Programm aus schnelleren Rock-Nummern und gemächlicheren Blues-Kompositionen bedient, welches mit einer tiefenentspannten Coolness abgespult wird. Bei der Songauswahl liegt der Fokus hauptsächlich auf dem selbstbetitelten Debüteisen und der 2020er-Platte «Holy Moly!». Diese 45 Minuten notiere ich mir gerne als abermals lohnenswerte Weiterbildung.

Airbourne

Dutti: Wie bringt man das ohnehin nach noch mehr Gitarren-Mucke dürstende Zuhörerschaft weiter auf Betriebstemperatur? Richtig, mit dem passenden Sound während der Umbauphase. Saxon, Judas Priest, Iron Maiden, Motörhead und Twisted Sister – bei den Hymen dieser Kulttruppen johlt der komplette Saal lautstark mit. Wahrscheinlich sind die einen schon heisser, bevor der Headliner überhaupt einen Ton gespielt hat. Airbourne habe ich in diesem Jahr übrigens schon einmal gesehen. Das war im Juni am leider mittlerweile nicht mehr existierenden Rock The Ring-Festival in Hinwil… Damals haben sich die Australier die Bühne unter anderem mit Steel Panther und Thunder geteilt. Mal schauen, ob sie heute Abend ähnlich stark abliefern werden.

Auf ein episches Intro aus dem Streifen «Terminator 2: Judgement Day» folgt gleich die erste Vollgas-Nummer. Die Masse ist fraglos «Ready To Rock». Dazu braucht’s gar keinen herumballernden Arnold Schwarzenegger-Androiden, im Saal herrscht auch so überall Action! Grüsse gehen raus an die ersten Crowdsurfer. Derweil ist auf der «Spielewiese» sowieso der Teufel los. Frontmann Joel O’Keeffe, dessen Oberkörper nach wie vor jegliche Form von Textilien abzulehnen scheint, und seine Kumpels drücken umgehend auf die Tube. Kenner wissen, dass der Airbourne-Express, sofern er einmal richtig ins Rollen kommt, kaum mehr aufzuhalten ist. Lediglich Klampfe und Stimme des Frontmannes dürfte nach meinem Gusto ungeniert noch eine Spur lauter sein.

Eskalationen an allen Ecken und Enden des Ladens. So etwas gelingt auch fast nur den Down Under-Hard Rockern! Ein Fan schafft es sogar hinauf bis zu seinen Idolen, allerdings wird er rasch wieder von den Security-Kräften elegant hinunterbegleitet. Joel setzt derweil bei «Girls In Black» zu einem seiner berühmt-berüchtigten Ausflüge ins Publikum an. Auf den Schultern eines hünenhaften Kleiderschranks wird er durch den ganzen Raum getragen und kitzelt dabei munter Soli aus seiner Saitenkönigin heraus. Die Krönung ist dann aber natürlich das Öffnen mehrerer Bierdosen mithilfe seines Schädels. Die Hopfendusche ist dann für alle herumstehenden Personen «all-inclusive». Ich frage mich währenddessen, ob er eigentlich inzwischen eigentlich einen halbwegs anständigen Sponsoren-Deal mit Aspirin ausgehandelt hat. Wäre möglichweise noch ratsam.

Getrunken wird definitiv genug. Das Quartett sorgt brav dafür, dass niemand verdursten muss. Während «It’s All For Rock ‚N‘ Roll» wird die legendäre Lemmy Bar auf die Bühne gerollt und hat anschliessend während des gesamten Songs geöffnet. Barkeeper Joel mixt grosszügige Jacky-Cola Drinks zusammen und verteilt diese danach sowohl an die Bandmitglieder als auch an die Fans. Etwas später läutet Drummer Ryan O’Keeffe (notabene Joels Bruder) mittels Luftschutzsirene den Zugabe-Abschnitt ein. Ich habe jedes Mal Angst, dass aufgrund seines kräftigen Einsatzes eines Tages die Kurbel des Dings abbricht. Beim darauffolgenden «Live It Up» fliegen allerdings keine Kampflugzeuge durch die Gegend, sondern jede Menge Bierbecher. Joel beweist sich dabei als Meister der Wurf-Disziplin. Überall pfeffert der Typ die Plastikgeschosse hin – von der Galerie bis zur Saaldecke. Die Fangsicherheit der Gäste verdient ebenfalls einen Daumen hoch. Na dann, Cheers! Die obligate Final-Nummer «Runnin‘ Wild» lädt schliesslich nochmals zu allerletzten Eskalationen ein.

Das Fanzit – Airbourne, Blues Pills

Dutti: Die Blues Pills agierten cool und Airbourne gaben gewohnt Vollgas. Schweiss und durchdrehende Zuschauer stehen bei den Australiern einfach an der Tagesordnung. Mit 80 Minuten erreichte ihre Darbietung zwar abermals keine Überlänge, aber ich bin stets gewillt, ihnen diesen Umstand aufgrund der unglaublichen Intensität zu verzeihen. Ungefähr 1’800 Nasen sorgten dafür, dass das X-tra zu einem waschechten Tollhaus wurde. Da unsere Kicker von Portugal direkt mit 6 :1 abgefertigt wurden, war der Konzertbesuch am heutigen Abend sowieso die deutlich bessere Wahl (Anm. Kaufi: Das wäre es auch bei anderem Resultat gewesen! :-p Jajaja, ich bin ja ruhig… 😀 ).

Abschliessend sei ein Ausblick in die Zukunft gestattet. Airbourne kehren nämlich bereits 2023 in die Schweiz zurück und gastieren am Freitag, 23. Juni am neu lancierten Summerside Festival in Grenchen (unter anderem zusammen mit Five Finger Death Punch und den Hollywood Vampires).

Kaufi: Airbourne sind einfach eine unheimliche Live-Macht. Die Energie und den Spass, den die Aussies versprühen, ist einfach krass. Die Kehrseite dieser Intensität ist dann halt wohl die Tatsache, dass die Konzerte meistens am unteren Zeitlimit sind. Ich habe in all den Jahren jedenfalls noch keine 90-Minuten Show erlebt. Aber egal, solange man dermassen gut unterhalten wird, sei ihnen das verziehen! Meine nächste Begegnung mit Joel & Co dürfte dann (hoffentlich) am Masters Of Rock sein. Da freut man sich drauf!

Setliste – Blues Pills

  1. Proud Woman
  2. Low Road
  3. Kiss My Past Goodbye
  4. High Class Woman
  5. Bliss
  6. Black Smoke
  7. Bye Bye Birdy
  8. Little Sun
  9. Devil Man

Setliste – Airbourne

  1. Intro – Main Title («Terminator 2» – Theme) (Brad Fiedel-Song) (ab Tonband)
  2. Ready To Rock
  3. Too Much, Too Young, Too Fast
  4. Girls In Black
  5. Back In The Game
  6. Burnout The Nitro
  7. Boneshaker
  8. Bottom Of The Well
  9. Breakin‘ Outta Hell
  10. It’s All For Rock ‚N‘ Roll (inklusive «Lemmy-Bar» auf der Bühne)
  11. Stand Up For Rock ‚N‘ Roll
  12. Live It Up*
  13. Rock ’N’ Roll For Life*
  14. Runnin‘ Wild*

*Zugabe

Fotos Airbourne, Blues Pills – X-tra Zürich 2022 (Kaufi)


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/ 24.01.2023
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