Metalinside.ch - Arch Enemy - The Hall Zürich 2022 - Foto David
Di, 25. Oktober 2022

Arch Enemy, Behemoth, Carcass, Unto Others

The Hall (Zürich, CH)
/ 13.05.2023

Ganz obere Liga!

So viel vorweg: Die Co-Headliner des 25. Oktobers lieferten grandiose Auftritte. Sowohl Arch Enemy und Behemoth, aber auch die beiden Support Acts Carcass und Unto Others haben sich das tobende Publikum verdient.

Vor dem Konzert war lange nicht klar, welcher der beiden Co-Headliner zuerst spielen würde. Selbst im Zeitplan gab es nur Platzhalter. Erst seit wenigen Tagen – mir sogar erst seit der Anfahrt vor einer halben Stunde – ist bekannt, dass zuerst Behemoth und dann Arch Enemy auftreten würden.

Unto Others

In den Abend starten wir jedoch mit Unto Others. Die Band aus Oregon sind für mich ein unbeschriebenes Blatt und auch in ihren gothic angehauchten Heavy Metal habe ich heute Vormittag zum ersten Mal reingehört. Einige der eingängigen Songs (allen voran «Give Me To The Night» und «Nightfall») erkenne ich dadurch jetzt wieder. Den Stil und auch das geheimnisvolle Auftreten der Band erscheinen mir sehr spannend, wenn auch das gewisse Etwas fehlt. Als Opener sind Unto Others ‘ne coole Sache, aber sie wären wohl auch leicht auswechselbar. Trotzdem finden die US-Amerikaner gegen Winter den Weg immer wieder mal in meine Spotify-Queue.

Die Lichter gehen an, über die Boxen ertönen AC/DC-Songs. Damit kann man grundsätzlich nicht viel falsch machen, und bei Gesprächen mit Kollegen vergeht die Umbaupause wie im Flug.

Setlist – Unto Others

  1. Heroin
  2. Give Me To The Night
  3. No Children
  4. Can You Hear The Rain
  5. Nightfall
  6. Summer
  7. Gods Work

Carcass

Nach einer kurzen Zeit betreten Carcass als zweite Band des Abends die Bühne. Obwohl die Jungs aus Liverpool in der Metalszene alles andere als ein unbeschriebenes Blatt sind, ist dies heute mein erstes Zusammentreffen mit der Band. Neben den beiden Gründungsmitgliedern Jeff Walker und Bill Steer dürften dem aufmerksamen Arch Enemy-Fan weitere Namen der Bandhistorie bekannt vorkommen. Genau, Michael Amott war sowohl vor der Carcass-Auflösung als auch nach der Reunion als festes Mitglied mit von der Partie. Und auch Daniel Erlandsson trommelte zumindest als Live-Ersatz für den damaligen Schlagzeuger Ken Owen mit. Der Blick in die Vergangenheit wird jedoch von der heutigen Besetzung unterbrochen, welche soeben die Bühne betritt. Vor allem Basser und Vokalist Jeff wird in den kommenden Minuten meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Der Death Metal, den uns Carcass um die Ohren jagen, hat es in sich. Ganz schön Old School! Da ist – zumindest in meiner Live-Wahrnehmung und später wird es in meinen Notizen stehen – mehr Death und weniger Melodic dabei als beim schwedischen Co-Headliner. Vor meinem geistigen Auge (die physischen Augen sind geschlossen und der Kopf am Headbangen) sehe ich die Band an einem warmen Sommerabend eine Bühne des Brutal Assaults auseinanderzunehmen. Warm ist es inzwischen auch hier in The Hall, und im Gegensatz zu Unto Others dürfen Carcass auf eine um einiges grössere Menschenmenge runterblicken. Moll, nach (gefühlt) sehr kurzer Zeit ist der Auftritt vorbei und auch heute habe ich wieder eine zusätzliche Band entdeckt, die ich weiter auschecken möchte.

Setlist – Carcass

  1. Buried Dreams
  2. Kelly’s Meat Emporium
  3. Incarnated Solvent Abuse
  4. Under The Scalpel Blade
  5. This Mortal Coil
  6. Dance Of Ixtab
  7. The Scythe’s Remorseless Swing
  8. Corporal Jigsore Quandary
  9. Heartwork
  10. Carneous Cacoffiny

Behemoth

Die zweite Umbaupause verbringe ich in der Sunrise Starzone. Ich geniesse ja eigentlich gerne das Ambiente einer Konzertlocation, doch einen kostenlosen Gin Tonic und einen Hot Dog ohne mit weniger Anstehen lasse ich mir nicht nehmen.

Gerade pünktlich stehe ich wieder bereit, um den Einzug des ersten Co-Headliners nicht zu verpassen. Behemoth wollen für mich noch immer nicht so richtig ins Line Up passen, doch nach dem, was ich am Wacken Open Air von den polnischen Death Metallern um Nergal mitbekommen habe, kann die Show heute nur grandios werden. Long story short: Genau so kommt es! Die Schattenspiele am grossen Vorhang, der üppig dekorierte Mikroständer, die massenhaft eingesetzten Nebel- und Pyroeffekte, vor allem natürlich aber das überzeugende Auftreten untermalen die Songs des heutigen Sets. Dieses setzt sich übrigens sowohl aus Songs des aktuellen Albums («Off To War!» ist ganz stark!) sowie aus Behemoth-Klassikern à la «Bartzabel» und «Blow Your Trumpets Gabriel» zusammen. Abschliessend bleibt vor allem zu sagen: Meine Erwartungen wurden mehr als übertroffen und das war definitiv der beste Behemoth-Auftritt, den ich je gesehen habe!

Setlist – Behemoth

  1. Ora Pro Nobis Lucifer
  2. The Deathless Sun
  3. Ov Fire And The Void
  4. Thy Becoming Eternal
  5. Conquer All
  6. Daimonos
  7. Bartzabel
  8. Off To War!
  9. No Sympathy For Fools
  10. Blow Your Trumpets Gabriel
  11. Versvs Christvs
  12. Chant For Eschaton 2000

Arch Enemy

Auch die dritte Umbaupause vergeht wie im Flug. Bald schon setzen die ersten Töne ein und kündigen den Quasi-Titeltrack des aktuellen Albums «Deceiver» an. Die Menge tobt! Und wer bis dahin stillhalten konnte, wird spätestens beim zweiten Song «War Eternal» mitgerissen. Wie ein Magnet zieht mich die Action im grossen, mittigen Pit an. Diesbezüglich enttäuschen Arch Enemys Fans genau so wenig wie die Band selber!

An dieser Stelle könnte ich einfach schreiben, dass nicht wenige Songs des aktuellen Albums und auch älteres gespielt werden, wie gut der Auftritt war und dass alle mit strahlenden Gesichtern nach Hause gingen. Der gebotenen Show würde dies jedoch kaum gerecht werden!

Neinein, gerade die neuen Songs brennen sich richtig gut in die Gehörgänge und kein einziger davon stört in der Setliste. Zumindest mich nicht; diesbezüglich dürften die Meinungen wohl schon etwas auseinandergehen. Vor allem Fans der Alissa-Phase werden kaum enttäuscht: «As The Pages Burn» funktioniert immer und egal wie ausgelutscht man «The Eagle Flies Alone» aufgrund der vielen Wiederholungen auf Campingplätzen findet, live zeigt er einfach die Schoggi-Seite der schwedischen Melodeather. Auch die obligaten Songs aus der Angela-Phase funktionieren, egal wie oft sie live gespielt wurden. Zu gerne würde ich zwar auch wieder mal «Taking Back My Soul» oder so hören, aber die grosse Mehrheit dürfte mit der heutigen Setlist gut bedient sein.

Band und Publikum – zumindest der Teil, den ich mitbekomme – harmonieren heute genau so gut wie die beiden Gitarristen Michael und Jeff untereinander, genau so gut wie Sharlee mit den beiden, Sharlee mit Drummer Daniel, die Instrumentalfraktion mit Fronterin Alissa. Wie so oft bei Arch Enemy-Gigs läuft alles richtig, und die Zeit viel zu schnell…

Wenn ich auch Arch Enemy schon besser erlebt habe als heute: DAS, meine lieben Leser, war ganz, ganz grosses Kino! In Sachen «überzeugend auftreten» macht man der Band einfach nichts vor! Zugegeben, vielleicht schaue ich ganz leicht durch eine Fanbrille zurück auf das Konzert, doch auch nach dem Gig scheint das Publikum mehr als zufrieden. Und zwar egal, ob auf dem Shirt Arch Enemy oder Behemoth steht. Ich bin bereit für den nächsten Gig der Erzfeinde!

Setlist – Arch Enemy

  1. Deceiver, Deceiver
  2. War Eternal
  3. Ravenous
  4. In The Eye Of The Storm
  5. House Of Mirrors
  6. My Apocalypse
  7. The Watcher
  8. The Eagle Flies Alone
  9. Handshake With Hell
  10. Sunset Over The Empire
  11. As The Pages Burn
  12. Snow Bound
  13. Nemesis
  14. Fields Of Desolation (Outro)

Das Fanzit – Arch Enemy, Behemoth, Carcass, Unto Others

Grinsend und mit nassem Shirt sitze ich während dem Heimweg auf der Rückbank und daddle Notizen in mein Handy. Durch mein Hirn rast ein Mashup verschiedener Arch Enemy-Hymnen, und irgendwoher dringt noch ein «Come to meee, Bartzabeeel». Definitiv haben beide Headliner heute einfach nur geliefert. Vergleiche anzustellen ist an dieser Stelle gar nicht nötig. Selbst Fans nur einer der beiden Truppen dürfte vom Auftritt der jeweilig anderen Band überzeugt worden sein. Dafür haben nämlich, nachdem schon Unto Others und vor allem Carcass gut eingeheizt haben, sowohl Behemoth als auch Arch Enemy gesorgt.

Fotos – Arch Enemy, Behemoth, Carcass, Unto Others


Wie fandet ihr das Konzert?

/ 13.05.2023
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