Elegant Weapons - Horns For A Halo (Cover Artwork)
Fr, 26. Mai 2023

Elegant Weapons – Horns For A Halo

Heavy Metal
26.05.2023
Elegant Weapons - Horns For A Halo (Cover Artwork)

Geballte Feuerkraft

Elegant Weapons – eine Supergroup um Priest-Saitenhexer Richie Faulkner – veröffentlichen mit Horns For A Halo ihr Debütalbum bei Nuclear Blast. Ist es das erwartete heisse Eisen oder wird nur mit Platzpatronen geschossen? Wir haben dem Heiligenschein auf die Hörner geklopft.

Per definitionem ist eine Supergroup eine bekannte Band oder Formation von Musikern, deren Künstler bereits vorher als Solisten oder Mitglieder anderer prominenter Combos bekannt geworden sind. Auf Elegant Weapons trifft diese Aussage zweifellos zu, denn mit Judas Priest-Gitarrist Richie Faulkner, Rainbow-Sänger Ronnie Romero, Pantera-Bassist Rex Brown und Priest-Schlagzeuger Scott Travis haben sich hier vier illustre Persönlichkeiten der Metal-High Society zusammengefunden. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass Live die beiden Letztgenannten durch Uriah Heep-Bassist Davey Rimmer und Accept-Schlagzeuger Christopher Williams ersetzt werden.

Doch verdient neben dem Line Up auch der Rest des Gesamtpakets das Prädikat „super“, oder erweist sich der gemeinsam produzierte Output als wenig prickelnd und dümpelt bestenfalls im Mittelfeld vor sich hin? Nun, den Auftakt des zehn Songs umfassenden Werks macht Dead Man Walking. Ein Track, dessen anfangs quirlig-treibender Charakter aufgrund der zugrunde liegenden Thematik (der Ausdruck beschreibt den letzten Gang eines zum Tode Verurteilten zu seiner Hinrichtungsstätte) etwas überrascht (und mich an Maidens Fear Of The Dark erinnert), sich im weiteren Verlauf aber etwas zurücknimmt und in einen beklemmend schweren Groove übergeht. Und ein Lied, an dem ich beim ersten Hören ein wenig zu knabbern hatte, da es mich einfach nicht packen wollte. Ein paar konzentrierte Durchläufe später kann ich dem Stück schon mehr abgewinnen, auch wenn der Song und ich wohl nie beste Freunde werden.

Bittere Pillen und dreckige Schweine

Ganz im Gegensatz zu Do Or Die, das mich vom ersten Takt an mit seiner exzellenten Gitarrenarbeit in seinen Bann zog und vor allem durch die hervorragende Gesangsleistung von Mister Romero zu glänzen weiss. Überhaupt … geht es nur mir so, oder fühlen sich auch andere durch Ronnies Stimme des Öfteren an den leider viel zu früh verstorbenen Gotthard-Fronter Steve Lee erinnert? Das nachfolgende Blind Leading The Blind ist dann eine dieser Hymnen, die auf Festivals einfach jeden abfeiern und mithüpfen lassen werden. Ein groovender, mitreissender Rocksong mit einem tollen, eingängigen Refrain!

Bei Ghost Of You schalten die Herren einen Gang zurück und präsentieren eine bluesige Ballade, die unter die Haut geht und gerade durch ihre Abwechslung zu gefallen weiss. Das anschliessende Bitter Pill  trägt die von Black Sabbath bekannte schleppende Schwere in sich, während die Coverversion des UFO-Klassikers Lights Out mit weniger Synthieglasur daherkommt und sich gerade durch diese rockigere Attitüde vom Original abhebt. Den Titelsong Horns For A Halo bezeichnet Faulkner als „Kreuzung aus Tony Iommi und Alice In Chains“ – eine Einordnung, die angesichts der grungigen Vibes nicht von der Hand zu weisen ist.

Beim groovigen Dirty Pig wechselt Romero in den Dio-Modus, was dem Song eine ganz eigene Note verleiht. Wie bereits erwähnt, läuft der chilenische Shouter auf dieser Langrille zur Höchstform auf. Leute mit einer etwas längeren Aufmerksamkeitsspanne dürften an White Horse mit seinen über sieben Minuten Spielzeit Gefallen finden. Wobei das weisse Pferd hier eher trabt, als in einen flotten Galopp zu verfallen. Die Hammondorgel-Klänge, gemischt mit diesem leicht verschwommenen Gitarrensound manövrieren die Nummer zudem in eine etwas transzendent Retro-Ecke. Im abschliessenden Downfall Rising wird dann noch einmal reichlich zähflüssiges Sabbath-Magma aufgekocht. Kräftige, harte Riffs, gepaart mit einer schier erdrückenden Schwere sorgen für einen würdigen Abschluss des Albums.

Eine ideale Kombination

Die Stärken von Horns For A Halo liegen unverkennbar im harmonischen Zusammenspiel der an Elegant Weapons beteiligten Musiker. Sowie dem exzellenten Songwriting – beschränken sich doch nicht wenige dieser sogenannten Supergroups oft auf die reine Zurschaustellung ihres handwerklichen Könnens. Nicht so das Quartett Faulkner, Romero, Brown, Travis. Die Lieder gehen gut ins Ohr, der Sound quillt laut und klar aus den Boxen. Die Verschmelzung von Lead- und Rhythmussektion klappt hervorragend, ohne dass das eine das andere zu übertönen droht. Und was Ronnie Romero am Mikro abliefert, ist, wie bereits erwähnt, Weltklasse! Der Begriff „Glaubwürdigkeit“ fasst dies aus meiner Sicht recht gut zusammen.

Natürlich könnte man bemängeln, dass die renommierten Künstler schliesslich und endlich auch nur ausgetretene Pfade beschreiten – was zweifellos der Fall ist. Aber sie tun dies gekonnt und jederzeit souverän – und scheuen sich auch nicht, ihre Einflüsse klar zu benennen. Weiter sind die Gitarrensoli zumindest für meinen Geschmack manchmal etwas gar verspielt. Aber selbst dieses Mäkeln ist allenfalls eine blasse Randnotiz und soll das Gebotene in keiner Weise schmälern.

Das Fanzit Elegant Weapons – Horns For A Halo

Richie Faulkner beschreibt Elegant Weapons als „eine Mischung aus Jimi Hendrix, Priest, Sabbath, Solo Ozzy und Black Label Society, aber mit viel Melodie; old school und modern zugleich“. Was ich gerne als knackig-kurze Zusammenfassung so übernehme.

Horns For A Halo ist eines dieser typischen „Metal meets Rock meets Blues“ – Alben, das dank seiner „klassischen Härte mit modernem Touch“ auch nach mehrmaligem Hören noch angenehm im Ohr haften bleibt. Die Songs sind überwiegend von hoher Qualität, technisch über jeden Zweifel erhaben (alles andere hätte mich bei dieser Besetzung auch gewundert) und lassen die Einflüsse der beteiligten Musiker wunderbar durchscheinen. Wer die oben genannten Bands mag oder generell auf eine moderne Interpretation des Sounds der 70er- und 80er Jahre steht, kann mit Elegant Weapons eigentlich nichts falsch machen.

Elegant Weapons werden übrigens am 23. Juni 2023 im Zürcher Komplex 457 als Einheizer für The Winery Dogs fungieren.

Anspieltipps: Do Or Die, Blind Leading The Blind, Ghost Of You, Lights Out

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Trackliste Elegant Weapons – Horns For A Halo

  1. Dead Man Walking
  2. Do Or Die
  3. Blind Leading The Blind
  4. Ghost Of You
  5. Bitter Pill
  6. Lights Out
  7. Horns For A Halo
  8. Dirty Pig
  9. White Horse
  10. Downfall Rising

Line Up – Elegant Weapons

  • Ronnie Romero – Vocals
  • Richie Faulkner – Guitars
  • Rex Brown – Bass*
  • Scott Travis – Drums*
  • Dave Rimmer – Bass**
  • Christopher Williams – Drums**

* Studio
** live

Video Elegant Weapons – Do Or Die

 


Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 9/10



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26.05.2023
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