Metalinside.ch - Brainstorm - Metalacker Festival 2023 - Foto Friedemann
Fr–Sa, 25.–26. August 2023

Metalacker Open Air 2023 – Septicflesh, Visions of Atlantis, Brainstorm u.v.m.

Trombachhöhe (Tennenbronn, DE)
13.09.2023

Zurück im Schwarzwald

Auch in diesem Jahr bin ich auf dem Weg in den Schwarzwald zum Metalacker Festival in der Nähe von Tennenbronn, diesem kleinen, beschaulichen aber auch etwas ausgestorbenen Ort. Und an diesem Wochenende schlägt tatsächlich die Wetterveränderung nach langen, heissen und trockenen Tagen unerbärmlich zu.

Schon gestern Abend wurde die Trombachhöhe mit Blitz und Donner erleuchtet und beschallt. Aber es gab zum Glück keine Schäden. Das kann ja heiter werden.

Am Ort angekommen beziehe ich zuerst mal mein Zimmer im Gasthof und dann reicht es sogar noch für einen kurzen Abstecher in den gut sortierten Lebensmittelladen. Bei leichtem Regen komme ich am Gelände an und treffe auch schon auf einen bekannten Fotografenkollegen. Der Pressebereich liegt diesmal ideal mit einem Ausblick auf die Bühne und von Danny unserem Pressebetreuer bekommen wir Fotografen schon mal unsere Bändel und die Patches für die Erlaubnis den Fotograben betreten zu dürfen. Es ist auch jetzt wieder hervorragend gesorgt für die Presseleute. Getränke und Kaffeemaschine stehen bereit und Sitzgelegenheiten und Schliessfächer für das Equipment sind vorhanden. Dummerweise habe ich das Vorhängeschloss dazu vergessen!

Metalacker Open-Air 2023 – Tag 1 Freitag

So, es ist 17.00 Uhr und die Tore öffnen sich zum 10. Metalacker Festival! Die ganz eifrigen Fans können es kaum abwarten und rennen den Hügel hinab um sich schon mal einen Platz an der Absperrung zu sichern, damit sie den besten Blick für ihre Lieblingsbands schon mal gesichert haben.

Sydra

Die Jungs aus Freiburg habe die Ehre das Festival zu eröffnen. Es klingt nach Thrash Metal – mit noch anderen Einflüssen, die ich aber nicht so richtig zuordnen kann. Ordentlich gekleidet sind die Musiker, teilweise mit gebügelten schwarzen Hemden. Sogar ein Pastor ist dabei wie ich sehe. Aber vielleicht ist er auch gar kein Pfarrer. Hat nur diese weisse Halskrause, warum auch immer, angezogen. Vielleicht hat dies mit den emotionsgeladenen Texten zu tun die das Publikum zum Nachdenken anregen sollen.

Zögerlich, zu der frühen Stunde, versammeln sich doch schon einige Besucher vor der Bühne und im weiteren Verlauf der Darbietung wird dann auch hier und da das Haupt geschüttelt und sogar eine Wall of Death, wenn auch in kleinerem Umfang, ist zu sehen.

Fotos Sydra

Stellvris

Noch nicht so lange unterwegs ist die Gruppe Stellvris aus Prag. Die Frontfrau Nicol ist ja der Hammer! Mit ihrer Stimme und ekstatischer Energie hat sie mich und sicher auch sehr viele Anwesenden schon nach kurzer Zeit in den Bann gezogen. Stellvris spielen einen modernen Sound und hervorstechend ist der «Clean» Gesang und zwischendurch die brutalen Screams und Growls der Sängerin.

Das passt ausgezeichnet an diesem Nachmittag, oder frühem Abend und lässt den Metalacker schon mal zünftig erbeben. Das Publikum ist begeistert. Es wird getanzt und im Kreis gesprungen und auch mal eine Strecke gerudert. Was zu dieser Musik aber nicht so passt. Vielleicht wird hier schon mal geübt für die Piraten, die bald mal an der Reihe sind. Nach dem sich Nicole warm gesungen und geschrien hat, entledigt sie sich ihrer Jacke und ein knappes Outfit kommt zum Vorschein. Aber es ist ja immer noch Sommer, auch wenn es schon etwas abgekühlt hat hier auf diesem Hügel im Schwarzwald. Ein Ausflug ins Publikum wagt sie dann noch, die Nicol und gesellt sich zu ihren Fans auf den so langsam aufgeweichten Boden vor der Bühne. Muss ich unbedingt weiter verfolgen diese Truppe aus Tschechien!

Fotos Stellvris 

Visions of Atlantis 

Der Hang, der bis zur Bühne führt ist jedes Jahr ein bisschen steiler, habe ich so das Gefühl. Kann aber auch sein, dass ich jedes Jahr ein wenig älter werde. Der Regen hält sich bis jetzt zurück und es wird Zeit für Vision of Atlantis und den fröhlichen Piratenmetal. Die Bühne ist durchgehend dekoriert wie ein Schiff aus dem Fluch der Karibik. Fehlt nur noch der Captain Jack Sparrow. Die Melodien laden zum Mitsingen ein und im Publikum wird eifrig dazu getanzt, gehüpft und auch wieder gerudert, obwohl der Boden nicht mehr ganz so grün ist seit der Eröffnung des Festivals und somit für manchen nassen Hintern beschert. Das internationale Quintett versteht es zu begeistern und Sängerin Clémentine Delauney entzückt mit ihrer klaren Stimme ihre Fans.

Fotos Visions of Atlantis 

Any Given Day

Energiegeladen geht es nun weiter mit absoluter musikalischer Gewalt. Die harte moderne Musik ist es, was ANY GIVEN DAY ausmacht. Es fängt inzwischen an zu regnen, aber die Fans sind davon nicht beeindruckt und feiern ihre Band. Bei dem verlangten Moshpit wird ordentlich geschupst und auch die Leute in der ersten Reihe bleiben von manchen Schupsern nicht verschont. Es kommt dann plötzlich zu einer Unterbrechung, denn Sänger Denis hat mitbekommen, dass sich ein junges Mädchen verletzt hat. Aber die Situation klärt sich schnell und es geht weiter im Text. Dann kommt bald darauf die nächste Unterbrechung. Organisator Simon Kaltenbacher teilt in seiner Ansage mit, dass ein heftiges Unwetter im Anmarsch ist und somit aus Sicherheitsgründen das Festivalgelände geräumt werden muss. Nach einigem Zögern strömen die meisten Besucher diszipliniert in Richtung Ausgang und zu ihren Autos. Auch ich bin unterwegs zum Parkplatz und bemerke, dass sich viele Metalfans schon auf den Heimweg machen. Auch ich fahre in Richtung Tennenbronn zu meinem Gasthof, aber erst nachdem ich von netten Festivalbesuchern mit meinem Auto aus dem Matsch geschoben werde in dem ich mich dummerweise festgefahren habe.

Später erfahre ich, dass nach dem Unterbruch von ungefähr einer Stunde doch weiter musiziert wird auf dem Acker. Aber da habe ich keine Lust mehr mich nochmals in den Regen, Matsch und durchgeweichten Parkplatz aufzumachen.

Fotos Any Given Day

Metalacker Open-Air 2023 – Tag 2 Samstag

Bei der Buchung für ein Zimmer in Tennenbronn bin ich zu spät und mein Lieblingsgasthof ist leider schon ausgebucht. Aber unmittelbar daneben finde ich noch ein freies Zimmer. Aber es gibt Unterschiede. Zum Beispiel beim Frühstück. Es ist nicht so liebevoll wie im erwähnten Gasthof nebenan. Die Frühstückseier sind aus, aber werden nach meiner Nachfrage nachgeliefert. Und auch ein weiterer Kaffee muss verlangt werden. Aber was solls, es geht ja an diesem Wochenende hauptsächlich um Musik. Obwohl – nach einem soliden Frühstück fängt der Festivaltag erst richtig an. Jedenfalls bei mir ist das so.

Nach dem Erlebnis gestern mit meinem im Matsch steckengebliebenen Auto, parkiere ich heute auf solidem Grund. Muss dafür aber ein gutes Stück zu Fuss gehen bis ich zum Festivalgelände komme. Kaum unterwegs werde ich aber dann von einem netten Bewohner dieser Gegend mit dem Auto mitgenommen und so gelange ich fast unmittelbar vor den Eingang und werde dabei auch nicht nass. Und kaum angekommen geht es auch gleich los mit der ersten Band des Tages.

Pinghost

Den Anfang machten die Jungs von Pinghost aus Balingen mit progressiv angehauchtem Metalcore. Wie schon erwähnt ist das nicht meine Lieblingsmusik. Aber heute Nachmittag bei Nieselregen und tiefen Wolken passt es. Einfach mal die Töne herausschreien tut sicher gut und so lässt sich Screamer/Sänger Andy Ritter im Leopardenmuster Hemd es sich auch nicht nehmen und gibt Alles. Und so wird auch bald schon gehüpft und getanzt im Publikum trotz aufgeweichtem Boden. Den Balingern macht es sichtlich Freude hier auftreten zu dürfen, trotz der frühen Spielzeit und dem anfangs noch spärlichen Publikum.

Basilisk

Diese Band existiert schon seit längerer Zeit, genauer gesagt seit 1996 und kommt aus Donaueschingen im Schwarzwald. Eine Mischung verschiedener Musikstile mit Elementen aus Melodic-, Death-, Power-, Gothic- und Doom Metal ergibt den einzigartigen Sound. Seit ihrer Gründung hat die Besetzung der Musiker immer wieder mal gewechselt. Seit kurzem ist die Truppe mit Sängerin Ela unterwegs und hat nach meiner Ansicht damit einen Volltreffer eingefangen. Eine totale Bereicherung ist diese Frau und ihre Stimme, voller Dynamik und Wucht und passt perfekt zu diesen Tönen.

Fotos Basilisk

Never Back Down

Der Regen setzt so langsam wieder ein und die Musiker betreten die Bühne, gekleidet mit den gleichen Jäckchen. Die werden aber im Verlauf des Konzerts recht darin schwitzen, nehme ich an, denn das Gehopse macht ja ziemlich warm. Die Mischung aus Hardcore und Metalcore Elementen begeistert vor allem das jüngere Publikum und der Sänger lädt zum Mittanzen und Mitsingen ein. Tanzen ist nicht ganz einfach auf diesem matschigen Boden. So halten sich auch noch viele Besucher auf dem Hügel in sicherer Entfernung zurück.

Fotos Never Back Down

Jaded Heart

Es ist inzwischen Nachmittag und der Regen hat sich verzogen. Um aber wenigstens die Kehlen zu befeuchten wird fleissig Gerstensaft konsumiert. Rothaus, wie überall auf den Plakaten zu lesen ist. Und so wird jetzt schon der Hügel für manche anwesende Musikfans zu einer Herausforderung. Zumal der Boden durch den Regen eine zusätzliche Herausforderung ist. Aber nun aber zurück zur Musik und Jaded Heart, die nun an der Reihe sind. Heavy Metal vom Feinsten erschallt von der Bühne und über den Acker. Sänger Johan Fahlberg erscheint in einem feinen, dunklen Anzug und mit seinem Charisma zieht er die Zuhörer sofort in seinen Bann. Und auch die Musiker tragen ihren Teil dazu bei, dass es so richtig abgeht auf der Bühne und auch davor!

 Fotos Jaded Heart

Brainstorm

Ein Headliner aus dem Schwabenland! Da fühlt sich der Sänger Andy B. Franck doch gleich heimisch und so unterhält er die Besucher bei seinen Ansagen in der schwäbischen Sprache. Obwohl, zwischen Württemberg und Baden soll es ja doch (nicht nur) sprachliche Unterschiede geben! Aber ich denke mal, dass die meisten Besucher den Dialekt verstehen, so auch die wenigen anwesenden Schweizer.

Das Urgestein der deutschen Power Metal Szene weiss auch diesmal die enthusiastischen Fans zu begeistern. Den Militär-Hemden-Look in dem die Band auftritt verstehe ich nicht so ganz und passt für mich auch nicht in diese Zeit. Aber wie schon mal gesagt, es geht ja um die Musik und die macht Spass und Brainstorm erweist sich als ein würdiger Headliner auf dem Metalacker!

 Fotos Brainstorm

Septicflesh

Verständlicherweise sagen Hämatom kurzfristig aufgrund des Todesfalls ihres Bassisten Peter «West» Haag ihren Auftritt ab. Septicflesh springt spontan ein und kommt aus Athen in den kühlen Schwarzwald. Und schwarz ist es auch wenn die Musiker die Bühne beschreiten. Je später der Abend, desto dunkler die Bühne kann ich da nur sagen! Die Griechen von Septicflesh betreten die Main Stage und es ist schwarze Nacht und ein zäher Nebel umhüllt die Dunkelheit. Die Musik ist genial und die Fans sind begeistert. Auch ich bin sehr beeindruckt von diesem atmosphärischen, symphonischen Death Metal. Aber leider. Nicht ein gescheites Bild kommt bei diesen Lichtverhältnissen bei mir zustande! Nun denn, dann halt ein paar Zuschauer ablichten und nach dem dritten Song nichts wie weg aus dem Fotograben. Schade, aber vielleicht gehören Nebel und Finsternis zu dieser düsteren, melancholischen Musik einfach dazu.

Fotos Septicflesh

Das Fanzit – Metalacker Festival 2023

Wieder einmal wurde von den Organisatoren und den vielen freiwilligen Helfern vom Metalacker ein geniales Festival auf die Beine gestellt. Ein interessantes, ausgewogenes Line-Up das für jeden Metal Geschmack etwas geboten hat. Stellvris mit dieser Powerfrau und ihrer Hammerstimme hat mich dabei am meisten beeindruckt und auch Basilisk mit der neuen Sängerin hat mich begeistert. Leider kam es am Freitag wetterbedingt zur Evakuierung des Geländes. Aber das Wetter ist halt nicht planbar. Obwohl, vielleicht bekommen die Organisatoren vom Metalacker auch dieses Phänomen noch in den Griff. Nochmals Vielen Dank an Danny und für die wieder einmal ausgezeichnete Betreuung der Pressevertreter!


Wie fandet ihr das Festival?

13.09.2023
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