Nighted - Webseite Official
So, 10. September 2023

Nighted – Interview mit Marc Petralito und Ivo Henzi

Black Metal, Synthwave
27.09.2023
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Ein Genre-Gewitter der besonderen Art

Da haben sich zwei gesucht und gefunden. Ivo Henzi (Cellar Darling, Ex-Eluveitie) und Marc Petralito (Appearance of Nothing) veröffentlichten vor knapp einem Jahr mit Nighted ihr Debutalbum „Absence“. Potzdonner: Wie schafft man es nur, so schön Brutalität in sphärische Synthi-Klänge einzubetten? Sie erklären es uns hier in diesem Interview.

Metalinside (Liane): Der Ursprung von «Nighted» war wohl folgende Fragestellung: «Lässt sich Black Metal mit Darkwave vermischen, im Sinne von 70er-Jahre-Synthesizer-Sounds à la Blade Runner und Jean-Michel Jarre?» Wie kommt man darauf, sich diese Frage zu stellen?

Marc: Nun wir hatten im Vorfeld lange diskutiert und uns unterhalten, was wir für Musik machen möchten und wie der Sound klingen soll. Uns schien einfach wichtig, dass wir ein Konzept haben, dass sich durch die Musik durchzieht und zudem etwas ist, was nicht schon da war. So kam irgendwann mal die Idee auf Black Metal, welchen wir beide mögen, mit Synthesizer Elementen aus den 70er zu kombinieren. Damit hat es eine eigene Identität.

Ivo: Die Frage, wie wir klingen, ist eigentlich eine dynamische. Es hilft, wenn man ein Konzept bzw. einen roten Faden hat, allerdings bleiben wir auch offen für neue Einflüsse und Ideen. Wir sind aktuell an einem Punkt, an dem wir neue Musik am planen sind und dieselbe Fragestellung wieder im Raum steht.

MI: Auf vampster.com gibt es interessante Zitate zu den einzelnen Songs. Dort wird von «…einem Liebesgeständnis an all das Wunderbare, die Ehrfurcht und die tiefen Abgründe der Nacht…» gesprochen. Es geht um «interdimensionale Wesen» und «Einflüsse von alten Science-Fiction-Geschichten». Das klingt alles ziemlich abstrakt, trifft aber den Nagel auf den Kopf aus meiner Sicht.  Was konkret hat euch beeinflusst, diese Songs zu schreiben?

Marc: Wir haben uns die Texte für die Songs zwischen mir und Ivo aufgeteilt. Aber auch da hatten wir jeweils miteinander dazu längere Gespräche, was ein Song inhaltlich aussagen soll. So sind dann jeweils teils sehr persönliche Texte entstanden oder Texte die von der Bildsprache zum Sound-Gewand passen. Darunter finden sich also persönliche Erfahrungen die wir verarbeiten, Bilder welche sich in unserem Kopf ergeben haben bis zu Zitaten aus Filmen welche uns veranlasst haben einen Text zu schreiben.

Ivo: Ich lasse mich gerne von allem möglichen inspirieren, sei es Musik, Film, Games, Literatur, etc. Auch die Natur, so kitschig es klingen mag, kann eine echte Inspiration sein.

MI: Ich habe viel recherchiert, wie ihr merkt. Auf eurem YouTube Kanal interpretiert ihr den Song „Sigil“ mit folgenden Worten: «Es geht darum, sich von den lähmenden Grenzen zu befreien, die wir uns im Laufe unseres Lebens selbst setzen. Es geht darum, sich selbst in der Interaktion mit der Welt zu reflektieren – ein Prozess, der schmerzhaft sein kann.» Welche Erfahrungen habt ihr persönlich damit gemacht?

Ivo: Es geht darum, unser eigenes Leben zu leben und nicht das, was uns die Gesellschaft oder die Aussenwelt vorschreibt. Es beginnt oft mit ganz simplen Bedürfnissen, die man im Laufe des Lebens gar nicht mehr hinterfragt und einfach so annimmt. Ist es wirklich das, was ich will oder will ich das, weil es die Aussenwelt mir es so einredet bzw. vorschreibt? Das ist eine (für mich) schwierige philosophische Frage, die schmerzhaft sein kann, wenn sie einmal verinnerlicht ist und man keine Antwort darauf findet. Es gibt immer wieder Phasen in meinem Leben, in denen ich eine Sinnkrise durchlebe. Die Pandemie zum Beispiel hat es nicht leicht gemacht, Musiker zu sein.

MI: Sind die Songs in Zusammenarbeit zwischen euch beiden entstanden? Wie seid ihr vorgegangen?

Marc: Der grösste Teil der Songs ist zusammen entstanden. Wir haben jeweils beide zu Hause eine Idee aufgenommen und dem anderen geschickt und der andere hat es dann ergänzt, abgeändert, ge-sampled oder irgendwie etwas daraus gemacht. Die Songs sind somit bei jedem zu Hause entstanden. Wir haben uns eigentlich auch viel getroffen, aber immer nur um über die Musik und die transportierten Gefühle und Stimmungen zu sprechen. Nie um direkt gemeinsam im gleichen Raum Musik zu spielen.

MI: Auch wenn das Schlagzeug als Instrument ziemlich präsent ist in euren Songs, habt ihr Dylan Watson von Kassogtha «nur» als Session Drummer engagiert. Möchtet ihr ein Duo bleiben?

Ivo: Wir haben Nighted als Projekt gestartet und hatten keine Intention, eine ganze Band zusammenzustellen. Dylan ist ein hervorragender Drummer und wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis, da er die Musik verstanden hat und auch ein paar Inputs eingebracht hat. Wir werden weiterhin aber als Duo zusammen Musik schreiben, auch deswegen, weil wir (noch) keine Live Auftritte planen.

MI: Euer erstes Album «Absence» ist im Oktober 2022 veröffentlicht worden. Das Artwork schreit danach auch auf Vinyl veröffentlicht zu werden. Leider ziehen jedoch viele Musikfans Streaming den physischen Tonträgern vor. War das ein Grund für euch, darauf zu verzichten?

Marc: Wir hatten einen Vinyl Release geplant und auch das ganze zusätzliche Artwork dazu vorbereitet. Am Schluss sollte es dann nicht sein. Ich bewege mich selbst auch irgendwo zwischen Streaming und physischen Tonträgern und es wäre cool gewesen auch eine schöne Platte von Nighted in den Händen zu halten. Aber hohe Preise, überlange Produktionszeiten und ein paar andere Faktoren haben dazu geführt, dass wir die Idee fallen liessen. Wir haben dafür viel Herzblut in das Visuelle mittels Videos etc. investiert.

MI: Ich habe das Gefühl, dass ihr ziemlich entspannt an die neu entstandene Kooperation bzw. die Band Nighted ran geht. Andere Bands reissen sich mit PR Arbeit und Live Konzerten den Hintern auf, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Ihr nehmt es gelassen? Ist das eine Strategie?

Ivo: Die Hauptidee von Nighted war zu Beginn, einfach Musik zu releasen, ohne Live Konzerte zu spielen. Zu schauen, wie und ob auch einen Hörerschaft da ist. Und natürlich sollte auch der Spass im Vordergrund stehen. Wir haben jedoch auch etwas in PR Arbeit investiert mithilfe des Labels (Klang Machine Music) von meinem Bandkollegen und Freund Merlin (wir spielen beide in der Band Cellar Darling). Wir haben uns gesagt, dass wir keine Eile haben, wir wollen es jeweils so angehen, dass es für beide stimmt.

MI: Wie sieht die Zukunft aus? War Nighted nur ein Projekt und eure Aufmerksamkeit gehört nun wieder ganz Cellar Darling (Ivo) oder Apperance of Nothing (Marc)?

Marc: Nö, wir beginnen bereits wieder mit neuen Ideen und werden sicher im 2023 mit neuen Sachen aufwarten. Keine Ahnung noch was es sein wird. Aber die Reise geht weiter.

Da es aktuell keine physischen Tonträger und keine Konzerte gibt, könnt ihr die Band mit Merch Käufen (tolle T-Shirts) unterstützen und das Album als digitalen Download auf bandcamp kaufen.

27.09.2023
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