Exmortus - Necrophony (Cover Artwork)
Fr, 25. August 2023

Exmortus – Necrophony

Heavy Metal, Power Metal, Technical Death Metal, Thrash Metal
04.10.2023
Exmortus - Necrophony (Cover Artwork)

Virtuos düstere Stromgitarren-Neoklassik

Klassische Musik gehört bekanntlich zu den Haupteinflüssen des ursprünglichen Heavy Metal. Heute hört man diese Nuance lediglich noch im traditionell geschmiedeten Stahl und vorwiegend im symphonischen Sektor heraus. Das breite Spektrum an Einflüssen macht es zunehmend schwieriger zu differenzieren, vor allem gerade in den extremen Richtungen. Es sei denn, man hat sich Klassik dermassen gross auf die Kutte aufgenäht, dass es selbst einem Unkundigen auffällt. Und genau das machen Exmortus aus dem sonnigen Kalifornien mit ihrem hybriden Crossover aus Technical Thrash/Death Metal, traditionellem Heavy/Power Metal und Klassik. Wie das funktioniert?

Tatsache ist, dass sich die Kapelle um Jadran ‹Conan› Gonzalez erst seit ihrer dritten Langrille «Slave To The Sword» (2014) merklich in besagte Richtung entwickelt hat. Auf den beiden Vorgängern «In Hatred’s Flame» (2008) und «Beyond The Fall Of Time» (2011) herrscht vorwiegend rohe Thrash Metal Kost mit hohen Extreme Metal Anteilen. Doch der Labelwechsel ab dem dritten Album spielt der ambitionierten Band produktionstechnisch vorteilhaft in die Hand: Nun nimmt man die malmsteeneske Virtuosität zunehmend wahr und entdeckt die kompositorische Liebe zum Detail. Die nachfolgenden Alben «Ride Forth» (2016) und «The Sound Of Steel» (2018) wissen das überzeugend und nachhaltig zu bekräftigen. Die EP «Legions Of The Undead» (2019) bleibt schliesslich pandemiebedingt lediglich als Appetizer für ein neues Album zurück. Doch die Wolken verziehen sich, denn zwischenzeitlich wird das Quartett bei Nuclear Blast unter Vertrag genommen.

Gleich mit vier Vorab-Songs wird man auf das sechste Album «Necrophony» eingestimmt. Eine auffallend klare und aufgeräumte Produktion stehen den neuen Songs perfekt zu Gesicht. Obendrauf klingen Exmortus ausgereifter, versierter, erwachsener und düsterer als je zuvor. Und hat man das Album erstmal als Gesamtes in den Händen und vor allem in den Ohren, besticht das Werk augenblicklich durch seine neoklassische Eleganz. Mit jedem weiteren Durchgang entfalten sich nach und nach die vielen kompositorischen Details und Finessen, die man auf Anhieb gar nicht alle restlos aufnehmen kann. Es ist offensichtlich, dass hier technisch tadellose und brillante Musiker detailverliebt Hand angelegt haben.

Eröffnet wird die elektrisierende Symphonie durch das Intro ‹Masquerade›, welches nahtlos ins brachiale ‹Mask Of Red Death› übergeht. In schwindelerregendem Tempo wird man taktsicher durch perfekt rasierende Riffs, flitzende Solis und sich einbrennende Melodien geschleudert, um gefühlt dem grössten Sturm standzuhalten. Und das stürmische Shredding wird nachfolgend in ‹Oathbreaker› kompromisslos fortgesetzt, um schliesslich mit ‹Mind Of Metal› einen echten Reisser zu landen. Das gezügelte Tempo mit progressivem Einschlag hämmert sich in unwiderstehlichem Groove sofort ein und entfacht ein herrliches Feuerwerk für jeden Gitarren-Maniac – egal, ob man eher im Heavy/Power oder tendenziell im Thrash/Death Metal zuhause ist.

Spätestens jetzt ist man im Album angekommen. Mit dem an Vivaldi angelehnten Instrumental ‹Storm Of Strings› wird man weiter durch den Sturm getrieben, bevor sich bei ‹Test Of Time› kurze Aufhellungen bemerkbar machen. Das ist allerdings von kurzer Dauer, denn im 8-Minuten-Epos ‹Darkest Of Knights› wird man lyrisch in die sagenumwobene Welt von Tolkien entführt. Schier auflockernd folgt der Stampfer ‹The Prophecy›, um sich dann wieder in den Abgründen von ‹Children Of The Night› zu verlieren und sich schliesslich dem Gewitter von ‹Beyond The Grave› zu stellen. Das Intermezzo ‹Overture› deutet an, dass es noch nicht ganz vorbei ist, denn mit dem finalen Titeltrack vollenden Exmortus würdig ihre Symphonie.

Das Fanzit Exmortus – Necrophony

Dass «Necrophony» düsterer und introspektiver als seine Vorgänger ausgefallen ist, mag hauptsächlich dem Songwriting während der Pandemie geschuldet sein. Dennoch machen gerade auch diese Tiefe und Authentizität den Reiz des Albums aus und heben es von den bisherigen Werken nochmals deutlich ab. Man merkt Jadran ‹Conan› Gonzalez mit jeder gespielten Note an, wieviel Leidenschaft, Überzeugung, handwerkliches Geschick und Schweiss in seiner Soundvision steckt.

Um es genreübergreifend und -neutral zu formulieren: Wer auf technisch hochstehende und gepflegte Form der extremen Musik mit ausufernder und dennoch in den richtigen Grenzen gehaltene, auf den Punkt gebrachte Gitarrenarbeit steht und zudem ein Faible für Klassik hat, der wird «Necrophony» von Exmortus lieben! Jedenfalls reihe ich diese stürmische Symphonie schonmal in die Bestenliste von 2023 ein …

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Trackliste Exmortus – Necrophony

  1. Masquerade (Intro)
  2. Mask Of Red Death
  3. Oathbreaker
  4. Mind Of Metal
  5. Storm Of Strings (Instrumental)
  6. Test Of Time
  7. Darkest Of Knights
  8. Prophecy
  9. Children Of The Night
  10. Beyond The Grave
  11. Overture (Intermezzo)
  12. Necrophony

Line Up Exmortus

Jadran ‹Conan› Gonzalez – Guitars, Vocals
Phillip Nuñez – Bass
Adrian Aguilar – Drums
Chase Becker – Guitars

Video Exmortus – Mind Of Metal


Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 9/10



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04.10.2023
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