Félonie - De Sève et de Sang (Cover Artwork)
Fr, 13. Oktober 2023

Félonie – De Sève et de Sang

Black Metal
08.11.2023
Félonie - De Sève et de Sang (Cover Artwork)

Düster schallt es von den Hängen

Im Wallis ziehen dunkle Wolken auf und bringen Schatten über Haute-Nendaz in Form von De Sève et de Sang, dem Erstlingswerk von Félonie. Das Album ist diesen Herbst über Aural Music erschienen.

Doch wer sind Félonie überhaupt? Für einmal ist die Einzahl angebracht, denn es handelt sich um das Soloprojekt von Marc Bourban, der dem einen oder der anderen vielleicht als Saitenzupfer von Tyrmfar bereits über den Weg gelaufen sein könnte. Bei Félonie zeichnet er sich nun für alle musikalischen Zutaten aus bis auf das Schlagzeug, welches von Sessiondrummer Nikola Dušmanić eingespielt wurde. De Sève et de Sang ist das Ergebnis und kommt mit neun Liedern daher, die auf der Brust stolz den Schriftzug Black Metal tragen.

Genaueres Hinhören offenbart dann, dass es auf dem Album nicht um wilde Raserei oder angespannte Dissonanzen geht. Vielmehr sind es ohrenschmeichelnde Melodien, die sich Félonie in die Kompositionen einzuweben entschieden hat. Als Folge davon strahlt die Musik eine Erhabenheit aus, die vermischt mit der Düsternis des Grundgerüsts tatsächlich Bilder heraufbeschwört von einer schroffen Bergwelt unter einem Himmel ganz von Wolken verhangen. Ab und an unternimmt De Sève et de Sang zudem Ausflüge in den symphonischen Bereich, etwa wenn in „Nuit de Torment“ ein orchestraler Aufbau ausgekostet wird oder „Ce que c’est que la Mort“ mit luftigen Flötenklängen in der Einleitung um die Ecke schielt. Die sporadisch eingesetzten Chorklänge erledigen, zugegebenermassen synthetisch doch deshalb nicht weniger wirkungsvoll, das Übrige, um eine einlullende Atmosphäre zu erzeugen und die Musik Raum einnehmen zu lassen. In seinen besten Momenten lädt das Album damit zum Eintauchen, Verweilen und Träumen ein. Unterstützt wird die Musik dabei von einem stimmungsvollen Artwork.

Potential für eine Weiterentwicklung besitzt Félonie trotzdem. Zunächst wäre da zu nennen, dass der eine oder andere Songabschnitt sich zu stark auf der Repetition derselben Figuren ausruht, dabei aber nicht in eine meditative Stimmung zu kommen vermag und dadurch nicht an die Höhepunkte der Scheibe heranreichen kann. Hier wären jeweils mehr Ausschmückungen wünschenswert gewesen. Zwei weitere Schwachstellen stechen auf De Sève et de Sang zudem ebenfalls heraus. Erstens wäre da die relativ identitätslose, leicht verwaschene Produktion, die nicht über soliden Standard hinauskommt. Vor dem Hintergrund, dass es sich bei Félonie um ein Ein-Mann-Projekt handelt, in dem auch klangtechnisch sicher viel Eigenleistung steckt, ist verständlich, dass das Ergebnis klingt, wie es das tut. Die Musik hätte aber von etwas mehr Schneid im Sound wirklich profitieren und noch mehr Charakter entfalten können. Der zweite Punkt betrifft die Songauswahl und da spezifisch „Pax Romana – Pax Dissueta“. Das (deshalb nicht schlechte) Lied zeichnet sich durch merklich mehr Anleihen aus dem Melodic Death Metal aus, als dies bei der restlichen Musik von Félonie der Fall wäre. Es fügt sich deswegen nicht nahtlos in den Fluss des Albums ein, sondern zeigt tatsächlich Anleihen eines Fremdkörpers in der Tracklist. Als zweitletzter Track nach dem vereinnahmenden „Nuit de Torment“ platziert, sorgt es über die ganze Laufzeit hinweg gesehen für eine gewisse Antiklimatik im Spannungsbogen. Bourban hätte gut daran getan, diesen Song anderweitig zu verwenden und De Sève et de Sang auf acht Lieder zu beschränken.

Das Fanzit zu Félonie – De Sève et de Sang

Marc Bourban meldet sich auf seinem Solodebut mit einem Ausrufezeichen zu Wort und lässt die Höhepunkte auf De Sève et de Sang glänzen. Dass Félonie es mühelos gelingt, dunkel komponierte Riffs organisch mit Melodien zu garnieren, die einen ins Schwelgen versetzen, ist eine Leistung, die Würdigung verdient. Unter Einbezug einiger da und dort auftretenden Schwächen und der unspektakulären Produktion führt das über das ganze Album hinweg gesehen unter dem Strich zu guten 7.5 Punkten.

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Video Félonie – Sedunum Invictus


Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 7.5/10



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08.11.2023
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