Hemlock - Met-Bar Lenzburg 2023
Fr, 20. Oktober 2023

Hemlock, Urban Grey

Met-Bar (Lenzburg, CH)
09.11.2023
Hemlock - Met-Bar Lenzburg 2023

Grooviges Package

Sowohl Hemlock als auch Urban Grey verwandelten die Met-Bar am Freitag in eine kleine Hüpfburg. Die Abendkasse wurde zwar nicht überrannt, aber die überschaubar vorhandene Besuchertraube kompensierte das Ausbleiben der grossen Massen mit viel Einsatz und Energie.

Heftige «Post-Full Metal Holiday-Depressionen» rauben mir in dieser Woche beinahe meine gesamte Lebensfreude. Mühsame Sache… Lichtblicke werden dringend benötigt! Deswegen bin ich absolut froh, dass in der Lenzburger Honigwein-Taverne heute Abend ein Konzert zur Ablenkung ansteht. Die beste Therapie für zermürbende Gedanken. Da mir die beiden Gruppen Hemlock und Urban Grey gänzlich unbekannt sind, kann ich mich unvoreingenommen überraschen lassen. Zudem lockt einen das regnerische Wetter sowieso schnell ins Innere des beheizten Gebäudes.

Als meine prüfenden Blicke den Raum analysieren, fallen mir rasch die zwei folgenden Dinge auf: Einerseits ist der Laden leider mehrheitlich noch gähnend leer und auf der anderen Seite sind an allen Ecken und Enden neue Gesichter zu erkennen. Bardame Ari klärt mich auf. Das seien neue, potenzielle Arbeitskräfte respektive Vereinsmitglieder, die heute hoffentlich actionreiche Met-Bar-Luft schnuppern möchten. Schön zu sehen, dass die in «social media» gestreuten Flyer Früchte tragen. Die bestehende Crew ist nämlich praktisch überall dankbar um Unterstützung. Egal, ob hinter dem Tresen, im Marketing, am Mischpult oder in anderen Bereichen (PS: Bei Interesse dürft ihr euch selbstverständlich gerne unter info@metbar.ch melden).

Urban Grey

Erstmals richtig laut wird es Punkt 21 Uhr. Die Bulgaren von Urban Grey treten in Erscheinung und schreiten zur Tat. Sie hauen uns ein Gemisch aus Hardcore, Crossover, Thrash und Death Metal um die Lauscher. Sänger Dobata ist sowohl stimmlich als auch frisurentechnisch in ähnlichen Gewässern wie Hellvetica-Antreiber Roman Wettstein unterwegs. Die beiden Bands scheint ohnehin eine enge Freundschaft zu verbinden (was nicht zuletzt am leuchtend roten «Roadkill»-Shirt des Frontmannes erkennbar ist). Der Glatzkopf punktet ausserdem mit witzig klingenden Ansagen, welche in einem Mix aus Englisch und Deutsch vorgetragen werden. Das hört sich dann ungefähr folgendermassen an: «Very much zufrieden!» oder «Sind Sie fertig zu gumpe?» (letztgenanntes Wörtchen stammt ja sogar aus dem schweizerischen Sprachraum).

Der gezeigte «Groove-Abriss», welcher insgesamt eine Dreiviertelstunde dauert, wirkt wie Peitschenhiebe auf den Nacken! Basserin Sonja – die bekanntermassen ebenfalls bei Hellvetica engagiert ist – geniesst quasi eine Art Heimspiel. Ihr Kollege Bebo, der Klampfer der Truppe, glänzt mit ultrabösen Growls. Gegen Ende segnet leider eine Saite seines Instruments das Zeitliche, aber er kriegt das Malheur glücklicherweise wieder zackig repariert respektive auf die Reihe. Die Zuhörerschaft verharrt zu Beginn im Passivmodus, aber mit fortschreitender Spieldauer tauen immer mehr Nasen auf und zeigen ihre Spring- beziehungsweise Tanzkünste. Zweiteres sieht aus meiner Sicht teilweise wie «Trocken-Schlittschuhlaufen» aus (aber zur Bestimmung des exakten Begriffs müsste man wahrscheinlich Sarah Meier oder Stéphane Lambiel als Experten konsultieren).

Hemlock

Der Headliner darf heute Abend – und generell auf dieser Tour – zurecht die Korken knallen lassen. Schliesslich darf das 30-jährige Bestehen gefeiert werden. Ein beeindruckender Meilenstein! Das DMX-Intro «Party Up (Up in Here)» führt einen jedoch auf eine falsche Fährte. Keine Angst, wir enden nicht urplötzlich in einem «Rap Battle». Die kommenden 80 Minuten gehören komplett dem Thrash respektive Groove Metal. Die vier US-Boys laden umgehend zur ausgelassenen «Springeskalation». Was für eine Energie! Diesem wilden Treiben kann ich lediglich staunend zuschauen.

Dreh- und Angelpunkt ist ohne Zweifel Frontmann Chad Smith. Ein unfassbar liebenswerter Kerl! In Rekordzeit mausert er sich bei allen Anwesenden zum besten Kumpel. Gemäss ihm seien die Leute an Hemlock-Gigs ohnehin einfach stets eine grosse Familie. Dank Sprüchen dieser Art hat der «Dreadlocks-Schwinger» die Besucher sofort im Sack. Er ist eben der typische «Ami-Entertainer» (obschon gewisse seiner Aussagen zum Teil einen repetitiven Charakter aufweisen). Am Schweizer Ausdruck «gumpe» hat Chad ebenfalls seine helle Freude (ist ja notabene auch nicht allzu weit vom englischen Pendant «jump» entfernt).

Das gespielte Songmaterial enthält freilich Elemente von Ektomorf oder Machine Head. Somit haben wir es mit Klängen zu tun, welche häufig «Hüpf-Orgien» und Circle Pits auslösen. Diesbezüglich muss ich der überschaubaren Anzahl Zuschauer wirklich ein Kränzchen winden. Sie sind unglaublich aktiv. Chapeau! Selbiges gilt für die Künstler auf der Bühne. Trommler Brian Smith (seines Zeichens Bruder des Frontmannes) kriegt das Dauergrinsen überhaupt nicht mehr aus dem Gesicht. Bezogen auf die Show kann ich bloss den Klargesang von Wuschelkopf-Gitarrist Jerad Johnson als Schwachpunkt ausmachen. Der Rest ist grosses Kino und ich ärgere mich schon ein wenig, dass es diese Band zuvor nie auf meinen Radar geschafft hat. Wenn sie ihr Versprechen einlösen und 2024 tatsächlich in die Met-Bar zurückkehren, werde ich fraglos versuchen präsent zu sein.

Das Fanzit – Hemlock, Urban Grey

Urban Grey waren schon stark, aber Hemlock sorgten im Anschluss für den puren Abriss! Diese Amis sollte ein Sympathisant von groovigen Kompositionen unbedingt auf dem Schirm haben. Ihnen würde effektiv auch hierzulande eine grössere Popularität zustehen. Vielleicht dürfen sie sich beim nächsten Mal an einem etwas stattlicheren Publikumsaufmarsch erfreuen.

Setliste – Urban Grey

  1. The Interview
  2. Control
  3. Freak Show
  4. Fall Back
  5. New Cannibal Creed
  6. Treachery
  7. Fame Superficial
  8. Shot
  9. Cross The Line
  10. No Matter Where
  11. So Hard
  12. P. I. G.

Setliste – Hemlock

  1. The Only Enemy
  2. Kill The Orthodox
  3. Scam Artist
  4. Quicksand
  5. Convert, Leave Or Die
  6. My Eyes Itch
  7. Engraved
  8. Deadman Walking
  9. Doomsday
  10. Hollowpoint Promise
  11. Basking In The Darkness
  12. Life, Liberty & The Pursuit of Greediness
  13. Nobody Knows What A Killer Looks Like
  14. No Money No Love
  15. The Cleansing
  16. Becoming
  17. Beautality
  18. Against All Odds
  19. No Time For Sorrow
  20. Pipebomb
  21. Beyond The Great Divide
  22. To The Nines
  23. Obsession

Wie fandet ihr das Konzert?

09.11.2023
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