Metalinside.ch - Therion - Z7 Pratteln 2018 - Foto pam
Sa, 27. Januar 2024

Therion – Zukunftsvisionen

Opera Metal, Symphonic Metal
30.01.2024
Metalinside.ch - Therion - Z7 Pratteln 2018 - Foto pam

Gedanken zur Post-Leviathan-Ära

Die schwedische Symphonic-Metal-Band Therion gibt nach der erfolgreichen Veröffentlichung der Leviathan-Alben einen Ausblick auf ihre Zukunft. Uns stehen einige einschneidende Veränderungen ins Haus …

Christofer Johnsson ist wohl eine der schillerndsten Persönlichkeiten im Rockzirkus. Und er ist einer, der aus seinem Herzen keine Mördergrube macht, sondern seine Meinung meist klar und deutlich kundtut (wie wir auch bei unserem Interview anno 2021 erleben durften). So auch jetzt, als sich der schwedische Musiker, Songwriter und Produzent in den Sozialen Medien recht dezidiert zur Zukunft von Therion – sowie einigen weiteren Plänen – äusserte.

Leviathan I – III

Doch bevor wir mit dem nimmermüden Tausendsassa einen Blick in seine Kristallkugel wagen, wollen wir unser Augenmerk kurz auf besagte Leviathan-Trilogie richten.

Christofer Johnsson: Die Leviathan-Alben sind also erschienen, und wir haben unser Bestes getan, um den Fans das zu geben, was sie wollten. Viele von euch haben alle Alben gemocht, andere vielleicht nur eines. Oder ihr könnt euch ein Best of Leviathan I – III zusammenstellen, mit den Tracks, die euch gefallen. Das Einzige, was wir nicht tun können, ist, euch eure Jugend zurückzugeben, dieses ganz besondere Gefühl, das man in diesem Alter hat, wenn man neue Musik entdeckt.

Gemessen am kommerziellen Erfolg der ersten beiden Scheiben und dem weniger als sonst üblichen sinnlosen Gejammer der Internet-Beschwerde-Mafia kann man sagen, dass die Trilogie ein voller Erfolg war.

Und dann waren da noch die Fans in Lateinamerika, die 15 Jahre auf ein Konzert mit Orchester warten mussten, das wir so etwas schon in Europa gemacht hatten. Also habe ich schliesslich nachgegeben (nachdem mir zugegebenermassen tonnenweise Geld angeboten wurde). Das Ergebnis war eine ausverkaufte Arena-Show mit über 11’000 verkauften Tickets und einem Orchester und Chor, die einen viel besseren Job machten, als das damals in der Alten Welt der Fall war. Wir haben also unsere Mission erfüllt und das Ganze ging komplett durch die Decke!

Und was kommt jetzt? Nun, eine Welttournee 2024 zur Promotion der Trilogie in Europa/China und eine Tournee zur Promotion von Leviathan III in Lateinamerika stehen noch auf unserer To-Do-Liste, bevor die Zukunft beginnt.

Und danach?

Nun, es wird zu einigen Veränderungen kommen. Was die Aufnahmen angeht, bin ich mir noch nicht ganz sicher, wie das nächste Therion-Album klingen könnte. Ich weiss nur, dass es noch viele weitere Therion-Werke geben wird.

Nebenprojekte im Fokus

Doch wie genau stellt sich Mr. Johnsson diese Zukunft vor? Zum einen steht eine Wiederbelebung seines 70er Jahre-Seitenprojektes Luciferian Light Orchestra (LLO) in den Startlöchern, von dem schon bald erste Lebenszeichen zu erwarten sind. Darüber hinaus gelüstet es den Musiker, ein klassisch klingendes 80er Heavy Metal-Album einzuspielen. Dieses Projekt, das der Maestro zusammen mit seinem Bandkollegen Thomas Vikström in Angriff nimmt, stellt eine Rückkehr zu den Wurzeln des Heavy Metal dar.

Christofer Johnsson: Was ich mit Sicherheit weiss, ist, dass ich nach der Fertigstellung von drei komplexen Therion-Longplayern in drei Jahren nun eine kreative Pause von der Band brauche und nicht nur ein, sondern zwei neue Alben mit meinem 70er-Jahre-Seitenprojekt Luciferian Light Orchestra machen werde. Tatsache ist, dass diese beiden Scheiben nicht nur vollständig geschrieben, sondern sogar bereits teilweise aufgenommen sind (alle Drums, Bass und Gitarren). Es fehlen nur noch die Keyboards und der Gesang, bevor ich sie abmischen und veröffentlichen kann. Abgesehen von einigen musikalischen Unterschieden zum Debütalbum würde ich auch sagen, dass ein Unterschied darin besteht, dass LLO jetzt ein Nebenprojekt von Therion ist und nicht mehr mein persönliches Steckenpferd. Alles wurde dieses Mal von Therion und Therion-nahen Mitgliedern aufgenommen. Und Thomas hat uns beim Songwriting unterstützt.

Zudem möchte ich auch ein klassisches 80er Heavy-Metal-Album machen. Ich habe das Gefühl, dass ich das dem 11-jährigen Chris schuldig bin, der 1983 davon träumte, Metal zu spielen – ohne seine Träume wäre ich nicht hier. Ich brauche nur eine Gitarre anzufassen, und die 80er Heavy Metal Riffs fliessen. In Therion war schon immer eine Menge Heavy Metal versteckt (und wird es immer sein), aber jetzt ist es an der Zeit, das auch konkret anzugehen. Zusammen mit Thomas habe ich bereits ein knallhartes 80er-Jahre-Heavy-Metal-Album geschrieben, das den Kids von heute zeigen wird, wie man es macht. Auch für dieses Eisen haben wir bereits Schlagzeug, Bass und Gitarren aufgenommen. Und ja, es ist ebenfalls ein offizielles Nebenprojekt von Therion. Wir müssen nicht über den Fluss gehen, um Wasser zu holen.

Konzerte ja – aber es folgt ein fettes ABER!

In Bezug auf zukünftige Tourneen äussert Johnsson die Absicht, selektiver zu sein und generell weniger Konzerte zu geben. Die Band wird sich von Auftritten an Orten distanzieren, die wenig Publikum anziehen, niedrige Gagen bieten oder ungünstige Künstlerregelungen haben. Dies könnte bedeuten, dass Therion in einigen Ländern, darunter den USA, nicht mehr auftreten wird. Und auch in Europa werden wir uns – wohl oder übel – auf musikalische Schonkost gefasst machen müssen.

Christofer Johnsson: Auch bei den Tourneen wird es einige Veränderungen geben. Ich liebe es nach wie vor, auf der Bühne zu stehen und würde mich nie ganz vom Touren zurückziehen, solange ich gesund bin und noch gute Leistungen erbringen kann. Ich werde sicher noch 20 Jahre live spielen. Aber ich habe langsam genug von allem anderen auf Tournee, ausser eben auf der Bühne zu stehen. All die Reisen, all das Warten… Also werden wir die Messlatte etwas höher legen und bei den Konzerten ein wenig die Rosinen herauspicken. Das heisst, dass die Orte, die entweder am wenigsten Publikum anziehen, an denen wir am schlechtesten bezahlt werden oder die ungünstigsten Regeln für Künstler haben, bei den nächsten Tourneen ausgeschlossen werden. Das bedeutet natürlich, dass, wenn es vorher schon sehr unwahrscheinlich war, dass wir jemals wieder in den USA auf Tournee gehen, man jetzt davon ausgehen darf, dass wir nie wieder dort spielen werden. Und auch in Europa werden wir deutlich kürzer treten. Keine Show im Vereinigten Königreich und nur eine in Frankreich auf der nächsten Tour sind ein Indikator dafür. Aber ich würde auch sagen, dass es sich ohne Frankreich als Marschhalt vielleicht nicht lohnt, vier Tage zu reisen, um nach Spanien und Portugal hinunter und wieder hinaufzufahren. Es kann auch sein, dass wir den Balkan nicht mehr im bisherigen Umfang berücksichtigen werden. 2018 haben wir unglaubliche 57 Shows in Europa gespielt. Dieses Mal sind es 30, und ich denke, nächstes Mal werden wir vielleicht noch auf 15 bis 20 Auftritte kommen.

Was ich damit sagen will, ist, dass man die Band in Europa in Zukunft nicht mehr als selbstverständlich voraussetzen kann (es sei denn, man lebt in Polen oder den Niederlanden). Für einige Orte wird diese Tournee ein Abschiedskonzert sein, für andere könnte es bedeuten, dass wir zumindest für lange Zeit nicht mehr zurückkommen.

Ich habe für diesen Sommer bereits Angebote von 3 sehr renommierten Veranstaltern in Europa abgelehnt, und wir werden dieses Jahr nur ein Festival in Europa spielen. Und im Moment gehe ich davon aus, dass wir auch in den nächsten Sommern an 1 – 2 Festivals pro Jahr auftreten. Und ja, wir werden sicher immer auch in Europa präsent sein, aber man darf uns nicht mehr in allen Ländern als selbstverständlich ansehen.

Für Lateinamerika und den Rest der Welt wird es so sein wie bisher. In einigen Ländern spielen wir immer, in anderen nur gelegentlich, wenn das Angebot gut genug ist. Mit anderen Worten, wer in Mexiko lebt, braucht sich keine Sorgen zu machen (vielleicht spielen wir dort sogar mehr Shows als beim letzten Mal), und auch in Chile und Kolumbien kann man ziemlich sicher sein, dass wir immer kommen. Der Rest hängt vom Angebot und den Rahmenbedingungen ab.

Zu guter Letzt: LLO und das Heavy Metal Project werden nicht live auftreten.

Therion in Luzern

Klare Worte von Christofer Johnsson. Und sicher auch ein Weckruf an die Schweizer Fans, sich das Konzert am 6. März 2024 in der Luzerner Schüür auf keinen Fall entgehen zu lassen!

pam: Hoffen wir, dass es für die Schweiz kein Abschiedskonzert sein wird. Christofer hatte ja immer sehr lobende Worte für das Z7 und die Schweiz im Allgemeinen übrig – weil hier alles immer gute funktioniere („Warum kann nicht die ganze Welt wie wie Schweiz sein – die Schweizer Armee sollte die Welt erobern“ – so die sinngemässen Zitate von Konzerten im Z7″ – siehe Konzertreviews). Erscheint also zahlreich, damit die Schweiz auch in Zukunft auf der Landkarte von Therion vorhanden ist.

Video Therion – Ruler Of Tamag

30.01.2024
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Luciferian Light Orchestra, Therion