Metalinside.ch - Avantasia - All Kart Halle Kaufbeuren 2016 - Foto Kaufi
Fr, 18. März 2016

Avantasia

All Kart Halle (Kaufbeuren, DE)
20.03.2016

Es ist schon sehr erstaunlich, welchen unglaublichen Erfolg Tobias Sammet mit seinem Monsterprojekt Avantasia mittlerweile hat. Ursprünglich als eine mehr oder weniger einmalige Geschichte angedacht, dürfte 15 Jahre nach dem Beginn Tobi’s Hauptband Edguy wohl endgültig überflügelt worden sein. Und das will auch was heissen!

Dass renommierte Musiker wie Michi Kiske, Bob Catley, Jorn Lande oder Amanda Somerville da ebenfalls immer gerne mitmachen, ist ebenfalls ein Indiz dafür, dass hier irgendwas einfach richtig gemacht wird. Und wer das noch immer nicht glauben mag: in Deutschland sind praktisch alle Shows ausverkauft, die Locations fassen teilweise bis 4‘000 Zuschauer! Und auch für die beiden Konzerte im Z7 gibt es längst keine Tickets mehr. Für Metalinside ein Grund, dieses Spektakel mal an zwei verschiedenen Orten zu erleben. Und so mache ich mich auf ins Allgäu, um zu sehen, was sich der Tausendsassa aus Fulda dieses Mal so einfallen lässt…

Nachdem ich bei meinen flotten Kollegen mein Asyl bezogen habe, geht’s auch schon los. Eine Go-Kart Halle ist das Ziel, hier wird heute der Tourtross von Avantasia Halt machen. 2‘600 Leute werden für Stimmung sorgen, auch dieses Konzert ist längst ausverkauft. Man muss dem Veranstalter zudem ein Kränzchen winden: Die Halle ist wesentlich breiter als die Bühne, sodass man von den Seiten eigentlich kaum etwas sieht. Aber es scheint so, als ob das berücksichtigt wurde: effektiv hätten wohl noch ein paar hundert Leute mehr rein können – aber so hat wohl jeder irgendwo einen Platz gefunden, wo man das Geschehen verfolgen kann! Also trotz „sold out“ keine Spur von Überfüllung. Stark!

Ob die Teilnahme am Eurovision Song Contest Avantasia einen zusätzlichen Boost gegeben hat? Durchaus möglich, dass sich da der eine oder andere zusätzliche Zuschauer deswegen hier befindet. Es fällt auf, dass hier nicht durchgehend das typische Metal Publikum anwesend ist, es hat doch auch einige „normale“ Leute, die sich das mal ansehen wollen. Und die Vorfreude ist beim Blick auf die Bühne nochmals einen Zacken grösser. Ein ruinen-ähnliches Bühnenbild mit Treppen, Balkonen und Torbögen, und das alles ist vollgepackt mit LED Strahlern. Hier wird wohl an gar nichts gespart, die Fans sollen wirklich was für’s Geld kriegen!

Die Besetzung der „Band“ ist selbstredend auch wieder Kategorie „Deluxe“. Das beginnt am Schlagzeug, da ist Edguy Stammdrummer Felix Bohnke am Start. An den Gitarren wie gewohnt die Herren Oli Hartmann und Sascha Paeth. Am Bass Andre Neygenfind und an den Keyboards Miro Rodenberg. Background Sänger Herbie Langhans und Amanda Somerville. Und Tobi teilt sich den Gesang mit Ronnie Atkins (Pretty Maids), Michi Kiske (Unisonic), Bob Catley (Magnum), Eric Martin (Mr. Big) und Rückkehrer Jorn Lande. Besser geht wohl kaum…

Mit etwas Verspätung startet um Viertel vor Neun das klassische Intro „Also sprach Zarathustra“ und Avantasia legen mit „Mystery of a blood red Rose“ los. Dies sollte der einzige (!!) Song des ganzen Abends bleiben, den Tobias Sammet alleine singt! Denn beim Titeltrack des aktuellen Albums, „Ghostlights“, betritt unter grossem Jubel Michael Kiske die Bühne – wie immer mit relativ ernster Miene und in Lederjacke und Wollkappe gehüllt. Doch auch ihm huscht immer mal wieder ein zufriedenes Grinsen über’s Gesicht, und stimmlich kann man gegen den Herrn eh nix sagen. Ab jetzt teilt der Chef das Spotlight permanent mit all seinen anderen Gästen. Bei „Invoke the Machine“ ist wie auf dem Album Ronnie Atkins an der Reihe, und bei ihm kriegt man wieder Angst, dass er umkippt! Einmalig, wie er sich in seinen Gesang „reinkniet“…

Weiter geht’s mit dem aktuellen Album: „Unchain the Light“ gehört Ronnie zusammen mit Michi, und bei „A restless Heart and obsidian Skies“ darf der Senior Bob Catley das erste Mal auf die Bühne. Dieser Song ist schon auf dem Album ein Highlight, aber Catley und Sammet veredeln das jetzt auf grossartige Weise, das ist schlicht genial! Genauso wie der Abschluss des letzten Werkes „The Mystery of Time“ in Form von „The great Mystery“. Und hier beginnt jetzt auch die Phase der überlangen Titel in dieser Show…

„The Scarecrow“ bringt ein viel umjubeltes Comeback: Jorn Lande ist wieder da! Und die Wiedersehensfreude ist offensichtlich auf beiden Seiten, der Norweger geniesst seinen Auftritt zweifellos. Auch er darf gleich mal noch für einen Moment bleiben, „Lucifer“ ist ebenfalls „sein“ Song. Nun ja – wie auf CD kann ich damit zwar nicht viel anfangen, ich seh’s als kleine Verschnaufpause…

Dass nicht nur Sammet’s „Stamm-Sänger“ stark am Mikro sind, darf bei „The Watchmaker’s Dream“ Oli Hartmann unter Beweis stellen. Einmal mehr – erstklassig, der Kerl dürfte von mir aus noch mehr Parts übernehmen! Und auch Herbie Langhans bekommt seinen Moment, als er wie auch auf dem Album das relativ düstere „Draconian Love“ zum Besten bringt. Amanda Somerville, sozusagen die Dritte im Bunde, kriegt ihren Solopart im umjubelten „Farewell“ – bis heute einer der geilsten Refrains von Avantasia überhaupt!

In der Zwischenzeit hat zudem auch Eric Martin seinen ersten Auftritt mit dem wunderschönen „What’s left of me“ gehabt, gefolgt von „The Wicked Symphony“, dies dann zusammen mit Jorn Lande, Herbie Langhans, Amanda Somerville und Oli Hartmann. Der Chef macht hier mal eine kurze Pause, genauso wie etwas später dann bei „Stargazers“. Wer also immer noch denkt, dass „Avantasia“ eine „Tobias-Sammet-One-Man-Show“ ist, sollte besser nochmals über die Bücher…

Während man hingegen den Vorwurf machen kann, dass es bisher manchmal etwas zu „soft“ war, so geht’s jetzt mit Songs wie „Shelter from the Rain“, „Promised Land“, dem vielumjubelten „Reach out for the Light“ oder dem fantastischen „Dying for an Angel“ richtig zur Sache. Catley, Martin, Atkins, Kiske (der vom Publikum zwischendurch mit Sprechchören abgefeiert wird!), Lande – allesamt bekommen sie weiterhin ihre Parts in der Show, bei „Twisted Mind“ überlässt Tobi zudem das dritte Mal die Bühne komplett den Anderen.

Nahezu drei Stunden sind um, als sich Avantasia vom Publikum verabschieden. Ein Publikum, welches allerdings lange nicht genug hat! Denn schliesslich fehlt ja noch der „Popsong“ – „Lost in Space“! Dies ist nun die erste Zugabe, und all den Miesmachern sei gesagt: Popsong hin oder her, „Lost in Space“ ist saugeil, der macht live noch mehr Spass macht als ab Konserve!

Erstaunlich rasch und ohne grosses Blabla stellt Tobi seine 12 Sänger und Musiker vor. Dies war die schnellste Bandvorstellung, die ich je von ihm erlebt habe! Da hat er ja sonst bei Edguy schon länger… „Sign of the Cross“, welches zum Schluss noch in „The Seven Angels“ mündet, bildet den Abschluss mit allen Protagonisten auf der Bühne. Nach weit über drei Stunden verabschieden sich Avantasia sichtlich erschöpft, aber mit einem grossen Strahlen in den Gesichtern, von der ebenfalls ziemlich kaputten Crowd. Einmal mehr hat sich Tobi mit seinem Projekt mehr als übertroffen. Ganz klar: die ausverkauften Hallen sind definitiv kein Zufall! Avantasia ist momentan wahrlich etwas vom spektakulärsten, was man zu sehen bekommen kann! Ich freu mich auf das Z7 und bin schon gespannt, was Tanja dann da zu berichten hat…

Setlist Avantasia

  1. Also sprach Zarathustra (Intro)
  2. Mystery of a blood red Rose
  3. Ghostlights (mit Michael Kiske)
  4. Invoke the Machine (mit Ronnie Atkins)
  5. Unchain the Light (mit Michael Kiske und Ronnie Atkins)
  6. A restless Heart and obsidian Skies (mit Bob Catley)
  7. The great Mystery (mit Bob Catley)
  8. The Scarecrow (mit Jorn Lande)
  9. Lucifer (mit Jorn Lande)
  10. The Watchmaker’s Dream (mit Oli Hartmann)
  11. What’s left of me (mit Eric Martin)
  12. The wicked Symphony (mit Oli Hartmann, Amanda Somerville, Herbie Langhans, Jorn Lande und Eric Martin; ohne Tobias Sammet)
  13. Draconian Love (mit Herbie Langhans)
  14. Farewell (mit Amanda Somerville und Michael Kiske)
  15. Stargazers (mit Michael Kiske, Ronnie Atkins, Jorn Lande und Oli Hartmann, ohne Tobias Sammet)
  16. Shelter from the Rain (mit Michael Kiske und Bob Catley)
  17. The Story ain’t over (mit Bob Catley)
  18. Let the Storm descend upon you (mit Ronnie Atkins und Jorn Lande)
  19. Promised Land (mit Jorn Lande)
  20. Prelude (Intro)
  21. Reach out for the Light (mit Michael Kiske)
  22. Avantasia (mit Michael Kiske)
  23. Twisted Mind (mit Eric Martin und Ronnie Atkins, ohne Tobias Sammet)
  24. Dying for an Angel (mit Eric Martin)
  25. Lost in Space (mit Amanda Somerville)*
  26. Sign of the Cross / The Seven Angels (mit allen)*

*Zugaben

Fotos Avantasia – All Kart Halle Kaufbeuern 2016 (Kaufi)


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20.03.2016
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