Mi, 7. September 2016

SABATON

Power Metal
09.06.2016

Auf zum letzten Gefecht! Sabaton stellen sich in Zürich den Medien.

Am 19. August erscheint das bereits achte Studio Album der schwedischen Shootingstars Sabaton. Es trägt den Titel „The last Stand“ und soll den endgültigen Durchbruch für Pär Sundström und seine Mannschaft liefern.
Einen Tag vor dem Auftritt beim Sonisphere in Luzern Anfangs Juni durfte ich bereits ein erstes Mal in das neue Werk hören. Und auch wenn es natürlich mehr als nur einen Durchgang braucht, so darf man sich wohl doch auf das beste Album seit „The Art of War“ freuen! Anschliessend konnte ich mich ausführlich mit Sänger Joakim Brodén und Gitarrist Thobbe Englund unterhalten. Here we go…

Metalinside (Kaufi): Ich habe soeben Euer neues Album hören können. WOW! Ich habe ja kein schlechtes Album erwartet, aber ich bin schon überrascht, dass viele Songs sofort zünden, nicht wie bei „Heroes“. Eines ist mir in dieser kurzen Zeit aufgefallen: ihr versucht wirklich, euch nicht selber zu kopieren! Ihr versucht neue Dinge wie zum Beispiel „Blood of Bannockburn“ mit den Dudelsäcken…

Thobbe Englund: … und dem Deep Purple Sound.

MI: Genau. Oder „The last Stand“, mit den Kirchenglocken am Anfang.

Joakim Brodén: Nun ja, es ist immer noch Sabaton, aber einen rechten Zacken heavier.

MI: Eigentlich würd ich erstmal nur „Shiroyama“ als „typischen“ Sabaton Song sehen…

JB: (überrascht) Shiroyama?

MI: Ja, dies ist der einzige Song, der wirklich urtypisch nach Sabaton tönt, so wie man das eigentlich sofort erwarten würde.

JB: Oh, ich dachte eigentlich, das wäre „Rorke’s Drift“.

TE: Ja, das würde ich auch sagen.

MI: „Rorke’s Drift“ ist einer der Songs, die man mehrmals hören muss…

JB: Nun, das Album ist sehr abwechslungsreich. Es ist lange her, dass wir so viel Abwechslung hatten! Bei „Heroes“ gingen wir auch auf Nummer sicher. Es war das erste Album im neuen Line Up, und das war nicht die Zeit für Experimente. Wir mussten zuerst zeigen, dass Sabaton immer noch Sabaton sein können. Aber mit den Jahren haben wir das bewiesen, sowohl auf den Platten wie auch live. Also konnten wir die Zügel etwas lockerer lassen. Es ist etwas „liberaler“

TE: Aber man hört immer noch, dass es Sabaton ist, zweifellos!

MI: Oh ja, ganz klar! Kommen wir zu den Lyrics. Das Album heisst „The last Stand“, es geht also um finale Schlachten, um letzte Gefechte. Interessanterweise habt ihr erneut „neue“ Schlachtfelder entdeckt…

JB: … bei mehreren Tausend Jahren Kriegsgeschichte… (lacht)

MI: Wohl wahr! Also: ich hab Afghanistan gefunden, dann Japan, Schottland, Südafrika – alles neu. Und sogar irgendwie über die Schweiz!

JB: Jaja, die Schweizer Garde! Wir wollten mal in eine andere Richtung… also nicht musikalisch. Auch wenn ich gerne über WW 1 und WW 2 schreibe, wir haben schon viel darüber gemacht. Wenn wir dahin zurückkehren, dann müssen wir das aus einem anderen Blickwinkel tun. Also haben wir uns entschieden, dass wir uns nicht mit einer einzigen Ära limitieren. Wir limitieren uns mit „Last Stands“! Da haben wir als erstes die Schlacht von Thermopylae, 480 Jahre vor Christus. Dann haben wir „Hill 3234“, wo es um den Krieg zwischen der Sowjetunion und Afghanistan im Jahre 1988 geht. Das resultiert in nahezu zweieinhalbtausend Jahren Krieg!

MI: Und mit „The last Battle“ als Abschluss des Albums wird dann doch auch noch der zweite Weltkrieg zum Thema, die letzte Schlacht dieses Krieges. Sehr passend!

JB: Ja, es ist irgendwie eine gute Story um das Album zu schliessen.

TE: Musikalisch ist dieser Song jedoch recht verschieden, würde ich sagen. Hat irgendwie einen 80er Touch…

JB: … es ist ein fast fröhlicher Song…

TE: … ein Happy End des Albums!

JB: Ich liebe Happy Endings! (schallendes Gelächter)

MI: Auf dem Weg hierher hab ich auf meinem MP3 Player ein wenig Sabaton gehört. Da ist mir aufgefallen, dass ihr ja auch schon Coverversionen gemacht habt. Habt ihr jetzt auch wieder was aufgenommen?

JB: Jawohl, das haben wir. Wie spielen „All Guns blazing“ von Judas Priest…

MI: … oh, das tönt schon mal sehr interessant!

JB: … dann haben wir noch anderes…

TE: … „Afraid to shoot Strangers“…

JB: … „Camouflage“, einen alten Country / Western Song…

MI: „Camouflage“ – der Song von Stan Ridgeway?

JB: Ja, genau. Aber die Nummer wurde metallisiert! (lacht)

MI: Und Du singst Iron Maiden. Erstaunt mich jetzt etwas, denn Du bist ja nicht so der Maiden Fan?

JB: Ach, ich mag Maiden! Ich bin mit ihnen aufgewachsen. Sie sind zwar nicht meine „Nummer Eins Band“, aber ich mag die schon. Das schwierige bei Maiden Covers hingegen ist einen Song zu finden, der in meiner Stimmlage ist und bleibt. Denn ganz offensichtlich bin ich nicht Bruce Dickinson! (lacht)

TE: Der Song passt Dir aber wirklich!

JB: Ja, das hat ganz gut geklappt. Und sagen wir es so: keinesfalls könnte ich „Aces High“ singen!

MI: Mit so vielen Coversongs, die ihr nun bereits habt – gibt es da die Überlegung, die mal gesammelt zu veröffentlichen? Ähnlich dem „Metalum Nostrum“ Album von Powerwolf?

JB: Vielleicht irgendwann mal…

TE: … irgendwann, wenn wir grad keine Ideen mehr haben…

JB: … das würde irgendwie eine falsche Botschaft aussenden. Aber wenn wir sowas machen, dass müsste man das mit Liebe und Hingabe tun und nicht einfach die Covers veröffentlichen. In diesem Fall müssten wir uns hinsetzten und die richtigen Covers finden, aufnehmen und etwas Spezielles daraus machen. Umgekehrt: „All Guns blazing“ – warum sollten wir den nicht aufnehmen? Das ist Straight On Metal, darum lieben wir ihn. Und wir haben entschieden, dass wir den grösser, fetter und schneller machen. (lacht)

TE: Und ich glaube, es hat wirklich funktioniert, es tönt grossartig!

JB: Ja, ist mein Lieblingscover auf dem Album.

MI: Jetzt bin ich neugierig auf diesen Song! Aber ich muss da auch noch warten… Apropos „Warten“: es ist Anfang Juni. Das Album ist fertig. Warum dauert es trotzdem noch über zwei Monate, bis das Ding erscheint??

JB: Da sprichst Du mit den falschen Leuten. Ich würde es gerne sofort veröffentlichen, denn JETZT ist es heiss!

TE: Nun, die Produktion, die Herstellung…

JB: … das Album kommt auch auf Vinyl raus, dann gibt es auch noch eine „Panzer Edition“… das dauert halt.

MI: Reden wir über München. (Anm. Kaufi: der Auftritt am Rockavaria wenige Tage zuvor, als es in Strömen geregnet hat). (Alle grinsen). Wie schwierig war das für Euch? Ehrlich gesagt fand ich, dass ihr ein Opfer des Wetters wurdet. Korrigiert mich, wenn ich falsch liege, aber ich hatte das Gefühl, dass viele Leute auf die gedeckte Tribüne flüchteten.

TE: Man kann ihnen nicht mal einen Vorwurf machen! Es schüttete richtig!

JB: Das liegt natürlich in den Händen jedes Einzelnen, ob er gehen will, und ich bin da auch nicht sauer.

MI: So hab ich das auch nicht gemeint. Eben: Ihr wart das Opfer…

JB: Mich ärgert mehr, dass sie die Übertragungen auf die Grossbildschirme stoppten. Die Close up Kameras…

TE: … so dass die Fans, die unter’s Dach gingen, wenigstens die Show so sehen könnten…

JB: … die Show wurde also für die gekillt, die Schutz suchten. Nach zwei Songs oder so wurden da die Kameras gestoppt. Das war schade. Dann wurden auch einige der Pyros nicht gezündet wegen dem Wind. Aber das ist etwas, was die Leute auch verstehen und respektieren.

MI: Ich stand in der zweiten Reihe und die Pyros sind bei „Soldier of three Armies“ über mich hinweg, danke auch! (Gelächter)

TE: Ist noch interessant mit den Pyros und wenn der Wind bläst. Es schluckt den Sound! Pretty cool… Wir stehen da, so „Ok, das ist jetzt wirklich wichtig“ und plötzlich: „He, wo ist der Sound, wo ist die Musik“? Wind, Flammen und Pyros zusammen nehmen dir den Sound weg! (lacht)

MI: Aber abgesehen davon: ich fand’s eine coole Show!

JB: Es hat sehr viel Spass gemacht. Ja, ich hab einige Leute weglaufen gesehen. Aber umgekehrt sah ich, dass mehr und mehr Leute nach vorne kamen! Die haben entschieden, dass sie IN den Regen laufen! Das hat mich glücklich gemacht, es war so gesehen sicher eine der lustigsten Shows in einiger Zeit. Also haben wir uns auf die paar Tausend vor der Bühne konzentriert, die haben uns solche Energie gegeben und uns glücklich gemacht.

MI: Ich selber bin ja ganz vorne heftigst vom Bühnendach her geduscht worden…

JB: Du musst was falsch gemacht haben in einem früheren Leben! (schallendes Gelächter)

TE: Aber so dachten wohl viele Leute. Zu Beginn: „oh, ich werde nass“. Nach drei Songs: „ach, was soll’s – ich bin eh schon klatschnass“! Und ein Mann, der schon klatschnass ist, hat keine Angst vor dem Regen. Weise Worte!

MI: Die ersten Daten für Eure Tour sind bereits veröffentlicht. Und ihr habt niemand geringeren als Accept als Support! Was ist mit Euch in den letzten fünf Jahren passiert?? Das ist Wahnsinn!

TE: Wir haben etwas richtig gemacht.

JB: Wir sind besser geworden. Und wir sind grösser geworden. Weniger im Bezug auf mich und Pär, eher im Bezug auf Chris, Thobbe und Hannes. Wir sind eine bessere Band geworden. Unsere Mission… nun, wir fokussierten uns nie darauf, grösser zu werden oder mehr Geld zu verdienen. Wir fokussierten uns immer darauf, besser zu werden. Denn das ist auch ein erneuerbares Ziel. Wenn Du besser wirst, kannst Du noch besser werden. Wenn Du es so gut machst wie du kannst und dich dabei entwickelst, dann kannst du dich auch nachher entwickeln – und alles andere kommt dann automatisch. Aber ich gebe zu: es fühlt sich schon komisch an, dass Accept für uns eröffnen! Eine meiner All Time Fave Band, die immer noch gute Alben herausbringt, die immer noch gute Shows zeigt…

TE: Mit 15 Jahren war ich der grösste Accept Fan überhaupt. Wenn man mir das damals gesagt hätte, dass die für mich eröffnen: den hätte man einweisen können.

JB: Fuck you, stop dreaming! (Gelächter)

MI: Schweizer Dates?

JB: Festival kommt. Wir dürfen noch nichts sagen… (Anm. Kaufi: mittlerweile ist es längstens bekannt: 3. Februar 2017, St. Jakobshalle in Basel) Da ist immer die Politik… Es kommt eine riesige Tour auf uns zu! Und bis jetzt sind irgendwie erst zehn, zwölf Daten veröffentlicht. Really? Es werden dann etwa fünfzig oder sechzig Shows!

MI: Etwas Kritik. Freunde von mir kritisieren, dass ihr auf der Bühne plus / minus immer gleich seid. Es beginnt mit „Ghost Division“, es endet mit „Primo Victoria“ und „Metal Crüe“. Meiner Meinung nach funktioniert das zwar auch immer noch tadellos. Aber ja – wenn jemand Eure Shows öfter sieht, dann sind sie sich sehr ähnlich. Die Leute vermissen etwa Songs wie „Cliffs of Gallipoli“ oder „The Price of a Mile“…

JB: Glaub mir, das tun wir auch. (lacht) Nun, ich denke „Ghost Divison“ ist der perfekte Opener. Und auch alle in der Band fühlen sich wohl damit.

TE: Es ist „right in your Face“!

JB: Umgekehrt hätte ich kein Problem damit, „Metal Crüe“ als letzten Song zu ersetzen!

MI: „Metal Machine“.

JB: Genau. Oder wir könnten wieder das Medley machen wie früher. Und vielleicht könnten wir gar „Metal Ripper“ auch noch einbauen. Das wäre sicher spassig.

Nun, für eine gewisse Zeit war das wohl wahr. Aber speziell auf der letzten Tour haben wir wirklich Änderungen vorgenommen, wir haben „Wolfpack“ und „Midway“ gespielt! Kann sein, dass wir etwas statisch mit der Setlist waren. Aber auf der gleichen Tour müssen wir das auch sein. Klar, wenn wir zum Beispiel in Finnland sind, dann spielen wir auch etwas mehr, was einen Bezug dahin hat. Aber sonst… Vielleicht gibt es innerhalb der Tour wirklich nicht so viel Abwechslung, aber dafür zwischen den einzelnen Touren. Wir haben aber schon ein paar Überraschungen bereit. Wir haben zum Beispiel begonnen mit dem Rehearsal von „Cliffs of Gallipoli“!

MI: Komplett anderes Thema. Social Media. Da seid ihr sehr aktiv, sei dies auf Facebook oder dann habt ihr Euren eigenen Youtube Kanal.

JB: Aber das hat nichts mit mir oder Thobbe zu tun! (lacht)

TE: Wenn es um sowas geht, sind wir beide völlig rückständig!

MI: Ich ziele auf etwas anders ab. Was denkt ihr über Fans, die während euren Shows dauernd die Handys hochhalten? Ich erinnere mich auch an die Show in Lausanne, als der Junge, den ihr auf die Bühne geholt habt, sofort ein Selfie machte…

TE: Die Zeichen der Zeit!

JB: Genau! Ich würde sowas nicht machen, aber wer sagt, dass es falsch ist? Gallileo Gallilei sagte, dass sich nicht die Sonne um die Erde dreht, sondern umgekehrt. Er war der einzige, der das sagte, er war der Verrückte. Und doch hatte er recht. (studiert) Ich denke… es kann gut oder schlecht sein, doch normalerweise ist es gut. Schau zurück auf die Geschichte. Dinge ändern sich, andauernd. Neues ersetzt Altes. Ja, da sind Dinge, die schlechter werden. Aber generell wird die Welt ein besserer Ort. Die Leute haben manchmal die romantischen Vorstellungen von früher. Jetzt speziell auf Militärgeschichte bezogen: „oh, es war so viel besser früher, wo man auf ein offenes Feld geritten ist und da den Feind getroffen hat und keiner sonst wurde verletzt“. Are you stupid?? Die haben vergewaltigt, die haben alles umgebracht, was sich ihnen in den Weg stellte! Dörfer wurden niedergebrannt!

TE: Und es gab keine iPhones, mit denen man hätte Bilder machen können!

JB: Man konnte gar nicht richtig dokumentieren. Man bekam nur das zu wissen, was der Kommandant niedergeschrieben hat. Aber eben: wie Thobbe sagt – es sind die Zeichen der Zeit. Ich würde kein Konzert so erleben wollen. Andererseits: wenn etwas Magisches passiert, dann würde ich diesen Moment vielleicht gerne nochmals erleben. Und wenn sowas passiert, dann schalte ich das Ding ein und stehe so da (er hält das Handy so, dass er nicht ins Display schauen muss). Andere schauen dann das Konzert auf dem Display. Als persönliche Erinnerung für mich selber, wie wenn zum Beispiel Deep Purple „Perfect Strangers“ spielten, mag das ok sein. Aber das ganze Konzert auf Youtube… Sicher, ihr könnt das machen! Aber hey – wir liefern aber auch gratis, aufgenommen mit professionellem Equipment und nicht mit beschissenen iPhone Kameras… (lacht)

MI: Ich find es manchmal schon etwas mühsam, all diese Leute, die die Show selbst kaum zu geniessen scheinen…

JB: Die Welt wird mehr und mehr individualistisch. Wenn Du etwas nicht sofort auf deiner Wall, sei dies Facebook oder sonst wo, posten kannst, dann ist es so als sei es nie geschehen. Als wir 2007 für Grave Digger und Therion eröffnet haben, wurden Pär, Rikard und ich gebeten ein Tagebuch zu machen für diese Musikuniversität, wo wir damals waren. Das ist rückblickend recht spassig. Wir machten einige Bilder und ja, wir hatten Internet aber wir konnten beispielsweise nicht online gehen mit unseren Handys, wir mussten warten bis wir im Hotel waren. Da hatten wir eine Homepage, wo wir drei-, viermal pro Woche reinschrieben, was so passiert ist. Aber heute nur um Bilder zu teilen? Nein. Da hab ich lieber meine Erinnerungen! Was allerdings ziemlich mies wird, wenn du Alzheimer kriegst! (Gelächter)

TE: Dann geht man zurück zu den sozialen Medien! Was hast Du da gemacht? Keine Ahnung! (Gelächter)

MI: Wenn wir schon von alten Zeiten reden – ihr habt Eure eigene Radiosendung? Hört denn heutzutage überhaupt noch jemand Radio?

JB: Ja, durchaus. Es ist online, es läuft über eine App. Das ist das grösste Rockradio von Schweden, die haben da alle Arten von Radio.

MI: Wie sieht denn das Konzept dahinter aus? Ist das eine Sendung pro Woche?

JB: Wir haben eine Live Show für die Eröffnung gemacht, eineinhalb Stunden. Dann haben wir viele Stunden vorproduziertes Material. Wir haben den Augenmerk auf Sabaton, auf Band die auf unserem Festival spielen – Promotion, und dann auch auf unsere Helden. Persönliche Geschichten zu einzelnen Songs zum Beispiel.

TE: Und wir haben noch ein riesiges Archiv von Riffs von mir! (lacht)

MI: Thobbe, Du hast kürzlich ein Solo Album veröffentlicht. Ich hab das ehrlich gesagt noch nicht gehört. Sag mir: warum muss ich es hören?

TE: Nun, es sind Sachen, die sich in sechs Jahren auf meinem Computer angesammelt haben, Stoff mit dem ich eigentlich sehr zufrieden bin. Eines Tages hab all das mal durchgehört und gedacht: „oh, das tönt richtig gut!“ Aber es ist schon recht verschieden zu Sabaton: ein Song ist fast Country-Rock, dann gibt’s Rock Oper Sachen…

MI: Aber es ist kein Instrumental Album?

TE: Nein. Es sind glaub’s fünf Instrumental Songs drauf, beim Rest singe ich selbst.

MI: Joakim, von Dir hab ich neulich auch eine (wohl ältere) Geschichte aufgeschnappt. Wie ging das? Du hast eine Wette verloren und musstest darauf hin zum nächsten Auftritt laufen?

JB: (verdreht die Augen und lacht laut) Diese Geschichte verfolgt mich! Wir können 200 Alben und 400 Konzerte machen und jeder will über den Marsch sprechen! (lacht)

MI: Ich muss zugeben, dass ich diese Sache erst entdeckt habe, als ich mich für dieses Interview vorbereitete…

JB: Ich sage nichts zu der Wette an sich!

TE: Ich war nicht dabei!

JB: Du warst da, aber nicht dabei!

TE: Ich weiss von nichts! (schallendes Gelächter)

JB: Wir waren an der Geburtstagsfeier von Peter Tägtgren’s Bruder (Anm. Kaufi: Peter Tägtgren ist der Produzent von „The last Stand“ und „Heroes“). Wir hatten keine Show, also gingen wir hin. Joe Lynn Turner war da und spielte mit der schwedischen Band Dynasty all diese Rainbow, Yngwie Malmsteen und Deep Purple Sachen. Es war fantastisch und wir haben getrunken. Wir hatten keine Pläne für die nächste Woche, viele Freunde, viel Alkohol… Irgendwann war’s zu viel und es gab eine Wette, bei der ich nicht ins Detail gehe. Es ging so weit, dass der oder die Verlierer etwas wirklich Hartes tun mussten! Wir nahmen das ernst und wirklich hart ist es zur nächsten Show zu laufen. Die war in Trondheim! Und das ist etwa 530 km weg von Falun…

TE: Wir starteten etwas näher an Norwegen.

JB: Ja, der Ort, an dem wir waren war etwas näher. Also startete ich diesen Marsch und ich glaube, dies bekam mehr mediale Aufmerksamkeit… Leute sahen mich auf BBC und schreiben mir SMS: „What the fuck are you doing??“ (Gelächter) Schlussendlich musste ich die letzten zweihundert und irgendwas Kilometer abbrechen. Es hat eigentlich gut begonnen. Klar, am Anfang schmerzt es und man ist erschöpft, aber dann gewöhnt man sich daran. Es sind schöne Landschaften und Fans begrüssen dich und bringen Bier. Sie laden dich ein bei ihnen zu übernachten und so. Es ist eigentlich grossartig. Doch dann begann es zu regnen, zwei Wochen lang. Einzelne Gegenden waren überflutet. Ich versuchte zwar noch zu laufen, aber dann hab ich mich schwer erkältet. Und eine Woche später hätten wir Rehearsals für die nächste Show gehabt. Oktober, Norwegen… selbst wenn ich es da geschafft hätte, ich wäre in einem Zustand angekommen, unter dem die Show gelitten hätte.

TE: Da mussten wir einen Kompromiss treffen!

JB: Aber eines Tages wird ich das fertig machen!

MI: Tönt cool!

JB: Nein, ist es nicht, glaub mir!! (lautes Gelächter) Im Norden im Oktober im Regen – das ist nicht cool!

MI: Joakim und Thobbe – besten Dank für das unterhaltsame Gespräch! Man sieht sich auf Tour!

Autor
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Sabaton
09.06.2016
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