Stratovarius

Power Metal
09.04.2013

Metalinside (Danny Frischknecht): Hi Jens. Schön, dass du Zeit gefunden hast. Zuerst einmal, kannst du kurz etwas über dich erzählen?

JENS:  Zuerst einmal, dass ich etwas mehr Schlaf brauchen könnte. Ich spiele Keyboard bei STRATOVARIUS. Das mache ich schon einige Jahre in verschiedenen Projekten und Bands – und deswegen bin ich hier. Und natürlich auch, um hier im Bus zu sitzen und Chips zu essen (lacht).

MI: STRATOVARIUS stehen jetzt seit fast 30 Jahren auf der Bühne. Das schaffen nicht so viele Metalbands. Gibt es eine Erklärung für diesen Erfolg?

JENS:  Zuerst einmal, wir sind schon eine Weile unterwegs, und das hat viel damit zu tun, dass wir viele Musikerwechsel in der Band hatten. Wir haben STRATOVARIUS in dieser Zeit zwei Mal vollständig ausgewechselt. Ich glaube auch nicht, dass das viele Musiker aushalten, so lange in einer Band.
Warum der Erfolg? Vielleicht, weil wir den Focus nicht verloren haben. Also, bevor ich dazu kam, spielten sie schon Melodic Metal und das tun wir auch noch. Das ist so eine Art Brand; wer ein STRATOVARIUS-Album kauft, weiss, dass er keine Reggae-CD kriegt (lacht).

MI: Euer neues Album „Nemesis“ ist seit fünf oder sechs Wochen in den Läden. In einem Interview mit Metalhammer.de hast du gesagt, dass es sich nicht anfühlt wie ein Album einer 30-jährigen Band, sondern eher wie das dritte Album. Was meinst du damit?

JENS: Ja, das hat viel damit zu tun, dass wir in den letzten drei Alben dasselbe Songschreiberteam hatten. Ich denke, das ist der Grund. Vorher geschah das anders, war da auch eine andere Methode, die Songs auszuwählen.

MI: Wer STRATOVARIUS kennt, weiss auch um die wechselvolle Geschichte dieser Band…

JENS: Eigentlich nicht so sehr, es gibt viele Menschen, die diese Geschichte nicht kennen. Sie interessieren sich „nur“ für die Songs. Das ist manchmal etwas seltsam, wenn Menschen feststellen: „Ah, ihr habt Mitglieder ausgewechselt? Das wusste ich nicht.“ Wir stecken mittendrin, uns begleitet das täglich.

MI: Vielleicht hat das ja damit zu tun, dass Metalmusiker alle gleich aussehen, mit den langen Haaren und so?

JENS:  Ja, vielleicht ist das so (lacht – er lacht überhaupt oft, obwohl er sich nicht wirklich fit anhört). Vielleicht bewerten wir das auch zu stark; die meisten Menschen interessieren sich für die Musik und das ist auch gut so. Die Geschichte der Band und der Mitglieder ist nicht so wichtig.

MI: Vielleicht ist das auch mein Fokus, weil ich natürlich etwas recherchieren muss, bevor ich Musiker befrage.

JENS:  Bestimmt, aber eben, auch für uns hat das eine ganz andere Bedeutung als für die Fans.

MI: Zu dieser wechselvollen Geschichte gehört auch die Trennung von Timo Tolkki. Dieser Einschnitt bedeutete ja fast das Ende von STRATOVARIUS. Was hat dieser Cut bewirkt?

JENS:  In erster Linie das, was ich vorher schon kurz erwähnte. Das Schreiben der Songs wurde mehr zur Bandsache. Bevor Timo uns verliess, ging das so, dass wir ihn entscheiden liessen, welche Songs auf die Alben kommen sollten. Und oft hat er dann auch Songs selber geschrieben und entschieden, dass sie auf das Album kamen. Und das störte auch Niemanden so richtig, weil es zehn oder elf Jahre gut ging – der Erfolg gab ihm Recht. Als er dann ging, stellten wir fest, dass wir vielleicht eigene Songs schreiben sollten. Und seither arbeiten wir so.

MI: Nach dieser Show in Pratteln werdet ihr quer durch Europa touren; Italien, Deutschland, Belgien, Dänemark, Schweden und Finnland. Anschliessend gibt es Konzerte in Mittel- und Südamerika. Wenn ihr im Juni wieder zurück seid, haben Schweizer, Deutsche und österreichische Fans Gelegenheit, euch open air zu sehen?

JENS: Nein, es gibt noch keine bestätigten Festivals. Möglicherweise kommt da noch was, eventuell Slowenien. Aber ich denke, dass wir 2014 wieder mehr Festivals spielen werden. Ich bin noch nicht ganz sicher, aber es sieht eher danach aus.

MI: Du bist in einer musikalischen Familie aufgewachsen. Dein Vater ist ein bekannter Jazzpianist, dein Bruder Heavy Metal-Drummer. Du hattest auch eine klassische Ausbildung…

JENS:  …nicht wirklich. Ich hatte als Kind einige Klavierstunden, aber nicht sehr lange. Ich fand es zu langweilig. Dann gab es eine lange Phase, während der mein Bruder und ich alle möglichen Stile spielten und ausprobierten. Wir waren noch nicht fokussiert oder hatten ein ernsthaftes Ziel. Wir haben dann auch einige Zeit Jazz gespielt, einige schräge Fusionexperimente – mein Bruder an der Double Bass und ich an den Keyboards. Strange! (gähnt, und der Interviewende hofft, dass es nicht seine Fragen sind…)

MI: Wann hast du dich entschieden, Metal zu machen?

JENS:  Das war so was wie Banane schälen und sehen, was rauskommt. Wir waren nicht Metalfans, aber uns gefiel die Möglichkeit, solch impulsive, mächtige Musik machen zu können. Uns interessierten eigentlich eher Rockbands wie DEEP PURPLE oder RAINBOW oder SAXON. Wir hatten keinen eigentlichen Plan, es hat sich einfach so ergeben.

MI: Es war auf jeden Fall eine gute Entscheidung…

JENS:  Ja, auf jeden Fall. Wir haben seither eine Menge Spass gehabt (lacht mal wieder).

MI: Wenn du so fünfzehn, zwanzig Jahre nach vorn schaust, denkst du schon an Pensionierung?

JENS: Oh ja! Allerdings ist das nicht so sehr die Frage, wie lange man das machen kann, sondern eher, wie lange diese Art von Musik populär ist und uns ernährt. Aber lass uns sehen, ich mach mir da noch nicht wirklich einen Kopf drüber. Du kennst das ja, es gibt da eine Menge Musiker, die sehr lange auf der Bühne stehen, mit sechzig oder siebzig wie DEEP PURPLE oder BLACK SABBATH.

MI: Da hast du ja noch ein paar Jahre Zeit.

JENS: Ja, wirklich (lacht).

MI: Eine letzte Frage; gibt es etwas, was du den Schweizer Fans mitteilen möchtest?

JENS: Hhmmmmm -Ich weiss nicht so recht. Hoffentlich geniessen sie die Show und den neuen Sound. Es klingt etwas anders als letztes Jahr, der Sound unterscheidet sich ein wenig. Aber es ist immer noch Melodic Metal, der Fokus ist derselbe.

MI: Dann danke ich dir für das Gespräch, wünsche dir eine gute Show und eine möglichst angenehme Tour.

JENS: Oh danke. Es ist manchmal schon etwas schwierig, weil immer irgendjemand krank ist wie ein Hund. Der Bus ist total voll, wir sind 18 Leute und jeder hustet und ist erkältet. Da sind Viren überall. Wir bringen die Seuche in die Schweiz! Ich danke auch dir und wünsche dir eine spannende Show.

09.04.2013
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