SOULFLY – Savages

Groove Metal, Thrash Metal
22.01.2014

Vor 18 Jahren verliess Max im Streit Sepultura und gründete Soulfly. Inzwischen ist Max länger mit Soulfly unterwegs als er es mit Sepultura je war und dennoch kommt einem bei dem Namen (Max) Cavalera unweigerlich oder immer noch Sepultura in den Sinn – die von Max mitgegründete Band aus Belo Horizonte, Brasilien. Sepultura rettete Anfangs 90er den Thrash-Metal über die unrühmliche Zeit der Grunge-Era. Heute ist Thrash Metal mehr denn je en Vogue. Die alten machen’s wieder richtig und die jungen orientieren sich an einem technisch hochstehenden Thrash aus den 80ern.

Schon mit Sepultura hat Max keine Scheibe wie die andere gemacht und noch weniger mit Soulfly. Mir persönlich war es in den Vergangenheit jedoch ein bisschen too much an tribalem Dschungel-Sound. Doch auch Max hat sich seit 2008 und seinen letzten zwei Hammeralben vermehrt am reinen Thrash orientiert. Und beim Konzert vor einem Jahr hatte ich seit langem wieder mal das Gefühl, dass Max das Ganze nicht nur macht, um seine Wut gegen alle möglichen Grausamkeiten dieser Welt rauszuschreien. Man sah sogar das eine oder andere Mal ein Lachen über das Gesicht eines der markantesten Figuren des Metals huschen.

Nebenbei versöhnte sich Max auch nach 10 Jahren der Kommunikationsstille mit seinem Bruder Igor und das führte zu zwei weiteren Scheiben des eifrigen Schaffers. Die Cavalera Conspiracy war geboren und das wohl härteste Kind der beiden Brüder.

Umso mehr bin ich also gespannt, was die neue Soulfly bietet. Denn so richtig weiss man nie, was man bei denen bzw. Max erwarten darf. Max hat sich noch nie in eine Schublade stecken lassen. Erste Video-Releases – Bloodshed – hatten mich jedoch nicht restlos überzeugt. Zu lieblos ist das Gemetzel – na ja, wenn man überhaupt mit „Liebe“ metzeln kann – und die Songs wirken irgendwie nicht so ganz ausgereift. Die meisten Songs starten zwar wie gewohnt mit Hammerriffs der Marke Cavalera, aber dann driften diese immer ab in alte Schemen, die mich aber nicht wirklich überzeugen – aber ich geb’s zu ich war noch nie auf der Nu-Metal und eben auch Tribal-Schiene unterwegs.

Zum Beispiel beim überlangen Opener, fehlt mir dann irgendwie das, was nicht nur das Knochenmark erzittert lässt, sondern auch im Herzen drinnen hängen bleibt. Igor Junior darf bei diesem Song am Mikro mitmachen. Er schwächt jedoch meiner Meinung nach das röhrende Stimmorgan von Max ab, schon fast ein bisschen schülerbandmässig. Und irgendwie gar nicht passend ist die Piano-Passage mitten drin. Bloodshed ist eher zu lang – das schreibt einer, dem Songs kaum lang genug sein können – und somit bald mal etwas langweilig. Max hat schon zig bessere geschrieben und aufgenommen. Die Messlatte ist da halt schon verdammt hoch.

Und da schafft es der zweite Song auf der Platte – Cannibal Holocaust – schon eher diese zu überspringen. Der hat alles was ein Thrash-Metal-Teil Marke C. braucht. Hammerriff, Geschwindigkeit, Double-Bass-Granaten und allgemein geiles Drumming – übrigens von einem anderen Cavalera Junior. Zyon, Max‘ jüngster Sohn, durfte mit seinem jungen 21 Jahren auf der ganzen Scheibe knebelnd mittun. Und das macht er ganz ansprechend, also nix von einer Gefälligkeit an seinen Sohn. Gemäss Max haben die beiden auch während einem Monat täglich zu Hause gejammed – wie damals zu Arise und Chaos A.D. Zeiten mit seinem Bruder Igor. So kannte Zyon die Songs zu 90% bevor sie ins Studio gingen, was sonst nur mit Igor zu Sepultura-Zeiten der Fall war, während die anderen Drummer der Era-Soulfly jeweils erst im Studio die Songs zu Ohren bekamen.

Ganz gut kommt auch „Fallen“, insbesondere der Gesang bzw. die Growls mit Gastsänger Jamie Hanks von I Declare War ist ganz geil.

Bei „Ayatollah Of Rock N‘ Rolla“ mit Gastsänger Neil Fallon von Clutch gilt das Gleiche wie bei Bloodshed. Coole Riffs aber leider zu stark in die Länge gezogen. Es geht über eine Minute bis es anfängt zu krachen. Der Refrain bzw. Reim Ayatollah Of Rock N‘ Rolla ist dann für Max‘ Verhältnisse schon fast Chilbi-Rock. Hm, auf jeden Fall ungewohnt.

Einen extremen Bruch hat es nach rund drei Minuten bei „Master Of Savagery“. Es driftet ziemlich stark ins progressive Fach ab und verliert irgendwann komplett den Drive. Die moderne Version der früheren Dschungel-Beat-Phase von Max.

„Spiral“ und auch „This Of Violence“, „K.C.S.“ … irgendwie von allem ein bisschen aber nichts das wirklich hängen bleibt. Bei This Is Violence singt Max „This is violence, this is hate …“ als müsste er die mangelnde Härte und Aggressivität rechtfertigen. Gastsänger Mitch Harris von Napalm Death bei K.C.S. bringt ganz ungewohnt schreiender Gesang in einen Soulfly Song unter. Nicht mein Ding.

Wieder mal Spanisch und Portugiesisch und vor allem experimentell wird es bei „El Comegente“. Zwar spannend zu hören, was man alles in einen Thrash-Metal-Song verpacken kann. Für mich ist es aber definitiv zu überladen und irgendwann einfach zu lahm, zu langweilig. Nun, der Song würde sich auf vielen anderen Alben Hammer machen. Aber wenn ich Cavalera höre, habe ich es halt schon gerne wenn es mit viel Tempo radikal brettert. Aber vielleich ist es grad das was mir fehlt: das Tempo. Man ist sehr groovig unterwegs. Irgendwann will man halt auch wieder mal Gas geben und nicht nur vor sich hin cruisen.

Wie zum Beispiel bei „Soulfliktion“. Der Absacker rettet die Scheibe einigermassen über die Runden – wenn auch da mehr Tempo cool gewesen wäre.

Fanzit: Mit Savages gehen Soulfly tendenziell zurück zu ihren Wurzeln und machen das, was die Band und vor allem Max ausmacht: Möglichste viele Einflüsse und Gastmusiker verschmelzen. Mir fehlt dabei trotz aller durchaus gewünschten Härte die Melodie, der rote Faden wo ich mich festhalten kann und Tempo. Ich fand die letzten beiden Soulfly-Alben der Hammer, gerade weil sie eben nicht typisch Soulfly, sondern eher typisch Thrash-/Death-Metal waren. Aber ich kann mir vorstellen, dass die Scheibe den frühren Soulfly und Groove-Metal-Fans sehr gut ankommt. Dass lasse ich gerne in meine Bewertung einfliessen.

Ich bin jedoch gespannt was dann beim anderen Projekt vom nimmermüden Schaffer Max Cavalera – der Cavalera Conspircay mit Bruder Igor – in nächster Zeit zu hören sein wird. Die letzte Scheibe von denen war das härteste, was ich bisher von den Brasilianern hörte.

 

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Trackliste

  1. Bloodshed
  2. Cannibal Holocaust
  3. Fallen
  4. Ayatollah Of Rock N‘ Rolla
  5. Master Of Savagery
  6. Spiral
  7. This Is Violence
  8. K.C.S.
  9. El Comegente
  10. Soulfliktion

Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 7.5/10



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22.01.2014
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