DAMNATION ANGELS – The Valiant Fire

Epic Metal, Symphonic Metal
20.05.2015

Damnation Angels kommen aus der UK und wurden 2006 gegründet. Eher jung also. Ausserdem zeichnet ein Mann allein verantwortlich für die Gitarrenarbeit, die Backing Vocals und die Orchesterarrangements… nun, das lässt mich eher skeptisch werden. Aber man soll ja niemals vorschnell urteilen.

Damnation Angels spielen Symphonic/Epic Metal, und der Teil hinter dem Schrägstrich ist Programm. Denn Episch ist hier nur der Vorname. Was die dritte und neuste Scheibe des Trios (!) kann, schau ich mir jetzt mal an. Wobei, ob es tatsächlich ein Trio ist, bezweifle ich, da sich auf den Bandfotos fünf Leute befinden. Also entweder die Angaben auf dem Informationsblatt sind inkorrekt oder aber die Fotos nicht aktuell… Das Internet hilft auch nicht gross weiter, Facebook gibt auch 3 Mitglieder an… nun ja, lassen wir dieses Rätsel mal ungelöst, es geht ja schliesslich in erster Linie um die Musik. Und da lesen sich 63 Minuten Laufzeit schon mal gut – kann aber natürlich auch elend lang sein, wenn’s denn nicht zieht. Spoiler: Das ist hier nicht der Fall. Zumindest nicht für mich – ich bin, zugegebenermassen, aber auch ein grosser Fan von Filmmusik.

Schon beim Opener merkt man, dass hier das Genre der Filmmusik als Orientierung hergehalten hat. Finding Requiem erinnert stark an (die neuen) Avantasia vom Verhältnis „normaler“ Metal zu symphonischer Epik her, nur mit sehr viel mehr Filmmusik reingemischt. Hat ein bisschen was von Neopera, für jene, die sie schon kennen (alle anderen: Hopp, hopp, YouTube aufsuchen!). 7 Minuten für den Opener kann man zwar als gewagt ansehen, da sich jedoch einige Songs im gleichen, wenn nicht noch längeren Bereich bewegen, und der Track eine gute Hookline aufweist, halte ich die Wahl für ziemlich gelungen.

Der zweite Song ist wieder mehr Metal als Orchester, wieder hör ich hier Ähnlichkeiten zur neusten Avantasia-Scheibe raus. Bei This Is Who We Are brauchte ich ein paar Durchläufe um den Song zu mögen. Also bestimmt nicht ein Publikumsliebling, aber nichtsdestotrotz ein solider Track. The Frontiersman fängt meine umherschweifende Aufmerksamkeit mit den Streichern, die mich wieder sehr an Kompositionen aus dem Filmbereich erinnern, sofort wieder ein. Gepaart mit den ruhigen Vocals, die auf minimalistischem drums-only Background wunderbar zur Geltung kommen, entfaltet diese Ballade eine ganz besondere Atmosphäre. Etwa in der Mitte ist aber urplötzlich Schluss mit ruhig und angenehm, und die Musik lässt Unruhe wachsen – wäre ich in einem Kinosaal, stünde jetzt definitiv der Showdown bevor. Der Schluss ist dann wieder sehr ruhig, und ich kann guten Gewissens sagen, dass dieser Song einen auf eine faszinierende Reise mitnehmen kann, wenn man’s zulässt.

Whoa, Closure setzt da an, wo der Mittelteil von The Frontiersman aufgehört hat – schon wieder steht ein Showdown kurz bevor. Von epischen Backgroundchören begleitet, geht der Song aber bald von Film Score zu Metal über. Dieser ist – abgesehen von den immer mal wieder auftauchenden Chören – Durchschnitt, mit einer Hookline, die alles andere als einzigartig ist. Aber hey, immerhin hat er eine Hookline, das ist durchaus auch nicht selbstverständlich.

The Passing erinnert mich wieder an ruhigere Songs von Avantasia, haut mich aber auch nicht von den Socken. Everlasting dümpelt auch so vor sich hin – es sei denn, man hört aufmerksam zu, was ich zuerst nicht getan habe, und das hat sich eben gerächt. Den Song nochmal abgespielt, entpuppt er sich zwar noch immer nicht als Überflieger, aber doch als solider Symphonic Track.

The Fire Inside ist ein instrumentaler Track, der abgesehen von einigen Backgrounchören keinerlei Vocals aufweist. Eine nette Idee, und wäre eigentlich eine tolle Abwechslung, mit 8 ½ Minuten ist das Stück jedoch klar zu lang gezogen und wird repetitiv.

Under An Ancient Sun ist ohne Frage der Top Track des Albums, den ich mir in letzter Zeit immer wieder angehört habe. Nicht nur, dass er eine super Hookline aufweist, die zum Headbangen oder zumindest Mitnicken einlädt, er atmet auch Epik und man fühlt sich mitten in einen Film versetzt. Damit wird selbst Einkaufen zum Kampf „Du gegen Tausend“, um es mal ganz plakativ auszudrücken. Da hab ich glatt Lust, die Scheibe nochmals aufzulegen.

Zum Abschluss möchte ich noch kurz auf das wirklich tolle Cover hinweisen, das – entgegen des gängigen Trends – nicht digital erstellt wurde, sondern in traditioneller Manier mit chinesischer Tinte und ein echter Blickfang ist.

Fanzit: Die Songs sind meines Erachtens alle sorgfältig und durchdacht komponiert, der Mix aus Metal und epischen Orchesterarrangements (inklusive asiatischen Elementen) funktioniert super, und wer gut zuhört wird dafür belohnt – für Gelegenheitshörer ist die Scheibe aber nichts. Dafür sind die Tracks zu wenig eingängig und falls man nicht tatsächlich ein eingefleischter Symphonic Metal Fan ist, beginnen sie mit der Zeit fast ein wenig zu aufdringlich zu werden. Wer jedoch gerne Filmmusik mag, und/oder sich gerne mal musikalisch auf eine richtige abenteuerliche Quest mitnehmen lassen will, dem kann ich The Valiant Fire wärmstens empfehlen.

 

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Trackliste

  1. Finding Requiem
  2. Icarus Syndrome
  3. This Is Who We Are
  4. The Frontiersman
  5. Closure
  6. The Passing
  7. Everlasting
  8. The Fire Inside
  9. Under An Ancient Sun

Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 8/10



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20.05.2015
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