RHAPSODY OF FIRE – Into the Legend

Symphonic Power Metal
17.01.2016

Into the Legend soll ja die Rückkehr von RHAPSODY OF FIRE markieren. Was schon impliziert, dass sie mal weg waren… und in der Tat sind RoF seit ihrer Trennung von Luca Turilli nicht mehr dasselbe – und mit der Meinung stehe ich auf keinen Fall alleine da. Folglich bin ich sehr gespannt, wie die neuste Scheibe der italienischen Power, resp. Film Score Metaller klingt.

In Principio fängt tatsächlich in bester alter RoF Manier an, ein bombastischer Instrumentaltrack mit lateinischen, epische, Chören…ein Intro, das sich nicht nicht zu schämen braucht im Angesicht seiner Altvordern. Weiter geht’s mit Distant Sky: Treibende Gitarren und Drums kündigen einen Uptempo Song an, den ich als typisch RoF bezeichnen würde. Ein epischer Pre-Chorus und ein melodiöser Chorus mit Ohrwurm-Faktor. So weit so (überraschend) gut.

Es folgt die Lyrics-Video Auskopplung und der Titeltrack Into the Legend. Den Song fand ich schon gut, als er aufgeschaltet wurde. Die Strophen sind zwar eher unscheinbar, aber der Refrain ist wirklich Rhapsody of Fire, wie man sie kennt (und liebt, in meinem Fall). Auch die Gitarrenarbeit ist vom Feinsten… der Song würde tatsächlich gut auf eine der älteren Scheiben passen, z.B. Frozen Tears of Angels. Für die ganz alten ist er dann doch zu hart und wenig kitschig.

Winter’s Rain beginnt eher weniger melodiös, aber davon lasse ich mich nicht abschrecken. 2 Minuten in den Song und ich muss die Aussage nochmal überdenken. Der Track bleibt jetzt schon ziemlich unscheinbar. Keine Melodien, Fabio singt ohne grossartige Variation… Wahrscheinlich macht’s schon Sinn mit den Lyrics, aber zum Zuhören ist es einfach nur schnarchig. Und das ist 7:44 Minuten lang? Na, da dank ich aber… Bei 3:30 Minuten passiert dann doch endlich was! Streicher, die in einer Oper zweifelsohne den Höhepunkt ankündigten, lateinische, bedrückende Chöre… gefällt mir. Ist aber leider auf Dauer auch nicht spannender als der Rest, da es etwa genau so viel Abwechslung aufweist. Fanzit: Der Song ist einfach langweilig. Für 2 Minuten wär’s okay, aber fast 8? Nein.

A Voice in the Cold Wind ist als nächster dran. Der Anfang ist sehr lüpfig, fast schon irisch, das lässt mich hoffen. Was folgt – Flöte und Vocals könnte wieder gut auf einem der alten Alben platziert sein, passt. Gut, die Bridge mit der Piccolo Flöte (or some such thing, ich bin jetzt nicht der Flötenexperte) dürfte ganz sicher den einen oder andern missfallen, aber auch die gehört eben irgendwie zu Rhapsody of Fire.

Valley of the Shadows upcoming… beginnt mit opernhaftem Gekrei- Gesang. Mag ich ja sehr. Nicht. Geht aber zum Glück auch nicht lange. Kurz darauf wird wieder das Latein hervorgeholt – yes! Eigentlich könnten Rhapsody of Fire doch nur noch lateinisch singen – Nein? Na, dann halt nicht. Dann meldet sich schon wieder die Sirene! Muss das sein? Immerhin kriegen wir noch ein nettes Gitarrensolo. Und schon wieder diese hohe, penetrante Stimme! Diesmal singt sie nicht mal was Richtiges, sondern nur Aaaaah! Ich schreie auch gleich Aaaaahh!, wenn das noch lange so weitergeht. Die verdirbt echt den ganzen Song, den ich ansonsten wirklich sehr mag, da er Power aufweist und gute Melodien…

Shining Star beginnt sehr ruhig, könnte also die Ballade sein. Es stellt sich raus, dass es sich auch tatsächlich um die Ballade handelt, und als solche ist sie auch ganz nett, aber sehr 0815. Für 4 Minuten ertragbar, auch wenn sich kaum Abwechslung bietet. Und nur weil’s eine Ballade ist, schliesst es Abwechslung ja nicht aus, andere Bands können es schliesslich auch. Endlich scheint mit Realms of Light wieder ein wenig Abwechslung ins Spiel zu kommen. Sehr schnell zeigt sich, dass das ein Trugschluss war, denn auch dieser Song ist unglaublich monoton. Immerhin war der Schluss noch ein letztes Aufbäumen vor dem Tod. Rage of Darkness ist der zweitletzte Song. An diesem Punkt bin ich darüber nicht allzu traurig. Ich hatte eigentlich gehofft, dass der Song die Scheibe nochmal rausreisst, aber die Melodien klingen alle wie schon mal gehört (und zwar in den letzten 30-40 Minuten). Das ändert sich auch während des Gitarrensolos nicht. Mir fehlt hier auf jeden Fall irgendein Überraschungsmoment, oder ein Wechsel in den schon hundertmal durchgekauten Tonfolgen.

The Kiss of Light ist der Rausschmeisser. Und der ist 16 Minuten lang. Nun ja. Das kann funktionieren. Unter ganz bestimmten Umständen. Ich bin skeptisch, ob die hier gegeben sind. Der Anfang jedoch straft meine Bedenken Lügen. Instrumental und eher traurig, mit dem Versprechen nach mehr, wird er bald schwerer und erinnert an den ebenfalls 15 Minuten langen Song von Triumph or Agony. Der Gesang haut mich jetzt nicht gerade aus den Socken, also, was die Melodie angeht, Fabio singt natürlich so hervorragend wie immer, aber mir ist das alles bis Minute 9 viel, viel zu langsam. Dass die Sirene wieder mitsingt, hilft da nicht sonderlich. Bei Minute 10 ½ tut sich endlich mal was und es folgt ein längeres instrumentales Stück, episch und durchaus geniessbar. Mir fehlt der Pauken- und Trompetenschlag, der Song plänkelt am Ende so aus, aber im Grunde genommen ist er ganz gut – und auf jeden Fall besser als die paar Tracks davor.

Fanzit: Schwierig. Die Hälfte der Scheibe finde ich echt gut. Die andere Hälfte dagegen so gar nicht. Ich glaube, eine Kaufempfehlung kann ich guten Gewissens nicht aussprechen. Dafür kriegt man zu wenig. Zu viele Melodien, die man so schon mal gehört hat, zu viel Monotonie, dann noch wirklich, wirklich hohen Operngesang, der sicher nicht jedermanns Sache ist; alles in allem scheint es schon so, als fänden RoF wieder zu ihren Wurzeln zurück, aber nur sehr langsam und zögerlich. Und auf halbem Weg geben sie auf. Schade, wirklich, denn dass sie es können, das wissen wir alle, und das lag bestimmt nicht nur an Luca Turilli. Hardcore Fans können sich die Scheibe sicher zulegen, es ist nicht so, als würde man sie aus dem Fenster schmeissen wollen – es bleibt halt nur nicht allzu viel hängen.

 

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Trackliste

  1. In Principio
  2. Distant Sky
  3. Into the Legend
  4. Winter’s Rain
  5. A Voice in the Cold Wind
  6. Valley of the Shadows
  7. Shining Star
  8. Realms of Light
  9. Rage of Darkness
  10. The Kiss of Light

Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 7/10



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17.01.2016
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