Arthemis - Hall of Fame 2018
So, 2. September 2018

Arthemis, Hypnotheticall

Hall of Fame (Wetzikon, CH)
06.09.2018
Arthemis - Hall of Fame 2018

Tagesschau, Meteo und Tatort können warten 

Am Sonntagabend gastierten mit Arthemis und Hypnotheticall zwei in unseren Gefilden ziemlich unbekannte Truppen in der Wetziker Hall Of Fame. Ob das am Ende der Hauptgrund für den überaus schwachen Besucheraufmarsch war? Insbesondere der Headliner dieser «Italo-Metal-Night» bot allerdings eine sehr ansprechende Show. Die weiteren Details gibt’s im nachfolgenden Konzertbericht. 

Am siebten Tag sollst du ruhen. Viele widmen den Sonntag jeweils vollends der Bekämpfung des vorabendlichen Katers. Sich unter der warmen Decke verkriechen und sich stundenlang irgendwelche Serien reinziehen – so lässt es sich leben. Ein Hoch auf die Faulenzerei! Doch weit mehr Respekt haben meines Erachtens die Menschen verdient, welche auch zum Wochenend-Ausklang die Gesässbacken nochmals hochkriegen und etwas unternehmen. Wie wäre es beispielsweise mit einem Abstecher ins Zürcher Oberland? Dort gibt’s im Städtchen Wetzikon so einen gewissen Rock-Club, der regelmässig interessante und gelungene Konzerte veranstaltet. Die Rede ist von der Schweizer Ruhmeshalle – dem Hall Of Fame. Und genau dorthin bin ich nun unterwegs. Eine weitere Reise in – aus bandtechnischer Sicht – unbekannte Gebiete.

Weshalb unbekannt? Tja, ich habe bis jetzt weder Arthemis noch Hypnotheticall jemals gesehen beziehungsweise auf dem Schirm gehabt. Beide Truppen stammen aus Italien und feiern heute Abend im HoF den Auftakt ihrer kleinen Europatournee. Während die einen auf progressive Elemente setzen, bauen die anderen auf ein Gemisch aus Heavy, Power und Thrash Metal. Erneut hat die in der Location bestens bekannte Crown Metal Booking Agency ihre Finger im Spiel. Dank ihr fanden unter anderem auch schon Kapellen wie Kobra And The Lotus, Spoil Engine, Secret Rule, Ravenscry oder Ghost Of Mary den Weg nach Hel(l)vetien.

Im Vorfeld der Veranstaltung haben nochmals alle Parteien kräftig die Werbetrommel gerührt. Leider scheint dies trotzdem keine Völkerwanderung ausgelöst zu haben. Somit wird die ganze Geschichte im «Mini-Hall Of Fame» – sprich Fumoir – stattfinden. Damit habe ich allerdings ehrlich gesagt fast schon gerechnet. Mit unbekannten Bands lassen sich Herr und Frau Schweizer praktisch nie anlocken. Ein altbekanntes Problem. Ich persönlich bin dankbar, dass Läden wie das HoF sich seit Jahren immer wieder für die Nachwuchsförderung von sowohl nationalen als auch internationalen Akteuren einsetzen und ihnen eine Auftrittschance gewähren. Diesbezüglich wäre eine grössere Wertschätzung absolut wünschenswert.

Hypnotheticall

Flexibel ist man in der Ruhmeshalle übrigens auch. Locker und spontan wird der für 19 Uhr geplante Beginn um zehn Minuten nach hinten verlegt. Chef Pasquale meint dazu schmunzelnd, dass sie heute Abend einmal die italienische Zeitrechnung simulieren würden. Als Hypnotheticall dann schliesslich auf der Bühne stehen, tun sie mir fast schon ein bisschen leid. Im ganzen Raum sind (inklusive HoF-Staff) vielleicht höchstens 15 Nasen anwesend. Naja, mit einer packenden Darbietung könnte allenfalls trotzdem ein bisschen Stimmung erzeugt werden.

Das Quartett aus Vicenza setzt au Progressive Metal. Live ist das immer so eine Sache. Man möchte fast von einer Gratwanderung sprechen. Gewisse Nummern packen mich und andere lösen wiederum kaum Gefühlsregungen aus. Headbangen wird bei dieser Stilrichtung sowieso jeweils zur Herausforderung. Die oftmals raschen und unerwarteten Taktwechsel können von unseren Nackenmuckis häufig gar nicht sauber nachverfolgt werden. Dieses Schicksal teilen sich allerdings alle progressiven Metaller. Einige behaupten, dass die Live-Tauglichkeit dieser Musik ziemlich eingeschränkt ist und man sie lieber gemütlich in den heimischen vier Wänden mit einem Gläschen Rotwein der Hand geniessen sollte. Über diese Aussage lässt sich sicherlich streiten.

Mit «Synchreality» haben Hypnotheticall Mitte März dieses Jahres ihr drittes Studioalbum veröffentlicht. Getreu dem obligaten Marketingschema setzt sich die heutige Setliste ausschliesslich aus Tracks dieser Scheibe zusammen. Gitarrist Giuseppe Zaupa macht den Reiseführer und hat zu jeder Nummer eine kurze Erklärung parat. Zudem bedankt er sich stets artig bei der Zuhörerschaft. Dass ein kleiner Teil des Publikums während der Show immer noch an der Bar sitzt anstatt sich vor der Bühne zu platzieren, finde ich dagegen sackschwach. Das kann auch nicht mit der typischen Schweizer Zurückhaltung entschuldigt werden.

Sänger Davide Pellichero hat einen vollbeweglichen Mikrofonständer zur Verfügung – so etwas sieht man jetzt auch nicht alle Tage. Ausserdem ist er mit einem angenehmen, variantenreichen Stimmorgan ausgestattet. Die Leistung des Vierers kann zwar mit der Note «solide» beurteilt werden, aber vollends haut das hier niemanden aus den Socken. Nach rund 45 heisst es für die Proger schliesslich Schicht im Schacht.

Arthemis

Konsumierte Hopfensmoothies wollen den Körper auch irgendwann wieder verlassen. Doch als beim Pinkeln die ersten Klänge des Headliners ertönen, ist selbstverständlich Eile geboten. Nix wie hin! Viel musste auf der Bühne nicht umgestellt werden. Drummer Francesco «Kekko» Tresca muss genau wie sein Hypnotheticall-Kollege zuvor hinter einer Plexiglaswand Platz nehmen. Vor ihm sorgen seine Kumpels Giorgio «JT» Terenziani (Bass), Fabio Dessi (Gesang) und Andy Martongelli (Gitarre). Speziell des Gesicht des letztgenannten Herrn kommt mir verflucht bekannt vor. Wo habe ich den gesehen? Dann fällt’s mir plötzlich wieder ein. Stimmt! Der kennt das Hall Of Fame bereits. Schliesslich war er schon einmal als Aushilfsgitarrist bei Kobra And The Lotus hier zu Gast – damals allerdings auf der grossen «Spielwiese». Rasch wird klar, dass er zu den wichtigsten Akteuren bei Arthemis gehört. Immer wieder darf er sich mit fulminanten Soli in Szene setzen. Andy versteht zweifelsohne etwas vom Klampfenhandwerk.

Jetzt steckt ordentlich Wums dahinter. Das sind Welten im Vergleich zum Support-Act. Sogleich wird auch das Publikum viel aktiver. Fabio macht’s richtig und lässt in geschickter Manier seinen Italo-Charme spielen. Wer kann da schon wiederstehen? Plötzlich kleben die Leute am Bühnenrand. Nun sind alle zufrieden. Zu wenig Spielfreude kann man den Jungs aus Verona sowieso keinesfalls vorwerfen. Spezialeffekte gefällig. Diesbezüglich kann das Quartett ebenfalls Abhilfe schaffen – und zwar in Form des leuchtenden Basses von Giorgio.

Ich weiss übrigens gar nicht, weshalb ich die Truppe zuvor als unbekannt und neu bezeichnet habe. Schliesslich existieren sei bereits 1999 und können in ihrer Diskographie ganze sieben Studioalben vorweisen. Auftritte an bekannten Events wie dem Hellfest oder in Wacken stehen ebenfalls zu Buche. Das heutige Gastspiel in der Schweiz sei jedoch effektiv eine Premiere für Arthemis, wie Fabio bald einmal zugibt. Etwa später bezeichnet er das kleine Zuhörerschaftsgrüppchen als «famiglia» und bedankt sich bei allen Anwesenden für deren Erscheinen. Motiviert durch diese netten Worte lassen die HoF-Gäste zu Tracks wie «We Fight», «Into The Arena» und «Vortex» munter die Haare durch die Luft fliegen. Als Zugabe gibt’s schliesslich mit «Whole Lotta Love» ein überaus gelungenes Led Zeppelin-Cover obendrauf.

Das Fanzit

Ein gemütlicher Konzertabend im Hall Of Fame, bei welchem insbesondere der Headliner Arthemis brillieren konnte. Enttäuschend war dagegen der miserable Publikumsaufmarsch. Das haben weder die Bands noch die Organisatoren verdient. An utopischen Eintrittspreisen wird’s wohl kaum gelegen haben. Dann schon viel eher an der Übersättigung oder Faulheit der Schweizer Konzertgänger. Lob verdient dagegen wiederum das gelungene Zeitmanagement. Für einen Sonntag war die Veranstaltung nämlich angenehm früh beendet. Das könnten sich gewisse andere Locations ruhig auch einmal zu Herzen nehmen.

Wie? Ihr braucht Anregungen um dem Hall Of Fame auch einmal einen Besuch abzustatten? Tja, das Herbst-/Winter-Programm des Wetziker Clubs kann sich definitiv sehen lassen. Anbei eine kleine Auswahl der anstehenden Events:

  • Eleven Rock presents: Prog & Metal Night (06.10.2018)
  • 1st SWISS GLAM ROCK FEST 2018 (27.10.2018)
  • Nazareth – 50th Anniversary Tour (14.11.2018)
  • CoreLeoni (24.11.2018)

Setliste – Hypnotheticall

  1. Synchronism To The Light
  2. Where All The Trees Bend
  3. Tribal Nebula
  4. The Spell
  5. Industrial Memories
  6. Dreaming In Digital
  7. Solstice Of Emotions
  8. Rumors

Setliste – Arthemis

  1. Undead
  2. Black Sun
  3. Scars On Scars
  4. Still Awake
  5. Home
  6. Blistering Eyes
  7. We Fight
  8. Burning Star
  9. Into The Arena
  10. 7 Days
  11. Vortex
  12. Whole Lotta Love (Led Zeppelin-Cover)*

*Zugabe


Wie fandet ihr das Konzert?

06.09.2018
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