Metalinside.ch - Black Diamonds - Hall of Fame Wetzikon 2018 - Foto Nicky
Fr, 16. November 2018

Degreed, Black Diamonds, Hysteria

Hall of Fame (Wetzikon, CH)
/ / 28.11.2018

Rock’n’Roll Party im Zürcher Oberland

Kaufi: Hui! Was passiert, wenn vermeintlich kleine Bands gross aufspielen? Es startet eine intensive und lange Rock-Party mit Degreed und Black Diamonds in den Hauptrollen. So geschehen am Freitagabend im schnuckligen Hall of Fame in Wetzikon. Das der werte Kollege Dutti da grad in seinen Geburtstag hineinfeiert, steigert den Hopfentee-Umsatz noch zusätzlich….

Gemütlicher Auftakt: Es sind erst mal nur wenige Leute, die sich so früh auf den Weg ins Zürcher Oberland gemacht haben. Die ganz grossen Massen werden zudem wohl nicht erwartet, denn die kleine Bühne ist in Betrieb. Für mich ist es eine Premiere, bei meinen jeweiligen Besuchen hier spielten die Bands immer auf der „Main-Stage“. Also schauen wir mal, wie das licht- und soundmässig hier so sein wird. Boss Pasquale verspricht allerdings Top-Qualität – und daran zweifelt man hier auch nicht! Die Zeit bis zum Beginn vertreibt man sich mit Diskussionen übers Musik-Business und mit Tee trinken. Hopfentee, selbstverständlich. Kollege Dutti ist mittlerweile auch eingetrudelt und steht bereits wieder an einem Pfosten. Irgendwie muss das was mit Magnetismus zu tun haben, dass der Kerl überall wie magisch davon angezogen wird… (Anm. Dutti: Immerhin wissen dadurch mittlerweile alle Leute, wo sie mich finden 😉 )

Hysteria

Kaufi: Der Abend wird eröffnet von Hysteria. Den Namen assoziiere wohl nicht nur ich mit Def Leppard’s Überalbum. Doch musikalisch haben sich die Einheimischen eher den dreckigen, erdigen Hardrock auf ihre Flagge geschrieben, eine rechte Portion Südstaatenrock inklusive.

Zumindest für mich ist es die erste Begegnung mit dem Fünfer, doch zumindest der Sänger wirkt irgendwie bekannt. Schande über mich, dass ich das Internet zur Lösung beanspruchen muss… Es handelt sich um Hoochy, der ehemalige Sänger von King Zebra, der neulich im Mascotte einen Gastauftritt bei seiner alten Band hatte.

Hysteria zocken sich durch die zehn Songs ihres Programms und sorgen durchaus für gute Laune, auch wenn das Publikum zum grössten Teil noch den gewohnten Sicherheitsabstand einhält. Auch Dutti klebt an seinem Pfosten. Ich sag ja: Magnete… (Anm. Dutti: Jep, ich habe die persönliche Betriebstemperatur leider noch nicht erreicht. Heisst allerdings keinesfalls, dass das Hysterie-Quintett nicht überzeugend ist. Genau wie damals vor rund fünf Monaten mit XII Gallon Overdose im Werk 21 gehen sie äusserst souverän ans Werk.). Trotzdem wird die Darbietung auf der kleinen Bühne durchaus mit Applaus gewürdigt und das auch zurecht. Denn es gibt wirklich coolen Stoff zu hören, speziell der vorletzte Song „Rock Police“ geht wunderbar ins Ohr. Danach verabschieden sich Hoochy und Co. mit einem „River of Whiskey“ von der Bühne. Joa, das ist ein durchaus gelungener Auftakt in den Abend, so darf es weitergehen!

Black Diamonds

Kaufi: Ja, ich mag die Black Diamonds. Die spielen eine Art von Musik, da trifft‘s bei mir genau die richtigen Nerven! Es ist also durchaus möglich, dass folgende Zeilen Spuren von Enthusiasmus und Eskalation enthalten könnten. Denn endlich, endlich kriege ich die Rheintaler wieder einmal mit anständiger Spielzeit serviert! Eine dicke, fette Rock’n’Roll Party – nichts anderes erwarte ich heute Abend…(Dutti: Die Bühne ist mit auffallend vielen Zetteln zugekleistert, auf denen «Not Going Home» geschrieben steht. Da möchte wohl jemand am heutigen Abend unbedingt sein Lieblingsstück hören. Die Musiker können sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als sie den «dekorierten» Bühnenboden entdecken. Mal schauen, ob sie diesem Wunsch nachkommen werden. (Anm. Kaufi: Wer das wohl war mit diesen Zetteln? Hmmm….))

Der Vierer hat bekanntlich einen Song im Repertoire, der genau dies zum Thema hat: „We Want To Party“. Schlicht und einfach der perfekte Opener in eine Show! Somit nimmt das Fest seinen Lauf. Es wird warm und durstig, die Stimmung in dem kleinen Laden steigt und vom Sicherheitsabstand ist nicht mehr viel übrig. Die knipsende Zunft muss sich plötzlich zwischen den feierwütigen Zuschauern fast durchkämpfen, um anständige Bilder zu machen. Und die Diamonds heizen weiter ein. „Judgement Day“, „Romeo & Juliet“ sorgen dafür und ja: Uns geht’s gut – „I’ll Be Ok“!

Die vier Ostschweizer sprühen nur so vor Spielfreude. Manu hinter seinen Drums kriegt sein Strahlen nicht aus dem Gesicht und rennt dann bei eben diesem „I’ll Be Ok“ auch mal husch an den Bühnenrand. Auch Andi am Bass (Anm. Dutti: Geiler Mantel!) sieht man den Spass an, Dee post mit seiner Gitarre wie ein Weltmeister und bei Fronter Mich läuft der Schweiss – er hält erstaunlich lange durch, bis er sich endlich seiner Lederjacke entledigt!

Ein Killer jagt den nächsten. „Pieces Of A Broken Dream“ ist schlichtweg grossartig, bei „Thrillride“ (meine Stimme leidet…) ist wie gewohnt Andi am Mikro. Mich kriegt dafür während des Solos ein Schluck Bier… „Vampires Of The Night“ ist das nächste Highlight und wird gnadenlos vom Publikum abgefeiert. Danach haben die Jungs ein Einsehen mit dem armen, durstigen Schreiberling. „Love, Lies, Loneliness“ – Zeit für die Ballade. Für mich heisst das in erster Linie: Aktive Durstbekämpfung. Doch ich muss gestehen: Der Song tönt heute irgendwie ziemlich ok – sogar aus meiner Sicht als Balladen-Muffel…

Ebenfalls immer im Kreuzfeuer meiner Kritik: Drum Solos. In den allermeisten Fällen sind die schlicht überflüssig. Aber auch hier: Man hat schon schlimmeres und langweiligeres gehört! Zum Finale der Willhelm Tell Overture von Rossini trommelt sich Manu beinahe die Seele aus dem Leib und kriegt dafür mächtig Applaus. Wirklich nicht schlecht!

Doch nun ist es Zeit für die totale Eskalation. Im meinem vierten Anlauf dieses Jahr klappt es endlich: „Not Going Home“! Die geilste Nummer des aktuellen Albums „Once Upon A Time“, die ultimative Party Nummer, zu der die Jungs vor kurzem auch einen sehr glatten Clip aufgenommen haben – für mich gibt’s kein Halten mehr und sogar das flotte Mädel vom Merchstand taucht da vor der Bühne auf und feiert tüchtig mit. Ohne Wenn und Aber DAS Highlight des Abends! „Up All Night“? Nein – eigentlich hat man es jetzt gesehen und könnte heim. Oder – man besorgt Flüssigkeiten, die gegen akute Durstgefühle helfen und vielleicht auch die Stimmbänder etwas ölen. Denn noch ist lange nicht Schluss!

Coverversionen. Auch das kann immer ein Reizthema sein. Denn viele Bands haben eigentlich genügend eigenes, gutes Material am Start, sodass Kopien meistens halt nur Kopien sind und oftmals fehl am Platz wirken. Doch die Black Diamonds überraschen mich jetzt wirklich komplett – im positiven Sinne! Denn der nächste Song heisst „Runaway“… Einer meiner absoluten Lieblingssongs von Bon Jovi – aus den guten alten Zeiten, in denen auch die geile Mucke machten. Dazu ist es eine Nummer, die längstens nicht so ausgelutscht ist wie „Breakin‘ the Law“ oder „Ace of Spades“. Und schlussendlich spielen die Rheintaler den Song auf ihre Art, die fehlenden Keyboards verleihen dem ganzen dadurch eine komplett andere Note – und das macht unglaublich Spass! Ich hab lange nicht mehr ein so geil gemachtes Cover gehört! Mein Nacken und meine Stimme sehen das wohl ähnlich… (Anm. Dutti: Die «Runaway»-Version von Haïrdrÿer könnte dir ebenfalls gefallen, werter Kollege).

Langsam geht es nun doch auf das Ende zu. „Hands Of Destiny“ ist auch so ein Titel, der mit einem Killerrefrain brilliert – und das Chuck Berry Cover „Rock And Roll Music“ ist standesgemäss der Rausschmeisser bei den Diamanten, die bejubelt und gefeiert werden vom Publikum. In dem befinden sich auch wieder die Mitglieder des „Fanclub Bavaria“! Die haben’s besser als ich – die werden 24 Stunden später nochmals in den Genuss einer Black Diamonds Show kommen…

Setliste Black Diamonds

  1. We Want to Party
  2. Judgment Day
  3. Romeo & Juliet
  4. I’ll Be Ok
  5. Pieces of a Broken Dream
  6. Thrillride
  7. Vampires of the Night
  8. Love, Lies, Loneliness
  9. Drum Solo
  10. Not Going Home
  11. Up All Night
  12. Runaway
  13. Hands Of Destiny
  14. Rock And Roll Music

Degreed

Kaufi: Eigentlich Wahnsinn – nach diesem furiosen Auftritt der Black Diamonds kann man ja fast nur verlieren, oder? Nun – ich will jetzt keinesfalls dem heutigen Headliner ans Bein pinkeln oder sonst was Böses tun! Denn das wäre wirklich nicht fair.

Zuerst mal: Ich verpasse den ersten Teil der Show. Während Nicky weiterhin mit der Kamera unterwegs ist, verquatsche ich mich mit den Rheintalern im Foyer. Denn ganz ehrlich – ich hab im Moment irgendwie gar keinen Bock auf eine „Horizonterweiterung“. Zu heftig war das zuvor, ich muss erst mal etwas runterfahren. Aber irgendwann geht man natürlich wieder rein in den Laden. Degreed haben nun schon etwas weniger Publikum, auch ein gewisser Sicherheitsabstand ist wieder sichtbar. Doch die vier Schweden machen einen blitzsauberen Job. Eine deutliche Schippe härter noch als die Diamonds, vermögen sie die kleine Menge prima zu unterhalten. Zwischendurch erkenne ich sogar einen Song – ein Cover von Pretty Maids‘ „Savage Heart“! Inzwischen tummeln sich auch die Black Diamonds im Publikum. Toll zu sehen, wie beispielsweise Manu bei „Animal“ völlig durchstartet! Die Jungs kennen und mögen sich – das zeigt sich auch an der Tatsache, dass Andi zuvor mit einem Degreed T-Shirt auf der Bühne stand und nun umgekehrt Fronter Robin ein „Vampires Of The Night“ zur Schau stellt.

Wie gesagt – Degreed rauschen etwas an mir vorbei. Aber vielleicht weiss Kollege Dutti noch etwas mehr? Der steht mittlerweile nur noch an der Bar und hat alles im Blick…

Dutti: Glücklicherweise liegt die Bar hier im Fumoir des HoF effektiv direkt neben der Bühne. Somit versuche ich mich wieder einmal an der seitlichen Perspektive. Wie Kaufi schon erwähnt hat, müssen erst ein paar Minuten vergehen, ehe die ganze Stimmung langsam wieder zurückkehrt. Zu berauschend war der vorangegangene Auftritt der Schwarzdiamanten. Doch dann beweisen Degreed, dass Schweden einfach ein unversieglicher Quell für rockige und metallische Truppen darstellt. Immer wieder können im IKEA-Land neue, durchaus überzeugende Bands entdeckt werden.

 Fronter Robin Ericsson hat mit Tastenklimperer Micke Jansson sogar ein Familienmitglied im Boot – die beiden sind nämlich Cousins. Über Gitarrist Daniel Johansson erfährt die Zuhörerschaft ebenfalls einige Dinge. So sei er beispielswiese der Bewahrer der «Skål-Legacy». Stimmt, er prostet uns wirklich verdächtig oft zu. Aber so kennen wir unsere Nordmänner: Zwar stets trinkfreudig, aber wenn es um die Musik geht, wird trotzdem souverän abgeliefert.

Das Fanzit

Kaufi: Eine saugeile Rock’n’Roll Party! Die Rheintaler Black Diamonds lassen es richtig krachen und überzeugen praktisch von A bis Z! Doch auch Degreed machen einen prima Job genauso wie der Opener Hysteria. Die kleinere Location dürfte in diesem Fall eine gute Wahl gewesen sein, denn im grossen Saal hätten sich die Zuschauer wohl etwas verloren und das hätte der insgesamt wirklich guten Stimmung sicherlich nicht gut getan! Ah – und Pasquale hatte recht: An Licht und Sound gibt es auch hier nichts auszusetzen! Ein rundum gelungener Abend mit vielen glatten Leuten!

Dutti: So habe ich natürlich gerne in meinen Geburtstag hineingefeiert. Für mich waren ebenfalls die vier Ostschweizer-Diamanten die überzeugendsten Akteure des Abends. Dank gebührt aber auch den beiden anderen Bands und der ganzen Hall Of Fame-Crew. Die offerierten Blondinen anlässlich meines «Schlüfptages» haben jedenfalls gemundet.

Fotos Degreed, Black Diamonds, Hysteria – Hall of Fame 2018 (Nicky)


Wie fandet ihr das Konzert?

/ / 28.11.2018
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