Aephanemer – Prokopton (CD Cover Artwork)
Fr, 22. März 2019

Aephanemer – Prokopton

Melodic Death Metal
15.03.2019
Aephanemer – Prokopton (CD Cover Artwork)

Starker Melo Death aus Frankreich

Auf dem «Holy Ground» in Wacken zu spielen, ist für viele Bands eine grosse Ehre. Wenn einem dies dann noch in den Anfängen der eigenen Karriere gelingt, verdient das um so mehr Respekt. Für die Franzosen von Aephanemer wurde dies im vergangenen Jahr Realität. Die 2014 gegründete Truppe aus Toulouse durfte im Bullhead City-Zelt am bekannten «Metal-Battle» teilnehmen.

Für einen Platz unter den Top 5 hat es zwar nicht gereicht, aber das Quartett hinterliess nichtsdestotrotz bei einigen Besuchern bleibende Eindrücke. Am 22. März 2019 steht nun die Veröffentlichung des zweiten Silberlings auf dem Programm. Das Teil hört auf den Namen «Prokopton» und wird via Primeval Records den Weg in die Plattenläden finden. Beim Mix-Prozess hatte ein gewisser Dan Swanö die Finger im Spiel. Szene-Kenner wissen, dass man bei ihm oftmals mit Qualitätsware rechnen kann. Ich bin schon sehr gespannt auf die bevorstehenden Hördurchläufe.

Das Album – «Prokopton»

Gestartet wird mit dem über fünf Minuten dauernden Titel-Track. Die meisten Stücke dieser Scheibe weisen eine Spielzeit in diesem Bereich auf. Nach einem episch aufgebauten Intro drückt der Vierer plötzlich aufs Gaspedal. Jetzt geht’s ab! Würde ich nicht bereits wissen, dass Aephanemer aus Frankreich stammen, hätte ich sie wahrscheinlich ohne zu zögern direkt dem skandinavischen Melodic Death-Sektor zugeordnet. Die Inspirationsquellen in Form von Children Of Bodom, Ensiferum und Dark Tranquillity sind deutlich heraushörbar.

Das hohe Tempo wird mit dem anschliessenden «The Sovereign» gleich beibehalten. Sängerin und Rhythmusgitarristin Marion Bascoul schreit und grunzt sich die Seele aus dem Leib. Martin Hamiche an der Lead-Klampfe leistet ebenfalls fantastische Arbeit. Ausserdem sind im Hintergrund immer wieder Keyboard-Melodien vernehmbar, die sich geschickt in die Songstruktur integrieren. Die mähnenschüttelnde Zunft hat hier definitiv einiges zu tun. Trotzdem wird meinem nicht bloss sinnfreie Hau-Drauf-Mucke auf die Gehörgänge geballert, denn das Quartett setzt ebenfalls zahlreiche und packende melodiöse Parts ein.

Oha, bei «Dissonance Within» kommt sogar noch orchestrale Unterstützung dazu. Epische Angelegenheit! Über Bremsen scheint der aus Toulouse heranbrausende TGV offenbar nicht zu verfügen. Die mitreissende Fahrt geht ununterbrochen voran. Beim Albumtitel haben sich Aephanemer offenbar aus dem Altgriechischen bedient. Er bedeutet im übertragenen Sinne «fördern» beziehungsweise «voranbringen». Ein Mensch, der Fortschritte in Sachen Weisheit macht, wurde damals als «Prokopton» bezeichnet. Das Plattencover stammt übrigens aus der Feder von Niklas Sundin (Dark Tranquillity).

Während dem Hören von «Snowblind» ziehen meine Hirnwindungen automatisch Vergleiche zu einer weiteren Band des Genres in Erwägung: Kalmah. Allerdings ist das Schaffen von Aephanemer keinesfalls als simpler Abklatsch der Finnen zu bezeichnen. Für Überraschung sorgt schliesslich die klar gesungene Passage im Mitteilteil des Songs. Marion punktet hier mit dem Facettenreichtum ihres Stimmorgans.

Wie? Bloss eine Spielzeit von 02:55 Minuten? Gönnt sich da etwa jemand mittels «At Eternity’s Gate» eine Verschnaufpause? Es geht tatsächlich ein paar Takte ruhiger zu und her. Gesang bleibt aus. Die Bühne gehört dieses Mal zu 100% der Instrumentalfraktion. Dieser Melodie kann man genüsslich lauschen und dabei kurzzeitig die Nackenmuskeln ein bisschen lockern.

Diese werden jedoch bereits beim darauffolgenden «Back Again» wieder benötigt. Harte Riffs und markante Keyboardklänge liefern sich packende Duelle. Hinzu kommt abermals die bitterböse Todesstimme von Madame Bascoul. Erneut muss sind Parallelen zu einer finnischen Truppe erkennbar, denn für diese Hymne standen offenbar Wintersun Spalier.

Beim raschen Durchhören könnte die Idee aufkommen, dass ein Track eigentlich genau wie der andere klingt. Doch auf «Prokopton» lassen sich bei mehreren Durchläufen immer mehr kleinere Nuancen entdecken, die Mastermind Martin in die Songgefüge eingebaut hat. So kommt beispielsweise auch «Bloodline» mit ordentlich Abwechslung daher.

Den ganz grossen Brocken haben sich «Les Bleus» für das Finale aufgespart. «If I Should Die» knackt nämlich die 9-Minuten-Grenze. Sämtliche Bandmitglieder laufend während dieses Monstrums von einem Stück nochmals zur Höchstform auf. Eine unterhaltsame Geschichte, die in keinem Moment Schwächen aufweist. Pures Hörvergnügen!

Das Fanzit

Metal und Frankreich? Da dürften den meisten von euch wohl lediglich Gojira oder Alcest in den Sinn kommen. Allerdings haben unsere westlichen Nachbarn weit mehr als nur diese zwei Kapellen zu bieten. Zu den verheissungsvollen Talenten wären beispielsweise eben Aephanemer dazuzuzählen. Mit «Prokopton» haben die vier Musiker ein sackstarkes, zweites Album abgeliefert, welches bei Anhängern der Melodic Death Metal-Sparte für viel Freude sorgen wird. Sie bringen zweifelsohne frischen Wind in den Laden. So haben Children Of Bodom zu ihren besten Zeiten geklungen. Die Scheibe lässt sich flüssig durchhören und man darf zurecht gespannt sein, wohin die Reise für die Franzosen noch gehen wird.

Empfehlenswerte Hörproben: «The Sovereign», «Dissonance Within”, «If I Should Die»

Trackliste Aephanemer – Prokopton

  1. Prokopton
  2. The Sovereign
  3. Dissonance Within
  4. Snowblind
  5. At Eternity’s Gate
  6. Back Again
  7. Bloodline
  8. If I Should Die

Line Up – Aephanemer 

  • Martin Hamiche – Lead Guitar
  • Marion Bascoul – Vocals & Rhythm Guitar
  • Lucie Woaye-Hune – Bass
  • Mickaël Bonnevialle – Drums

 

Video Aephanemer – Bloodline


Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 8/10



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15.03.2019
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