King Crimson - Theater Augusta Raurica 2019
Do, 4. Juli 2019

Augusta Raurica Open Air 2019 – King Crimson

Theater Augusta Raurica (Augst, CH)
14.07.2019
King Crimson - Theater Augusta Raurica 2019

King Crimson – Musikalische Genialität trifft auf Kulturgut

Die Organisatoren der Z7 Konzertfabrik in Pratteln haben sich mit dem Augusta Raurica Open Air eine ganz besondere Konzertreihe unter den Nagel gerissen. Das römische Amphitheater bildet die perfekte Kulisse, um bei Sonnenuntergang und kaltem Bier musikalischen Klängen der Extraklasse zu lauschen. Dass alle drei Konzerte in kürzester Zeit restlos ausverkauft waren, überrascht mich wenig. Neben Nick Mason’s Saucerful Of Secrets, traten Beth Heart und King Crimson auf. Meine volle Aufmerksamkeit galt an diesem Abend einer der innovativsten britischen Rockbands aller Zeiten: King Crimson.

Ich kann nicht genug betonen, wie sehr mich die Musik von King Crimson beeinflusst hat und wie viel ich davon lernen konnte.“ Steven Wilson, der mittlerweile selbst Vorbild für viele junge Musiker ist, wird nicht müde davon über King Crimson zu philosophieren. Robert Fripp, Kopf und Mastermind der Band, ist halt in Musiker-Kreisen ein Visionär und eine grosse Inspirationsquelle. Daher ist es keine Überraschung, dass sich in der bekanntesten römischen Fundstätte der Schweiz „Augusta Raurica“ zum Konzert von King Crimson auch diverse bekannte Musiker tummelten. Neben Nick Mason (Pink Floyd), der bereits einen Tag zuvor schon angereist kam, traf man auf Seraina Telli (Ex-Burnig Witches, Dead Venus), Anna Murphy (Ex-Eluveitie, Cellar Darling), Tommy Vetterli (Coroner) und Felix Waldispühl (Ex-Crazy Diamond, F.O.R.S.).

Endlich: Beinfreiheit

Im Vergleich zum von mir kürzlich besuchten Konzert in Stuttgart, war die Atmosphäre an diesem Auftritt viel entspannter. Dass man sich frei bewegen konnte, empfand ich als einen grossen Vorteil. In Stuttgart herrschte eine durch Fripp angeordnete militärische Disziplin. Wer nicht pünktlich um 20 Uhr auf seinem zugeteilten Platz gesessen ist, wurde erst zur kommenden Pause reingelassen. Wehe dem, der sich während des Konzertes in irgendeiner Form regte und bewegte…

Robert Fripp duldet grundsätzlich keine Nebengeräusche, kein hektisches Herumfummeln mit den Handys, keine Unterbrechungen, kein Husten. Applaus, nun der lässt sich „leider“ nicht vermeiden. Mit dem Open Air Auftritt in Augst öffnete sich Robert Fripp einen Schritt näher dem Publikum und siehe da, die Besucher goutierten dies mit Respekt und Ehrfurcht. Fotografen bekamen aber auch dieses Mal ein deutliches „Nein!“ auf die Anfrage, das Spektakel abzulichten.

Multiinstrumental genial

Der Einlass des Publikums wurde durch faszinierende Klanghüllen untermalt. Faszinierend, da diese perfekt zur Stimmung im und um das Amphitheater herum passten. Punkt 19:30 h ging es los und die siebenköpfige Band betrat die Bühne. Schweigend natürlich. Auch das ist eine Eigenart, die Robert Fripp anordnet. (siehe Interview mit Gavin Harrison) Interaktionen mit dem Publikum gab es so gut wie keine. Auch sonst lies Fripp beim Konzipieren der Aufführung keinen Stein auf dem anderen. An vorderster Front positionierten sich die drei (!) Schlagzeuger Gavin Harrison, Jeremy Stacey und Pat Mastelotto. Bläsermann Mel Collins, Toni Levin am Bass und Chapmanstick, Gitarrist und Sänger Jakko Jakszyk sowie Robert Fripp selbst verweilten in zweiter Reihe. Fripp wirkte eher zurückgezogen und sass am Rand der Bühne, mit Gitarre und Kopfhörer. Wie ein Dirigent beobachtet er das Geschehen, gab ein paar Anweisungen und lächelte ab und an selbstgefällig und erhaben in die Runde.

Die Band ist aktuell auf Jubiläums-Tour und feiert das 50-jährige Bestehen (mit ein paar Unterbrüchen und diversen Besetzungswechseln). Wie erwartet führte man dementsprechend eine breite Songauswahl aus dem reichlich vorhandene Repertoire vor. Es faszinierte, wie diese Formation den Liedern neues Leben einhauchte und stellenweise die Songs musikalisch ausreizte und kombinierte. Aber genau das ist die Philosophie von King Crimson. Unbequeme Strukturen und Virtuosität, der wohl nicht jeder Musikliebhaber an diesem Abend folgen konnte.

Das Fanzit – King Crimson

„In der Einfachheit liegt die Genialität“ trifft bei diesem Auftritt wohl eher weniger zu. Das Bild war geprägt von drei Sets mit schrillem Songmaterial, einer aufregenden Drum-Konstellation und glasklarem Open-Air Sound. Das war ein musikalischer Stilmix, der seines gleichen sucht. Was man hier zu hören und sehen bekam, war ein perfekt inszeniertes Progressive Rock Kunstwerk. Dazu kommt dieser fantastische Ort „Augusta Raurica“. Der Abend hätte für mich nicht besser sein können.

Setlist King Crimson


Wie fandet ihr das Konzert?

14.07.2019
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