Wacken Open Air 2019 (Flyer)
Do–Sa, 1.–3. August 2019

Wacken Open Air 2019 – Sabaton, Parkway Drive, Slayer, Cradle Of Filth u.v.m.

Wacken (Schleswig-Holstein, DE)
/ / 26.12.2019
Wacken Open Air 2019 (Flyer)

XXX – 30 Jahre Wacken!

Domi the Stick: Man wird nicht jünger… Was nicht immer eine positive Aussage ist, bedeutet im Fall Wacken nur Gutes. Die Veranstalter vom Wacken Open Air 2019 dürfen auf eine Menge Erfahrung zurückgreifen, wodurch auch die 30. Ausgabe des Metal Open Air-Mekkas ein voller Erfolg war.

Wie jedes Jahr gab es auch 2019 einige Neuerungen auf dem Gelände und in der Organisation, wodurch das Festival-Feeling grösstenteils verbessert wurde. Der Wetter-Gott spielte ebenfalls mit; schon lange nicht mehr war der Boden auch am letzten Tag so gut wie dieses Jahr. Trotzdem täuschte Petrus zwei Mal gekonnt seine Launen an, wodurch das Gelände dann auch zwei Mal wegen Unwetterwarnung evakuiert werden musste. Zum Glück passierte nichts Schlimmeres! Auch bandtechnisch gibt es natürlich nichts herumzunörgeln. Mehrere Abschiedsshows, eine Doppelbühnenshow mit einer inzwischen tief in die Metal-Landschaft eingravierten Band… Doch dazu später! Überhaupt, sollten wir nicht am Anfang beginnen? Bevor ich zur Anreise komme, haben vielleicht auch meine Kollegen Domi und Dutti noch etwas Einleitendes loszuwerden?

Dutti: Danke Mister the Stick. Tja, mein persönliches Wacken Nummer neun! Es wurde abermals wieder massenweise Unterhaltung geboten. Ähnlich wie schon im vergangenen Jahr habe ich mich auch dieses Mal vermehrt um Gigs auf den kleineren Bühnen «gekümmert». Speziell das Wasteland-Areal wurde ausführlich bemustert. Meine Entdeckungen und Erlebnisse werde ich gerne im Verlauf der nachfolgenden Zeilen mit euch teilen. Doch vorerst übergebe ich Kamerad Domi the Stick nochmals das Wort.

Sonntag, 28. Juli 2019

Domi the Stick: Wie schon die Jahre zuvor, bin ich auch dieses Jahr der erste Metalinsider auf Platz. Dies liegt nicht nur an meiner Ungeduld, sondern auch daran, dass wir gestern noch das MPS in Karlsruhe besuchten. Eine kleine Delegation unseres Camps steigt also in Karlsruhe in den Direktzug Zürich-Hamburg, während der Rest schon seit Zürich drinsitzt. Per S-Bahn geht es dann nach Itzehoe, mit dem Taxi nach Wacken. Hier dürfen wir erneut auf die Gastfreundschaft einer Wackener Familie zählen, welche uns für die erste Nacht Asyl gewährt. Entgegen dem letzten Jahr, als schon der Sonntagabend sehr alkohollastig war, bleibt es heute bei den paar im Zug vernichteten Bieren. Der Gesprächsrunde schadet dies nicht und der Zeltaufbau morgen wird’s danken!

Montag, 29. Juli 2019

Domi the Stick: Von unserem Schlafplatz bis zum Gäste-Check In ist es nicht weit, weshalb wir noch vor dem Frühstück einen Angriff auf diesen vornehmen. ‘Wir’, da einige meiner Camp-Mitbewohner bei Kaufland und auf der Full Metal Cruise bei Maschine’s Late Night Show Tickets gewonnen haben. Leider sind die Presse-Bändel noch nicht vor Ort… Also zurück nach Hause, erst einmal frühstücken, neuer Angriff! Nun klappt alles und wir sind bereit, das Gelände einzunehmen. Kurz vor 10 Uhr ist es so weit: Wir sind wieder auf dem Holy Ground!

Fahnenstange errichtet, Zelte und Pavillon aufgestellt… Ab zur Bändelausgabe, wo der Rest sich mit den Armbändchen eindeckt. Wie gewohnt läuft auch hier alles wie am Schnürchen. Abgesehen vom Merch-Kauf ist dann die To Do-Liste für heute auch schon abgearbeitet. Zeit also, den neuen Teil des Geländes, für welchen der Campingplatz C geopfert wurde, auszuchecken. Auf dem sogenannten Camping Plaza – nicht zu verwechseln mit dem sich gleich daneben befindenden Wacken Plaza – befinden sich der Kaufland Metal Market, welcher in diesem Jahr Premiere feiert, die Future Factory und das Full Metal Gaming Village mit den Panzern. Weiter findet man hier z.B. auch die Welcome To The Jungle-Bühne, welche sich bisher auf dem Wacken Plaza befand.

Auch ein Merch-Stand findet sich um die Ecke; doch auch dieses Jahr sind leider nicht alle Artikel an jedem Stand zu haben. Mit einem Teil unserer Wünsche können wir uns zwar eindecken, aber für den Rest müssen wir die kommenden Tage wohl Stand für Stand abklappern. Hier also ein erster Verbesserungsvorschlag: Damit man nicht mehrmals anstehen und somit die Wartezeiten unnötig verlängern muss, einfach an jedem Merch-Stand alle Shirts anbieten…

Nachdem wir uns im Kaufland mit Bier und Verpflegung eingedeckt haben – mein Fazit zum Metal Market kommt später – und auch einige andere Stände leergeräumt haben, machen wir uns auf den Weg zurück zum Camping. Hier gibt es ein Schwätzchen mit Harry Metal, der jeweils die Doku-Videos dreht. Wie wir auch schon in anderen Jahren festgestellt haben, scheint er uns Schweizer zu mögen.

Als Abendprogramm stehen dann Verpflegung im Gasthof zum Wackinger sowie die dort stattfindende Late Night Show an. Beim Blick auf die Speisekarte frage ich mich, wieso die Preise so gesunken sind. Die Antwort erhalte ich in dem Moment, in welchem das Essen gebracht wird. Einerseits werden kleinere Portionen gebracht, was auch gut ist, schliesslich waren es bisher «riesige Schochen», die da serviert wurden. Andererseits ist die Essensqualität massiv gesunken. Vorbereitete Speisen aus dem Wärmeofen lassen grüssen… Schade, aber dadurch lassen wir uns die Stimmung natürlich nicht versauen. Nach einem kurzen Schwatz mit Maschine und einem Teil seiner Crew beziehen wir Stellung an einem Tisch vor der Bühne…

Maschine’s Late Night Show – Teil 1

Domi the Stick: Die an verschiedensten Anlässen (Wacken, Full Metal Cruise…) und auch eigenständig stattfindende Late Night Show mit Moderator Maschine gewinnt mehr und mehr an Bekanntheit. Auch dieses Jahr soll jeden Abend eine solche Show stattfinden. Solange das Festivalgelände noch geschlossen ist (Montag und Dienstag) findet die Show im Landgasthof zum Wackinger statt, danach auf der Welcome To The Jungle Stage. Wieso eigentlich? Besagte Stage befindet sich ab diesem Jahr ja auf dem Camping Plaza und wäre daher schon ab Montag zugänglich… Uns passt natürlich auch der Veranstaltungsort in der Dorfbeiz, und so finden wir uns wie bereits schon erwähnt rechtzeitig hier ein.

Das MLNS-Team wächst kontinuierlich und so werden dann zu Beginn der Show schon mal einige bekannte Gesichter vorgestellt: Der kleinste Schnapsbeauftragte der Welt Awesome-O, Video-Professor Christo, Security/Mädchen-für-Alles/Late-Night-Animal Sascha und natürlich der überhaupt nicht selbstverliebte Moderator Maschine («Du arrogante Sau!»). Mit viel Witz geht es weiter und auch dieses Jahr sind zahlreiche Gäste in die Show eingeladen. Heute sind unter anderem Doch Chkae anwesend. Es handelt sich um jene kambodschanische Waisenkinder-Band, welche letztes Jahr keine Visa bekam und daher nicht auftreten durfte. Zusammen mit ihrem Betreuer geben sie ein Interview und werden rundherum bejubelt. Ihr Auftritt am Freitag wird sich dann leider mit der Abschiedsshow von Slayer überschneiden; doch bin ich überzeugt, dass die Fläche vor der Wasteland Stage trotzdem rammelvoll sein wird!

Anwesend sind natürlich auch Maschines persönliche Show-Band Alien Rockin’ Explosion aus Spanien. Mit einem Mix aus Covers und selber geschriebenen Songs machen sie jeweils Warm Up, Karaoke-Begleitung und Ausklang. Natürlich bleibt vor und nach der Show jeweils Zeit für ein Schwätzchen, welches am heutigen ersten Abend zu einem grossen Wiedersehen mit viel Geplappere ausartet. Dabei wird nicht nur gespasst, sondern auch über Projekte der Band diskutiert, wie z.B. «Rockin’ Ladies», wo Sängerin Maria tatkräftig mitmischt.

Das eben Beschriebene ist natürlich nur ein Teil der Late Night Show, daneben gibt es noch weitere Gäste (Metal Battle-Gewinner und -Promoter, Mutz…) und Einlagen. Stimmungsmässiger Höhepunkt ist das am Schluss stattfindende Karaoke, bei welchem von allen mitgesungen und mitgetanzt wird! Morgen bin ich dann ebenfalls wieder dabei, vor allem, da ich eine ganz spezielle Rolle übernehmen werde…

Dienstag, 30. Juli 2019

Domi the Stick: Bei meiner Gruppe ist der Dienstag traditionell der Badi-Tag. Nach Frühstück, den ersten paar Bieren und Gequatsche machen wir uns also zu Fuss auf den Weg ins Wackener Freibad. Dieser führt wie immer durch das Dorf und an der Brauerei vorbei, wo wir wieder und wieder irgendwo zum Quatschen hängenbleiben. Nach einiger Zeit erreichen wir dann das Schwimmbad und Petrus scheint mitspielen zu wollen: War es am Morgen noch stark bewölkt, drückt jetzt die Sonne durch. Dies kurbelt natürlich die Stimmung im Freibad an, wo neben der neu gebauten Wasserrutsche der Sprungturm erneut ein Highlight ist. Da stehen die Metalheads gut und gerne mal 5+ Minuten Schlange, um auf dem Brett (meist) blank zu ziehen und einen mehr oder weniger spektakulären Sprung hinzulegen. Applaus ist den meisten sicher!

Nach Abkühlung, Wacken-Nacken, Bier und dem Holen eines leichten Sonnenbrandes geht es via Edeka wieder zurück zum Camping. Der neue Kaufland auf dem Gelände wird dem grossen Edeka ausserhalb des Dorfes wohl finanzielle Einbussen einbringen. Tatsächlich kommen auch wir diese Woche nur einmal beim gelb-blauen Supermarkt vorbei und bevorzugen unter der Woche den rot-weissen. Nicht so wie andere Jahre…

Duschen ist nun angesagt! In den Campingduschen gibt es im Gegensatz zu den Badi-Duschen nicht nur eiskaltes Wasser. Die Mexikaner im Camp neben uns scheinen sich vermehrt zu haben und so beginnt mit viel Bier und Tequila eine Woche des übermässigen Feierns! Die erste Konsequenz davon: Wir müssen uns beeilen, um die Late Night Show nicht wegen einer Camping-Sause zu verpassen! Und das, wo wir heute doch einen zentralen Teil der Show darstellen werden… Auf dem Weg zum Wackinger gibt es als Znacht einen Dürüm aus Ali’s Dönerbude.

Dutti: ¡Hola, muchachos! Seit heute Vormittag ist meine Delegation ebenfalls auf Platz. Die Autofahrt durch die lange Nacht verlief glücklicherweise reibungslos. Beim Konsultieren des Situationsplans folgt jedoch ein erster Euphorie-Dämpfer: Wir sind auf Campingplatz X gelandet… – autsch! Sieht doch nach einigen Kilometern aus, die da zwischen uns und dem Hauptareal liegen. Werden die Frühanreisenden etwa so bestraft? Beim anschliessenden Marsch beruhigen sich die erhitzen Gemüter jedoch rasch wieder – so übel wie zuerst gedacht ist es gar nicht. Ziemlich zackig landen wir auf dem Camping Plaza.

Nach dem Abholen der Bändchen widmen wir uns einem echten «Ungetüm», welches es 2019 zum allersten Mal auf dem «Holy Ground» zu bestaunen gibt. Die Rede ist vom Kaufland-Supermarkt. Alter Falter, die Organisatoren haben da effektiv ein Riesen-Ding hingepflanzt! In Sachen Sortiment wurde ebenfalls nicht zu wenig versprochen. Egal, ob Nahrungsmittel oder Campingausrüstung – hier kann man sich freilich mit allen möglichen Gütern eindecken. Kaufland ist für mich zweifelsohne bereits jetzt ein gigantischer Pluspunkt des diesjährigen W:O:A.

Domi the Stick: Bääm! Ich wollte eigentlich erst später ablästern, aber diese Steilvorlage kann ich nicht ungenutzt lassen. Vor allem auf Platz A sorgt Kaufland für die eine oder andere Kontroverse. Angenommen, das riesige Zelt voller Kaufgüter wäre einfach ein Zusatz zum bestehenden Angebot, dürfte abgesehen von den C-Stammgästen wohl niemand etwas gegen dieses neue Feature haben. Aber da mit dem Einführen dieses zentralen Markts auch alle bisher vorhandenen Mini-Supermärkte auf dem Camping verschwanden, regt sich leichter Widerstand. Zum Beispiel bei uns: Unser Standard-Zmorge war bisher jeweils Müesli (die wir im grossen Edeka bezogen) und Milch vom Camping-Supermarkt, welche wir täglich frisch holten. Nun gut, jetzt laufen wir halt 20+ Minuten zum Kaufland und stellen fest, dass die nicht mal Milch im Angebot haben… Generell scheint das Sortiment dürftig zu sein: Bier hat es jede Menge, Grilladen auch, unnötigen Plastik-Seich, und jetzt geht es ins Abstruse: Knoblibrot für in die Mikrowelle! Was zur Hölle…?! Natürlich hat der Metal Market auch sein Gutes, z.B. günstiges und trotzdem gutes Essen, wenn man sowieso in der Nähe ist. Aber Dutti, in Sachen Kaufland scheinen unsere Meinung auseinander zu gehen; diese Zentralisierung geht mir diese Woche einige Male gegen den Strich! Aber das ist tatsächlich das grösste Manko, welches ich dieses Jahr feststellen kann. Ich greife vor: Das Festival ist wie jedes Jahr hervorragend organisiert und lässt praktisch keine Wünsche offen!

Dutti: Halb so wild. Meinungsverschiedenheiten gehören zum Alltag dazu. Für mich folgt auf den Kaufland-Kaufrausch der obligate Abstecher zum offiziellen Merch-Stand, bei welchem man sich wie so oft eine gefühlte Ewigkeit für die begehrten Shirts die Beine in den Bauch stehen darf. Ein Ordnen der Warteschlangen mittels Gittern oder Absperrband wäre wünschenswert. Nach der Schlacht um die «Schädel Wear»-Textilien landen wir sogar bei der Bundeswehr, oha. Die sind mit ein paar Fahrzeugen, einem Hindernis-Parcours und diversen Informationen am Start. Da ich bereits in der Schweizer Armee erfolgreich meinen Dienst geleistet habe, ist eine Rekrutierung für mich kein Thema. Den restlichen Tag verbringen wir dann gemütlich in unserem Camp beim Grillbieren. Bandtechnisch geht’s für uns erst Morgen Vollgas zur Sache. Aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass Kollege Domi the Stick irgendwo noch eine Show in petto hat.

Maschine’s Late Night Show – Teil 2

Domi the Stick: Duttis Magensensoren liegen goldrichtig! Alien Rockin’ Explosion heizen auf, Awesome-O bringt Schnaps, es gibt schon zu Beginn Karaoke… So weit, so gut, doch ab heute gibt es eine Änderung. In der heutigen und den vier folgenden Shows hat Maschine einen Mit-Moderator: Der erstaunlich schlagfertige Kay-Ray ist diese Woche mit von der Partie und so muss Maschine einige Male mehr als nur ein «Du arrogante Sau!» des Publikums einstecken.

Da die heutigen Gäste (weitere Metal Battle-Gewinner) nicht anwesend sind, kommt die eigentlich für später angesetzte Feier schon jetzt zum Zuge: Da Maschine seit einiger Zeit offiziell der Religion der Pastafari angehört und hier jeder eigentlich alles tun kann, was er will, wird er heute zum ersten Mal ein Paar trauen, live in der Show! Paar, Trauzeugen und Blumenmädchen (ich, hehe) stammen aus unserem Camp und so wird die heutige eine für uns unvergessliche Late Night Show!

Teil 3 der MLNS-Berichte folgt dann zum morgigen Tag; danach werde auch ich bei den grösseren Bands herumschwirren. Eines will ich aber schon jetzt festhalten: Wenn sich die Show nicht mit anderen Terminen überschneidet, empfiehlt sie sich jedem, der auf Witz, Rumgeblödel, gute Musik und schlecht gesungenes Karaoke steht!

Das Fanzit Wacken Open Air 2019 – Anreise und Pre-Wacken

Domi the Stick: Viel Aussergewöhnliches gab es bisher nicht zu berichten; denn die ersten Tage gestalteten sich bei uns in etwa so wie immer: Camp errichten, Bändchen holen, Bier trinken, Nachbarn kennenlernen, zwei Mal MLNS, Badi… Neu war eigentlich nur das Entdecken einiger neuer Einrichtungen wie dem Kaufland Metal Market. Doch bleibt dran, ab Mittwoch wird es spannend!

Dutti: Da habe ich kaum etwas zu ergänzen. Kaufland ist wirklich top (zumindest für mich) und das Wetter hat sich bisher viel angenehmer verhalten als prognostiziert. Erfahrungsgemäss kann man die Pläne von Thor und Petrus in Norddeutschland allerdings sowieso praktisch nicht vorhersagen.

Mittwoch, 31. Juli 2019

Dutti: Guten Morgen Wacköööööööööööööön! Genug gefaulenzt, ab heute beginnt nun auch mein musikalisches Programm. Doch bevor es im Bullhead-Zelt darum geht, «unsere» Mädels von den Burning Witches zu unterstützen, wird ein Zwischenstopp im EMP-Backstage-Sektor eingelegt – stets der empfehlenswerte Ort fürs Kräfte sammeln und auch Toiletten-Besuche. Zudem kann man hier seine faltbare Wasserflasche auffüllen. Doch genug davon, kehren wir schleunigst zurück zum Wacken Plaza!

Unterwegs latschen wir an einem kleinen Zelt vorbei, in welchem sich die neue History-Stage befindet. Ein paar Klänge der slowakischen Truppe April Weeps dringen dabei in unsere Gehörgänge. Hört sich vielversprechend an, aber «leider» haben wir bereits andere Pläne. Zudem verrät ein Bildschirm in unmittelbarer Nähe, dass das Zelt bereits rappelvoll sei. Hoffentlich droht uns bei den Witches nicht dasselbe Ungemach. Nichtsdestotrotz ist mir bereits gestern aufgefallen, dass schon auffallend viele Besucher auf dem Gelände herumschleichen. Reist überhaupt noch jemand in den kommenden Tagen an?

Domi: Jep, seit heute ist auch der letzte Metalinside-Autor 2019 von Metalinside angereist. Unkompliziert und mit Dekadenz, natürlich auch auf mein bereits betagteres Alter zurückzuführen, fliege ich am Morgen nach Hamburg. Am Nachmittag betrete auch ich nach Bändeltausch dann zum ersten Mal in diesem Jahr den Holy Ground. Immer wieder ein tolles Gefühl zurück zu sein. Immer wieder magisch, die Blicke über das Gelände schweifen zu lassen. Für mich beginnt Wacken rein Bühnentechnisch erst am Donnerstag. Deshalb überlasse ich meinen zwei Mitstreitern nun wieder das Feld, um von ihren Eindrücken zu berichten.

Burning Witches

Dutti: Merci Domi. Oha lätz! Eine gigantische Warteschlange tummelt sich vor dem Bullhead City Circus. Offenbar wollen alle die Burning Witches sehen. Glücklicherweise schaffen wir es trotzdem irgendwie noch einigermassen rechtzeitig ins Innere. Die Szenen erinnern an den Auftritt der Lovebites vom vergangenen Jahr. Es scheint sich abermals zu bewahrheiten: Frauen auf der Bühne führen zu grossem Publikumsandrang. Den Hexen dürfte diese Kulisse noch lange in den Köpfen bleiben. Selbstverständlich muss es für sie eine echte Ehre sein, auf dem heiligen Acker spielen zu dürfen. Passt aber irgendwie auch zu ihrem kometenhaften Aufstieg in der Szene.

Zurzeit machen die Mädels eine Phase durch, vor der sich eigentlich jede Band auf diesem Planeten fürchtet: Die Ära nach einem Wechsel an der Mikrofon-Front. Seraina Telli hat die Schwermetallerinnen Anfang Juni dieses Jahres verlassen. Die Nachfolgerin heisst Laura Guldenmond und dürfte einigen eventuell in Zusammenhang mit der niederländischen Kapelle Shadowrise ein Begriff sein. Sie feiert übrigens heute ihren Geburtstag. Optisch passt sie schon einmal hervorragend ins Gefüge, doch im gesanglichen Bereich herrscht noch Luft nach oben (was mir schon beim Auftritt am Baden In Blut Open Air aufgefallen ist).

Versteht mich nicht falsch, Laura ist alles andere als eine schlechte Sängerin, aber gewisse Stücke hat Seraina meines Erachtens einfach besser rübergebracht. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass sich dies ändern wird, sobald die neue Frontröhre etwas länger dabei ist und auch beim Schreiben von neuem Material von Anfang an mitwirken kann. Diesbezüglich ziehe ich gerne einen Vergleich mit Nightwish heran. Anette Olzon mag für viele die schwächste Sängerin in den Reihen der finnischen Symphonic Metaller gewesen sein. Vor allem die älteren Hymnen bereiteten ihr jeweils sichtlich Mühe. Doch die Lieder, die Tuomas Holopainen auf sie zugeschnitten geschrieben hat, gingen der Schwedin deutlich leichter von der Hand. Deswegen bleibe ich für die neue Sängerin «unserer» Witches nach wie vor optimistisch.

Setliste – Burning Witches

  1. Executed
  2. Metal Demons
  3. We Eat Your Children
  4. Bloody Rose
  5. Hexenhammer
  6. Black Widow
  7. Open Your Mind
  8. Jawbreaker (Judas Priest-Cover)
  9. Wings Of Steel
  10. Holy Diver (Dio-Cover)
  11. Burning Witches

Christopher Bowes & His Plate Of Beans

Domi the Stick: Ich erlaube mir, diese Band künftig mit CBAHPOB abzukürzen… Auch bei uns wären unsere Landsfrauen Burning Witches auf dem Programm gestanden. Wir hätten aber bereits nach dem halben Set der Witches wieder in Richtung Beergarden Stage verschwinden müssen und aufgrund erster Müdigkeitserscheinungen (Werden wir alt?) haben wir uns den Marsch hin und zurück gespart und sind direkt bei CBAHPOB auf der Biergarten-Bühne eingestiegen.

Dass Christopher Bowes für jeden Seich zu haben ist und dies in Kombination mit dem Beef Guy, der bei Alestorm jeweils während «Hangover» aushilft, nicht besser kommen kann, ist gemeinhin bekannt. Aber eine Band mit einem Teller Bohnen als Mitglied? Mannomann, das kann nicht gut kommen! Da steht effektiv ein Mikro auf einen Teller voll Bohnen gerichtet, und alle paar Songs wird eine Dose Bohnen nachgeschüttet. Und die Musik? Nun, die ist natürlich – wer hätte es gedacht? – auf lächerliche Partys ausgerichtet; die Band selber nennt ihren Stil «electropunk synth-beancore»… Ob das noch Metal ist, ist fraglich, aber als Einstieg in den Tag taugt es durchaus. Natürlich handelt jeder einzelne Song von Bohnen; und weil erst fünf Tracks veröffentlicht waren, mussten die Jungs für ihren Wacken-Gig halt noch einige Songs dazu schreiben. Die Stimmung ist wirklich gut hier im Biergarten, aber mit der Zeit wird das Ganze etwas eintönig. Von Durst und Pipidrang getrieben machen auch wir einen ersten (und tatsächlich auch letzten) Abstecher in die EMP Backstage Area.

Hierzu noch ein kleiner Fun Fact: EMP veranstaltet in der Backstage Area ja jeweils Lesungen, Freibier-Sessions mit Musikern, Meet & Greets, Pressekonferenzen etc. Auch ein Meet & Greet mit Sabaton stand auf dem Programm, nur wusste die Band dummerweise nichts davon und war beim geplanten und öffentlich angekündeten Zeitpunkt nicht einmal mehr in Wacken!

Setliste – Christopher Bowes & His Plate Of Beans

  1. Theme From A Beans Album
  2. Alphabet Of Beans
  3. Medical Emergency
  4. Just For Men
  5. Big Haha
  6. Shotgun In The Bum
  7. Killed 2 Deth By Bugs
  8. Beef Guy Anthem
  9. NASA
  10. Transcendental Bean Exploration
  11. Midnight Breakfast
  12. Pour Some Beans On Me

Skew Siskin

Dutti: Nach dem Auftritt des helvetischen Hexenzirkels leert sich das grosse Zelt beeindruckend rasch. Der nächste Act muss somit einer massiv geschrumpften Anzahl von Zuhörern vorliebnehmen. Es handelt sich um die deutsche Truppe Skew Siskin. Die Hard Rocker existieren seit 1992. Aus der gemeinsamen Zusammenarbeit mit Motörhead entstand ein enges Band der Freundschaft mit Lemmy Kilmister. Die leider nicht mehr unter uns weilende Ikone stattete Skew Siskin regelmässig Besuche in deren Berliner-Studio ab. Daraus resultieren selbstverständliche auch gemeinsame Songs. Zuletzt veranstalteten die Deutschen im Dezember des letzten Jahres ein Tribute-Konzert zu Ehren des verstorbenen Bass-Gottes, welches äussert gut ankam. Für das W:O:A 2019 haben die Veranstalter die Band anfragt, ob sie bereit wären, einen solchen Gig zu wiederholen.

Tja, und hier stehen die Musiker nun auf der Headbangers-Stage. Während andere Gruppen in einem solchen Moment verständlicherweise bevorzugt ihr eigenes Material promoten würden, dominieren in der Setliste von Skew Siskin heute primär die Motörhead-Stücke. Frontdame Nina C. Alice und ihre Mitstreiter bringen die Songs bestens rüber. Für mich als «Snaggletooth»-Jünger ein absolutes Highlight – und damit stehe ich sicherlich nicht alleine da. Auch Lemmy wäre sicherlich stolz gewesen. Zudem macht eine solche Tribute-Show während der 30-jährigen Geburtstagssause des grössten Metal-Festivals dieser Welt absolut Sinn. Schliesslich hat Mister Kilmister den heiligen Acker durchaus das eine oder andere Male geprägt.

Setliste – Skew Siskin

  1. Genocide
  2. Iron Fist (Motörhead-Cover)
  3. Stay Clean (Motörhead-Cover)
  4. Shake Me
  5. No Class (Motörhead-Cover)
  6. Metropolis (Motörhead-Cover)
  7. Livin’ On The Redline
  8. Just ‚Cos You Got The Power (Motörhead-Cover)
  9. B4
  10. Another World
  11. Silver Maschine (Hawkwind-Cover)
  12. Over The Top (Motörhead-Cover)
  13. Killed By Death (Motörhead-Cover)
  14. Born To Raise Hell (Motörhead-Cover)

Slave To Sirens

Dutti: Unglaublich, aber wahr – nach x Jahren auf Wacken schaffe ich es doch endlich auch einmal, der Wasteland-Stage einen Besuch abzustatten. Soll ruhig nochmals einer behaupten, man könne auf diesem Festival nach ein paar Besuchen für sich selbst nix Neues mehr entdecken.

Die Blech-Bühne wandert für die kommenden 45 Minute in die Hände einer reinen Mädels-Band aus dem Libanon. Zumindest habe ich diese Information so im Rahmen der «Prä-Festival-Recherche» entdeckt. Hinter den Drums nimmt dann allerdings ein Herr Platz. Die eigentliche Fell-Klopferin – Tatyana Boughaba – habe die Reise in den hohen Norden Deutschlands offenbar nicht antreten können.

Das Quintett verwöhnt unsere Gehörgänge mit einem ansprechenden Mix aus Death und Thrash Metal. Die seit 2016 aktive Kapelle hat mit «Terminal Leeches» bisher eine EP veröffentlicht. Ein solcher Gig wäre in ihrem Heimatland ein Ding der Unmöglichkeit. Gemäss Sängerin Maya S. Khairallah sei dort nämlich alles «shit!». Traurig zu sehen, dass unsere geliebte Metal-Musik in der arabischen Welt nach wie vor einen sauschweren Stand hat. Glücklicherweise dürfen sich die Akteure hier am W:O:A vollends ausleben. (Anm. Domi the Stick: Wacken zeigt auf dem Moviefield ja jeweils Filme und dieses Jahr steht «Syrian Metal Is War» auf dem Programm. Da geht es dann genau um diese Thematik. Aus zeitlichen Gründen kann ich den Film aber nicht hier auf dem Festival, sondern erst zuhause anschauen.)

Setliste – Slave To Sirens

  1. Humanesticide
  2. Slave To Sirens
  3. Salome
  4. Extinguish The Sun
  5. Terminal Leeches
  6. Reborn
  7. Congenital Evil

EMP-Backstage-Area – Interview Metal Battle

Dutti: Im Anschluss gönnen wir uns abermals ein Päuschen im EMP-Backstage-Bereich. Hier kann man sich auch mal in Ruhe hinpflanzen und die Beine schonen. Sitzmöglichkeiten sind auf dem «Holy Ground» ja blöderweise nach wie vor mehrheitlich rar. Solange das Ganze trocken bleibt, könnte man sich jedoch immerhin auch einmal auf den Boden setzen. Bei EMP sind aber genügend Bänke vorhanden und momentan tummeln sich kaum Besucher in dieser Zone. Heisst aber keinesfalls, dass nix läuft. Aufgrund dessen werden wir Zeuge eines interessanten Interviews mit einem Mitglied des Wacken Metal Battle-Organisationskomitees und den Bands Goat Ripper (Aserbaidschan) und Domination Inc. (Griechenland). Speziell von den Musikern ist es spannend zu hören, wie ihr Weg nach Wacken jeweils ausgesehen hat und welche Hürden bewältigt werden mussten.

Axxis & Lagerstein

Domi the Stick: Als Einstimmung auf die kommenden Konzerte dieser beiden Bands in der Schweiz (an der Metal Scar Rock Party und an der «30 Years Of Axxis»-Tour) statten wir Axxis und Lagerstein einen kleinen Besuch im Bullhead City Circus respektive auf der Wackinger Stage ab. Im rappelvollen Zelt nimmt Axxis-Fronter Bernhard Weiss wie üblich zu «Touch The Rainbow» ein Kind auf die Bühne. Lagerstein, die australische Drink Metal-Band, welche ich bisher noch nie gesehen habe, performt unter anderem das «Fliegerlied» und die Musiker tun jede Menge dumme Sachen. Beispiel gefällig? Sie trinken aus Schuhen! Ja, bei beiden Bands ist die Vorfreude auf die Headliner-Konzerte vorhanden! Wir werden jetzt also bis Crisix im Camp hängen und mit unseren brasilianischen Nachbarn übers Gelände streunen!

Setliste – Axxis

  1. Monster Hero
  2. Blood Angel
  3. Heaven In Black
  4. My Little Princess
  5. Tales Of Glory Island
  6. Touch The Rainbow
  7. Love Is Gonna Get You Killed
  8. Heavy Rain
  9. Little Look Back
  10. Living In A World
  11. Kingdom Of The Night

Setliste Lagerstein

  1. Raise Your Steins
  2. Shoey Song
  3. Down The Hatch
  4. Dig, Bury, Drink
  5. Drink ‘Til We Die
  6. Land Of Bundy
  7. Fliegerlied

Helsott

Dutti: Nach dem Batterie-Aufladen bei EMP landen wir vor der Wackinger-Stage und bei den US-amerikanischen Wikingern von Helsott. Richtig gelesen, Sagen und Mythen rund um die Nordmänner werden nämlich nicht ausschliesslich in Skandinavien vertönt. Diesbezüglich steht gerade der lebende Beweis auf der Bühne.

Mit blutverschmierten Gesichtern voller Kriegsbemalung jagen uns die Amis ihr Liedgut entgegen. Heraushörbar sind sowohl Elemente des Death Metal als auch solche aus dem Folk Metal-Sektor. Eine solide Geschichte an der mich eigentlich nur ein bisschen stört, dass gewisse Dinge wie beispielsweise der Frauengesang ausschliesslich ab Band kommen.

Ob Donnergott Thor irgendwie gespürt hat, dass da gerade ein paar Wikinger-Krieger am Krach machen sind? Plötzlich ziehen nämlich dunkle Wolken heran und ein Platzregen zwingt mich dazu, meinen Militärmantel erstmals zu montieren. Während des Stücks «Honour Thy Valkyrie» schreitet dann auch der Stage-Master ein und unterbricht die ganze Geschichte. Unwetterwarnung, ahoi!

Setliste – Helsott

  1. Slaves And Gods
  2. Whiskey Breath
  3. Cessation
  4. Folkvangr
  5. Helsott
  6. Runnin‘ Down A Dream
  7. Now His Fate
  8. Axe, Shield And Battlefield
  9. Honour Thy Valkyrie

Unwetter-Unterbruch

Dutti: Man solle zurück zu den Autos gehen und anderen Metalheads Schutz gewähren. Änderungen und Infos in Zusammenhang mit der Wiederaufnahme des Festivalbetriebs würden uns so rasch wie möglich mitgeteilt werden – so die Aussagen seitens Veranstalter. Wirklich energisch scheinen die Security-Mitarbeitenden das Gelände allerdings nicht zu räumen. Viele Besucher stiefeln nach wie vor auf dem Wackinger-Areal herum. Ausserdem erkennen mein Kollege und ich ziemlich bald (trotz fehlender meteoroligscher Ausbildung), dass das Gewitter vorbeizieht. Scheinbar habe es uns knapp verfehlt. Puh… Glück gehabt! Der W:O:A-Crew mache ich jedoch keinesfalls einen Vorwurf. Es ist absolut nachvollziehbar, dass man bei solchen Situationen jeweils auf Nummer sicher geht.

Domi: Auch ich bin gerade auf dem Gelände, als ich von der «Evakuierung» erfahre und auch ich muss sagen, lieber einmal zu viel Sicherheit walten lassen als zu wenig. Deshalb verstehe ich es nicht, dass auf den Social-Media Kanälen «shitstormartige» Kommentare die Runde machen. Es gab in den letzten Jahren (z.B. Rock am Ring) schon mehrere Vorfälle, welche nicht glimpflich ausgegangen sind. Deshalb Daumen hoch für vorausschauende Massnahmen, auch wenn das Gewitter, wie Dutti beschrieben hat, wirklich vorbeizieht.

Domi the Stick: Wir sind eigentlich auf dem Weg von unserem Camp zu Angelus Apatrida, der Wolken wegen ausgerüstet mit Regenmantel. Wir fragen uns noch, ob das Festival unterbrochen wurde, weil uns so viele Menschen entgegenströmen und beim Eingang erreicht uns dann auch gerade die Push-Nachricht der Wacken App. Nun gut, dann halt via Pommes-Frites-Bude zurück zum Camp… Auch von meiner Seite ein dickes Lob an die Veranstalter. Spätestens nach dem Unwetter am diesjährigen Greenfield Festival verstehe ich solche Aktionen durchaus. Am Abend zeigt uns Maschine dann in der Late Night Show die deutschen Nachrichten mit Bildern von unschönen Überschwemmungen im unweiten Kiel…

Awakening Sun

Dutti: Der Zeitplan wurde aufgrund des Unwetters logischerweise etwas durcheinandergewürfelt. Die App liefert leider ebenfalls (noch) keine aktualisierte Version ab. Ah, aber aus dem kleinen Zelt, in welchem sich die History-Stage befindet, dröhnt Musik. Nix wie hinein in die gute Stube.

Was hat es eigentlich mit dieser neuen Spielstätte auf sich? Na, sie ist eindeutig ein Fall für Nostalgiker. Bauteile von der Bühne des allerersten W:O:A wurden nämlich recycelt und für den Bau dieses neuen Gebildes verwendet. Klein aber fein, würde ich meinen. Bei der diesjährigen Festival-Ausgabe werden sich hier primär die Metal Battle-Truppen die Klinke in die Hand drücken. Zu dieser Gattung zählen beispielsweise Awakening Sun aus Litauen, die nun gerade zur Tat schreiten.

Mein lieber Scholli, die Osteuropäer drücken aber ordentlich auf die Tube! Das Gemisch aus Melodic Death, Thrash und Groove Metal sorgt beim vielseitigen Zuhörer für akustische Höhepunkte. Sofort sind allfällig negative Gedanken, welche das vorbeigezogene Unwetter möglicherweise ausgelöst hat, wie weggeblasen. Mit «Into The Light» hat die Band Anfang März dieses Jahres bereits ihr drittes Studioalbum veröffentlicht. Aufgrund der Leistung, welche die Jungs an den Tag legen, könnte ein Kauf des guten Stücks durchaus zum Thema werden. Awakening Sun – definitiv ein Name, den man sich merken muss!

Setliste – Awakening Sun

  1. Shout It Out Loud
  2. Scars
  3. The Butterfly Effect
  4. Alive
  5. Void Silence
  6. In The Clouds Of Dust

Fall Of Order

Dutti: Und weil’s so schön ist, richten wir uns gleich bei der History-Stage ein bisschen ein. Zwei Bar-Stationen sorgen für stets feuchte Kehlen. Somit lässt es sich hier drinnen durchaus leben. Sicherlich profitieren auch einige Bands davon, dass heute noch nicht das gesamte Gelände geöffnet ist und auf den Hauptbühnen nix läuft. Ab morgen werden sich die Menschenmassen bestimmt grosszügiger verteilen.

Die nächsten Gladiatoren, welche sich in den Metal Battle-Ring wagen, stammen aus Griechenland. Rotting Christ, Septicflesh, Suicidal Angels – die Hellenische Republik hat schon einige talentierte Gruppen hervorgebracht. Ob Fall Of Order ihr Land ebenfalls stolz machen können? Beim Soundcheck lassen sie sich zumindest schon einmal ziemlich viel Zeit. Immer scheint irgendetwas nicht hundertprozentig zu stimmen. Die darauffolgende Dosis Modern Metal ist zwar nicht übel, aber da konnten mich am heutigen Tag ein paar andere Kapellen trotzdem schon nochmals etwas besser überzeugen.

Setliste – Fall Of Order

  1. Intro – Ascension
  2. The Conquest
  3. Rose Of Carnage
  4. Wrath Of The Serpent
  5. The Burial Of Doubts
  6. New Reality

Crisix

Dutti: Der nächste Programmpunkt führt uns dann wieder in die post-apokalyptische Szenerie des Wasteland-Sektors. Die Metal Battle-Gewinner aus dem Jahre 2009 geben sich die Ehre: Crisix aus Barcelona. Neben Battle Beast wohl sicherlich einer der erfolgreichsten Sieger, die dieser Wettbewerb je hervorgebracht hat.

Auf mich wirken die Katalanen stets wie wilde Hunde, die man nach langer Zeit im Zwinger endlich wieder in die Freiheit entlässt. «On stage» haben die Jungs schliesslich jedes Mal regelrechte Energieanfälle und sind kaum zu bremsen. Auch heute ballern sie uns ihre Thrash-Nackenbrecher in gnadenloser Manier um die Lauscher. Wer hier bloss stillstehen kann, hat den Stock aber ziemlich tief im eigenen Allerwertesten drin. Mit Songs wie «Ultra Thrash» werden schlichtweg keine Gefangenen gemacht. Die Folge? Moshpits und andere Publikumsaktionen.

Eventuell mag es an meiner persönlichen Unerfahrenheit mit der Wasteland-Stage liegen, aber ein Punkt stört mich trotzdem massiv. Die Rede ist von den Flammensäulen, die regelmässig in den Nachthimmel emporschnellen. Ich habe grundsätzlich überhaupt nichts gegen Pyro-Effekte, aber hier wird damit meines Erachtens einfach nur noch übertrieben. Phasenweise sind die Flammenwerfer leider so laut, dass sie den Musikgenuss einschränken…

Domi the Stick: Hmm, mir fallen die Flammensäulen gar nicht gross auf. Hingegen stelle ich fest, dass die Wasteland Stage, welche ja jedes Jahr anders aussieht, dieses Jahr die beste Kombination Aussehen/Standort seit 2014 hat. Die letzten Jahre war ich jeweils nicht wirklich überzeugt davon. Zweifelsohne liefern Crisix eine gewohnt coole Show ab! Leider müssen wir dann schon früher abhauen, um den Beginn von Alien Rockin’ Explosion nicht zu verpassen. Schade, ohne die unwetterbedingten Änderungen in der Running Order wäre alles schön aufgegangen…

Primal Creation

Dutti: Zum Abschluss meines Mittwochs geht’s nochmals zurück zur neuen History-Stage. Der Metal Battle-Vertreter aus Belgien will dort angehört haben. Primal Creation üben mit ihrem Modern Thrash Metal Kritik an den menschlichen Schwachstellen. Im Fokus des halbstündigen Sets steht das vor zwei Jahren rausgehauene Debütwerk «Demockracy». Als zusätzliches Show-Element haben sie einen Typen mit Clown-Maske am Start, der gelegentlich auf der Bühne herumstolziert. Dürfte wohl ein kleiner Seitenhieb gegen gewisse Machthaber sein, die momentan in der Weltpolitik ihr Unwesen treiben.

Der Fünfer aus Ostflandern liefert eine solide Performance ab. Fronter Koen Mattheeuws ist sich zudem nicht schade, auch einmal einen Abstecher zu den Absperrgittern zu unternehmen. Solche Aktionen werden von den Fans selbstverständlich frenetisch abgefeiert. Doch langsam, aber sicher stelle ich fest, dass sowohl meine Beine als auch meine Nackenmuskeln durchaus etwas Ruhe vertragen könnten. Schliesslich werden die kommenden Tage in Sachen Intensität ebenfalls alles andere als ein Zuckerschlecken.

Setliste – Primal Creation

  1. The Mockracy
  2. Vote Clown – Await The Trap
  3. Vote Clown – A Lost Cause
  4. Good Riddance
  5. Emperor
  6. Retain The Fight

Maschine’s Late Night Show – Teil 3

Domi the Stick: Ja, Dutti, wie war das? Mit dem Alter kommt die Weisheit oder so… Bei mir gibt es heute eine lange Nacht mit Abstechern auf völlig unbekannte Flächen des Campings und frühmorgendlichem Biertrinken im Frühstückszelt. Da beneide ich dich fast ein wenig um deinen Verstand, der dich zum Schlafen schickt.

Doch vor dem wilden Feiern oder gerade eben als Start ins wilde Feiern bestreite ich zuerst – nach der Einstimmung durch Alien Rockin’ Explosion – meine dritte und letzte MLNS dieser Festival-Ausgabe. Gäste sind heute unter anderem die zuvor erwähnten Crisix, welche gleich nach ihrem Auftritt für einige Fragen vorbeischauen. Die richtig geniale Stimmung bietet heute abermals das unglaublich schlechte Gemeinschaftskaraoke mit Live-Musik. Wie gesagt, ein guter Einstieg in eine lange, lange Nacht! Für Maschine, sein Team und die spanische Showband ist die Woche natürlich noch nicht vorbei, es folgen Late Night Shows an drei Tagen und gemäss Erzählungen sind diese jeweils trotz der grossen Konzert-Konkurrenz gut besucht!

Das Fanzit Wacken Open Air 2019 – Mittwoch

Dutti: Musikalisch war das definitiv ein solider Auftakt in das «Triple X» Wacken Open Air. Awakening Sun vermochten mich besonders zu beeindrucken. Glücklicherweise hat uns Thor knapp verschont und das Unwetter am Gelände vorbeiziehen lassen. Werte Schreiberling-Kollegen, wie beurteilt ihr die Erlebnisse eures Mittwochs?

Domi: Eine pannenfreie Anreise, ein herzliches Wiedersehen mit unseren Hosts in Itzehoe, bis jetzt angenehmes Wetter, ein fetter Fussmarsch zum Bändchenwechsel und ein ruhiger Abend bevor es dann morgen Donnerstag so richtig losgeht. Besser könnte der Auftakt nicht gewesen sein.

Domi the Stick: Erste Konzerte, welche allesamt überzeugten, der Wetterunterbruch, dadurch bedingt eineinhalb Konzerte verpasst, die letzte MLNS besucht, die erwähnt ewig dauernde Nacht… Doch, durchaus ein guter Auftakt ins Jubiläumsfestival und schon bald ist Halbzeit unserer Wacken-Woche! Trotz Müdigkeit bin ich gespannt auf morgen!

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Donnerstag, 1. August 2019

Dutti: Offiziell geht das Festival ja strenggenommen erst mit dem heutigen Tag so richtig los. Von nun an sind sämtliche Zonen des gigantischen Areals für die Besucher zugänglich. Die Hauptbühnen kommen ebenfalls zum Zug. Was steht denn alles an? Äusserst gespannt darf man sicherlich zurecht auf die Jubiläums-Show von Sabaton sein, die für ihren Gig sowohl die Faster- als auch die Harder-Stage in Beschlag nehmen werden. Eine «Night To Remember», von der man noch viele Jahre sprechen wird, liegt durchaus im Bereich des Möglichen. Pioniere sind die Schweden in diesem Bereich allerdings nicht, denn Savatage und das Trans-Siberian Orchestra haben 2015 hier in Wacken schon einmal eine solche «Monster-Show» vom Stapel gelassen.

Mein persönliches Programm führt mich allerdings abermals vermehrt zu den kleineren «Spielwiesen» auf dem unheiligen Acker. Zum Auftakt geht’s aufgrund dessen nach dem Mittagsmahl zur History-Stage. Grund zum Feiern hat man übrigens als Schweizer heute sowieso, denn schliesslich ist der 1. August unser Nationalfeiertag. Dieser will selbstverständlich trotz über 900 Kilometer Distanz zur Heimat würdevoll zelebriert werden.

Source Of Rage

Dutti: 2019 läuft der Metal Battle bis und mit Freitag. Anschliessend darf der Sieger dann am Samstag auf der Wasteland-Stage zur Belohnung nochmals einen Auftritt aufs Parkett legen. Dieser ist jedoch bereits wieder Zukunftsmusik. Die Gegenwart gehört während den nächsten 30 Minuten den jungen Burschen von Source Of Rage. Das Quartett aus dem Raum Hildesheim frönt dem melodiösen Todesmetall – also dem Genre, welches meines Erachtens in unserer Szene zurzeit äussert hoch im Kurs steht. Insbesondere im skandinavischen Sektor spriessen neue Melodic Death Metal-Kapellen mit einer schier unheimlichen Regelmässigkeit wie Pilze aus dem Boden. Möglicherweise kann der Vierer auf der Bühne aber heute beweisen, dass man auch in Deutschland mit dieser Stilrichtung umzugehen weiss.

Die Band besteht aus den Brüdern Marko, Thilo und Riko Krause, die sich nicht nur den Nachnamen teilen, sondern ebenfalls alle Anhänger des Bartwuchses zu sein scheinen. Komplettiert wird das Projekt Source Of Rage durch den Gitarristen Oliver Roffmann. Ich muss zugeben, dass mich die durch mich getätigten YouTube-Hörproben im Vorfeld des Festivals nicht vollends überzeugt haben. Aber ach du dickes Ei, live blasen die Jungs einen ziemlich weg. Speziell Fronter Marko agiert sehr bewegungsfreudig. Mit dieser Leistung wäre es keinesfalls erstaunlich, wenn sich die Melodic Death Metaller in der Schlussrangliste irgendwo bei den vorderen Plätzen eingliedern würden.

  1. Setliste – Source Of Rage
  2. Loud Blood
  3. Drown In Your Own Mind
  4. A Matter Of A Coward
  5. Erased, Vanished, Goodbye
  6. Replay The Scenes

Bloodywood

Domi the Stick: Dutti, Halt! Da du den portugiesischen Metal Battler Grog scheinbar ausgelassen hast, muss ich dir jetzt ins Wort fallen – nicht etwa, weil ich darüber berichten könnte, aber weil unser Bericht mehr oder weniger chronologisch aufgebaut ist und im grösseren Zelt jetzt erst einmal eine andere junge Band auf dem Programm steht.

Mit Songs wie «Indian Street Metal» oder dem Metal-Cover des Daler Mehndi-Hits «Tunak Tunak Tun» haben sich die Inder von Bloodywood im Netz einen ziemlichen Namen gemacht und jede Menge Klicks generiert. Inzwischen ist die Band auch in Europa unterwegs und Berichte von anderen europäischen Auftritten lassen auf ein rammelvolles Bullhead City Circus schliessen. Tatsächlich ist der Bereich vor der linken Bühne schon während dem vorangehenden Valley Of Chrome-Gig sehr gut gefüllt. Was sich hier wohl anbahnt?

In der Umbaupause erscheint irgendwo zwischen den Vorhängen immer wieder mal eine Hand mit Smartphone. Scheinbar ist die Band stolz auf den Zulauf. Mit leichter Verspätung ertönen dann die ersten indischen Klänge und das Zelt kocht sofort. Mit ihrer ganz eigenen Mischung von lupfigen Folk-Klängen, bösen Riffs und einer Kombination von Klargesang, Growls und Rap holen Bloodywood jeden der Anwesenden persönlich ab und nehmen ihn mit auf eine 45-minütige musikalische Reise. Ausser mich – noch während dem letzten Song haue ich bereits durch den Seiteneingang ab, um den Beginn von Tuxedoo nicht zu verpassen.

Tuxedoo

Domi the Stick: Leider gelingt mir dies nicht ganz und so verpasse ich den grössten Teil des ersten Songs. Ab «Kill The Farmer» bin ich aber in den vorderen Reihen mit dabei und gebe Vollgas. Die Oberösterreicher drücken ihren Alpencore in die Menge und sorgen für viel Bewegung im Biergarten. Als fast schon Stammgäste können die Jungs bestimmt auch auf viele wiederkehrende Fans zählen und mit den in den letzten Jahren erschienenen Singles «Perchtenzeit», «Sanctuary» und «Like A Bomb» ist auch mehr oder weniger frisches Material dabei.

Auch personell hat sich bekanntlich etwas getan: Ex-Drummer Christopher Till hat die Band aufgrund von Familienzuwachs verlassen (Gratulation!); für Ersatz sorgt nun Uli Meisinger. Dieser klopft zwar ganz schön wild herum, aber irgendwie fehlt da (noch) ein wenig der Charme… Und hey, wo bleibt eigentlich «Triduum Sacrum»? Ich weiss gar nicht recht, wie ich den Auftritt bewerten soll. Wie bei jedem Tuxedoo-Auftritt geht wieder einmal so richtig die Post ab, und doch war es meiner Meinung nach mein schwächster Tuxedoo-Auftritt je (woran die rücksichtslosen Idioten neben mir wahrscheinlich nicht ganz unschuldig sind). Gejammert wird hier aber auf sehr hohem Niveau! Gerettet wird die kurze Flaute schlussendlich vom kurzen Hallihallo mit der Band. Die Alpencorer sind menschlich einfach der Hammer!

Da ich die zeitgleich spielenden Versengold und Skyline nun verpasst habe und ich nach diesen zwei Monster-Gigs erst einmal eine Verschnaufpause brauche und auf Beyond The Black verzichten werde, gebe ich zurück an die History Stage zum Metal Battle.

Setliste – Tuxedoo

  1. Insist On Freedom
  2. Kill The Farmer
  3. The Inner Challenge
  4. Sanctuary
  5. Anger
  6. Jealousy
  7. Like A Bomb
  8. Perchtenzeit
  9. How Much Is The Fish
  10. Flood

Trainwreck

Dutti: Besten Dank, lieber Kollege. Weshalb ich den Metal Battle-Event liebe? Wegen den grossartigen Entdeckungsreisen, die er der Zuhörerschaft jedes Mal ermöglicht. Mit dem nächsten Act führt uns unsere musikalische Reise nach Bangladesch. Man braucht wohl kaum zusätzlich zu betonen, dass der Gig am W:O:A für die Jungs von Trainwreck ein riesiges Ding ist. Ihr Herkunftsland repräsentieren sie mit viel Stolz. Klampfer A.K. Rahul hat beispielsweise die bangladeschische Flagge an seiner Saitenkönigin befestigt.

Musikalisch wären die Südasiaten zweifelsohne cool. Da steckt nämlich jede Menge Lamb Of God im musikalischen Schaffen der Truppe. Unglücklicherweise muss das Quintett immer wieder gegen mühsame Soundprobleme ankämpfen. Die gelegentlichen Pfeifgeräusche versauen leider den Hörgenuss. Sollten Trainwreck eines Tages den Weg in die Schweiz finden, würde ich mir nichtsdestotrotz ohne zu zögern nochmals anschauen.

Setliste – Trainwreck

  1. Veil Of Discord
  2. Walking Down The Gallows
  3. Almost God
  4. 909

Dragony

Dutti: Da man in Sachen Hopfentrunk im kleinen Zelt alles andere als auf dem Trockenen sitzt, ist die Versuchung natürlich gross, es sich hier gleich längerfristig gemütlich zu machen. Die Running Order habe ich zwar gerade nicht mehr präsent, aber dann entdecke ich bei den Umbauarbeiten und beim Soundcheck ein vertrautes Gesicht, welches umgehend Licht ins Dunkel bringt. Das ist doch der werte Siegfried «Sigi» Samer. Aha, dann ist ja demnächst Dragony-Zeit! Trifft sich ausgezeichnet, denn mit den Power-Ösis hatte ich bisher noch nie das Vergnügen. Sigi kennt man hingegen noch aus seiner Zeit bei Visions Of Atlantis. Der versunkenen Stadt hat er allerdings im vergangenen Jahr aus zeittechnischen Gründen und seinem Vollzeit-Job im «normalen» Leben den Rücken gekehrt. Aber für die Drachen aus Wien ist Herr Samer glücklicherweise nach wie vor aktiv.

Endlich gibt’s wieder einmal eine ordentliche Dosis Power Metal und Keyboard-Geklimper auf die Lauscher. Diesbezüglich befanden sich meine Gehörgänge schon etwas länger auf Entzug – zumindest bis jetzt! Die ganze Geschichte wird in souveräner Manier vorgetragen. Rasch stellt der geneigte Hörer fest, dass hier erfahrene Musiker am Werk sind. Neben dem Intro-Track scheint auch die Nummer «Wolves Of The North» stark durch die Welt von «Game Of Thrones» geprägt zu sein. Kollege Kaufi hatte aber auf der 70’000 Tons Of Metal-Kreuzfahrt an einer ganz anderen Hymne seine wahre Freude: «If It Bleeds We Can Kill It». Und ja, auch meine Wenigkeit muss zugeben, dass das Ding ziemlichen Ohrwurmcharakter aufweist.

Setliste – Dragony

  1. Intro
  2. Shadowrunners
  3. Lords Of The Hunt
  4. Defenders
  5. If It Bleeds We Can Kill It
  6. Wolves Of The North

Wiegedood

Dutti: Eventuell könnte aufgrund dieses Berichts der Eindruck entstehen, dass ich eine Allergie auf den grossen Feuerball am Himmel habe. Weit gefehlt – ich mag den Sommer und die heissen Temperaturen eigentlich. Nichtsdestotrotz befinde ich mich aber schon wieder in einem Zelt. Dieses Mal handelt es sich um den Bullhead City Circus. Die nächsten Stunden gehören hier all denjenigen Bands, die sich den düsteren Klängen und Melodien verschrieben haben. Zu dieser Kategorie zählen sicherlich auch die Belgier von Wiegedood.

Ohje, die Abmischung dürfte ungeniert besser sein. Glücklicherweise scheinen die Herren Tontechniker nicht komplett taub zu sein und können die Angelegenheit mit der Zeit regeln. Das Trio setzt auf facettenreiche Songstrukturen – langsamere und schnellere Parts wechseln sich regelmässig ab. Hinzu kommt das aggressive Gekrächze von Levy Seynaeve. Freunde von kurzweiligem Vergnügen sind hier definitiv fehl am Platz, denn von den gespielten Songs liegt keiner unter der 6-Minuten-Marke.

Anfang September wären Wiegedood in meiner Heimatstadt Winterthur zu Gast. Da ich diesen Gig aber voraussichtlich verpassen werde, bin ich umso dankbarer, dass ich die Schwarzmetaller heute auf dem W:O:A live erleben darf.

Setliste – Wiegedood

  1. Ontzieling
  2. Cataract
  3. De Doden Hebben Het Goed III
  4. Prowl
  5. Onder Gaan

Krokus

Domi the Stick: Hier draussen an der Sonne zelebrieren wir indessen den 1. August – passenderweise beim Gig unserer Landsleute Krokus. Von unserer Position fast schon vor der Harder Stage, wo gleich HammerFall aufwarten werden, sehen wir zwar doch eher schräg auf die Bühne, doch bekomme ich auf diese Weise auch einen seitlichen Blick auf das tobende Publikum. Im Rahmen der «Adios Amigos»-Tour nehmen die Solothurner auch hier langsam Abschied von den Fans und fassen die über 40-jährige Bandgeschichte in 75 Minuten zusammen. Wow, da stehen echt viele Leute bereit und geben zusammen mit der Band einfach alles. Hätte ich so wirklich nicht erwartet.

Domi: Gebe dir recht Namenskollege, auch mich beeindruckt die Zuschauermenge für unsere Landsleute. Von Krokus selber bin ich aber gelinde gesagt enttäuscht. Irgendwie kommt bei mir als alter Mann bei weitem nicht mehr der Groove und die Faszination auf, welche ich auf den Konzerten in den 90er Jahren verspürt habe. Das kann natürlich auch an mir liegen, aber wenn ich die Setlist des Wacken-Gigs studiere dann liegt es wohl auch an der Songauswahl. Natürlich hat es Kracher wie «Bedside Radio» welche nicht fehlen dürfen, im Grossen und Ganzen bin ich jedoch von der Zusammenstellung der Songs enttäuscht. Trotzdem; schön für die alten Herren, dass sie im Rahmen ihrer letzten Tour (die jetzt doch noch länger dauert als angekündigt) auch Wacken noch bespielen durften. Für mich ist das Kapitel Krokus aber damit definitiv geschlossen.

Setliste – Krokus

  1. Headhunter
  2. Long Stick Goes Boom
  3. American Woman
  4. Hellraiser
  5. Winning Man
  6. Hoodoo Woman
  7. Fire
  8. Bedside Radio
  9. Rockin’ In The Free World
  10. Eat The Rich
  11. Easy Rocker
  12. Heatstrokes
  13. Drum Solo
  14. Quinn The Eskimo

Nordjevel

Dutti: Grüsse aus dem Zirkuszelt. Als DIE Entdeckung des Abends habe ich Nordjevel bei unserer ersten Begegnung Mitte April dieses Jahres bezeichnet. Aber wer in einem Billing mit Namen wie Belphegor, Suffocation oder God Dethroned aufzufallen weiss, muss durchaus einiges auf dem Kasten haben. Mal schauen, ob die diabolischen Melodien der Herrschaften aus dem Land der Fjorde auch hier in Wacken ihre Wirkung entfalten können.

Schwarzmetaller kommen in diesen 45 Minuten jedenfalls voll und ganz auf ihre Kosten. Monströse Nieten, Pandabär-Bemalung im Gesicht, Petruskreuze, grimmige Blicke, Schlagzeug-Geprügel, fieses Gekrächze – da wird effektiv nix ausgelassen. Abgerundet wird die ganze Geschichte zudem durch den munteren Einsatz von Feuer – herzerwärmend für jeden Pyromanen im Bullhead-Zelt. Da werden doch glatt Erinnerungen an den letztjährigen Auftritt von Watain wach. Die Schweden haben damals die Bühne beinahe komplett abgefackelt.

Die Truppe treibt zwar erst seit rund vier Jahren ihr Unwesen in der Szene, aber ich gehe davon aus, dass diese Männer eines Tages möglicherweise einen nicht zu verachtenden Popularitätsgrad erreichen könnten. Schliesslich ist die heutige Darbietung schlichtweg überragend. Da bleibt einem phasenweise regelrecht die Spucke weg. Notiz an mich: In Sachen Musik sollte ich meine persönliche Sammlung unbedingt bald einmal um das eine oder andere Werk von Nordjevel erweitern. Der aktuelle Silberling «Necrogenesis» könnte beispielsweise ein Thema sein.

Setliste – Nordjevel

  1. Denne Tidløse Krigsdom
  2. Devilry
  3. Det Ror Og Ror
  4. Amen Whores
  5. Nazarene Necrophilia
  6. The Fevered Lands
  7. Djevelen I Nord

Necrophobic

Dutti: In bester Ping-Pong-Manier bewege ich mich zwischen der W:E:T- und der Headbangers-Stage hin und her. Auf letztgenannter «Spielwiese» übernehmen nun Necrophobic aus Schweden das Kommando. Die Nordmänner haben an Ostern bereits einen bärenstarken Auftritt am Dark Easter Metal Meeting in München hingelegt und dürfen dies heute meinetwegen nur allzu gerne wiederholen.

Mit der Zeit fällt mir vor allem eine Sache auf: Diese Jungs posieren verflucht gerne. Ein Traum für jeden Fotografen, denn während dieser Performance kann definitiv die eine oder andere Grimasse als Bildmaterial festgehalten werden. Speziell Johan Bergebäck (Gitarre) und Anders Strokirk (Gesang) scheinen wahre Meister der Gesichtsverrenkungen zu sein. Leider ist dafür der Gesang zu leise und bleibt so ein bisschen auf der Strecke. Im letzten Drittel des Gigs kann dies dann aber doch noch behoben werden. Nichtsdestotrotz können Necrophobic in Sachen Qualität nicht an die rundum überzeugende Show im Münchener Backstage anknüpfen.

Setliste – Necrophobic

  1. Awakening…
  2. Mark Of The Necrogram
  3. The Call
  4. Celebration Of The Goat
  5. The Crossing
  6. Tsar Bomba
  7. Blinded By Light, Enlightened By Darkness
  8. Revelation 666
  9. The Nocturnal Silence

HammerFall

Domi the Stick: Manchmal beneide ich Schreiberkollege Dutti um seine Fähigkeit, altbewährten Bands fernzubleiben und sich auf Entdeckungsjagd zu begeben. Ich für meinen Teil stehe vor der mittleren Hauptbühne, wo nach dem erstaunlichen Krokus-Gig von gerade eben eines meiner Highlights ansteht. Speziell nach der hammermässig genialen Show am Graspop – ich übertreibe nicht – ist von HammerFall einiges zu erwarten.

Es dauert bei vielen Zuschauern – inklusive mir – einen kurzen Moment, bis sie realisieren, dass die Werbung vorbei ist und das Konzert begonnen hat. Nicht etwa, weil der Sound zu leise ist, sondern weil der Beginn auf den Screens stattfindet. Dort wird nämlich als Weltpremiere der Clip und somit auch der Song «Dominion» vom neuen Album mit ebendiesem Namen präsentiert. Erstes Urteil: Tönt stark!

Weiter geht es dann zum Glück nicht mit Screens und Hologrammen, sondern wie gehabt in real life auf der Bühne. HammerFall präsentieren sich sehr stark und ungewohnt frisch und greifen mit einer gut durchmischten Setliste an. Darauf findet sich neben den Stammgästen auch ein Akustik-Medley und gleich danach eine Interpretation der «Game Of Thrones»-Musik. Während ich mit erstem noch leben kann (da gab es aber auch schon bessere Medleys!) verstehe ich nicht ganz, was diese Serie jetzt genau hier verloren hat. Liegt vielleicht aber auch an mir und meiner Rolle als Serie-Kulturbanause… Mit der Single «(We Make) Sweden Rock» vom kommenden Album und dem obligaten Abschluss «Hearts On Fire» beenden die Schweden einen starken Auftritt. Da freut man sich doch richtig auf die kommende Tour!

Domi: Auch ich stehe natürlich vor den Hauptbühnen um den Klängen von HammerFall zu fröhnen. Selber empfinde ich den Gig der Schweden als routiniert und sympathisch. HammerFall bleibt eine dieser Bands, welche vor allem auch durch ihre Spiellust und ihr erfrischendes Auftreten immer wieder bei mir punkten können. Was mir jedoch beim genaueren Hinsehen auffällt, dass die Herren nun doch vom Zahn der Zeit auch ergriffen wurde. Ich empfinde sie doch als gealtert. Dies ist aber nur auf die Persönlichkeiten zu münzen und nicht auf die Musik. Stark sind die zwei Songpremieren vom neuen Album, welche Lust darauf machen das neue Werk dann mal auszuloten.

Setliste – HammerFall

  1. (Dominion)
  2. Legion
  3. Hammer High
  4. Renegade
  5. Riders Of The Storm
  6. Blood Bound
  7. Any Means Necessary
  8. Hector’s Hymn
  9. One Against The World
  10. Last Man Standing
  11. Let The Hammer Fall
  12. «HammerFolk»
  13. Game Of Thrones Theme
  14. (We Make) Sweden Rock
  15. Hearts On Fire

Airbourne oder: Metalinside-Gefachsimple bei gemütlichem Bier

Domi the Stick: Im Infield geht es weiter mit Airbourne. Ich für meinen Teil habe allerdings zusammen mit meiner Begleitung auf ein Bier mit Kollege und Namensvetter Domi abgemacht. Bei gutem Sound – da vorne wird ganz schön abgeliefert –, einem oder auch mehreren kühlen Blonden, gutem Wetter und natürlich sehr guten Gesprächen vergehen auch diese eineinhalb Stunden wie im Fluge und so ist es Zeit für den heutigen Headliner. Doch zuerst noch einmal zurück zu Dutti…

Varang Nord

Dutti: Nach dieser doch äusserst heftigen Schwarzmetall-Dosis im Bullhead-Zelt ist ein Abstecher ins Tageslicht durchaus nicht verkehrt. Nichtsdestotrotz könnte ich wohl auch problemlos die nächsten Stunden im City Circus verbringen. Schliesslich stünden unter anderem mit Grave, Unleashed, Dark Funeral und unserem Landsmann Tom G. Warrior – der ein exklusives Hellhammer-Set zum Besten geben wird – durchaus interessante und vielversprechende Kapellen auf der musikalischen Speisekarte. Selbstverständlich ist aber auch die im Vorfeld so gigantisch angepriesene Sabaton-Jubiläumsshow auf zwei der drei Hauptbühnen ein Thema. Hach, mein vielseitiger Metal-Geschmack ist nicht immer unbedingt von Vorteil… Doch bevor ich mir mein Köpfchen weiter zerbreche, gibt’s zuerst einmal einen Abstecher zur History Stage und Varang Nord.

Oha, die Deko-Abteilung hat ganze Arbeit geleistet: Von Wikinger-Schilden bis hin zu einem Geweih am Mikrofonständer ist alles am Start. Die Outfits der Musiker aus Lettland würden ebenfalls hervorragend in die Epoche der kriegerischen Nordmänner passen. In Sachen Sound wechseln sich bei Varang Nord grobe Wikinger-Kracher mit tanzbaren Folk-Nummern ab – eine verdammt coole Mischung. Die Akteure gehen mit äusserst viel Spielfreude ans Werk. Neben den üblichen Verdächtigen aus der Instrumentenabteilung sticht einem das Akkordeon der zierlichen Yelena definitiv ein bisschen ins Auge.

Mein persönliches Highlight ist ganz klar das Stück «Beer And Vodka», welches nicht bloss vom Namen her verdächtig stark an die Finnen von Korpiklaani erinnert. Eine echte Party-Hymne! Auf der Bühne entpuppen sich Fronter Wolf und Klampfer Sokol als die engagiertesten Tänzer. Insgesamt legen die Letten zweifelsohne einen starken und überzeugenden Auftritt aufs Parkett. Ich bin gespannt, ob’s am Ende eventuell sogar für einen Platz auf dem Wacken Metal Battle-Podest reichen wird.

Setliste – Varang Nord

  1. Stuojīs!
  2. Боевой гимн лесов / Warchant Of The Forest
  3. Ложный бог / False God
  4. Воин браги / Ale Warrior
  5. Пиво с водкой / Beer And Vodka
  6. Жертва старым богам / Sacrifice For The Old Gods

Sabaton

Dutti: Oh, da hab’ ich es doch endlich einmal zu den Hauptbühnen geschafft. Von «in der Nähe sein» kann man allerdings keinesfalls sprechen. Mein Kollege und ich müssen uns gezwungenermassen ziemlich weit hinten neben den Fressbuden platzieren. Bei Odins Bart, es ist rappelvoll. Ganz Wacken scheint sich versammelt zu haben, um das angekündigte Spektakel zu verfolgen. Die Rede ist von der Jubiläums-Show anlässlich des 20-jährigen Bestehens der schwedischen Power Metaller Sabaton. Ob uns die Tarnanzughosen-Träger gleich Bomber und Panzer um die Lauscher ballern werden? Die kommenden zwei Stunden werden diese Frage sicherlich beantworten.

Zu allererst ist jedoch abwarten angesagt. Vorerst tut sich auf der Faster- und der Harder-Stage rein gar nix. Ist diese Verspätung etwa auf irgendwelche Headliner-Allüren zurückzuführen? Oder gab’s kurzfristig noch ein technisches Problem (was bei einer Produktion dieser Grösse ja alles andere als unwahrscheinlich wäre)? Nach einer Viertelstunde können die Fans aufatmen, denn aus den Boxen dröhnt ein episches Intro. Potenzial für Hühnerhaut wäre durchaus vorhanden, aber für die volle Dosis stehe ich wohl leider zu weit vom Geschehen entfernt. Die Herrschaften aus Falun starten mit Pyro-Effekten und «Ghost Divison» in ihr Set – eine zugebenermassen bevorzugte Masche von Schutzplatten-Mann Joakim Brodén und seiner Kompanie. Direkt folgt mit «Winged Hussars» ein Stück, welches bei mir in letzter Zeit sowieso regelrecht rauf und runter läuft. Keyboard-Porno ahoi! Unter dem Antlitz des brennenden Wacken-Schädels spielt sich die ganze Szenerie bisher ausschliesslich auf der linken Hauptbühne ab. Deko-mässig haben Sabaton ein bisschen aufgerüstet. Neben altbekannten Geschichten wie dem Drumriser-Panzer ist der vordere Bühnenteil heute mit Stacheldraht abgesperrt. Das ist wahrscheinlich als Hommage an den 1. Weltkrieg zu verstehen – bekanntermassen das Hauptthema des neusten Silberlings.

Eine erste Überraschung gibt’s bei den Songs «Fields Of Verdun» und «Shiroyama», denn plötzlich taucht da nämlich ein gewisser Thobbe Englund – seines Zeichens ehemaliger Gitarrist der Truppe – auf und reiht sich grinsend in die Saitenköniginnen-Fraktion auf der Bühne ein. Es bleibt zwar lediglich bei diesem kurzen Intermezzo, aber wirklich lange bleiben Bandleader Pär Sundström und Co. nicht alleine. «The Price Of A Mile» wird nämlich gemeinsam mit einem uniformierten Chor in Angriff genommen, der fortan zum festen Bestandteil der Show gehört. Aber da war doch noch etwas? Genau, hat man im Vorfeld des Gigs von der Benützung beider Hauptbühnen gesprochen? Bisher tut sich in die Richtung überhaupt nix und so langsam beginne ich leicht ungeduldig zu werden.

Joakim scheint meine Gedanken gelesen zu haben und kündigt nach «Carolus Rex» auf der Harder-Stage Kollege Pär an. Der Basser darf nun eine bewegende und emotionale Rede halten. Oha, da scheint sich einiges aufgestaut zu haben. Sie hätten es ihren Kritikern gezeigt. Man habe die Headliner-Position am grössten Metal-Festival der Welt inne. Dies hätten ihnen sämtliche Zweifler wohl nie im Leben zugetraut. Definitiv starke Worte des kleinen Mannes – und Unrecht hat er damit ja nicht. In ihrer Karriere wehte den Herren von Sabaton oftmals ein rauer Wind entgegen. Inzwischen ist der kometenhafte Aufstieg jedoch Tatsache – dies muss man neidlos anerkennen. Oder in den Worten von Mister Sundström: «Nobody’s laughing now!». Die nächste Überraschung haut Pär gleich hinterher, indem er neben Thobbe die anderen ehemaligen Bandmitglieder Rikard Sundén (Gitarre), Daniel Mullback (Drums) und Daniel Mÿhr (Keyboards) auf die Bühne bittet. Performt wird im Anschluss «40:1» – also eigentlich müsste man in diesem Fall von «Sabaton featuring Civil War» sprechen.

So donnert der erstarkte IKEA-Panzer ungebremst weiter durch sein Set. Sabaton sorgen mit diesem denkwürdigen Auftritt definitiv für Spektakel – und trotzdem bin ich nicht restlos überzeugt. Irgendwie fehlt da noch etwas. Blöderweise kann ich beim besten Willen nicht genau sagen, was das ist. Oder wurde das Ganze im Vorfeld eventuell einfach zu gigantisch angekündigt? Allenfalls schaue ich mir den Gig aber auch als zu grosser Distanz an und kann aufgrund dessen die Energie nicht richtig wahrnehmen. Ich hätte beispielsweise in den Publikumsreihen mit grösseren Eskalationen gerechnet. Mein Kollege und ich entschliessen uns deshalb dazu, nach «Attero Dominatus» zum Zeltplatz zurückzukehren. Der Zugaben-Block fällt für uns somit ins Wasser.

Domi the Stick: Da gibt es gar nicht so viel hinzuzufügen. Das Gelände ist tatsächlich rammelvoll. Mit dem Raclette, welches wir uns Ende Airbourne zur Feier des Nationaltages noch im Wackinger Village geholt haben, in der Hand drücken wir uns durch die Menge. Das Infield ist teilweise geschlossen. Nun denn, wir suchen uns am hinteren Infield-Ende einen Platz mit Sicht auf beide Bühnen, was sich als durchaus tricky erweist.

Bald bin ich durchaus froh, nicht vor der Harder Stage zu stehen, denn hier läuft während den ersten elf Songs einfach mal gar nichts. Ich denke an die armen Sabaton-Fans in der ersten Reihe, welche sich zuvor noch richtig auf die Show gefreut haben und jetzt während fast einer Stunde einen Vorhang anschauen dürfen. Ich muss gestehen, auch ich hätte (vielleicht auch wegen den astronomischen Versprechen im Vorfeld) deutlich mehr erwartet.

Die Zeitverzögerung zu Beginn? Es wird gemunkelt, dass das «Hauptspektakel», also der Auftritt der aktuellen Sabaton-Besetzung, auf der Harder Stage hätte stattfinden sollen und erst nach Airbourne technische Probleme auftauchten, wodurch die Bühnen kurzfristig und mit Zeitverlust hätten vertauscht werden müssen. Wie viel da dran wahr ist, können die Besucher nur vermuten. Zusammen mit dem früher erwähnten EMP-Meet&Greet-Debakel hinterlässt die Wacken-Sabaton-Organisation für einige einen schalen Nachgeschmack. Nichtsdestotrotz gilt es auch lobende Worte auszusprechen: Wir hacken hier auf einigen wenigen Aspekten rum, aber im Großen und Ganzen war dies trotz allem ein richtig gutes Sabaton-Konzert! Wir alle sind wohl gespannt, wie sich die Geschichte nach den Festivals in den Hallen weiterentwickeln wird.

Domi: Auch ich stehe natürlich im Infield, um Sabaton eine weitere Chance zu geben. Ich muss ehrlich gestehen, nachdem mich die Schweden früher echt vom Sockel gehauen haben, kam ich in eine Phase, in welcher sich meine anfängliche Begeisterung ein wenig gelegt hat. Zu viele der Songs waren mir zu ähnlich, vielleicht habe ich aber auch einfach eine «Overdose» gekriegt. Darum habe ich mir für den Gig in Wacken vorgenommen offen zu sein und mich neu begeistern zu lassen.

Die lange Wartezeit zu Beginn der Show habe ich ehrlich gesagt – nicht wie meine Kollegen – gar nicht so realisiert. Ich war in dieser Zeit mit Essen beschäftigt und somit kam mir die Verzögerung eigentlich ganz gelegen.

Los geht’s und was mir alles erstes auffällt ist, dass der Sound echt gut abgemischt ist und von Anfang an stimmig erscheint. Was mir auch positiv auffällt ist, dass Joakim heute weniger «faselt» als sonst, das wirkt sich auf meine Grundstimmung äusserst positiv aus. Auch die «noch ein Bier»-Rufe werden zwar nicht gänzlich ignoriert, aber Joakim säuft einige Bier weniger als sonst. Fazit: Mehr Musik, weniger Storys. Apropos Musik; auch die Setlist gefällt mir heute ganz gut und markiert einen weiteren Plus-Punkt für die Schweden-Panzer.

Episch wird es für mich natürlich ab dem Moment, als alle (die vergangenen und aktuellen) Musiker welche Sabaton zu der Institution gemacht haben, welche sie heute sind auf der Bühne stehen. Mir persönlich spielt es eigentlich keine Rolle ob jetzt die zweite Bühne mehr oder weniger bespielt ist, ich bin ja zum Glück auch nicht zuvorderst in der Front-Row.

Zusammenfasst: Ich habe Sabaton endlich wieder ähnlich erlebt, wie ich sie ursprünglich mal kennengelernt habe. Ich glaube ausgemacht hats wirklich, dass heute weniger gelabbert und mehr gespielt wurde. Daumen hoch.

Setliste – Sabaton

  1. Intro
  2. Ghost Division
  3. Winged Hussars
  4. Resist And Bite
  5. Fields Of Verdun (mit Thobbe Englund)
  6. Shiroyama (mit Thobbe Englund)
  7. The Red Baron
  8. The Price Of A Mile
  9. Bismarck
  10. Dominium Maris Baltici (ab Band)
  11. The Lion From The North
  12. Carolus Rex
  13. 40:1
  14. The Last Stand
  15. Diary Of An Unknown Soldier (ab Band)
  16. The Lost Battalion (mit Drum-Solo)
  17. Far From The Fame
  18. Panzerkampf
  19. Night Witches
  20. The Art Of War
  21. 82nd All The Way
  22. Great War
  23. Attero Dominatus
  24. Primo Victoria*
  25. Swedish Pagans (mit Tina Guo)*
  26. To Hell and Back (mit Tina Guo)*
  27. Dead Soldiers Waltz (ab Band)*
  28. Masters Of The World (ab Band)*

*Zugabe

Das Fanzit Wacken Open Air 2019 – Donnerstag

Dutti: Meinen Donnerstag habe ich vorwiegend vor irgendwelchen Zeltbühnen verbracht und mein Gehör aufgrund dessen eher den kleineren Kapellen geschenkt. Bleibende Eindrücke haben Source Of Rage (welch Energie!), Nordjevel (geile Höllenfeuer-Show!) und Varang Nord (nach Skyforger wohl das nächste Metal-Highlight aus Lettland!) hinterlassen. Obwohl der finale Funke nicht herüberspringen wollte, muss man trotzdem auch Sabaton ein Kränzchen binden. Vielleicht können sich mich ja dann Mitte Januar des kommenden Jahres mit ihrer Show im Zürcher Hallenstadion vollends vom Hocker reissen und meinen Kiefer in den Zustand des «Dauerbodenkontakts» versetzen.

Domi the Stick: Ich will an dieser Stelle darauf verzichten, die Auftritte gegeneinander zu bewerten. Bloodywood, Tuxedoo, Krokus, HammerFall, Sabaton… Sie alle und auch die vielen kleinen Bands, wo ich nur blitzmässig anwesend war, haben ganze Arbeit geleistet und diesen ersten Festivaltag gut verwertet. Man bleibe gespannt auf die nächsten beiden Tage…

Domi: Ich schaue auf einen durchschnittlichen Donnerstag zurück mit dem einen oder anderen musikalischen Lichtblick. Vor allem Sabaton attestiere ich einen professionellen und gereiften Auftritt. Sie waren für mich heute als «Headliner» würdig. Ansonsten war das Festival natürlich Klasse. Manchmal gibt es auch Tage an welchen man nebst der Musik einfach die weiteren Möglichkeiten mal auslotet und hier ist Wacken in Sachen Organisation ganz grosse Klasse.

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Freitag, 2. August 2019

Dutti: Manchmal schreitet die Zeit in Wacken einfach unermüdlich voran. Für mich beginnt heute der vierte Tag auf dem unheiligen Acker. Gut, mit Kollege Domi the Stick kann ich natürlich nicht mithalten, aber der ist ja auch schon seit Sonntag auf Platz. Erste Amtshandlung nach dem Verlassen des Schlafsacks? Richtig, erst einmal mittels Smartphone die Wetterprognosen und die Wacken-Facebook-Gruppe checken. Ich bin effektiv dankbar, dass ich mein Handy-Abo erweitert habe und nun auch auf deutschem Grund das Internet kostenlos nutzen kann. Selbstverständlich nur für solche Geschichten, denn währen den Konzerten bleibt das Smartphone brav in der Tasche. Also, was hat der liebe Wetterfrosch zu sagen? Hmm, am Nachmittag könnte es allenfalls regnen. Halb so wild, als erfahrener Festivalgänge bin ich – abgesehen von Vulkanausbrüchen oder einer Zombie-Apokalypse – für sämtliche Witterungen ausgerüstet. Da mein musikalisches Programm bereits um 11 Uhr beginnt, fällt das gemütliche Herumsitzen im Campingstuhl verhältnismässig kurz aus.

Domi the Stick: Jawoll! Aufstehen, Bier trinken, was Festes in den Magen, und auf zum Infield. Equilibrium und Jinjer gleichzeitig ist zwar hässlich, aber das ist keine Entschuldigung, um im Camp sitzen/liegen zu bleiben! Und richtig, ich habe das Wetter nicht gecheckt…

Domi: Was schon wieder Morgen? Was schon Freitag? Gebe Dutti recht, obwohl ich ja erst am Mittwoch angereist bin. Die Zeit läuft glaube ich auf dem Holy Ground noch viel schneller als an anderen Orten auf der Welt. Auf in einen weiteren Festival-Tag. Wetter-Check: Noch siehts gut aus, kurz das Internet kontaktiert; Sturmwarnung? Scheiss drauf, auf geht’s…..

Jinjer

Dutti: Das Ziel ist die Louder-Stage. Mit der kleinsten der drei Hauptbühnen hatte ich am diesjährigen W:O:A bisher noch nicht das Vergnügen. Aber welche Kapelle lockt die Besucher zu dieser frühen Stunde auf das Gelände? Die Antwort lautet Jinjer. Den Ukrainern fällt die Aufgabe zuteil, die schläfrige Zuhörerschaft mit ihrem Mix aus Metalcore, Death und Progressive Metal auf Betriebstemperatur zu bringen.

Blickfang ist wie gewohnt Frontmädel Tatiana Shmailyuk – sowohl optisch als auch stimmlich eine echte Granate! Wer von uns wäre nicht gerne dieser goldene Einteiler, der ihren attraktiven Körper bedeckt? Okay, dieser Strampelanzug sieht zugebenermassen schon ein bisschen gewöhnungsbedürftig aus. Aber Tatiana ist ja bekannt dafür, dass sie in Sachen Styling gerne äusserst abwechslungsreich unterwegs ist.

Zwischendurch dröhnt von links der Sound der Faster-Stage leider störend dazwischen. Dort sind momentan gerade Equilibrium im Einsatz. Dieser elende Robse muss schon immer irgendwie dazwischenfunken… Naja, diese Überschneidung der Klangwelten war in den vergangenen Jahren schon deutlich schlimmer. Das Quartett aus Osteuropa lässt sich davon sowieso nicht beirren. Das Set wird in souveräner Manier durchgezockt und dieses Mal kommen meines Erachtens die progressiven Parts besonders stark zur Geltung. Neben der Frontröhre verdient ebenfalls der Mann am Tieftöner – Eugene Abdukhano – viel Respekt. Junge, Junge, da weiss einer, wie man an einem Bass herumzupfen muss. Die Frühschicht lohnt sich absolut, denn Jinjer überzeugen auf ganzer Linie.

Domi the Stick: Wegen einem kurzen Gespräch bei der Sicherheitskontrolle verpasse ich knapp den Beginn um Punkt 11 Uhr. Beim Betreten des Infields höre ich die ersten paar Minuten von Equilibriums «Born To Be Epic». Schon geil, das Ding! Da ich diese Band aber ebenfalls bereits am Graspop abhaken konnte, stehen auch für mich Jinjer auf dem Programm. Diese sorgen mit ihrem Auftritt für jede Menge Morgengymnastik in Pit-Region und machen – dies behaupte ich einfach frei heraus – progressiven Metal salonfähiger. Ansonsten bleibt Duttis Kommentar wohl nicht viel anzufügen.

Domi: Eiiiigentlich wollte ich Jinjer ja auch mit in mein Festivalprogramm nehmen, leider wird daraus nichts. Nach gediegenem Frühstück schaffe ich es einfach nicht zeitgerecht vor die Bühnen. Schade. Jänu, meine zwei Kollegen haben ja genügend Eindrücke für euch beschrieben.

Setliste – Jinjer

  1. Words Of Wisdom
  2. Ape
  3. I Speak Astronomy
  4. Dreadful Moments
  5. Teacher, Teacher
  6. Who’s Gonna Be The One
  7. Pisces
  8. Perennial

Queensrÿche

Dutti: Wenn man sich schon einmal auf dem Infield steht und sich das Ganze nicht wie in einer Sardinenbüchse anfühlt, sollte die Bewegungsfreiheit definitiv genutzt werden. Aufgrund dessen begeben wir uns ganz auf die linke Seite des Areals zum Stand mit dem Band-Merch. Hmm, aber irgendwie sieht’s für meine Geldbörse nicht wirklich nach einem Abspeckprogramm aus. Ganz anders verhält es sich bei meinem Kollegen, denn der hat nämlich ein Cradle Of Filth-Shirt ins Auge gefasst, welches dem Papst wohl oder übel die Mitra vom Haupt jagen würde. Tja, dann soll er doch ruhig einmal anstehen. Ich prüfe derweil Aussichten auf mögliche Zeitvertriebe.

Wie praktisch, dass die Hauptbühnen gleich in der Nähe sind. Auf der Harder-Stage übernehmen jetzt nämlich die Amis von Queensrÿche das Kommando. Anschauen wollte ich mir die Herrschaften eigentlich nicht unbedingt, da sie ja in ein paar Tagen sowieso in der Konzertfabrik Z7 in Pratteln zu Gast sein werden. Doch bereits nach wenigen Minuten hat mich die Darbietung der progressiv angehauchten Protagonisten in den Bann gezogen. Insbesondere Fronter Todd La Torre liefert eine bockstarke Performance ab. Wow, welch ein Stimmorgan! Ex-Mikrofon-Maestro Geoff Tate geniesst zwar zurecht Legendenstatus, aber Todd braucht sich keinesfalls vor ihm zu verstecken. Die Über-Hymne «Operation: Mindcrime» wird beispielsweise verdammt souverän gesungen. Aber auch Stücke wie «Walk In The Shadows» und «Queen Of The Reich» überzeugend auf ganzer Linie. Die Vorfreude auf das Queensrÿche-Konzert im Kanton Baselland steigt bei mir jedenfalls ins Unermessliche.

Ähm…, wo bleibt eigentlich mein Kollege? Kann ich mir etwa den gesamten Auftritt von A bis Z reinziehen? Tatsächlich, so kommt es dann schliesslich auch. Es dauert sage und schreibe fast 60 Minuten, bis mein Kumpel wieder neben mir steht. Liebes W:O:A-Team, die Situation an den Merchandise-Ständen muss einfach besser werden. Meine ersten Optimierungsvorschläge wären der Einsatz von zusätzlichen Mitarbeitern und die Verwendung von Absperrgittern, um etwas Ordnung in das Warteschlagen-Chaos zu bringen. Sicherlich möchte keiner eurer Besucher die Show seiner favorisierten Truppe verpassen, nur weil er oder sie eine halbe Ewigkeit für ein Stück Textil irgendwo anstehen müssen. Dieses Problem dürfte ja nicht erst seit der diesjährigen Festivalausgabe bekannt sein (Anm. DtS: Queensrÿche schenke ich mir, stattdessen treibe ich mich auf dem Gelände rum. Ich habe tatsächlich das Gefühl, dass die Zustände an den Merch-Ständen dieses Jahr verheerender sind als auch schon. Das Problem darf allerdings ruhig relativiert werden: Im Vergleich zum Rockharz und zum Graspop ist das hier gar nichts, die Merch-Situation war für mich an diesen beiden Festivals viel schlimmer und mitunter der grösste Minuspunkt).

Setliste – Queensrÿche

  1. Intro – Launder The Conscience
  2. Blood Of The Levant
  3. I Am I
  4. NM 156
  5. Walk In The Shadows
  6. Queen Of The Reich
  7. Operation: Mindcrime
  8. Screaming In Digital
  9. Take Hold Of The Flame
  10. Jet City Woman
  11. Empire
  12. Eyes Of A Stranger (mit Anarchy-X Outro)

Gloryhammer

Dutti: Sämtliche kleine, grüne Männchen sollten sich jetzt besser ein gutes Versteck suchen, andernfalls werden sie wohl oder übel von einem Hammer schwingenden Prinzen direkt mitten hinein in ein schwarzes Loch befördert. Anders als dieser einleitende Satz vielleicht vermuten lässt, bin ich definitiv nicht betrunken. Angus McFife – der 13. seines Namens – hasst Goblins effektiv über alles. Wenn er nicht gerade Jagd auf diese garstigen Kreaturen macht, leiht er sein powermetallisches Stimmorgan der kultigen Truppe Gloryhammer. Das Quintett hat vor gar nicht allzu langer Zeit mit «Legends From Beyond the Galactic Terrorvortex» (siehe Review) einen neuen Silberling auf die Menschheit losgelassen und startet mit dem dazugehörigen Intro-Track «Into The Terrorvortex Of Kor-Virliath» in ein galaktisches Abenteuer auf der Louder-Stage.

Inspiriert von den Kostümen der Musiker scheinen auch einige Zuschauer ihre kreative Ader entdeckt zu haben. So viele aufblasbare Schwerter und Einhörner habe ich noch nie an einem Metal-Konzert gesehen. Dieser Anblick entlockt jedenfalls manch einem Zuschauer ein Schmunzeln. Der Hootsman, Meister des Tieftöners und furchtlose Hopfentee-Vernichtungsmaschine – sorgt ebenfalls dafür, dass die anwesenden Lachmuskeln kaum zur Ruhe kommen. Zuerst verspricht er der Masse einen neuen Song, aber im Anschluss wird dann trotzdem frech der altbekannte «The Hollywood Hootsman»-Song angestimmt. Die Gehörgänge werden dagegen noch nicht an ihre Grenzen gebracht, denn der Sound ist insgesamt leider viel zu leise. Wie ein Blick auf den Bildschirm verrät, spielen parallel auf der Faster-Stage gerade Eluveitie. Müsste man als Schweizer nicht eigentlich eher diesem Auftritt beiwohnen? Nö, denn schliesslich ist Angus McFife im realen Leben ja auch ein Eidgenosse. Mission «Landsmann unterstützen» kann ich somit mit gutem Gewissen erfüllen.

Unglücklicherweise scheint die Macht von Gloryhammer-Erzfeind Zargothrax inzwischen ein bedrohliches Ausmass angenommen zu haben, denn plötzlich verdunkelt sich der Himmel. Schliesslich muss die ganze Sache bei «Masters Of The Galaxy» abgebrochen werden. Schuld daran ist eine Unwetterwarnung – bereits die zweite in diesem Jahr…

Setliste – Gloryhammer

  1. Intro – Into the Terrorvortex Of Kor-Virliath
  2. The Siege Of Dunkeld (In Hoots We Trust)
  3. Gloryhammer
  4. Questlords Of Inverness, Ride To The Galactic Fortress!
  5. Angus McFife
  6. Also sprach Zarathustra (Richard Strauss-Song) (ab Band)
  7. The Hollywood Hootsman
  8. Hootsforce
  9. The Land Of Unicorns
  10. Goblin King Of The Darkstorm Galaxy
  11. Masters Of The Galaxy

Eluveitie

Domi the Stick: Stopp: Vor dem Unwetter noch kurz einige Eindrücke zu besagten Landsmännern: Mir fiel die Eluveitie-oder-Gloryhammer-Entscheidung anscheinend schwerer als Dutti. An Elu kommt man dank Heimat-Vorteil einfacher und wahrscheinlicher öfters ran. Beide Bands konnten bereits im Juni für sich werben und keine hat die andere so richtig an die Wand gespielt. Und auch mein Camp teilt sich auf… Nun denn, mein Gefühl zieht mich zu Eluveitie!

Gestartet wird sogleich mit dem Titeltrack des neu erschienen Albums «Ategnatos» und es folgt noch der eine oder andere Track ab diesem aktuellen Silberling. Die Jungs und Mädels um Fronter und Bandkopf Chrigl Glanzmann sind, wie ich diesen Sommer bereits zweimal feststellen durfte, härter und auch fokussierter unterwegs als auch schon. Da werden echt keine Wünsche übrig gelassen – abgesehen von einigen Songs, aber die wären ja vielleicht nach dem Unterbruch noch gespielt worden…

Setliste – Eluveitie

  1. Ategnatos
  2. King
  3. The Call Of The Mountains
  4. Deathwalker
  5. Worship
  6. Artio
  7. Ambiramus
  8. Havoc
  9. Breathe
  10. Rebirth

Unwetter-Unterbruch Nummer 2

Dutti: Nachdem Thor bereits am Mittwoch gewütet hat, folgt nun also sein zweiter Streich. Dieses Mal wird das Gelände allerdings effektiv konsequent geräumt und wir werden angehalten in unser Camp zurückzukehren. Aber sind wir einmal ehrlich, bis wir wieder hinten auf Platz X landen, könnten uns unterwegs locker mehrere Blitze treffen. Das Glück ist uns jedoch abermals hold und das Gewitter zieht vorbei. Trotzdem werden wir gebeten, weiterhin in unseren Camps beziehungsweise Autos zu warten, bis Entwarnung gegeben wird.

Mist, nach Gloryhammer hätten doch eigentlich Cradle Of Filth spielen sollen… Das fällt wohl sprichwörtlich ins Wasser. Da die unerwartete Pause etwas länger dauert, müssen die Veranstalter gezwungenermassen ebenfalls an am Tagesplan Anpassungen vornehmen. Bisher wissen aber weder die Wacken-App noch Facebook irgendetwas Brauchbares zu berichten. Man wird tatsächlich ein bisschen im Ungewissen gelassen.

Dann folgen endlich die erlösenden Worte: Das Areal wird wieder geöffnet. Mein Kollege und ich begeben uns schnurstracks an die Front. Auf der Faster-Stage legen gerade die Amis von Black Stone Cherry los. Bezüglich Dani Filth und Co. gibt’s leider nach wie vor keine Updates. Naja, aber man kann sich ja trotzdem irgendeine Show reinziehen. Da uns der Sinn gerade nicht nach Southern Rock steht, beschliessen wir, wieder einmal bei der History-Stage vorbeizuschauen.

Domi the Stick: Tatsächlich wird der Unterbruch heute ein wenig konsequenter durchgesetzt als noch vor zwei Tagen. Spontan wollten wir uns auf dem Heimweg nämlich noch kurz etwas festes in den Magen aus dem Kaufland besorgen; dieser hat allerdings bereits geschlossen. Auch bei den übrigen Food-Ständen auf dem Heimweg müssen wir gezielt suchen und finden dann doch noch ein Brötchen.

Weiter hätte uns unser Plan später zu den Warkings vor die Wackinger Stage geführt, aber daraus wird irgendwie nichts. So werden wir dann erst zur Santiano-Anthrax-Überschneidung wieder im Infield auftauchen.

Domi: Sicherheit geht vor, im Internet ist die Sau los und ich meine das nicht positiv. Ich kann gewisse Kommentare nicht nachvollziehen, geht es doch um die Sicherheit von knapp 80’000 Personen. Natürlich, das Gewitter zog vorbei, aber stellen wir uns mal vor, es wäre etwas passiert? Was dann? Ich persönlich stehe auf der Seite der Veranstalter und kann gut nachvollziehen, dass man absolut kein Risiko eingehen will. Gut gemacht!

Leviathan

Dutti: Böse Wolken adé – die metallische Weltreise kann weitergehen! Dieses Mal verschlägt es uns in die Volksrepublik China. Aus der vier Millionen Einwohner-Stadt Xi’an sind Leviathan in den Norden Deutschlands gereist und strapazieren während der kommenden halben Stunde die Bühnenboxen mit ihrem Gemisch aus Death Metal und Metalcore. Die werten Tontechniker sind für meinen Geschmack jedoch für einmal etwas zu grosszügig. Das Ganze ist leider zu laut und dürfte ruhig um ein paar Dezibel-Stufen heruntergeschraubt werden. Aufgrund des dröhnenden Basses geht das Gebrüll des Fronters regelrecht unter. Wenn dieser negative Aspekt nicht wäre, könnte ich mit bestem Gewissen von einem sackstarken Auftritt sprechen. Diese Band sollte man sich effektiv merken.

Kleiner Fun-Fact zum Schluss: Seit diesem Jahr sind Leviathan in ihrer Heimat Rekordhalter – und zwar für den grössten Circle Pit an einem chinesischen Metal-Festival. Ich kann mir zwar ehrlich gesagt nicht genau vorstellen, ob man dies überhaupt eindeutig messen kann. Dem ist jedoch gleichzeitig folgende Aussage zu entgegen: Wenn jemand dazu in der Lage ist, dann sind das definitiv die Chinesen.

Archaic

Dutti: Die History-Stage verlassen? Nö, wir nehmen den nächsten Act auch noch gleich mit. Dieser existiert zwar bereits seit 2004, aber mit ihrem erst vor zwei Jahren veröffentlichten zweiten Silberling scheint eine zweite Blütezeit für die ungarischen Thrasher begonnen zu haben. In ihrer Live-Performance steckt zweifelsohne viel Feuer drin. Diese Energie wirkt sich auch auf das Publikum aus, denn plötzlich können einige Moshpits bestaunt werden. Schade ist lediglich, dass Archaic die ihnen zur Verfügung gestellte Spielzeit nicht vollends ausnützen. Da wäre sicherlich etwas mehr möglich gewesen. Vielleicht gibt’s ja in Zukunft irgendwann einmal ein Wiedersehen in den Konzerthallen unseres Planeten. Schliesslich durften die Jungs auch schon die Veteranen von Testament auf einer deren Touren begleiten.

Venom Inc.

Dutti: Von der geschichtsträchtigen Bühne führt mich mein Weg ins Bullhead-Zelt – da war ich heute schliesslich bisher noch nicht. Der Grund meines Besuchs hört auf den Namen Venom Inc. Die Engländer konnten mich in diesem Jahr bereits am Bang Your Head!!!-Festival vollends aus den Socken hauen. An die Leistung dieser Performance darf das Trio meinetwegen nur allzu gerne anknüpfen.

Persönlich bin ich kein riesiger Fan von all diesen Splittergruppen-Geschichten. Bei Rhapsody ist die ganze Sache ja beispielsweise komplett aus dem Ruder gelaufen und da habe ich die Übersicht über die einzelnen Projekte ehrlich gesagt schon länger verloren. Queensrÿche und Operation: Mindcrime wäre ebenfalls eine solche Angelegenheit, wobei in diesem Fall ein Rechtsstreit das ausschlaggebende Element ist. Eines haben all diese Truppen jedoch gemeinsam, denn Songs aus der gemeinsamen Ära finden jeweils nach wie vor den Weg in die heutigen Setlisten. Venom Inc. haben allerdings seit zwei Jahren mit «Avé» ein eigenes Werk am Start und sind somit nicht mehr ausschliesslich auf die Hymnen aus der alten Zeit angewiesen. Die Fans möchten aber Stücke wie «Countess Bathory» oder «In League With Satan» nichtsdestotrotz immer noch hören. Kling (Drums), Demolition Man (Bass/Gesang) und Mantas (Gitarre) lassen diesbezüglich kaum Wünsche offen und servieren den anwesenden Gehörgängen das gewünschte Futter. Des Öfteren schimmert in Sachen Melodie und Klang ein Hauch Motörhead durch. Solide Darbietung des englischen Trios.

For I Am King

Dutti: Tageslicht? Jep, das darf jetzt auch wieder einmal sein. Passend dazu lotst mich mein Programm zu einem Freiluft-Gig auf der Wasteland-Stage. Wer Bock auf Melodic Death Metal und Metalcore hat, sollte sich nun definitiv hier vor Ort einfinden. Angeführt von Frontmädel Alma Alizadeh starten die Niederländer mit viel Elan aus der Start-Box. Die Sängerin trägt ein «Dragonball Z» T-Shirt und sammelt allein deshalb schon massenhaft Punkte bei mir. Ein kleiner, süsser Nerd mit einem brutalen Stimmorgan. Beim Publikum sorgt sie ausserdem mit ihren «1, 2, Polizei»-Ansagen für Lacher.

For I Am King existieren seit 2013 und haben mit «Daemons» und «I» bisher zwei Studioalben veröffentlicht. Die zweitgenannte Platte ist in der Setliste besonders prominent vertreten. Da muss ich mich wohl anschliessend bei den CD-Ständen nach einem Exemplar umsehen. Die Holländer sind bisher ganz klar meine persönliche Entdeckung des Tages. Als Support-Act von Gruppen wie In Flames, Arch Enemy oder At The Gates könnte ich mir das Quintett durchaus vorstellen. Könnte bitte jemand aus diesen Vorschlägen eine nette Tour zusammenbasteln?

Setliste – For I Am King

  1. Prey
  2. Home
  3. Havoc
  4. In Memory
  5. Invidia
  6. In Flames
  7. Devotion
  8. Breathe The Fire
  9. Interlude
  10. Hades
  11. The Reaper Of Souls
  12. Forever Blind

Cradle Of Filth

Dutti: Etwas Gutes brachte der Unwetter-Unterbruch dann doch mit sich – und zwar die Spielzeit von Cradle Of Filth. 14 Uhr nachmittags wäre für die düsteren Extreme Gothic Metaller definitiv nicht das Gelbe vom Ei gewesen. Die passende Atmosphäre hätte sich niemals entfalten können. Allerdings ist nicht nur die Spielzeit neu, sondern auch der Austragungsort. Dani Filth und seine Mitstreiter müssen nämlich auf der W:E:T-Stage ran. Möglicherweise ist dieser Wechsel ja einigen Besuchern verborgen geblieben. Nix da, meine Hoffnungen werden rasch zerstört… Das wird sich zweifelsohne zu einer äusserst kuschligen Angelegenheit entwickeln, denn das Bullhead-Zelt ist rappelvoll. Zahlreiche Cradle Of Filth-Anhänger sind verflucht dankbar, dass dieser Auftritt doch noch stattfindet. Andere Gruppen wie Evergrey mussten ihren W:O:A-Gig leider komplett absagen.

Boah, von Beginn an hat mein Kiefer beinahe ununterbrochen Bodenkontakt. Die Briten lassen hier eine packende Nummer nach der andern vom Stapel. Die Gehörgänge werden primär von den giftigen Schreien des Frontmannes penetriert. Dani spaltet mit seiner Gesangstechnik ja oftmals die Geister. Ich wage mich zu entsinnen, dass ich irgendwo im Netz einmal einen Kommentar gelesen habe, in welchem Mister Filth als von Dämonen besessener Chihuahua bezeichnet wurde. Klar, was der kleine Mann hier mit seinem Mikrofon veranstaltet, könnte durchaus als Gekläffe bezeichnet werden – aber das gehört einfach zum Sound dieser Truppe. Bezüglich Stimmbänder kann ich lediglich folgende Aussage zu Protokoll geben: «Totgesagte leben länger.» Dani präsentiert sich heute effektiv in bestechender Form. Zudem dürften alle Kritiker im wunderbaren Operngesang von Tasten-Lady Lindsay Schoolcraft ein passendes Kontrastprogramm zum diabolischen Gekeife des Bandoberhauptes finden.

Theoretisch hätten die Briten Material aus 14 (!) Studioalben zur Verfügung, um das Unterhaltungsprogramm für einen Auftritt zusammenstellen. Da ihre Songs bekanntermassen nicht gerade kurz ausfallen und sie nicht die ganze Nacht spielen dürfen, müssen die Fans mit einer kleinen Auswahl des musikalischen Schaffens vorliebnehmen. Immerhin kommt am Ende trotzdem beinahe die halbe Diskographie des Sextetts zum Sukkubus-Handkuss. Logischerweise werden ebenfalls populäre Stücke wie «Nymphetamine (Fix)» oder «Her Ghost In The Fog» entsprechend berücksichtigt. Neben den bereits genannten Akteuren fällt mir dieses Mal Klampfer Rich Shaw besonders auf, der regelmässig Luftküsse ins Publikum haucht und sich auch gerne einmal ein Plektrum auf die Stirn klebt. Wer in diesem Jahr irgendwann noch Gelegenheit hat, einer Show von Cradle Of Filth beizuwohnen, sollte dies unbedingt tun. Die Band befindet sich meines Erachtens zurzeit gerade in Top-Form. (Anm. DtS: Schade, dann habe ich diesen Sommer wohl drei Mal etwas verpasst… Ohne die wetterbedingten Verschiebungen hätte dieser Auftritt heute aber definitiv auch auf meiner To-Do-Liste gestanden!)

Setliste – Cradle Of Filth

  1. Intro – Once Upon Atrocity
  2. Thirteen Autumns And A Widow
  3. Cruelty Brought Thee Orchids
  4. Beneath The Howling Stars
  5. Malice Through The Looking Glass
  6. Heartbreak And Seance
  7. Summer Dying Fast
  8. Nymphetamine (Fix)
  9. Saffron’s Curse
  10. Her Ghost In The Fog
  11. Outro – Blooding The Hounds Of Hell

Santiano

Domi the Stick: Die vorher angetönte Santiano-Anthrax-Überschneidung belastet mich ein wenig. Anthrax haben als Vorband von Slayer richtig gut abgeliefert und das letzte Mal Santiano ist bei mir schon länger her. Anthrax konnte ich diesen Sommer bereits abdecken und so habe ich gerade jetzt viel mehr Bock auf die Seemänner von Santiano.

Mit vielen Mitsing-Songs und zugegeben nicht allzu harter Musik mag sämtliche Santiano-in-Wacken-Kritik begründet sein, doch muss ich auch hier sagen: Wem die Musik nicht passt, der soll zu einer anderen Bühne wechseln. Wacken ist definitiv nicht der Ort, wo man nicht wüsste, was man gerade tun könnte. Zudem spricht die Menge an Zuschauern dafür, dass Santiano auf der Louder Stage definitiv etwas zu suchen haben. Das Gelände ist ziemlich voll und bis weit hinten werden die eingängigen Songs à la «Alle die mit uns auf Kaperfahrt fahren», «Seine Heimat war die See» und «Es gibt nur Wasser» laut und fröhlich mitgesungen.

Was dann aber doch eher nicht passt, und da dürften sich viele Metalheads einig sein, ist der Rapper Alligatoah. Genau dieser taucht jedoch auf, um zusammen mit Santiano sein Stück «Wie Zuhause» zu performen. Naja, so schlimm ist es dann gar nicht und entgegen meiner Erwartungen werde ich den Typen heute tatsächlich noch einmal sehen.

Doch Chkae

Dutti: Im vergangenen Jahr haben die deutschen Behörden den kambodschanischen Jungs einen Strich durch die Rechnung gemacht und ihnen die Einreise verweigert. Selbst eine von 10’000 Nasen unterzeichnete Petition sorgte nicht für einen Gedankenumschwung. Glücklicherweise sind sowohl die Wacken-Veranstalter als auch Timon Seibel – ein Schweizer Sozialarbeiter und Betreuer der Band – hartnäckig geblieben. Aufgrund dessen dürfen Doch Chkae (ausgesprochen «Dudsch Gai») 2019 auf dem unheiligen Acker auftreten.

Tatort: Wasteland-Stage. Uhrzeit: 22 Uhr. Der Publikumsaufmarsch ist definitiv nicht zu verachten. Offenbar wollen doch viele Metalheads einen Blick auf die Waisen aus Südostasien werfen. Für Sänger Theara Ouch und seine drei Gefährten ist dies sicherlich ein Höhepunkt ihres jungen Lebens. Aus den Slums der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh auf die Bühne des legendärsten Metal-Festivals unseres Planeten – da darf man durchaus von einem Märchen sprechen. Aber was haben Doch Chkae musikalisch anzubieten? Die Antwort: Fiesen Todesmetall mitten auf die Kauleiste. Mit den Grössen der Szene können sie selbstverständlich nicht mithalten, aber das Gezeigte kommt trotzdem sehr solide rüber. Zudem wirken die Jünglinge sympathisch und freuen sich sichtlich über ihre Auftrittschance in Wacken. Die Englischkenntnisse von Fronter Theara sind zwar noch ausbaufähig, aber das sei ihm an dieser Stelle verziehen. Die wahren Haare in der Suppe sind dafür erneut die Wasteland-Flammenwerfer. Heute stören sie mich noch mehr als beim Crisix-Gig am Mittwoch. Wenn man das Ganze immerhin jeweils auf den Rhythmus der Musik abstimmen würde…

Domi the Stick: Doch Chkae muss ich wohl oder übel wegen Slayer verpassen. Zu gerne hätte ich die sympathischen Jungs, die wir bereits an der Late Night Show kennenlernen durften, auf der Bühne gesehen. Doch das ist ziemlich sicher auch meine letzte Chance, Slayer zu sehen, und beim letzten Auftritt musste ich die Thrash-Urgesteine nach wenigen Songs verlassen, um das Deathstars-Comeback nicht zu verpassen. Doch haben die Kambodschaner nun eigentlich genau während Slayer gespielt oder nicht? Irgendwie fand ich das schlussendlich gar nicht raus und vielleicht ist dies auch besser, als sich jetzt grün und blau ärgern zu müssen. Auf jeden Fall haben auch die Jungs und natürlich Betreuer Timon an ihrem Konzert viel Spass gehabt, wie sie mir am Samstag im VIP-Bereich erzählen werden. Da dürfte in Zukunft vielleicht noch einiges gehen…

Body Count feat. Ice-T

Domi: Dass ich das noch erleben darf…..Kindheitserinnerungen kommen hoch auf dem Holy Ground. «Motherfucker Ice-T» und seine Jungs von Body-Count live. Ich kriege fast einen Herzkasper. Natürlich; Was hier gespielt wird ist Metal, aber natürlich bei langem nicht so viel Metal wie sonst auf Wacken geboten wird. Ice-T der ja ursprünglich im Hip-Hop-Gangsta-Business vor allem in den 90ern ne ganz grosse Nummer war, gründete ja dann dieses Crossover-Projekt und schrieb damit doch auch Geschichte. Deshalb sehe ich um mich rum viel Publikum mit einem Lächeln auf den Lippen, lassen wir mal offen ob es ein «belächeln» der Combo ist oder ganz einfach die Freude wiederspiegelt mal was anderes auf den grossen Bühnen anzutreffen.

Für mich ist der Auftritt – wie bereits erwähnt – ein Ausflug in meine Kindheitsjahre. Ein Ausflug mit Emotionen, ein Ausflug der Eindruck macht. In der Setlist sind alle Kracher vorhanden und spannend festzustellen, dass die Lyrics einem wieder urplötzlich in den Sinn kommen sobald man die Songs wieder präsentiert bekommt.

Anthrax

Domi: Bin ich eigentlich der einzige von uns drei, welcher dieser Band noch fröhnt? Anyway spielt mir keine Rolle. Als mit Abstand ältester Haudegen der Metalinside-Fraktion auf Wacken, muss ich dieses Los wohl einfach nehmen. (Anm. DtS: Keineswegs, aber wie auch Dutti leide ich manchmal unter meinem breiten musikalischen Interesse und muss dann (teilweise eher irrationale) Entscheidungen treffen…)

Leider hat Anthrax nur eine Stunde Spielzeit zugesprochen bekommen (immer noch Auswirkung der Sturm-Gewitter-Evakuation) des Nachmittags. Diese Stunde wird aber aus meiner Sicht zu einer Erfolgsstunde. Ein cooles Set mit vielen grossen Nummern, kein grosses Gerede sondern einfach Musik (hatten wir das nicht schon?). Belladonna einfach einmal mehr als geilen Sänger wahrgenommen, Scott Ian lässig wie immer. Rundum eine Darbietung und Meisterleistung des einen Teils der Big4.

Within Temptation

Domi: Auf den Auftritt der Holländer bin ich besonders gespannt. Ich bin ehrlich; noch vor ein paar Jahren raffte mich die Musik von WT dahin. Daran ist vor allem die wunderbare und ehrwürdige Sängerin Sharon den Adel schuld. Heute für mich noch ein Inbegriff von Schönheit.

Die Musik der Band hat sich in den letzten Jahren doch eher Richtung “Pop” bewegt und wurde kommerzieller. Deshalb bin ich überrascht wie gitarrenlastig der heutige Auftritt wirkt. Und dies meine ich durchwegs positive. Sharon scheint in Höchstform zu sein, stimmlich heute am oberen Limit. Und schau da lässt sich sogar die Sonne wieder blicken, nachdem vor wenigen Stunden noch die Welt untergehen wollte. Eine tolle Stimmung auf dem Infield. Für mich heute ein grosses Highlight.

Demons & Wizards

Domi: Eigentlich wollte ich diese Kombination heute mal austesten. Muss aber ehrlich sein, nach nicht mal einem Song verabschiedete ich mich in weiser Hinsicht auf Slayer nochmals kurz vom Acker. Deshalb John und Hansi in Ehren. Vielleicht beim nächsten Mal?

Slayer

Domi the Stick: Oder soll ich sagen: Slayääär? Diese Rufe werden an den Metal-Festivals dieser Welt wohl auch dann nicht verschwinden, wenn es die Band selber tut. An diese Stelle würde jetzt eine Lobesrede sondergleichen hingehören – nicht nur für diesen Auftritt, sondern für das gesamte Slayer-Werk. Tatsächlich höre ich dann aber noch kritische Stimmen zum Auftritt. Mich selber hauen die amerikanischen Thrash-Urgesteine jedoch ohne Zweifel wieder weg – wenn auch nicht ganz genau gleich wie noch letztes Jahr in der Zürcher Halle 622. Doch ein ehrwürdiger Abschied, bei dem natürlich trotz allen Bemühungen lange nicht alle Song-Wünsche befriedigt werden können, ist dies auf jeden Fall. Emotional wird es dann am Schluss. Wacken wird Slayer vermissen!

Domi: Lieber Kollege, ich hatte ja seit Anfang an Mühe, mich dieser Band hingeben zu können. Es wollte mir einfach nie gelingen, den Zugang zu der Musik zu bekommen. Was umso doofer ist, scheint die Tatsache, dass genau heute der Zeitpunkt gekommen ist, an welchem ich das erste Mal geflasht von dieser Band den Holy Ground Richtung «Zuhause» verlasse. Dies im Bewusstsein, dass ich die Band für mich persönlich das letzte Mal gesehen habe. Also quasi eine wohlwollende Versöhnung zum Schluss.

Heute nimmt mich Slayer mit quer durch ihr musikalisches Schaffen und ich erlebe einen denkwürdigen Auftritt. Wacken wird Slayer wirklich vermissen, denn die Herren waren doch einige Male vor Ort und gaben ihr Bestes. Trotzdem; Der Auftritt ist wie gewohnt sehr routiniert, aber aus meiner Sicht leider auch ein wenig emotionslos. Wenn ich nach «hinten» schaue fällt mir auch auf, dass das Infield zwar recht gut gefüllt ist, aber ich eigentlich noch mehr Menschen erwartet hätte. Aber: Danke Slayer, ihr habt mich in letzter Sekunde noch auf euren Zug mitgenommen. Ich danke euch!

Setliste – Slayer

  1. Repentless
  2. Evil Has No Boundaries
  3. World Painted Blood
  4. Postmortem
  5. Hate Worldwide
  6. War Ensemble
  7. Gemini
  8. Disciple
  9. Mandatory Suicide
  10. Chemical Warfare
  11. Payback
  12. Temptation
  13. Born Of Fire
  14. Seasons In The Abyss
  15. Hell Awaits
  16. South Of Heaven
  17. Raining Blood
  18. Black Magic
  19. Dead Skin Mask
  20. Angel Of Death

Opeth

Domi the Stick: Was habe ich mich auf dieses Konzert gefreut! Opeth waren mir bisher erst einmal vergönnt, auf der gleichen Bühne, ein paar Jahre früher. Damals konnten mich die Schweden um Fronter Mikael Åkerfeldt am späteren Nachmittag von A bis Z überzeugen und der Abschluss mit «Deliverance» setzte ein bombastisches Pünktchen aufs i.

Heute hadere ich zwischendurch ein bisschen mit der Band. Es ist bereits halb eins in der Nacht und irgendwie passt die jetzige Stimmung nicht so richtig. Begründen kann ich dies nicht wirklich. Natürlich gibt es auch heute sehr überzeugende Stellen, doch so voll und ganz darf ich diesen Auftritt leider nicht loben. Hier bin ich dann auf die Meinung von Opeth-Fan Domi gespannt…

Domi: Spannend lieber Kollege, ich sehe die ganze Sache doch anders. Aber vielleicht wirklich auch, weil ich von dieser Band einfach immer wieder schwer beeindruckt bin und sie glaube ich einfach nichts falsch machen kann. Trotzdem gebe ich dir in einem Punkt recht: Das Infield ist eigentlich schon stark «verwest» als die Jungs um 00:30 loslegen. Dies tut der Stimmung nicht wirklich gut und ist aus meiner Sicht eigentlich auch schade.

Über die Songauswahl lässt sich streiten. Aber die Mischung zwischen neueren Werken und guten alten Songs von Opeth mit den Growl-Parts von Åkerfeld stellen die richtige Mischung dar. Åkerfeld ist auch heute wieder gewohnt ironisch unterwegs und platziert seine Spässchen zwischen den Songs. Leider ist auch heute die Spielzeit wieder viel zu kurz. Oder anders gesagt; die Zeit läuft einfach zu schnell. Bei Werken jenseits der 5 Minuten Grenze auch kein Wunder.

Nochmals zu dir Domi the Stick; Nicht ein Auftritt für die Ewigkeit heute, aber solid, verspielt, eben Opeth. Du hast ja dann im November / Dezember noch eine Chance, haben wir doch vereinbart, dass du dir Opeth dann in heimischen Gefilden im Volkshaus nochmals geben kannst. (Anm. DtS: Genau, und ein Blick in die Zukunft sagt mir, dass die Welt im November schon viel besser aussieht!)

Hämatom

Domi the Stick: Hämatom als Tagesabschluss? Gekauft! Auch wenn mir die Entwicklung ihrer Musik, ihre Songauswahl und generell ihre Auftritte aktuell ein wenig gegen den Strich gehen, möchte ich die Hoffnung in diese Band noch nicht versenken. Mit einem «Bestie Der Freiheit»-Trio geht es los, und auch danach liegt der Fokus eindeutig auf «Wir Sind Gott» (2016), «Bestie der Freiheit» (2018) und dem kommendem Album «Maskenball». Irgendwie schade, steht die Band inmitten ihres doch ziemlich fest zelebrierten Jubiläumsjahres und hätte auch noch aus früheren Zeiten einiges zu liefern…

Was jetzt passiert, zeigt einmal mehr, dass Wacken eben doch ein besonderer Ort für viele Musiker ist, und hier immer wieder spezielle Aktionen geboten werden, welche dann auch gerne als Video- oder Audio-Material festgehalten und veröffentlicht werden. Sänger Nord heisst auf der Bühne die Band Trailerpark willkommen. Genau, ich hatte ja erwähnt, ich würde Alligatoah heute unerwartet noch einmal sehen. Auf dem kommendem Album «Maskenball» wird nämlich der Trailerpark-Song «Bleib In der Schule» gemeinsam performt und natürlich darf diese Combo auch in Wacken nicht zu kurz kommen – und wird dann als Live-Single veröffentlicht. Die Resonanz im Publikum und der Song selber sind auf jeden Fall unerwartet gut. Da wurde etwas richtig gemacht! Bemerkung am Rande: Trailerpark gaben am 9. August, also keine Woche nach dem Hämatom-Auftritt, ihre Auflösung bekannt. Hat es den Jungs etwas so gut gefallen, dass sie jetzt unter einem anderen Namen in die Metal-Welt einsteigen wollen?

Es folgen einige obligate Nummern und das ebenfalls neue und meiner Meinung nach gar nicht mal so gute Queen-Cover «I Want It All». Mit dem «Leck Mich» als Abschluss ersetzenden «Wir Sind Gott» beenden Hämatom diesen zweitletzten Festival-Tag und hinterlassen viele glückliche Gesichter.

Setliste Hämatom

  1. Zeit Für Neue Hymnen
  2. Mein Leben – Meine Regeln
  3. Ich Hasse Dich Zu Lieben
  4. Fick Das System
  5. Bleib In Der Schule
  6. Eva
  7. Mörder
  8. I Want It All
  9. Alte Liebe Rostet Nicht
  10. Kids (2 Finger An Den Kopf)
  11. Wir Sind Gott

Das Fanzit Wacken Open Air 2019 – Freitag

Dutti: Meine heutigen Highlights und (Wieder-)Entdeckungen waren Leviathan, For I Am King und Cradle Of Filth. Abermals konnten wir dankbar sein, dass uns das Unwetter erneut verfehlt hat. Im Herzen scheint der Kerl im Himmel doch irgendwie ein Metalhead zu sein. Schade, dass morgen bereits der letzte Festivaltag ansteht.

Domi the Stick: This. Is. Wackööööön! Um 11 Uhr mit einer ersten Band in den Tag starten und bis 3 Uhr nachts mehr oder weniger konstant im Infield bleiben und dann die letzte Band in die Nacht verabschieden. Von Jinjer bis Hämatom gab es heute viel Gutes zu sehen und auch das uns streifende Unwetter haben wir zum Glück überlebt. Theoretisch sollte ich gleich ab ins Bett, denn morgen müsste ich bei den Kassierern um 12 Uhr schon wieder bereitstehen, doch das Wacken-Campingplatz-Leben ruft…

Domi: Ein wunderbarer Tag, welcher so alles mit sich brachte, was ein Wacken-Herz braucht. Genügend Bier, Fast-Food Essen bis zum Abwinken und vor allem tolle Musik. Ein denkwürdiger Abtritt von Slayer in Bezug auf Wacken, Sharon den Adel wieder vergöttert, Opeth als willkommenes Bettmümpfeli begrüsst, Kindheitserinnerungen aufgewärmt, Wacken pur, what else?

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Samstag, 3. August 2019

Dutti: Irgendwann kommen alle schönen Dinge zu einem Ende. Dies gilt leider auf für das W:O:A, denn heute steht bereits der letzte Festivaltag auf dem Programm. In Sachen Bands gibt’s definitiv wieder einiges zu sehen und auch das Wetter scheint sich zum Ausklang von seiner angenehmen Seite zu präsentieren. Musikalisch geht’s bei mir erst am Nachmittag zur Sache. Somit bleibt vorerst noch ein bisschen Zeit für erholsames Chillen im Camp. Aus der Nachbarschaft dröhnt – zum mittlerweile gefühlt tausendsten Mal – Rammstein aus den Boxen. Klar, die neue Scheibe ein gelungenes Teil, aber meinetwegen könnte man ruhig auch einmal den anderen Hymnen eine Chance geben. «Deutschland» hängt mir nämlich beinahe schon zum Hals heraus. Also liebe Zelt-Nachbarn, hört bitte auf, mir Rammstein (unbewusst) verderben zu wollen. Sonst kriegen wir eventuell Schwierigkeiten. Nichtsdestotrotz muss ich fairerweise anmerken, dass mir diese Mucke deutlich lieber ist als der ganze «Ballermann-Quatsch», den einige Besucher für meinen Geschmack hier beinahe zu frenetisch abfeiern.

Domi the Stick: Auch bei uns in der Nähe läuft immer wieder mal Techno (wobei da vielleicht auch einige Leute aus unserem Camp – inklusive mir – mitschuldig sind, aber hey, so zehn Minuten lang ist das auch eine ganz schöne Abwechslung). Ansonsten ist Campen auf der Fläche A wie immer sehr angenehm, hier sind nämlich Autos und Generatoren verboten. Aus diesem Grund hat es hier vor allem mit den ÖV oder dem Flugzeug angereiste Metalheads. Unsere Nachbarn stammen aus Mexiko, Brasilien, Schweden, Finnland, Australien und natürlich Deutschland und der Schweiz. Schon toll sowas! Doch widmen wir uns wieder der Musik.

Domi: Samstag, für mich als Fernwehfanatiker immer ein schwieriger Tag. Von mir aus könnte Wacken 3 Wochen dauern (obwohl ich dann wohl in eine Reha-Klinik müsste). Aber wie das Leben spielt vergeht jede Sause mal. Jetzt ist es auch schon wieder soweit in Wacken, der letzte Tag bricht an. Schon mal gespannt, wer am heutigen Abend für die Ausgabe 2020 angekündigt wird. Auch bin ich bereits am Planen für das nächste Jahr – die Planung startet bei mir jeweils schon früh. Nochmals viel Musik heute und ein sicher würdiger Abschluss des Festes. Auf geht’s.

Die Kassierer

Domi the Stick: «Das Schlimmsteeee… ist wenn das Bieeer alle ist!» Fronter Wolfgang Wendland mag während einem Konzert mächtig viel Blödsinn aus seinem Mundwerk lassen, doch diese Weisheit ist auf einem Metal-Festival gar nicht mal so falsch. Zum Glück haben die Veranstalter mit ihrer Pipeline und dieses Jahr sogar mit eigens designten Jubiläums-Dosen (wo leider trotzdem noch Beck’s drinsteckt) vorgesorgt. So gönnen wir uns bereits zum Frühstück eine anständige Menge Gerstensaft und begeben uns dann gegen 12 Uhr zur Faster Stage.

Der Anblick ist ja schon kurios… Da stehen vier nicht ganz junge Typen, der Sänger mit nacktem Oberkörper, leicht überhängendem Bauch und zu tief sitzender Hose und es geht einfach nur ums «Besoffen Sein». Die Kassierer machen ihrem Namen alle Ehre und belästigen den Acker während einer Stunde mit Musik, die so schlecht ist, dass sie schon wieder gut ist. Einzig der Zeitpunkt ist vielleicht ein wenig falsch gewählt – so etwas würde doch viel besser um 17 Uhr oder so passen. Doch über Publikumsmangel dürfen sich die Kassierer nicht beklagen. Ob die alle kamen, um Fronter Wölfis Glied zu sehen? Tja, dieses behält er heute schön brav in der Hose und ebendiese wird auch nicht ausgezogen. Auch «Mein Schöner Hodensack» wird nicht gespielt. In einem Interview gesteht Wölfi später, dass es gar kein Penis-Verbot des Veranstalters gab, wie man nach dem Auftritt munkelte, sondern dass dies ‘der Versuch einer künstlerischen Weiterentwicklung’ gewesen sei. Nun denn, solchen Leuten verzeihe ich sogar, dass sie den Text ab A4-Spickzettel singen und trotzdem noch Fehler machen.

Setliste – Die Kassierer

  1. Besoffen Sein
  2. Sex Mit Dem Sozialarbeiter
  3. Mein Gehirn, Dein Gehirn
  4. Stimmt Ein, Stimmt Ein, Sexismus Ist Gemein
  5. Mach Die Titten Frei, Ich Will Wichsen
  6. Blumenkohl Am Pillemann
  7. Ruhrpottsonne Du Gehst Unter
  8. Sonnenfinsternis In Lissabon
  9. Arsch Abwischen
  10. Das Schlimmste Ist, Wenn Das Bier Alle Ist
  11. Ich Töte Meinen Nachbarn Und Verprügel Seine Leiche
  12. Aussenbordmotor
  13. Ich Fick Dich Durch Die Ganze Wohnung
  14. Schnaps Und Bier
  15. Grosses Glied
  16. UFO
  17. Smoke On The Water / Tot Tot Tot
  18. Quantenphysik*
  19. Stinkmösenpolka*
  20. Partylöwe*

Subway To Sally

Domi the Stick: Bisher bespielten die Folk Rocker von Subway To Sally jeweils den letzten Slot: Samstag-Nacht bis 3 Uhr auf der Harder Stage. Doch dieses Jahr ist alles anders und Subway spielen bereits um 13 Uhr. Nun denn… Auch sonst hat sich bei der Gruppe einiges getan. Sänger Eric Fish hat sein fast schon als Markenzeichen geltendes schwarzes Kopftuch zum Beispiel nicht auf und zeigt sein ungeschütztes Haupt. Auch die Setliste musste wohl unter einigen Änderungen leiden; immerhin stammt heute die absolute Mehrheit der Songs vom aktuellen Album «HEY!». Ich bin mir noch nicht so richtig sicher, was ich davon halten soll, aber auch beim Publikum scheint diese Tatsache nur bedingt gut anzukommen.

So muss ich dann auch ein eher schlechtes Fazit vom Band lassen: Heute haben Eric und seine Jungs (und natürlich Geigerin Ally) mich überhaupt nicht mitgerissen. Da bin ich mir wirklich ganz anderes gewohnt. Leider kann die Band mich auch nicht im Dezember bei der Eisheiligen Nächte-Tour mit Stopp in Pratteln überzeugen, denn zum ersten Mal seit Jahren gibt es keinen Abstecher in die Schweiz. Ich bin gespannt auf die Zukunft…

Setliste – Subway To Sally

  1. Messias
  2. Kleid Aus Rosen MMXV
  3. Königin Der Käfer
  4. Eisblumen
  5. Die Engel Steigen Auf
  6. Für Immer
  7. Veitstanz
  8. Alles Was Das Herz Will
  9. Aufgewacht
  10. Ausgeträumt
  11. Grausame Schwester

Molllust

Dutti: Um 13.30 Uhr finden sich mein Kollege und ich vor der Wackinger-Stage ein. Die Verschmelzung der Stilrichtungen Klassik und Metal hat sich schon für einige Bands als Erfolgsrezept erwiesen. Darauf setzt auch das Oktett Molllust aus Leipzig. Hinter der 2010 gegründeten Kapelle steckt Sopran-Göttin Janika Gross, die vielen wohl eher für ihr Engagement bei Haggard ein Begriff sein dürfte. Dasselbe könnte man sicherlich von ihrem Kollegen Frank Schumacher am Bass behaupten. Insbesondere die Damen haben jeweils ihre schönsten Abendkleider aus den Schränken hervorgekramt. Allerdings wirken diese Outfits bei strahlendem Sonnenschein fast schon etwas befremdlich.

Molllust haben mit «Schuld» (2012) und «In Deep Waters» (2015) bisher zwei Studioalben veröffentlicht. Anhängern von Therion oder eben auch den bereits erwähnten Haggard dürfte der Sound der Opera Metaller absolut zusagen. Janikas Stimmorgan ist einfach zum Niederknien. Auf meinen Armen macht sich fleissig Hühnerhaut bemerkbar. Schade nur, dass die vielen Instrumente auf der Bühne die Mischer an ihre Grenzen zu bringen scheinen. Dieses unschöne Klanggemisch mindert leider das Hörvergnügen. Im Rahmen eines Hallenkonzerts würde ich Molllust jedoch sehr gerne eine zweite Chance geben.

Operus

Dutti: Wir verweilen im Anschluss direkt bei der Wackinger-Stage, denn nun übernehmen Operus aus Kanada das Kommando. Tja, bei diesem Bandnamen dürfte klar sein, was unseren Gehörgängen in den kommenden 45 Minuten bevorsteht. Die Akteure selbst bezeichnen ihr musikalisches Schaffen als Epic Symphonic Metal. Amateure sind die einzelnen Mitglieder keinesfalls, da sie schon Erfahrungen in Kapellen wie dem Trans-Siberian Orchestra, Skull Fist, Vital Remains oder Annihilator sammeln konnten. Zurzeit werkeln die Herrschaften emsig an ihrem zweiten Scheibchen. Das Publikum kommt jedoch bereits während des heutigen Gigs zu einigen Hörproben.

Operus zeigen in ihrer ersten Show auf der anderen Seite des grossen Teichs eine äusserst solide Leistung. Sänger David Michael Moote sorgt bei den ersten paar Nummern zusätzlich für einen Hauch Theatralik, da er eine Art venezianische Maske trägt. Phasenweise erinnern die Melodien durchaus an Kamelot. Die Soundqualität ist glücklicherweise deutlich besser als noch zuvor bei Molllust. Hoffentlich starten die Kanadier dem europäischen Kontinent bald wieder einmal einen Besuch ab.

Setliste – Operus

  1. Intro – Silver Spell
  2. Phantasia
  3. Sands Of Time
  4. Fates Pantomime
  5. Dance With Fire
  6. Maya & The Wolf
  7. Where Falcons Fly
  8. La llorona

Battle Beast

Domi the Stick: Dutti, ich weiss, du willst rüber zu Critical Mess, aber zuerst muss ich noch einige Sätze zu Battle Beast loswerden. Auch bei den Metal Battle-Gewinnern von 2010 dominiert das aktuelle Album, in ihrem Fall «No More Hollywood Endings». Schon in meinem Bericht zu ihrem letzten Pratteln-Konzert habe ich gewisse Tendenzen zu einem Image-Wechsel angemerkt. Auch heute ist dieser Wandel wieder gut bemerkbar.

Von ursprünglich sauber gespieltem und doch dreckigem Heavy Metal geht es momentan fast schon theatralisch in etwas über, das man wohl immer noch Heavy Metal nennen würde, aber halt viel bombastischer tönt. Auch das Auftreten der Musiker widerspiegelt diesen Bombast ein wenig, allen voran das Outfit von Sängerin Noora mit der gehörnten Kopfbedeckung. Doch ob das Ganze auf die Hauptbühne passt? Ich mag es nicht eindeutig bestreiten, doch einig darüber sind sich bestimmt nicht alle…

So, Dutti, ich komme auch gleich rüber zu Critical Mess!

Setliste – Battle Beast

  1. Unbroken
  2. Familiar Hell
  3. Straight To The Heart
  4. Endless Summer
  5. Out Of Control
  6. The Golden Horde
  7. Bastard Son Of Odin
  8. The Hero
  9. Eden
  10. No More Hollywood Endings
  11. King For A Day
  12. Beyond The Burning Skies

Critical Mess

Dutti: Mister the Stick, wir halten dir auf jedenfalls ein Plätzchen frei. Von der Wackinger-Bühne bis zum Wasteland-Areal ist es lediglich ein Katzensprung. Unterwegs bleibt sogar ausreichend Zeit, um den eigenen Hopfentee-Vorrat wieder aufzufüllen. Danach kann auf der «Blech-Bühne» der nächste Show-Act bestaunt werden – und zwar handelt es sich dabei um die deutschen Todesmetaller Critical Mess.

Angeführt von Frontröhre Britta walzt der Fünfer gleich einmal flott alles gnadenlos nieder. Boah, mit einer solchen Wucht hätte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Basser Lommer steuert gelegentlich ebenfalls ein paar Growls bei. In Sachen Stimmgewalt ist seine Kollegin allerdings doch nochmals eine Stufe krasser unterwegs. Das sind ja phasenweise schon beinahe Ausflüge in den Brutal Death-Sektor! Vor anderen Genre-Mädels, die ebenfalls gerne ins Mikro brüllen, braucht sich die gute Britta keinesfalls zu verstecken. Der energiegeladene Auftritt färbt auch auf das Publikum ab, was einige intensive Circle Pits zur Folge hat. Beim Track «Echo» werden die Leute aufgefordert, das ganze Treiben filmisch festzuhalten. Dieses Material könne man der Band anschliessend zukommen lassen. Daraus soll ein cooler Videoclip entstehen (der übrigens mittlerweile auf YouTube einsehbar ist). Die Hannoveraner kann ich sorglos weiterempfehlen.

Domi the Stick: Nachdem ich Critical Mess in der kleinen Zuger Galvanik als Vorband von Sinsaenum kennenlernen durfte, bin ich unter anderem auf diesen Auftritt richtig gespannt. Wurden wir damals noch von Sound-Problemen geplagt, läuft heute alles rund. Mannomann, was für ein aggressives Bündel Musik drückt sich uns denn hier entgegen?! Einfach nur geil!

Setliste – Critical Mess

  1. Revolution 5
  2. Feasting
  3. Gluttony
  4. Echo
  5. Into Oblivion
  6. Demise
  7. Cut The Cord
  8. Generation Fork
  9. Pansperm

Damnation Defaced

Dutti: Wasteland-Stage und deutsche Band – was bereits einmal so fantastisch geklappt hat, könnte ja möglicherweise auch ein zweites Mal von Erfolg gekrönt sein, oder? Death Metal mit progressiven und melodiösen Abschnitten – exakt das kriegt man während eines Gigs von Damnation Defaced zu hören. Die Jungs aus Celle sind auch schon seit über eine Dekade aktiv. Mit «The Devourer», das erst gestern das Licht der Welt erblickt hat, haben Sänger Philipp Bischoff und seine Mitstreiter ihr mittlerweile viertes Studioalbum am Start. Erste Hörproben dürften im Rahmen der heutigen Performance somit garantiert sein.

Ui, genau wie zuvor Critical Mess muss ich Damnation Defaced ebenfalls zu meinen Tagesentdeckungen zählen. Philipp ist mit brutal diabolischen Stimmbändern ausgestattet. Von Beginn wird das Gaspedal ordentlich heruntergedrückt. Leider müssen die Niedersachsen vorerst mit wenig Publikum auskommen. Also wer sich diesen Abriss durch die Lappen gehen lässt, ist definitiv selbst schuld. Glücklicherweise bleiben mit der Zeit dann aber doch immer mehr Besucher vor der Wasteland-Stage stehen. Insbesondere für die männliche Zuhörerschaft hat die Truppe noch ein kleines «Schmankerl» parat. Während zweier Songs erhalten die Todesmetaller nämlich Unterstützung von Linda Laukamp. Die Cellistin konnte man auch schon an der letztjährigen Festivalausgabe auf dem unheiligen Acker bestaunen. Damals machte sie gemeinsam mit den Celtic Folk-Musikern von Ganaim die Wackinger-Bühne unsicher.

Septicflesh

Dutti: Da ich mich heute verhältnismässig lange im Freien aufgehalten habe, wird es nun wieder Zeit für einen Abstecher in überdachte Gefilde. Ziel des kurzen Fussmarsches ist der Bullhead City Circus. Die dortige Headbangers-Stage wandert für die nächsten 45 Minuten in die Hände der Athener Septicflesh. Und die vier Herrschaften zapfen unsere letzten Energiereserven aber so was von gnadenlos an. Griechisches Nackenmuskel-Training lässt grüssen.

Das Melodiengemisch von symphonisch und atmosphärisch angehauchtem Todesmetall weiss durchaus zu beeindrucken. Fronter Seth Siro Anton – das ist der Mann am Tieftöner – weiss ganz genau, wie er die Massen mit seinen geradlinigen Ansagen bei Laune halten und zum munteren Mitmachen animieren kann. Ich bin dankbar, dass sich die Wege von Septicflesh und meiner Wenigkeit 2019 doch noch kreuzen, denn auf der gemeinsamen Tour mit Krisiun im Frühling konnte ich der Show im Z7 in Pratteln leider nicht beiwohnen.

Setliste – Septicflesh

  1. Portrait Of A Headless Man
  2. Pyramid God
  3. Martyr
  4. Prototype
  5. The Vampire From Nazareth
  6. Communion
  7. Anubis
  8. Dark Art

SAOR

Dutti: Dem Auftritt des nächsten Acts fiebere ich schon seit Tagen frenetisch entgegen. Vor rund zwei Monaten haben mich SAOR am Dark Troll Festival vollends aus den Latschen gehauen. Ich stand völlig geflasht vor der kleinen Bühne und meine Seele ist beinahe in den Nachthimmel oberhalb der Burg Bornstedt empor gestiegen. Seither zählt das Projekt des schottischen Multiinstrumentalisten Andy Marshall zu meinem engeren Favoritenkreis. Ähnlich wie Alcest ist SAOR eine Band, zu der man eigentlich auf einer Wiese irgendwo in der Pampa liegen müsste, um absolut ungestört in den Sound eintauchen und diesen auch entsprechend geniessen zu können. Mal schauen, ob die düsteren Folk Metaller auch auf der Wackinger-Stage ihre einlullende Wirkung entfalten können.

Huch, die Setliste besteht ja lediglich aus vier Stücken? Tja, Kenner dürfte dies kaum verwundern, denn SAOR-Songs stammen primär aus dem längeren Sektor. Im Rahmen der heutigen bewegen wir uns zwischen 10 bis hin zu 13 Minuten-Hymnen. Für Konzerte greift Andy jeweils auf Verstärkung von einigen Live-Musikern zurück. Da wäre beispielsweise Lambert Segura an der Violine. Der Mastermind selbst fokussiert sich derweil auf das Bass-Spiel und die Growls. Unglücklicherweise ist sein Mikro viel zu leise eingestellt. Aufgrund dessen kommt sein mächtiges Stimmorgan kaum zur Geltung. Ansonsten zeigen die Musiker jedoch eine souveräne Darbietung. Der Sonnenuntergang trägt ebenfalls zur passenden Stimmung bei.

  1. Setliste – SAOR
  2. Forgotten Paths
  3. Monadh
  4. Aura
  5. Tears Of A Nation

Myrath

Dutti: Die letzten zwei Truppen, die ich mir am diesjährigen W:O:A zu Gemüte führen werde, treten beide im Bullhead-Zelt auf – und zwar direkt nacheinander. Den Anfang machen Myrath aus Tunesien. Den «Prince Of Persia»-Metallern bin ich zum ersten in Pratteln begegnet. 2016 figurierten die Wüstensöhne nämlich als Support-Act von Symphony X. Seither hat sich die Truppe konstant weiterentwickelt. Die «myrath’sche» Diskographie umfasst mittlerweile fünf Studioalben. Das aktuellste Werk hört auf den Namen «Shehili» und kam Anfang März dieses Jahres in die (Platten-)Läden.

Oha, Sänger Zaher Zorgati und seine Bande scheinen für diese Show effektiv alle Register zu ziehen. Die Zuhörerschaft darf sich auf einen Ausflug in die Sagen von «Tausendundeine Nacht» freuen. Das Backdrop erinnert zumindest schon einmal an die Gemäuer eines Sultan-Palasts. Zudem herrscht ordentlich Betrieb auf der Bühne: Zwei Feuer-Jongleure kommen regelmässig zum Einsatz, eine Bauchtänzerin lässt unermüdlich ihren ganzen Körper wackeln und am Ende gibt sich noch ein Zauberer die Ehre. Letztgenannter lässt sogar ein Tischchen durch die Gegend schweben. Damit nicht genug, denn der Magier sorgt am Ende bei «Shehili» dafür, dass Zaher ebenfalls komplett den Kontakt zum Boden verliert. Jep, diese neuen Show-Elemente kommen bei der schwarzgekleideten Masse im Bullhead-Zelt definitiv sehr gut an. Sackstarker Gig der Tunesier!

Setliste – Myrath

  1. Born To Survive
  2. You’ve Lost Yourself
  3. Dance
  4. Darkness Arise
  5. Mersal
  6. The Unburnt
  7. No Holding Back
  8. Beyond The Stars
  9. Lili Twil
  10. Monster In My Closet
  11. Believer
  12. Shehili

Powerwolf

Domi the Stick: Da auch ich älter werde (muss ich einfach mal loswerden) und vor allem nicht mehr auf dem gleichen Energie-Niveau wie noch vor einigen Tagen laufe, lasse ich die Spielchen à la «Band X für 15 Minuten schauen und zu Band Y durchs halbe Infield rennen». Zu gerne hätte ich Myrath gesehen, aber auch schon die Überschneidung Powerwolf & Avatar fordert mich. Und wer hätte denn gedacht, dass Myrath in die Schweiz kommen werden und ich an diesem Tag verhindert bin…?

Im Camp haben wir dann noch einen kleinen Zwischenfall mit einem offenstehenden und ausgeräumten Zelt und so erreiche ich das Infield ziemlich knapp. In letzter Minute entscheide ich mich – ihr entnehmt es dem Titel dieses Abschnitts – gegen die schwedischen Avatare und für die deutschen Wölfe.

Ich nörgle ja gut und gerne rum, wenn zu viele neue Songs den Weg in die Setliste finden und arme Klassiker in der Kiste bleiben müssen. Bei Powerwolf hingegen empfinde ich die Abwechslung als äusserst erfrischend, waren die Kirchen-Wölfe doch lange mit einem sehr gleich bleibenden Programm unterwegs. Natürlich würde ich auch hier gerne den einen oder anderen ‘alten’ Song mehr sehen, doch ich gebe mich mit dem Gebotenen durchaus zufrieden.

Zudem muss man Attila, Falk Maria, Roel und den Gebrüdern Greywolf etwas lassen: Die Band schafft es, in kleinen und mittelgrossen Hallen – für mich zuletzt im Komplex 457 – sich publikumsnah und fast schon intim zu geben; und können trotzdem auch auf der grossen Bühne einen passenden Eindruck vermitteln. Wir haben erst halb neun (bei Beginn des Auftritts) und es ist noch hell, und doch geniessen die Power Metaller die Aufmerksamkeit einer riesigen Menge an Zuschauern bis ganz weit hinten. Ich bin fast ein wenig froh, dass ich das Infield während dem heutigen Headliner verlassen darf, da er für mich nur mässig interessant ist.

Domi: Auch ich geselle mich zu Powerwolf, obwohl ich eigentlich wohl eher ein Wolf im Schafspelz bin als ein echter (Power)-Wolf. Ich habe die Band nun schon einige Mal gesehen und muss festhalten, dass ich wirklich beeindruckt bin, welche Massen dies Band mobilisiert. Mich persönlich hat Powerwolf noch nicht ins Rudel geholt. Mir ist die Band zu kommerziell, zu einfach gestrickt, zu «showbedacht». Auf der anderen Seite denke ich, dass genau diese Kombination dazu führt, dass die Wölfe solch grosse Erfolge feiern.

Trotzdem lausche ich den Tönen und schunkle und singe mit. Macht Spass und am Effort der Bandmitglieder liegt es definitiv nicht. Eine tolle Leistung vor vielen Fans.

Setliste – Powerwolf

  1. Fire And Forgive
  2. Army Of The Night
  3. Incense & Iron
  4. Amen & Attack
  5. Demons Are A Girl’s Best Friend
  6. Armata Strigoi
  7. Stossgebet
  8. Blessed & Possessed
  9. Where The Wild Wolves Have Gone
  10. Resurrection By Erection
  11. Sanctified With Dynamite
  12. Werewolves Of Armenia
  13. We Drink Your Blood

Wacken 2020 – Der Trailer

Domi the Stick: Hier ein kurzer Einschub… Bevor es mit den Konzerten weitergeht, folgt erst einmal der Trailer für das nächstjährige Wacken Open Air. Dieser beschränkt sich keineswegs nur auf ein popliges Video auf den grossen Screens (welche dieses Jahr übrigens – das haben wir noch nicht erwähnt – im Hochformat angebracht sind). Nein, das Spektaktel beginnt mit einer wilden Feuer- und Lasershow und ich halte das alles zuerst für den Beginn von Parkway Drive. Denkste, jetzt wird zuerst so richtig ausgepackt! Bandtechnisch kann sich das Ganze sehen lassen. Mehr Sorgen bereiten mir allerdings dieses Motto-Getue und die Übernahme von ICS durch einen US-amerikanischen Investor. Doch eins steht fest: Selbst wenn ich vor dem Trailer noch gezweifelt hätte, ob ich nächstes Jahr wieder in den Norden pilgern soll (habe ich nicht!), wäre meine Entscheidung spätestens jetzt positiv ausgefallen.

Domi: Ja stimmt, eine solche «Ankündigung» wie in diesem Jahr ist ein Novum in Wacken. Auch ich bin vorerst kurz erschrocken und kam mir einen Moment vor wie auf dem Technofestival «Tommorowland», nachdem dann aber die ersten Band auf den Videoschirmen eingeblendet wurden, kehre ich wieder in die Realität zurück und muss feststellen, dass ich es wohl die nächsten 200 Jahre nicht fertigkriegen werde, NICHT ans WOA zu gehen. Zu gut sehen die Bands aus, welche bereits jetzt für die Ausgabe im nächsten Jahr angekündigt werden. Ob dann die ganze Sache mit dem neuen Maya-Design etwas tolles ist, lässt sich aktuell nicht bewerten. Lassen wir uns mal überraschen ob wir im nächsten Jahr dann Azteken und andern kuriosen Dingen in Wacken begegnen.

Parkway Drive

Domi: Langsam aber sicher schwenken wir auf die Zielgerade des WOA 2019 ein. Aber noch gibt es einige Bands, welche noch in den Startlöchern stehen. So auch Parkway Drive. Vor ein paar Jahren noch in kleineren Klubs und Hallen unterwegs, sind die Aussies schon längst zu einem grossen weitschweifigen Komet am Metalcore-Himmel geworden. Heute spielen Sie auf dem Wacken eine ihrer grössten Shows in der Bandgeschichte.

Bereits der Start wirkt episch und ist sehr eindrücklich. Die Band marschiert geschlossen vom Ende des Infields in einer Publikumsgasse Richtung Bühne. Das nennt sich noch Fan-Nähe. Ein ehrwürdiger Gang, die Fans jubeln, kreischen und Parkway-Drive-Sprechchöre machen die Runde.

Komisch; Zu Beginn wird Bassist Jia O ` Connor vermisst. Dieses Rätsel wird aber nach dem ersten Song aufgelöst: Er hat sich das Bein gebrochen und wird nun von seiner Mutter auf die Bühne gerollt. Sitzend im Rollstuhl bestreitet er dann das ganze Konzert mit und wird ein Teil des denkwürdigen Auftritts.

Sänger Winston McCall überzeugt einmal mehr mit seiner authentischen und fröhlichen Art. Dazu gehören auch die «Ohhh…my…Good» Ansagen zwischen den Songblöcken. Winston kriegt sich ab der Menge der Fans, der Stimmung und den ganzen Eindrücken, welche auf ihn niederprasseln kaum mehr ein. Die Mutter des Bassisten sendet er mit den liebsten Grüssen auf eine Reise über den Köpfen der Fans. Genauer: Die Mutter – so erzählt Winston – wollte schon immer mal Crowdsurfen in einer solchen Menge von Leuten. Diesen Traum erfüllt sie sich heute und tritt die Reise sofort an. Sehr cool!

Der heutige Auftritt darf als Meilenstein bezeichnet werden. Das Infield ist gefüllt, die Songauswahl sehr passend, die Stimmung auf dem Siedepunkt. Die Feuersalven, welche von der Bühne noch weit ins Infield gespürt werden und auch die Feuersalven aus den Wacken-Türmen tragen zur imposanten Kulisse bei, welche die Band durch ihr Set trägt. In Metalcore-Kreisen gibt es für heute nur ein Wort: Abriss.

Hoher Respekt, das war einmalige Sonderklasse.

Delain

Dutti: Für das Finale meines persönlichen Wacken 2019-Programms gönne ich mir mit dem grössten Vergnügen die niederländischen Symphonic Metaller Delain. Böse Zungen werden jetzt wieder behaupten, dass das eh nur wieder am attraktiven Front-Mädel Charlotte Wessels liegt. Das ist tatsächlich korrekt – wenn auch bloss teilweise. Schliesslich kann sich der Sound der Truppe ebenfalls absolut hören lassen. Offenbar scheint die Personalabteilung noch keinen Nachfolger für Merel Bechtold gefunden zu haben. Die zierliche und sympathische Klampferin verliess Delain ja vor knapp zwei Monaten. Man darf zurecht gespannt sein, ob die Gruppe auch als Quintett bestehen kann.

Hmm, naja, die ganze Geschichte hinterlässt irgendwie schon ziemlich bald leider einen etwas faden Eindruck. Charlotte, die sonst eigentlich stets souverän unterwegs ist, wirkt stimmlich geschwächt. Da sitzen definitiv nicht alle Töne. Aber klar, auch Musiker können einmal einen schlechten Tag erwischen. Bei «Here Come The Vultures» übertreiben es Gitarrist Timo Somers und Trommler Joey de Boer mit ihren Solo-Einlagen für meinen Geschmack. Die Holländer hätten eigentlich genug brauchbares Song-Material zur Verfügung. Da muss man eine Show nicht künstlich mit Soli in die Länge ziehen. Eine Überraschung erweist sich dann allerdings als Volltreffer – und zwar meine ich damit die beiden Gastauftritte von George Oosthoek (MaYan) bei «Hands Of Gold» und «Pristine». Nichtsdestotrotz wird mir diese Performance insgesamt als eine der schwächeren in Erinnerung bleiben.

Im Anschluss wagen mein Kollege und ich noch einen letzten Abstecher in den Kaufland Metal-Market. Im Innern herrschen fast schon post-apokalyptische Zustände. Fast alle Regale sind leergeräumt. Nun geht’s den letzten Resten an den Kragen. Glücklicherweise erwischen wir noch ein paar belegte Brötchen. Danach düsen wir zurück zu unserem Campingplatz. Das Zelt haben wir – in weiser Voraussicht – bereits vor dem Mittag im Auto verstaut. Ein letzter Blick zurück und dann treten wir die Heimreise Richtung Helvetien an. Zuerst einmal möchten wir möglichst viele Kilometer zwischen uns und Hamburg bringen. Danach liegen sicherlich auch ein paar Pausen auf den Raststätten drin. Und irgendwann im Verlaufe des Sonntagmorgens werde ich dann wieder meine heimischen vier Wände begrüssen können.

Setliste – Delain

  1. Intro – The Monarch
  2. Hands Of Gold (mit George Oosthoek)
  3. Suckerpunch
  4. The Glory And The Scum
  5. Fire With Fire
  6. Masters Of Destiny
  7. Here Come The Vultures (mit Gitarren- und Drum-Solo)
  8. Mother Machine
  9. Don’t Let Go
  10. We Are The Others
  11. Pristine (mit George Oosthoek)

Saxon

Domi: Noch ein paar Worte zu Saxon. Meine lieben Kollegen, welche einiges jünger sind, waren während dem Saxon Auftritt wohl irgendwo anders (Anm. DtS: Richtig, Eisbrecher! Ich hasse Überschneidungen…). Biff Byford gehört in den erlauchten Kreis der Wacken-Giganten (Lemmy in Ehren). Seine Band spielt gefühlt alle zwei Jahre wieder am WOA. Auch heute ist dies der Fall.

Und die Fans werden auch heute nicht enttäuscht. Aus ihrem grossen Katalog an Songs zücken sie heute die eine oder andere Überraschung und auch sonst ist der Auftritt solid und auf gutem Niveau. Vielen ist aber nach Parkway Drive der Stilbruch wohl zu gross. Das Infield hat sich doch schon verhältnismässig stark geleert.

Eisbrecher

Domi the Stick: Dutti, nicht so schnell! Die Nacht ist noch lange und vor den letzten Tönen begebe ich mich bestimmt nicht zurück zum Camping. Als nächstes stehen für mich Eisbrecher auf dem Programm. Die Neue Deutsche Härte-Kappelle konnte mich diesen Sommer bereits einmal vollends zufrieden stimmen und so beginnt auch jetzt eine bombastische Show. Alexx und seine Jungs wissen, mit was sie um diese Uhrzeit auffahren müssen. Auch diese Band ist wohl noch lange nicht auf ihrem Zenith angelangt! Leider muss ich mich nach etwa der Hälfte verabschieden, die Deathstars locken mich in den Bullhead City Circus…

Setliste – Eisbrecher

  1. Verrückt
  2. Antikörper
  3. Fehler Machen Leute
  4. Augen Unter Null
  5. Amok
  6. Eiszeit
  7. So Oder So
  8. Prototyp
  9. Himmel, Arsch Und Zwirn
  10. 1000 Narben
  11. This Is Deutsch
  12. Volle Kraft Voraus*
  13. Was Ist Hier Los?*
  14. Miststück*
  15. Herzdieb**

Deathstars

Domi the Stick: Die schwedischen Todessterne verfolge ich schon seit längerem, doch aufgrund einer längeren Bandpause waren uns in den letzten Jahren keine Konzerte vergönnt. Ihr Comeback gaben die Jungs am diesjährigen Graspop Metal Meeting und der Auftritt war einfach nur genial. Allzu gerne verpasste ich dafür Slayer und nur mittelgerne verpasse ich jetzt gerade das Ende von Eisbrecher.

Doch spätestens beim ersten Song (und dieser ist neu!) rücken Alexx & Co. in Vergessenheit. Die Death Glammer oder wie auch immer man den Stil benennen möge gewinnen den gesamten Circus innert Sekunden für sich. Mit Songs wie «Metal» und «Blitzkrieg» ist einfach nicht zu spassen. Die Bandpause und die Reunion mit dem ehemaligen Gitarristen Cat Casino scheint den Schweden gut getan zu haben und so spielen sie auch heute in Höchstform auf. Einen genaueren Bericht werde ich dann definitiv von der nächsten Tour liefern!

Frog Leap

Domi the Stick: Nicht nur Bohnen-Chris, Santiano und die Headliner-Tauglichkeit von Sabaton sorgten im Vorfeld für Diskussionen in einschlägigen Foren. Auch der Auftritt von Frog Leap wurde nicht von allen gutgeheissen. Kern der Band ist der YouTuber und Multiinstrumentalist Leo Moracchioli, welcher sich mit seinen Metal-Covers von nicht-zwingend-Metal-Songs einen erfolgreichen YouTube-Channel aufgebaut hat. In seinen Videos spielt er jeweils (fast immer) alle Instrumente selber. Da dies live doch eher schwierig ist, hat er für seine Band Frog Leap also einige Musiker um sich geschart.

Als Abschluss für ein Festival – zusammen mit den draussen spielenden Rage feat. Lingua Mortis Orchestra – taugt dieser Act ganz bestimmt! Wer jetzt noch Energie hat, darf diese ungeniert hier im Zelt stehenlassen. Das Ganze sieht ziemlich spassig aus, und doch empfinde ich den Auftritt mit der Zeit als zu eintönig. Nach einigen Songs (und beim nachträglichen Blick auf die Setliste eindeutig zu früh) schleiche ich mich davon und gucke doch noch bei Rage und dem Orchester vorbei, wo gerade noch der letzte Track «Higher Than The Sky» performt wird. Gut, ab ins Bett! (oder eben nicht, schliesslich ist heute die letzte Nacht und schlafen kann man auch im ICE).

Setliste – Frog Leap

  1. Ghostbusters (Ray Parker Junior)
  2. Try (P!nk)
  3. Feel Good Inc. (Gorillaz)
  4. Africa (Toto)
  5. Party Rock Anthem (LMFAO)
  6. Killing In The Name Of (Rage Against The Machine)
  7. Pokemon (Jason Paige)
  8. Zombie (Cranberries)
  9. Hello (Adele)
  10. A New Level (Pantera)

Das Fanzit Wacken Open Air 2019 – Samstag

Dutti: Der Samstag erwies sich abermals als souveräner Abschluss des gesamten Festivals. Das Wetter zeigte sich von seiner angenehmsten Seite und wir konnten uns nochmals zahlreiche Konzerte reinziehen. Besonders überzeugen konnten ganz klar die beiden deutschen Truppen Critical Mess und Damnation Defaced auf der Wasteland-Stage. Aber auch Operus und Myrath (orientalische Show der Extraklasse!) hinterliessen bleibende Eindrücke.

Domi the Stick: Von A bis Z, sprich von den Kassierern bis Rage konnten mich heute erneut viele Bands überzeugen. Leider nicht dazugezählt werden Subway To Sally, doch auch hier blicke ich optimistisch in die Zukunft. À propos Zukunft: Die Heimreise per Shuttle-Bus, S-Bahn, ICE und ab Basel mit SBB-Zügen funktioniert erstaunlich gut und so bin auch ich gegen Sonntagabend zuhause, wo das Retablieren von Ausrüstung und eigenem Körper beginnt. Vorfreude aufs nächstes Jahr? Natürlich vorhanden!

Domi: Sehr ereignisreicher Tag mit tollen Bekanntschaften und Bands auf hohem Niveau. Ein würdiger Abschluss des Jubiläums. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlasse ich auch dieses Jahr wieder den Holy Ground. Die Heimreise gestaltet sich – wie alle Jahre – müde, aber erfüllt mit vielen Eindrücken. Auch ich bin am Sonntagabend wieder in heimischen Gefilden und geniesse das ausklingende Wacken-Feeling in vollen Zügen.

Das Fanzit Wacken Open Air 2019

Dutti: Danke Wacken! Das war eine fantastische Geburtstagssause. Auf die nächsten 30 Jahre würde ich meinen! Den Metalheads aus aller Welt wurde abermals ein äussert abwechslungsreiches Programm geboten. Das kann man alleine schon an uns drei Schreiberlingen messen. Alle waren zwar am selben Festival, aber in Sachen Bands haben sich unsere Wege trotzdem nur selten gekreuzt. Die Entdeckungsreisen auf den kleineren Bühnen reizen mich am W:O:A immer mehr. In diesem Zusammenhang waren dieses Mal sicherlich Varang Nord ein grosses Highlight. Die Letten haben übrigens den Metal Battle gewonnen – Gratulation an dieser Stelle! Die beiden Neuerungen Kaufland Metal Market und History-Stage kamen bei mir sehr gut an. Entgegen der im Vorfeld doch ziemlich miesen Aussichten war die ganze Angelegenheit ebenfalls wettertechnisch eine tolle Sache. Zwei Unterbrüche hat’s zwar gegeben, aber glücklicherweise haben die Gewitter das Areal in beiden Fällen verfehlt respektive lediglich leicht gestreift.

Auch im kommenden Jahr wird die metallische Pilgerreise in den hohen Norden Deutschlands abermals Pflicht. Schliesslich besteht ein grosser Reiz darin herauszufinden, was es mit dieser Maya- und Azteken-Thematik alles auf sich haben wird. Die ersten Bandbestätigungen können sich ebenfalls sehen lassen. Kleine Auswahl gefällig? Judas Priest, Amon Amarth, Hypocrisy, Nervosa, Overkill, Orden Ogan – oh ja, da ist für jeden Geschmack etwas dabei. In diesem Sinne: «See you in Wacken – rain or shine (or dust, or thunder or whatever)!»

Domi the Stick: Da kann ich mich in vielen Punkten nur anschliessen. Zur History Stage kann ich leider nicht allzu viel sagen; dorthin hat es mir leider nur zwischendurch für kurze Abstecher gereicht. Zum Glück hatten wir mit Dutti einen ‘Reporter der kleinen Bühnen’ auf Platz! Der Kaufland Metal Market ist an und für sich eine gute Idee. Gerne darf für nächstes Jahr aber das Sortiment angepasst werden und auch die kleinen und gut übers Gelände verteilten Camping-Supermärkte mit dem Allernötigsten wünsche ich mir zurück.

Das Wetter hat erstaunlich gut mitgespielt – sieht man von den beiden Unterbrechungen ab. Unser mit Material vollgepacktes Wägeli kann auch am Abreisetag noch ohne Probleme über den Acker gerollt werden; das will etwas heissen! Musikalisch hat sowieso vieles gepasst: Mit viel Blödsinn wie Die Kassierer und Christopher Bowes & His Plate Of Beans, mit speziellen Shows wie der Sabaton-Doppelbühnen-Show und der Slayer-Abschiedsshow und mit speziell zu lobenden Shows wie jenen von Eluveitie, Jinjer, HammerFall oder Deathstars wurde auch am dreissigsten Geburtstag gezeigt, wofür Wacken steht. Wieso dauert ein Jahr nur so lang…?! Wackööön!!!

Domi: Einmal Wacken, immer Wacken. Auch nächstes Jahr….und übernächstes….und wer weiss, dann vielleicht in 30 Jahren noch mit Rollator. Aber freuen wir uns erst Mal über eine sehr gelungene Geburtstagsparty. Organisation war wie auch die Jahre davor wieder Top. Ich habe grossen Respekt vor der durchdachten Logistik am W:O:A. Da könnten sich unsere Veranstalter teilweise eine grosse Scheibe davon abschneiden. Hier meine Top-Bands zu nennen geht gar nicht. Ich lobe lieber das Festival an sich. Für die 31. Ausgabe sind schon viele tolle Acts (Kollege Dutti hat schon darauf hingewiesen) am Start und es kommen wie gewohnt noch laufend dazu. Einmal mehr geht es (du hast so recht Domi) einfach viel zu lange bis es wieder heisst: W:O:A here we come. In diesem Sinne danke ans W:O:A-Metalinside-Autoren-Team und an euch Leser, welche unseren Monster-Bericht verschlungen habt.


Wie fandet ihr das Festival?

/ / 26.12.2019
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