Incinerate - Sacrilegivm (Cover Artwork)
Fr, 9. Oktober 2020

Incinerate – Sacrilegivm

Brutal Death Metal, Technical Death Metal
19.10.2020
Incinerate - Sacrilegivm (Cover Artwork)

Radikales Geballer aus den Staaten

Auf der anderen Seite des «grossen Teichs» existiert eine Band Namens Incinerate, die uns mit ihrer gnadenlosen Brutalität vom Hocker reissen möchte. Ob ihnen das gelingt, werde ich in der bevorstehenden Plattenkritik versuchen zu eruieren.

«Sacrilegivm» liegt jedenfalls auf einem Seziertisch bereit. Das apokalyptische Cover ist ohne Zweifel ein erster Blickfang. Irgendwelche höllischen Kreaturen der Finsternis attackieren – begleitet von einem Lavastrom – eine Festung, die aber ehrlich gesagt eher schon wie eine Ruine aussieht. Das soll wahrscheinlich einen der unendlichen Konflikte zwischen Gut und Böse darstellen. Mit ihren brutalen und technischen Todesmetall-Allüren werden Incinerate diese Thematik garantiert alles andere als zimperlich vertonen. Am 9. Oktober 2020 könnte somit wahrlich ein echtes Kracher-Werk auf die Menschheit losgelassen werden. Man wird sich vermutlich verdammt warm anziehen müssen!

Das Album – «Sacrilegivm»

Die Truppe hat kürzlich mit Comatose Music, welches in Sachen Death Metal ein goldiges Händchen zu haben scheint, einen neuen Vertrag abgeschlossen. Aufgrund dessen wird «Sacrilegivm» auch über das besagte Label vertrieben. Ist dieser Deal zurecht über die Bühne gegangen? Absolut! Bereits beim ersten Track «Lux In Tenebris» (zu Deutsch: «Licht in der Dunkelheit») hagelt es für sämtliche Kritiker richtig Prügel – und zwar mit voller Wucht in die Kauleiste! Solch eine aggressive Urgewalt hat schon länger nicht mehr den Weg in meine Gehörgänge gefunden. Krass, was der Fünfer hier direkt von Beginn an abliefert. Fronter Jesse Watson monströses Gegrunze (in diversen Variationen) ist durchaus beeindruckend. Zudem sitzt mit Phil Cancilla ein wahrer Maschinengewehr-Sympathisant hinter den Drums. Der rasiert locker alles und jeden weg! Der gelungene Überraschungseffekt kommt im letzten Drittel in Form eines mitreissenden Solos von Lead-Klampfer Jared Deaver daher. Sackstarker Auftakt!

Können die Herrschaften den Schwung beim darauffolgenden «Cast Out And Condemned» direkt mitnehmen? Oh ja – und es scheint ihnen verhältnismässig locker von der Hand zu gehen. Trommelbiest Phil verbraucht mal eben rasch die nächste Patronenladung und aus der Kehle am Mikro dröhnen weiterhin Geräusche, die eigentlich nur aus den tiefsten Tiefen von Satans Reich stammen können. Etwa in der Hälfte bringt abermals das Gezupfe an der Klampfe ein bisschen Melodie in die Runde. Eure Nackenmuskeln werden beim Zuhören regelrecht durch den Fleischwolf gedreht.

Bereit für die Kriegstrompeten («Trumpets Of War»)? Denn diese schallen jetzt über das blutgetränkte Schlachtfeld. Die Amis machen – erwartungsgemäss – keine Gefangenen und metzeln sich erbarmungslos durch die Reihen ihrer Feinde. Die Saitenköniginnen von Ted Isac und seinem Kumpel Jared rücken hier eine Spur intensiver in den Fokus.

Anschliessend wird der Zuhörer äusserst unsanft in Richtung des Feuers geworfen («Thrown To The Fire»). Ein weiteres Mal werden die Ohrmuscheln mit unerbittlichen Drum-Salven eingedeckt. Den Wechsel zwischen Hochgeschwindigkeits-Zerstörern und langsameren Halswirbel-Knackern beherrschen die US-Amerikaner meisterhaft. Anhänger von Sinister, Cryptopsy oder «unseren» Omophagia-Jungs dürften hundertprozentig auch Platz für Incinerate in ihren Sammlungen finden.

Kamerad Cancilla scheint die Wörter «Krampf» oder «Verschnaufpause» offensichtlich kaum zu kennen. Bei «Holy Irreverence» bleibt der Status quo bestehen – sprich, der immense Drum-Stick-Verbrauch erfährt keinen Abbruch. Ausserdem muss dieser Wahnsinnige Oberschenkel und Fuss-Muckis aus Stahl haben. Klar ist, dass sich Songs dieser Scheibe sehr ähneln. Aber aufgrund dieses extremen Brutalitäts-Grads vermisse ich eine vermehrte Abwechslung gar nicht allzu fest.

In der Album-Mitte treffen wir auf das gefallene Königreich («Fallen Is Your Kingdom»). Nach kurzer Zeit möchte man diesen Lied-Titel gerne lauthals gemeinsam mit Jesse mitbrüllen. Ungeübten Personen würde ich jedoch tunlichst davon abraten, denn anschliessend würde wahrscheinlich bloss eine elende Heiserkeit dominieren. Das Tempo bleibt lange hoch, ehe dann in den letzten Zügen eine gemächliche Dampfwalze über einen drüber rollt und den herumliegenden Körper zu Brei zermantscht.

Ihr seid auf der Suche nach Anschauungsunterricht für die Zusammenführung der brutalen und technischen Elemente des Todesmetalls? Ja bitte, nehmt gerne Platz und leiht eure Ohren der Komposition namens «Fleeting Opulence». Glanzvolle Vorstellung des Quintetts!

Die Herren sind in Tat und Wahrheit unerbittlich («Inexorable»). Augenblicke des Schonens oder Gnade existieren in deren Universum definitiv nicht. Das innere Biest des Sängers droht abermals auszubrechen. Die Saitenhexer sind ebenfalls wieder bockstark unterwegs. Sogar Basser Sasha Wilczynski ist kurzzeitig deutlich zu hören.

«Absence Of Divine Power» – also Abwesenheit der göttlichen Kraft? Jop, das ist auf diesem Silberling diskussionslos der Fall. Gott oder andere heiligen Dinge werdet ihr beim Hören dieses dämonischen Werks aus den tiefsten Höllenfeuern nie antreffen. Oha, da haben die Künstler aber ein paar verflucht hinterlistige, schleppende Nackenbrecher eingebaut. Autsch!

Das längste Stück der Platte heisst «Cenotaph Of Celestial Corpses» und dauert 04:17 Minuten. Weltrekorde in Sachen Spielzeit werden die Amis somit keine aufstellen. Aber sie verfügen ja glücklicherweise über andere Fähigkeiten. Vor allem zu Beginn der Nummer kann ein weiteres Mal fantastische Klampfen-Arbeit bestaunt werden. Diese Soli sitzen einfach!

Das völlig instrumentale Outro «Lamentation To The Fallen» bleibt effektiv die sanfteste Angelegenheit auf dieser CD und stellt einen ziemlichen Kontrast zum ganzen Rest dar. Da ist er also doch noch – der Moment des Durchatmens!

Das Fanzit Incinerate – Sacrilegivm

«Sacrilegivm» ist wahrlich ein fieser Seitenhieb gegen alles, was auf irgendeine Art und Weise religiös verehrt wird. In brutalster Manier knallen einem Incinerate Songzeile um Songzeile vor der Latz. Viele Stücke mögen auf den ersten Blick zwar ähnlich klingen – aber wie so oft steckt der kleine Satan im Detail. Das ist bei Weitem nicht nur ein total sinnfreies Geknüppel. Mit solch einem technisch hochstehenden Können muss man seine Instrumente zuerst einmal führen können. Hinzu kommen unglaublich teuflische Grunz-Laute aus der Mikrofon-Ecke. Dieser Brutalitätsgrad sucht eindeutig seinesgleichen!

Empfehlenswerte Hörproben: «Lux In Tenebris», «Thrown To The Fire», «Fleeting Opulence», «Absence Of Divine Power»

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Tracklist Incinerate – «Sacrilegivm»

  1. Lux In Tenebris
  2. Cast Out And Condemned
  3. Trumpets Of War
  4. Thrown To The Fire
  5. Holy Irreverence
  6. Fallen Is Your Kingdom
  7. Fleeting Opulence
  8. Inexorable
  9. Absence Of Divine Power
  10. Cenotaph Of Celestial Corpses
  11. Lamentation To The Fallen

Line Up – Incinerate

  • Jesse Watson – Gesang
  • Sasha Wilczynski – Bass
  • Ted Isac – Gitarre
  • Jared Deaver – Lead-Gitarre
  • Phil Cancilla – Drums

 

Video Incinerate – Lux In Tenebris


Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 8.5/10



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19.10.2020
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