Morrigu – In Turbulence (Cover Artwork)
Fr, 23. April 2021

Morrigu – In Turbulence

Melodic Death Metal
19.04.2021
Morrigu – In Turbulence (Cover Artwork)

Gelungenes Gemeinschaftskunstwerk

Morrigu sind zurück! Die helvetischen Melodic Death Metaller bringen nach vier – mit intensiver Arbeit gefüllten – Jahren einen neuen Silberling an den Start. Da Samples nicht so ihr Ding sind, haben Severin Binder und seine «compañeros» gleich eine ganze Armada von Gastmusikern (siehe Übersicht am Ende des Textes) für das Projekt «In Turbulence» mit ins Boot geholt.

Dazu gehört unter anderem der At The Gates-Trommler Adrian Erlandsson. Für das Mastering konnten die Jungs den in der Szene bestens bekannten Jens Bogren gewinnen. Ein Garant für ausgezeichnete Klänge. Beim Albumcover hatten ebenfalls mehrere Akteure ihre talentierten Finger im Spiel. So darf man am Ende des Tages wahrlich von einem umfassenden Gemeinschaftskunstwerk sprechen. Ob dieses Konzept brauchbare Früchte tragen wird, werde ich in der nachfolgenden Analyse versuchen zu eruieren. «In Turbulence» soll am 23. April 2021 über Ghost Sound Media erhältlich sein. Gemäss Promo-Dokumentation dürften Anhänger von Dark Tranquillity, Evergrey und Amorphis auch am Sound der Eidgenossen ihre Freude haben.

Das Album – «In Turbulence»

Oh ja, der Opener «Our World Collides» enthält fraglos jede Menge Dark Tranquillity. Die Schweden haben im November des vergangenen Jahres ja schon selbst ein grandioses Meisterwerk abgeliefert. Aber dies nur so nebenbei als kleiner Exkurs. In Morrigus Stück fallen insbesondere das Hühnerhaut auslösende Geigenspiel und der weibliche Gesang auf. Ein passendes Kontrastprogramm zu den groben Growls. Ein empfehlenswerter und abwechslungsreicher Einstieg in die Platte. Die Musiker scheinen zudem ein Gespür für progressivere Passagen zu haben, was beim nachfolgenden «In The Shade» gleich nochmals verdeutlicht wird. Ein äusserst treibender Rhythmus prägt die Szenerie. Derweil lädt der einlullende Abschnitt im Mittelteil vorübergehend zum Träumen ein. Abermals trägt das «Saiten-Streicheln» von Maria Grig viel dazu bei. Hinzu gesellen sich Franziska Kopps wirkungsvolle Klavierklänge.

Die längste Nummer des Silberlings hört auf den Namen «Blinded By The Artificial Light». Eine unglaublich facettenreiche Komposition. Ideales Futter für Prog-Fanatiker. Ricardo Borges überlässt das Mikro jetzt fast ausschliesslich dem klar singenden Kollegen Marc Durkee. Trotzdem wird nie komplett auf das mächtige Gebrüll verzichtet. Dieser Song ist tatsächlich nahe an Evergrey dran. «Crowned From Your Fear» lädt zum munteren Mähnenschwingen ein. Da knackt’s doch glatt im Nackenbereich. Des Weiteren können Elemente von In Flames und aus dem Metalcore-Sektor entdeckt werden.

Danach wird es Zeit für die ewige Finsternis («Eternal Darkness»). Rasch wird die hierzu erforderliche Atmosphäre mit den entsprechend harten Riffs erzeugt. Ausserdem zeigt sich die Gesangsabteilung von einer speziell aggressiven und hasserfüllten Seite. Schreit euch bei diesem Lied ruhig den Frust von der Seele – das ist in Tat und Wahrheit die optimale Gelegenheit für ein solches Unterfangen. Das zweifelsohne durch Amorphis (und möglicherweise auch Insomnium und Omnium Gatherum) inspirierte «Omnia» geht als nächstes an den Start. Im stimmlichen Bereich wird erneut auf den stets effektiven Gut-Böse-Kontrast gesetzt. Gerade Madame Elektra Amber macht hier einen hervorragenden Job! Wunderschön gesungen! Sie wird sich hundertprozentig in euren Gehörgängen einnisten.

«The King Of Thieves» ruft dann eher wieder die headbangende Zunft auf den Plan. Ricardo gibt in gewohnt bösartiger Manier den Takt vor. Allerdings sind Morrigu offenbar gerne für Überraschungen gut, denn nach rund anderthalb Minuten wird der Fuss vom Gas genommen und es entsteht Raum für sphärische Augenblicke. Rauschendes Wasser und die instrumentale Garde übernehmen nun das Kommando. Man kann zurecht ein weiteres Mal von einer «Geigen-Ekstase» sprechen. Auf den letzten Metern der Scheibe begleitet uns schliesslich das vielschichtige «A Funeral Of Liberty». Es kann sogar orientalisch angehauchter Gesang vernommen werden. Abermals können Parallelen zu Dark Tranquillity keinesfalls abgestritten werden.

Das Fanzit Morrigu – In Turbulence

Unglaublich – diese Band existiert seit 1999 und trotzdem hat sie es nie auf meinen Schirm geschafft. Dabei sind Morrigu ein weiterer Beweis dafür, dass wir hier in der Schweiz mit verdammt talentierten und überzeugenden Metal-Kapellen gesegnet sind. Die Platte «In Turbulence» muss sich einzig in Sachen Spielzeit Kritik gefallen lassen. Diese fällt mit circa 35 Minuten doch verhältnismässig knapp aus.

Doch Obacht – jetzt folgt das grosse ABER: Was ist wichtiger, Quantität oder Qualität? Ich wäre wahrscheinlich nicht die einzige Person, welche sich an dieser Stelle für die zweite Option entscheiden würde. «Lückenfüller» sucht man auf diesem Album nämlich vergeblich. Die Künstler haben sich definitiv nicht lumpen lassen und sorgfältig an den einzelnen Kompositionen herumgetüftelt. Sogenannte «Schnellhörer» sollten sowieso die Finger von diesem Teil lassen. Man muss die Musik in angemessenem Ambiente hören und vollends auf sich einwirken lassen. Es wäre wünschenswert, die ganze Sache eines Tages zusammen mit der vollständigen Entourage live erleben zu können – auch wenn das sicherlich ein schwieriges und herausforderndes Unterfangen werden dürfte.

Empfehlenswerte Hörproben: «Our World Collides», «Blinded By The Artificial Light», «Omnia»

Ab Release reinhören und portofrei (vor-)bestellen

Tracklist Morrigu – «In Turbulence»

  1. Our World Collides
  2. In The Shade
  3. Blinded By The Artificial Light
  4. Crowned From Your Fear
  5. Eternal Darkness
  6. Omnia
  7. The King Of Thieves
  8. A Funeral Of Liberty

Line Up – Morrigu

  • Severin Binder – Gitarre, Akustische Gitarre, Synthesizer
  • Luca Neukom – Gitarre
  • Mirko Binder – Bass
  • Bruno Mathis – Gesang /Gitarre (Live)
  • Marc – Drums (Live)

Zusätzliche Musiker (für das gesamte Album)

  • Adrian Erlandsson  – Drums
  • Ricardo Borges  – Gesang

Gastmusiker

  • Elektra Amber – Gesang (bei «Our World Collides» und «Omnia»)
  • Marc Durkee – Gesang (bei «Blinded By The Artificial Light»)
  • Moonchild Shi – Ethnischer Gesang (bei «A Funeral Of Liberty»)
  • Maria Grig – Geige (bei «Our World Collides», «In The Shade» und «The King Of Thieves»)
  • Ruben Wijga – Keyboard und Effekte (bei «Our World Collides» und «In The Shade»)
  • Milana Zilnik – Klavier (bei «Omnia» und «A Funeral Of Liberty»)
  • Franziska Kopp – Klavier (bei «In The Shade»)

 

Video Morrigu – A Funeral of Liberty


Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 8.5/10



Wie bewertet ihr dieses Album?

19.04.2021
Weitere Beiträge von

Morrigu