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Sa, 23. Oktober 2021

Black Diamonds (Plattentaufe)

Black Point (Oberriet, CH)
01.11.2021

Plattentaufe im Doppelpack

Die Black Diamonds spielen ein Heimspiel und taufen nicht eine, sondern grad zwei Silberlinge.

Keine Frage, für sowas müsste sich eine Reise ins Rheintal eigentlich lohnen, oder? Unglücklich ist höchstes die Terminkollision: Praktisch gleichzeitig sind in Zürich ihre Tour-Kollegen von King Zebra am Werk, die präsentieren derweil ihr eigenes neues Album. Nun, dort ist aber dafür meine bessere Hälfte Nicky dabei, so dass Metalinside an beiden Orten vertreten ist.

Back To The Roots

Als die Black Diamonds aus dem Rheintal vor vielen Jahren für ihren ersten Gig gebucht wurden, spielten sie im Clublokal des MC Black Thunder in Oberriet. Die Glam Rocker haben seither immer gute Beziehungen zum Black Point gepflegt und so erscheint es nur logisch, dass dies auch der Ort für einen speziellen Abend ist: Eine doppelte CD-Taufe steht auf dem Programm!

Floor 13

Moment – Doppelt? „No-Tell Hotel“ wurde ja bereits vor einem halben Jahr von der Leine gelassen und auch getauft (siehe Review)? Ok, doppelt hält besser. Aber eigentlich steht heute auch das „Floor 13“ betitelte Werk im Fokus: Ein Mix aus Live Aufnahmen (aufgenommen bei der ersten Show mit Neo-Gitarrist Chris Johnson), Cover Versionen und auch einem alten unveröffentlichten Track. Dieser spielt dann später noch eine Rolle.

Warm-up

Der Black Point liegt weitab jeglicher Zivilisation (ok, sooo weit dann auch nicht…), mitten in einem Industriegebiet. Kleine und grosse Feuer brennen am Eingang und vor dem Lokal und laden zum Verweilen und aufwärmen ein, denn es dürfte eine kalte Nacht werden. Also draussen. Drinnen ist das zu bezweifeln!

Klotzen, nickt kleckern

Im Innern angekommen staunt man nicht schlecht! Da steht eine verhältnismässig grosse Bühne mit einer ziemlich üppigen Lichtanlage. Die Diamonds haben im Vorfeld Grosses angekündigt, das scheint sich nun zu bewahrheiten. Im Lokal selbst gibt es noch eine Galerie, da müsste man mal schauen, ob man dann auch von da oben mal fotografieren darf… Doch zuerst wird die Geduld etwas strapaziert, denn der Showbeginn lässt ziemlich auf sich warten. Egal – es gibt ja feines Sonnenbräu hier!

We are here – we want to party!

Kurz nach 21 Uhr ist es so weit: Die Black Diamonds betreten unter Jubel die Bühne und starten mit dem Titeltrack des aktuellen Albums „No-Tell Hotel“ in ihren aussergewöhnlichen Arbeitstag. Doch der Beginn geht grad etwas in die Hose, denn Chris hat irgendwelchen Ärger mit seinem Arbeitsgerät und verschwindet Sekunden später grad in den Hintergrund. Problem gefunden, Problem gelöst – und zumindest für den zweiten Teil seines Solos schafft es der Neuling zurück auf die Bühne. Es sei vorweggenommen: Ab jetzt läuft alles wie geschmiert. Zumindest merkt der geneigte Fan nichts mehr von allfälligen Unstimmigkeiten.

Mit „Evil Twin“ folgt gleich der nächste neue Track. Stark, wie sich Mich und Andi mit dem Gesang abwechseln, nur um danach ein perfektes Duett folgen zu lassen. Mit „I’ll Be Ok“ ist der erste ältere Song an der Reihe und wie üblich kommt Drummer Manu im Mittelteil nach vorne an den Bühnenrand gestürmt – und räumt dabei halt auch mal husch sein Mikro ab. Einsatz pur! Manu ist auch danach im Zentrum: „Turn To Dust“ kommt mit massenhaft Druck knallhart gespielt daher. Das Nackenaufwärmtraining kann starten!

Das 13. Stockwerk

Nach der starken Partynummer „Forever Wild“ wagen die Rheintaler einen ersten Blick in den 13. Stock des No-Tell Hotels. Coverversionen sind immer Geschmacksache, manchmal ausgelutscht („Breakin‘ The Law“, „Ace Of Spades“…) und vor allem dann komplett überflüssig. „Out In The Fields“, im Original von Gary Moore, gehört glücklicherweise nicht in diese Kategorie, im Gegenteil. Ein cooler Song aus den 80ern, prima interpretiert von einer Band, die dieser Zeit auch mit dem eigenen Sound huldigt!

Der Black Point hat wie eingangs erwähnt einen speziellen Stellenwert für die Black Diamonds. Mich erklärt, dass sie den Jungs vom Black Thunder mal versprochen haben einen Song zu schreiben. Der heisst – wenig überraschend – „Black Thunder“ und entpuppt sich als knallharte Bikerhymne, die sogar einen leichten Motörhead Einschlag hat. Glücklicherweise (wieder-)entdeckt auf der 13. Etage: Bislang nur digital erhältlich, gibt’s den nun auch auf CD.

Kontraste

Nach dem wohl härtesten Track überhaupt gibt es direkt im Anschluss das totale Gegenteil: „Anytime“. Die Ballade aus dem Hotel, die live allerdings deutlich stärker rüberkommt als ab Konserve. Anschliessend darf sich Mich ein paar Minuten erholen und überlässt das Spotlight dem jüngsten Diamanten: Chris Blade Johnson.

Der neue Saitenhexer versprüht 80er Feeling von Kopf bis Fuss: Sein Name, Stirnband, nietenbesetzte Lederjacke (zumindest zu Beginn, bis es ihm zu warm wird…), Hosen mit Leoparden Muster – und eine Gitarre im Stile des grossen Meisters Georg Lynch. Mit diesem Outfit läuft er Basser Andi mit dessen Zebramantel mittlerweile den Rang ab – und passt somit bestens in diese Band! Dass er aber auch sein Instrument beherrscht, zeigt er auf eindrückliche Art.

Mit „My Fate geht das Programm „normal“ weiter, bevor der nächste Kontrast um die Ecke kommt: „Outlaw“. Ein Track, der Band-intern zuerst auf (grossen..?) Widerstand stiess – und dabei macht der jetzt dermassen Laune. Zweifellos eines der grossen Highlights des Abends – auch wenn es eine „Spassnummer“ ist. Ist einfach geil!

Die Taufe

Zurück zum Ernst des Lebens. Denn dies ist eine Achterbahn. Mal ist man unten – doch heute ist man ganz oben! „Thrillride“, wie immer von Andi gesungen, ist ein nächstes Highlight. Der Basser scheint übrigens ein neues Arbeitsgerät zu haben – mit leuchtend roten Saiten bespannt…

Dann ist die Zeit für die Taufe gekommen. Helferin Dalila kommt mit einem Tablett auf die Bühne. Die beiden CD’s „No-Tell Hotel“ und „Floor 13“ sowie ein stattliche Anzahl Shots werden geliefert – plus ein Luftballon in der Form einer Drei. Ähm – aber wir taufen doch nur ZWEI CD’s? Mich liefert die Auflösung – denn „No-Tell Hotel“ hat es im Frühjahr tatsächlich auf Platz 3 der Charts geschafft! Somit nur noch die Wunderkerzen anzünden – doch die Dinger wollen nicht so recht. Doch auch das wird alles mit Humor genommen und so werden die Shots fröhlich an die Fans verteilt…

Samstagabend

Weiter geht’s mit Musik. Schliesslich ist es S A T UR DAY! Wie seinerzeit im Review geschrieben: Eine Live Granate – und eigentlich ein Track, der in Zukunft einen Stammplatz in jeder Show erhalten sollte! Zur Feier des Tages darf danach auch Drummer Manu mal noch zeigen was er kann. Doch nach seinem Solo ist er grad reif für die Insel. Oder so. Nach diesem Ferienfeeling wird es ein letztes Mal etwas ruhiger: „Hand In Hand“, auf CD eigentlich ein heimlicher Favorit von mir, zieht live überraschenderweise im direkten Vergleich mit „Anytime“ den Kürzeren.

Das Ende naht

„Pieces Of A Broken Dream“. Hier kann man eigentlich getrost schon von einem Bandklassiker sprechen. Eine Nummer, die wohl kaum je auf einer Show gefehlt hat. Zurecht! Doch dann folgt nochmals eine faustdicke Überraschung. Die Diamonds wagen sich mit dem nächsten Song auf dünnes Eis. Ronnie James Dio ist eine Legende – und Songs von ihm zu covern, kann sehr schnell in einem Desaster enden. „Rainbow In The Dark“, von Dio’s Debüt Album „Holy Diver“, ist ein absoluter Klassiker aus den 80ern. Mich macht hier einen wirklich guten Job – es ist definitiv keine Verhunzung, sondern richtig gut! Und es markiert den letzten Einblick ins 13. Stockwerk am heutigen Abend.

Emotional wird’s bei „Lonesome Road“, einem der besten Tracks des Albums. Die Fans singen minutenlang weiter, sehr zur Freude der Band. Eindrückliche Bilder, die ich für den Moment oben auf der Galerie geniessen darf. Und nun wird ein letztes Mal auf Vollgas geschaltet. We are here – we want to Party! Im Konfettiregen peitscht das Quartett die Fans nochmals richtig an. Mein Nacken und meine Stimme sind langsam am Ende ihrer Lebensdauer des Abends…

Zugaben

Im Gegensatz zu anderen Konzerten fordern die vielleicht 150 Leute hier vehement nach mehr. Und natürlich bekommen sie es auch! „Reaching For The Stars“ markiert den Auftakt ins Finale, gefolgt vom Todesstoss für meinen Nacken und meine Stimme. „Not Going Home“. Die ultimative BD-Nummer. Eskalation. Pure Eskalation. Direkt gefolgt von Heiserkeit. Man reiche mir ein Sonnenbräu…

Leider niemand da für diesen Job. Nun gut, dann feiern wir halt noch den wirklich letzten Song – nochmals ein Klassiker. „Hands Of Destiny“ setzt nach zwei Stunden den ultimativen Schlusspunkt unter eine saugeile Show. Unzählige Hände werden geschüttelt als sich Mich, Chris, Andi und Manu zur Akustik Version vom ansonsten schmerzlich vermissten „Vampires Of The Night“ von den feiernden Fans verabschieden.

After Show Party

Im Black Point läuft nun Musik ab Konserve. Rock und Metal Klassiker geben sich die Klinke in die Hand. Derweil geht der Arbeitstag der Black Diamonds in die Verlängerung. Ohne wirklich müde zu wirken stehen sie am Merch, strahlen mit den Fans um die Wette und signieren unermüdlich CD’s, T-Shirts, Handys (ööhm?), Feuerzeuge und alles, was ihnen sonst noch unter die Schreiber gehalten wird. Fan-Nähe wird auch hier gross geschrieben!

Das Fanzit – Black Diamonds (Plattentaufe)

Es war im Februar 2020, als ich die Black Diamonds das letzte Mal live erleben durfte. Das wurde die Abschiedsshow von Gitarrist Dee. Heute ist es nun meine erste Begegnung mit Chris. Der Junge scheint sich verdammt gut eingefügt zu haben! Sowohl optisch wie auch musikalisch versprüht er pures 80er Flair – obwohl er kaum alt genug ist, diese Zeit selbst erlebt zu haben…

Und sonst – was für eine Show! Die Black Diamonds lassen sich nicht lumpen und schöpfen wirklich aus dem Vollen für die Show zu ihrer Doppel-Taufe. Mit einer starken Lichtshow werden den Fans zwei volle Stunden (hallo Eclipse…) besten 80er Rock die Ohren gehauen und die danken es mit einer tollen Party. Die einzigen zwei, die das nicht so toll fanden, sind mein Nacken und meine Stimme. Aber die können mich mal! Und jetzt ab zum Merch-Stand. Muss mal wieder ein neues T-Shirt kaufen. Das erste in diesem Jahr…

Setliste Black Diamonds (Plattentaufe)

  1. No-Tell Hotel
  2. Evil Twin
  3. I’ll Be Ok
  4. Turn To Dust
  5. Forever Wild
  6. Out In The Fields (Gary Moore Cover)
  7. Black Thunder
  8. Anytime
  9. Guitar Solo
  10. My Fate
  11. Outlaw
  12. Thrillride
  13. Saturday
  14. Drum Solo
  15. The Island
  16. Hand In Hand
  17. Pieces Of A Broken Dream
  18. Rainbow In The Dark (Dio Cover)
  19. Lonesome Road
  20. We Want To Party
  21. Reaching For The Stars*
  22. Not Going Home*
  23. Hands Of Destiny*
  24. Vampires Of The Night (Outro)*

*Zugaben

Fotos Black Diamonds (Plattentaufe)


Wie fandet ihr das Konzert?

01.11.2021
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