The Ruins Of Beverast - Werk 21 Zürich 2022
Fr, 1. April 2022

The Ruins Of Beverast, Grave Miasma, Fuoco Fatuo

Dynamo Werk 21 (Zürich, CH)
08.04.2022
The Ruins Of Beverast - Werk 21 Zürich 2022

Ruinen, ein Grab und Italo-Feuer

Für einen finsteren Abend im Werk 21 sorgten am Freitag folgende Gruppen: The Ruins Of Beverast, Grave Miasma und Fuoco Fatuo. Veranstalter Füess und seine Meh Suff! Crew erfreuten sich an einem bis zur Decke mit schwarzmetallischen Jüngern gefüllten Kellergewölbe. Ein gelungener Start in den April!

Der vierte Monat des laufenden Jahres scheint fast gänzlich im Zeichen des Black Metal und seinen Kompositionen zu stehen. Der heutige Event macht den Auftakt, danach folgt über die Osterfeiertage die teuflische Zeremonie namens Dark Easter Metal Meeting in München, ehe schliesslich die dritte Ausgabe des Black Hole Fests im Hall Of Fame für den Ausklang verantwortlich ist. Ein Programm, welches den Anhängern Satans viel Freude beschert.

Die Meh Suff! Mitglieder arbeiten auch am 01.04. und erlauben sich dabei keine Scherze. Stattdessen haben sie die Kapellen Fuoco Fatuo, Grave Miasma und The Ruins Of Beverast in die Katakomben des Zürcher Jugendkulturhauses Dynamo eingeladen. Für mich sind diese Equipen allesamt unbeschriebene Blätter und ich bin deshalb extrem gespannt, was sie zu bieten haben. Des Weiteren liegt mein letzter Besuch im Werk 21 ebenfalls eine ganze Weile zurück. Beim winterlichen Treiben, welches draussen herrscht, bevorzuge ich freilich lieber die Neuauflage des «Sardinenbüchsen-Simulators» im Innern des Gebäudes. Solange die Wege an die Bar, den Merchandise-Stand, das Urinal und die Bühne (Reihenfolge dieser Aufzählung kann variieren) nicht komplett versperrt sind, lässt es sich bestimmt aushalten.

Fuoco Fatuo

Die ersten Akteure gehen Punkt 20 Uhr ins Rennen. Südländische Heiterkeit sucht man im vorgetragenen Liedgut jedoch vergebens. Die aus der Lombardei stammenden Fuoco Fatuo (bei der Aussprache des Bandnamens, der einem unfassbar fliessend von der Zunge geht, wird gefühlt jeder sofort zum Italiener) setzen nämlich auf depressive und schwermütige Tonfolgen. Gemäss offiziellen Angaben sollte es ein Gemisch aus Funeral Doom und Death Metal darstellen. Fronter Milo Angeloni, der knochige Accessoires zu bevorzugen scheint, brüllt aus tiefster Kehle in sein Mikro. Phasenweise gesellt sich obendrein eine Art Wolfsgeheul hinzu. Soundtechnisch sind effektiv einige Parallelen zu unseren helvetischen Schattenmeistern von Bølzer vorhanden.

Die langen «Brocken-Hymnen» verlangen beim Zuhörern volle Konzentration und Ruhe. Doch wenn man sich dieser Geschichte hingibt, lässt sie einen so schnell nicht wieder los. Nichtsdestotrotz ist es ein paar Nasen im Raum zu lasch. Die haben eben null Komma null Flair für sphärische Sequenzen…! Ich persönlich würde genau solche Musik produzieren, um meine Trauer respektive meinen Hass über Ananas auf Pizza – ein kulinarisches Gewaltverbrechen sondergleichen! – effizient zu verarbeiten. Das wird zwar mit grösster Wahrscheinlichkeit auf gar keinen Fall der Hauptantrieb von Fuoco Fatuo (was zu Deutsch übrigens so viel wie «Irrlicht» bedeutet) sein, aber ihre Kompositionen sind ungeachtet dessen anspruchsvoll und einlullend. Der ideale Soundtrack für frostige, einsame Winternächte.

Grave Miasma

Erneut muss das allwissende Internet zur Namenserläuterung herangezogen werden. Als Resultat erhalte ich schliesslich etwas aus der Richtung «übler Grabgeruch». Gnädigerweise stellen die Künstler aus Grossbritannien unsere Riechkolben nicht direkt derart heftig auf die Probe. Es bleibt duftmässig bei Schweissgeruch und allfälligen Bierausdünstungen. Damit kann der geneigte Metalhead selbstverständlich locker leben. Wir sind ja keine Weicheier, oder?

All diejenigen, welche beim vorangegangen Auftritt des italienischen Line-Up-Vertreters eingedöst sind, werden nun unsanft aus ihren Träumen gerissen. Grave Miasma drücken ordentlich aufs Gaspedal! Da kommt umgehend Bewegung in die Bude! Jetzt können die Headbanger ihre haarigen Rotoren brav unermüdlich herumwirbeln. Alles andere würde die starke Darbietung der Engländer sowieso nicht anständig würdigen. Allerdings ist der eigene Bewegungsradius im mittlerweile rappelvollen Gewölbe arg eingeschränkt. Die Setliste gewährt uns einen brauchbaren Einblick in das bisherigen Schaffen des Quartetts. Ein Wiedersehen mit dem miefenden Grab würde ich auf gar keinen Fall ausschliessen.

The Ruins Of Beverast

Den heutigen Headliner haben mir im Vorfeld einige Leute empfohlen und wärmstens ans Herz gelegt. Es handelt sich um das Projekt The Ruins Of Beverast des Aacheners Alexander von Meilenwald. Im kommenden Jahr können er und seine «Bifröst-Ruinen» auch schon auf eine zwei Dekaden dauernde Existenz zurückblicken. Den Gig beschreitet das Multi-Genie nicht allein. Ihm stehen gleich vier Gastmusiker zur Seite. Gemeinsam entführen sie die Zuhörerschaft auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle.

Rasantere und gemächlichere Parts, Hochs und Tiefs – die Melodien der Truppe sind definitiv vielschichtig und erzeugen eine spezielle Aura. Für zusätzliche Rauschmomente vernehme ich ausserdem plötzlich einen Hauch von Weihrauch in der Luft. Die düsteren Lichtverhältnisse entpuppen sich fürwahr als Horrorszenario für sämtliche (Hobby-)Knipser in den Publikumsreihen. Andererseits haben die Protagonisten dadurch Ruhe und sind keinem Dauer-Blitzgewitter ausgesetzt. Der Fokus verbleibt auf der Musik. Serviert wird der Masse ein kleiner Querschnitt durch die vollständige Diskographie des Projekts, welcher pünktlich zur Geisterstunde sein Ende findet.

Das Fanzit – The Ruins Of Beverast, Grave Miasma, Fuoco Fatuo

Drei verschiedene Bands, die aber alle auf ihre Weise unterhaltsam waren. Fuoco Fatuo und The Ruins Of Beverast sorgten für eine düstere Atmosphäre, während Grave Miasma eher auf die groben Geschütze verantwortlich setzen. Gemäss Füess haben sich heute Abend am Ende rund 200 Personen ins Werk 21 verirrt.  Kann man fraglos als Erfolg verbuchen.

Setliste – Grave Miasma

  1. Arisen Through The Grave Miasma
  2. Guardians Of Death
  3. Rogyapa
  4. Gnosis Of The Summon
  5. Ancestral Waters
  6. Seven Coils
  7. Erudite Decomposition
  8. This Tomb Is My Altar

Setliste – The Ruins Of Beverast

  1. Ropes Into Eden
  2. Daemon
  3. Anchoress In Furs
  4. The Clockhand’s Groaning Circles
  5. Surtur Barbaar Maritime
  6. Polar Hiss Hysteria
  7. I Raised This Stone As A Ghastly Memorial
  8. Kain’s Countenance Fell*

*Zugabe


Wie fandet ihr das Konzert?

08.04.2022
Weitere Beiträge von

Fuoco Fatuo, Grave Miasma, The Ruins Of Beverast