Metalinside.ch - Powerwolf - The Hall Dübendorf - Foto Kaufi
Sa, 19. November 2022

Wolfsnacht 2022 – Powerwolf, Dragonforce, Warkings

The Hall (Zürich, CH)
/ 13.12.2022

Von Wölfen, Drachen und Königen

Die Power Metaller Powerwolf laden zur Wolfsnacht 2022 in Zürich – und mit DragonForce sowie den Warkings haben sie sich namhafte Mitstreiter geholt.

Kaufi: Und so sind es gut 4’000 Zuschauer, die an diesem nasskalten Samstagabend den Weg nach Stettbach in die Hall gefunden haben. Da hat sich seit meinem letzten Besuch nicht nur der Name geändert: In der ehemaligen Samsung Hall sind offenbar auch andere Bierhändler und / oder Caterer in Aktion getreten. Jedenfalls muss man sich nun nicht mehr mit dem furchtbaren Heineken rumschlagen…

Doch vieles ist noch gleich – der seitliche Eingang ist natürlich immer noch DAS Hindernis und der grosse Schwachpunkt. Hingegen sind die Soundverhältnisse schlicht phänomenal, und mittlerweile dürfen die Bands (auch wenn jeweils eine separate Bewilligung eingeholt werden muss) auch ihre Pyroshows mitbringen. Warum man jedoch im drei Meter grossen Fotograben eine Maskenpflicht für die fotografierende Zunft verhängt, während dem Security Mitarbeiter direkt am Bühnenrand stehen ohne irgendwelche Maskierung – das verstehe wer will… Diese Auflagen kommen jedenfalls nicht von der Halle oder vom Veranstalter. Na ja…

Aber widmen wir uns nun dem Wichtigen zu: Dem Heavy Metal! Da sind heute wie erwähnt drei Bands am Werk, von denen man keine als wirkliche Newcomer bezeichnen kann und jede fraglos auch ihre eigenen Fans hat. So ist es dann auch kein Wunder, dass bereits beim Opener die Halle anständig voll ist…

Warkings

Zugegeben: Die beiden Support Acts sind nicht so nach meinem persönlichen Gusto. Aber zur Not ist ja auch noch unser Dutti da, der kann sicher dann auch noch seinen Senf dazugeben…

Erstaunlich früh (bereits um 18.45h) starten die Warkings ihre Show. Das Bühnenbild ist beeindruckend und zeigt auch mit welchem Selbstvertrauen das Quartett agiert. Offiziell weiss man nicht, wer hinter den vier maskierten Kriegern steckt, doch zumindest beim Sänger ist es längst ein offenes Geheimnis. Jedenfalls ist da jahrelange Erfahrung aus anderen Bands am Werk! Die Schweizerin Melissa Bonny war zudem auch zuständig für die Growls, aber sie ist mittlerweile nicht mehr dabei.

Ich habe die erst 2018 gegründete Band schon an der Rocknacht Tennwil live erleben dürfen. Und obwohl man hier problemlos das Label „Power Metal“ anhängen kann, wurde ich mit dem Sound irgendwie nie richtig warm. Somit: Neue Chance am heutigen Abend.

Das Auftreten der Warkings ist absolut stimmig, ähnlich wie Powerwolf oder Sabaton haben sie sich ein klares Konzept auf die Fahne geschrieben, welches sie konsequent durchziehen – dazu gehört auch das „Geheimnis“ um ihre wahre Identität. Musikalisch gefällt mir das heute zu Beginn auch schon ein wenig besser, als dann allerdings Bonny-Nachfolgerin Secil Sen mit den Growls das Zepter übernimmt, finde ich das dann nicht mehr ganz so toll.

Grundsätzlich lässt sich allerdings nicht viel kritisieren, den Fans gefällt’s – darauf kommt es ja dann auch an. Oder was meinst du, Meister Dutti?

Dutti: The Tribune (auch bekannt als der geschichtsliebende «Zwillingsbruder» von Serenity-Sänger Georg Neuhauser, der zudem zufällig ein verdammt ähnliches Stimmorgan zu besitzen scheint) und seine Mitstreiter spulen das für den heutigen Abend ideale Aufwärmprogramm ab und können die Zuschauer dank diverser Mitmach-Parts und leicht nachzusingenden Songs rasch auf ihre Seite ziehen. Interessant finde ich zudem auch die offensichtlich eingewobenen Querverweise in den einzelnen Stücken. So muss ich bei «Fight» unweigerlich an «Bella ciao» und während «Gladiator» an die «Power Rangers» denken. Die Warkings machen Laune und ich freue mich schon auf ein weiteres Aufeinandertreffen in einer nächsten Schlacht.

Setliste Warkings

  1. The Last Battle
  2. Spartacus
  3. Maximus
  4. Monsters
  5. Fight
  6. Hephaistos
  7. Sparta
  8. Gladiator

DragonForce

Flashback: Februar 2006. Edguy, auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, haben mit „Rocket Ride“ ihr wohl bestes Album rausgehauen und gastieren im Z7. Als Support sind DragonForce dabei, die ich zu diesem Zeitpunkt nicht kannte – die man mir aber schwer empfohlen hat. Tja, aber wie das so ist… Ich fand die Musik und die Show einfach nur langweilig. Kleine Randnotiz: Als Opener damals fungierte eine komplett unbekannte Truppe aus Falun in Schweden, welche auf dieser Tour den Grundstein auf dem Weg zu einem der grössten Acts der Welt legen konnte…

Doch zurück zu DragonForce. Unsere Wege kreuzten sich in den Jahren immer mal wieder, sei es auf der 70’000 Tons of Metal Cruise oder am Bang Your Head!!! Festival. Geändert hat sich nicht viel – ich kann mit diesem Hochgeschwindigkeits-Gefrickel einfach nichts anfangen. Sorry Leute…

Heute in der Hall können die Londoner allerdings mit einem imposanten Bühnenbild trumpfen. So stehen rechts und links zwei überdimensionierte Spielautomaten, die einerseits als Podest für die Musiker dienen und andererseits Computerspiele aus den 80ern und 90ern zeigen, teilweise mit den Songtexten unterlegt. Zugegeben: Das sieht wirklich cool aus. Auch die die Outfits der Gitarristen Hermann Li und Sam Totman stechen dank grellen Farben ins Auge – die gelbe Klampfe von Totman ist der Hammer!

Musikalisch jedoch bleibt alles beim Alten – ist einfach nicht meins. Ich mache meine Fotos und verdufte nach draussen, da treffe ich einige Bekannte zu einem Hopfentee. Aber Dutti weiss da sicher noch mehr zu dieser Show zu sagen…

Dutti: Überraschenderweise zielen unsere Meinungen für einmal in dieselbe Richtung ab, werter Kollege. Bedauerlicherweise packt mich die DragonForce-Darbietung dieses Mal kaum. Das ging früher also auch schon deutlich überzeugender… Klar sind Herman Li und Sam Totman nach wie vor die ulkigen Saitenhexer-Virtuosen und mit Basserin Alicia Vigil hat man neuerdings einen echten Hingucker in der Truppe, aber insgesamt fehlt mir da ein gewisser herüberspringender Funke. Nichtsdestotrotz sind die beiden riesigen Arcade-Automaten zweifelsohne ein Highlight. Ich hätte während der Show freilich liebend gerne ein paar Games darauf gezockt.

Setliste Dragonforce

  1. Highway To Oblivion
  2. Three Hammers
  3. Fury Of The Storm
  4. The Last Dragonborn
  5. My Heart Will Go On
  6. Cry Thunder
  7. Through The Fire And Flames

Powerwolf

Der riesige Fotograben und die Bühnenaufbauten lassen es erahnen: Powerwolf richten heute mit grosser Kelle an! Die Kulisse ist gigantisch, und der Einmarsch der Musiker, begleitet von Fackel tragenden Mönchen, setzt ein erstes Zeichen. Mit „Faster Than The Flame“ gibt’s auch gleich einen heissen Start: Die Flammenwerfer haben bereits Schwerstarbeit und werden von weiteren Pyro-Effekten begleitet. Und die 4’000 Leute sorgen sofort für allerbeste Stimmung!

Natürlich: Wer schon des Öfteren mal an einer Wolfsnacht war, kennt einige der Elemente, die da kommen. So bittet Fronter Attila Dorn dann auch gleich zur „heiligen Metal Messe“ und schwenkt seinen Weihrauchkübel. Da ist man als Fotograf grad froh, dass man erst später in Aktion treten darf… Nach „Incense & Iron“ fordert der Sänger die Fans auf „mit ihm zu sündigen“. Au weh – wenn das nur gut kommt! Es ist Zeit für „Cardinal Sin“.

Mit „Amen & Attack“ folgt ein Klassiker, der mächtig abgefeiert wird von den Fans. Dann bittet Attila seinen Keyboarder Falk Maria Schlegel zu einem Tänzchen – welcher dieser sehr „verlegen“ annimmt. Herrlich! „Dancing With The Dead“ ist bockstark und auch hier sind die Videoanimationen schlicht fantastisch, da passt einfach wirklich alles.

Und schon folgt das nächste bekannte Element. Vor „Armata Strigoi“ wird wie gewohnt die Sing-Fähigkeit des Publikums getestet, dies passiert in vier Parts. Oftmals übernehmen die Fans grad direkt das Zepter, sehr zum „Ärger“ des Bandleaders. Heute passiert das allerdings nicht – dafür zeigen sich die Anhänger bei den einzelnen Teilen als überraschend stilsicher! Beeindruckend, auch für die Band.

Wie angetönt kennt man gewisse Elemente schon von früheren Shows. Der Flammen werfende Attila bei „Fire & Forgive“, das grelle Lichtkreuz bei „Stossgebet“, den Schneefall bei „Where The Wild Wolves Have Gone“. Das tut dem Spass allerdings keinen Abbruch! Auch die Ansagen des Fronters sind teilweise bekannt, dennoch ist er immer spontan und geht auch auf die Reaktionen des Publikums ein.

Apropos „Publikum“: Ich habe in letzter Zeit oftmals rumgenörgelt über das Desinteresse (Gelabber) und die extreme Handy-Filmerei. Heute muss ich zwei Dinge aber positiv herausstreichen: Ausser dem Typen in Reihe 1, der sein Scheisstelefon permanent über Kopfhöhe hält, hat es generell erstaunlich wenige „verwackelte-Video-Filme-die-man-nie-mehr-anschaut-Macher“. Ich streune während der ganzen Show in der Halle herum und bin überrascht, wie wenige Handys in die Luft gehalten werden.

Im Gegenteil: Als bei „Where The Wild Wolves Have Gone“ Lichter von Seiten der Band gefordert werden, hat es einige, die das richtig Old School mit Feuerzeug statt Handy machen! Mag sein, dass das grad an meinem Standort etwas konzentriert ist, aber ich find’s geil! Und auch das Gerede, das Gelabber, das offensichtliche Desinteresse an der Show – davon ist selbst ganz hinten kaum was zu merken. Sogar hier wird mitgeklatscht, mitgesungen, mitgefeiert. Stark!

Showmässig geht’s nach dem grandiosen „Where The Wild Wolves Have Gone“ weiter mit einem neuen Track: „Sainted By The Storm“. Die Wölfe machen auf Piraterie, die Videoanimationen einmal mehr fantastisch. Die entsprechende Feier geht direkt weiter, als Attila die Fans auffordert, seiner „Army Of The Night“ beizutreten.

Nach etwa eineinhalb Stunden bahnt sich langsam das Ende an, als sich die Band mit „Let There Be Night“ ein erstes Mal von der Bühne verabschiedet. Doch selbstredend gibt es noch einen mächtigen Nachschlag! „Sanctified With Dynamite“ und „We Drink Your Blood“, beide garniert mit viel Feuer, sind zwei Gassenhauer, die einfach nicht fehlen dürfen. Gleiches gilt irgendwie auch für die armenischen Werwölfe, die heute das Schlussbouquet bilden. Und so endet nach knapp zwei Stunden ein grossartiges und äusserst unterhaltsames Spektakel mit einem grossen Funkenregen.

Dutti: Boah, Kaufi hat eigentlich schon alles zu dieser überragenden Wolfsmesse gesagt. Selbst bei meiner inzwischen zwölften Begegnung mit Attila und Co. ist aufkommende Langeweile nie ein Thema. Powerwolf füllen ihre Headliner-Rolle wirklich immer besser aus und haben sich diesen Status redlich verdient. Die Bühnenbilder sind ein Augenschmaus! Beinahe jedes Design könnte auf ein Shirt gedruckt werden. Meine Favoriten sind sowohl die lüsternen Nonnen von «Demons Are A Girls Best Friend» als auch das wunderbar zu «Sainted By The Storm» passende Schiff. Dieses zweitgenannte Lied könnte übrigens geradeso gut aus der Feder von Sabaton stammen. Abschliessend kann ich lediglich noch ein «vielen Dankeschön, meine Freunde» in Richtung der Wölfe äussern.

Setliste Powerwolf

  1. Faster Than The Flame
  2. Incense & Iron
  3. Cardinal Sin
  4. Amen & Attack
  5. Dancing With The Dead
  6. Armata Strigoi
  7. Beast Of Gévaudan
  8. Stossgebet
  9. Demons Are A Girls Best Friend
  10. Fire & Forgive
  11. Where The Wild Wolves Have Gone
  12. Sainted By The Storm
  13. Army Of The Night
  14. Blood For Blood (Faoladh)
  15. Let There Be Night
  16. Sanctified With Dynamite
  17. We Drink Your Blood
  18. Werewolfes Of Armenia

Das Fanzit – Powerwolf

Lauter zufriedene Gesichter – das sagt schon sehr viel aus. Powerwolf haben sich in den letzten Jahren kontinuierlich gesteigert, sowohl was ihre Alben wie auch ihre Liveshows angeht. Sicher – es gibt einige „Wiederholungen“, doch die Jungs versprühen so viel Spass, dass man ihnen das gerne verzeiht. Man darf gespannt sein, wie weit die Wölfe noch kommen werden. Der Sprung in die absolute Spitze der Metalszene ist ganz nah!

Zu den Supports habe ich bereits alles gesagt – aber vielleicht hat Dutti da noch was zu melden?

Dutti: Nicht wirklich. Zu den Bands haben wir meines Erachtens alles gesagt. Aber abschliessend möchte ich dafür gerne nochmals lobende Worte in Richtung Haustechnik loswerden. Irgendwie hat man den zweijährigen «Zwangsunterbruch» hervorragend genutzt und an den richtigen Schrauben gedreht. Ich durfte jetzt kürzlich mehreren Shows in der Hall beiwohnen und jedes Mal war die Soundqualität top! So kehre ich natürlich stets gerne an diesen Ort zurück.

Fotos Powerwolf, Dragonforce, Warkings (Kaufi)


Wie fandet ihr das Konzert?

/ 13.12.2022
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