Te Ruki - Marako Te Ruki (Cover Artwork)
Do, 20. Oktober 2022

Te Ruki – Marako Te Ruki

Black Metal
31.12.2022
Te Ruki - Marako Te Ruki (Cover Artwork)

Ein Hoch auf Traditionen

Ab dem dritten Mal wird vermutlich eine Tradition draus. Nachdem ich letztes Jahr Stormkeeps Debut erst einige Zeit nach der Veröffentlichung im vorangehenden Herbst entdeckt habe und besprechen konnte, und das Jahr vorher dasselbe mit dem ersten Album von Glacier passiert ist, überraschen mich nun Te Ruki mit ihrem Erstling. Dabei ich bin überhaupt nicht unglücklich darüber, dass Marako Te Ruki doch noch den Weg zu mir gefunden hat.

Eigentlich ist Marako Te Ruki bereits seit Mitte April auf Bandcamp hörbar, doch die physische Veröffentlichung durch Vama Marga Productions hat sich etwas hingezogen und so ist das Digipak schliesslich im letzten Herbst erschienen. Doch was ist das eigentlich für eine Band, mit der wir es hier zu tun haben? Te Ruki stammen aus Französisch-Polynesien, genauer gesagt vom Tuamotu-Archipel und sind seit rund fünf Jahren als Band aktiv. Inspiriert vom Ozean, den Winden und den Inselvölkern haben sich die fünf Damen und Herren einer leicht symphonischen Ausrichtung des Black Metal verschrieben. Doch der Einfluss lokaler Kultur beschränkt sich nicht nur auf die Inspiration und die Texte über polynesische Gottheiten. Nein, das Quintett lässt – beispielsweise im Titeltrack – auch mit Einschüben an traditioneller Perkussion und Flötenschnipseln eine passende Atmosphäre entstehen. Abgestützt auf ein melodiöses Gerüst aus schneidenden Riffs und untermalt mit vielen getragenen Keyboardeinsätzen, sorgen diese Farbtupfer dafür, dass Marako Te Ruki sehr frisch daher kommt. Beim abschliessenden „Tomo Te Aho“ schimmern zudem ganz, ganz feine Anleihen aus dem melodischen Death Metal durch. Auch die wie ein Manntra wiederholten ritualartigen Gesangspassagen in Songs wie „Te Aka Tamaki“ oder „Huero A Tamaera“ tragen ihren Teil dazu bei, dass dem Sound der Band definitiv einen besonderen Charakter attestiert werden kann. Das alles kombinieren Te Ruki mit der ursprünglichen Sprache des Archipels, was ihnen nicht nur staatliche Unterstützung bei der Produktion des Albums eingebracht hat, sondern den vorgetragenen Worten auch einen ganz eigenen Klang verleiht.

Abgesehen von der Sprache, werden die traditionellen Elemente allerdings eher sparsam eingesetzt und so bleibt Marako Te Ruki über die ganze Spielzeit hinweg ein ganz klares Black Metal-Album, was auch gleichzeitig seine grösste Schwäche darstellt. Denn gerade die für unsere Breitengrade exotischen Passagen verleihen den Stücken ihre besondere Würze, die sie stark von anderen Bands abhebt, während die schwarzmetallischen Anteile einen guten aber bisweilen unscheinbaren Eindruck machen. Das braucht nicht in einem reinem Folk Metal Album auszuarten, aber einen Tick mehr dieser besonderen Ingredienzen würde die Musik durchaus noch vertragen, ohne dabei zu weit vom jetzt vorherrschenden Klangbild abzudriften. Apropos Klangbild; die Abmischung ist sehr gelungen und der leicht verwaschene Ansatz in den tieferen Frequenzbereichen unterstützt das Kopfkino dabei passend, Bilder von donnernden Stürmen über den wogenden Fluten der aufgepeitschten See vor dem inneren Auge vorbeilaufen zu lassen. Wer noch mehr Inspiration braucht, betrachtet das wunderschöne Artwork, das vielleicht eine der in „Ruahatu“ oder „Tohitika“ besungenen Gottheiten zeigt, auf jeden Fall aber die Musik auf Marako Te Ruki perfekt visuell in Szene setzt und der ursprüngliche Grund dafür war, dass ich auf das Werk aufmerksam wurde.

Das Fanzit zu Marako Te Ruki

Mit Marako Te Ruki ist Te Ruki ein richtig toller Wurf gelungen, dessen Höhepunkte ganz klar der Verankerung in der französisch-polynesischen Kultur entspringen. Gerne darf das Quintett die traditionellen Elemente in zukünftigen Kompositionen noch etwas mutiger einsetzen, doch bietet bereits das Debut der Band pazifisch geprägten Black Metal, der sich gewaschen hat. Ich freue mich mit diesen Klängen aus der Südsee im Ohr bereits auf nächsten Winter, in der Hoffnung dann wieder über ein so gelungene Jahresendüberraschung zu stolpern und verbleibe mit starken 8 Punkten inklusive einem Platz unter meinen Jahreshighlights.

Video Te Ruki – 2 Songs von Marako Te Ruki


Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 8/10



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31.12.2022
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