Züri Gmätzlets Vol. II - Dynamo Zürich 2023
Sa, 4. März 2023

Züri Gmätzlets Vol. II – Napalm Death u.a.

Dynamo (Zürich, CH)
/ 21.03.2023
Züri Gmätzlets Vol. II - Dynamo Zürich 2023

Die zweite «Metzel-Runde»

Akustischer Mord und Totschlag gefällig? Dann hättet ihr am vergangenen Samstag ohne Zweifel im Zürcher Dynamo beim Züri Gmätzlets Vol. II vorbeischauen müssen

In der ausverkauften Lokalität wurde fleissig herumgebrüllt und auch die Headbanger kamen vollends auf ihre Kosten. Gruppen wie Napalm Death, Benediction oder Escuela Grind liessen mächtig Dampf ab. Was sonst noch alles am «Züri Gmätzlets Vol. II» vorgefallen ist, verraten euch «Mit-Schreiberling» Luke und meine Wenigkeit in den nachfolgenden Zeilen.

Dutti: Ob man an einem Samstag Lust und Zeit für ein Mini-Festival hat? Na, klar doch! Die Meh Suff!-Crew serviert uns zum zweiten Mal ein gepfeffertes, scharfes Zürcher Geschnetzeltes, welches es definitiv in sich hat. Geschätzte Freunde in der Küche, die Pilze dürft ihr bei mir gerne weglassen, merci! Wobei, wenn ich so im Merchandise-Erdgeschoss auf die exklusiv für diese Veranstaltung kreierten T-Shirts blicke, scheinen ohnehin ganz andere Zutaten im Vordergrund zu stehen. Auf den abgebildeten Tellern tummeln sich nämlich abgetrennte Gliedmassen und irgendwelche Gedärme. Also ein Fall für Feinschmecker (oder vielleicht eher Kannibalen?). Apropos Kannibalismus, die verwendeten Motive erinnern tatsächlich an den Todesblei-Krösus Cannibal Corpse. Allerdings sind Ober-Rülpser George Fisher und seine Mannen erst gegen Ende dieses Monats in Zürich zu Gast. Heute gehört die Bühne ein paar anderen Abrissbirnen.

Fairerweise ist anzumerken, dass das Line-Up – zumindest für mich – diverse Unbekannte enthält. Lediglich Wormrot, Napalm Death und Benediction sind mir bereits ein Begriff. Aber wie ihr sicherlich wisst, bin ich stets offen für Horizonterweiterungen. Beim Treppenaufstieg in den Dynamo Saal entdecken wir dann einen interessanten Flyer. Dabei handelt es sich um nichts anderes als die Ankündigung für das Züri Gmätzlets Vol. III. Sehr gut! Zwei Bands sind ebenfalls schon bekannt. Ihr dürft euch auf Pig Destroyer und Gutalax freuen. Hui, speziell im Fall der tschechischen Goregrind-Jungs möchte ich keinesfalls mit den Aufräumarbeiten betraut werden. Eine solche Masse von Toilettenpapier, WC-Bürsten und Lauchstängeln hat das Dynamo garantiert noch nie gesehen!

Ups, erneut leicht abgeschweift… Sorry! Zurück in der Gegenwart schlendern wir schnurstracks in Richtung Hopfentankstelle, um uns die ersten blonden Durstlöscher einzuverleiben. Metalinside-Kumpel Luke wird heute auch mitmischen. Bei seiner Erwähnung wird jedoch nochmals ein Zeitsprung nötig – und zwar in die Vergangenheit. Schliesslich ist er ein Überlebender der ersten Ausgabe dieses Events. Seine Erfahrungen könnt ihr hier nachlesen. So, aber von jetzt an befassen wir uns mit aktuellen Darbietungen und Musik – versprochen!

Luke: Natürlich lasse ich mir die zweite Ausgabe nach der gelungenen Premiere letztes Jahr nicht entgehen. Erst recht nicht, wenn das Line-Up so stark ist! Also gleich ab ins Getümmel – ohne lange Vorrede.

Escuela Grind

Dutti: Keine Ahnung, ob es effektiv irgendwo auf dieser Erdkugel eine Schule für Grindcore gibt. Nichtsdestotrotz hat sich der Opener des Festivals genau danach benannt. Vor meinem geistigen Auge laufen sofort witzige Filmchen ab. Einen schreienden und herumzappelnden Barney Greenway als Lehrer zu haben, wäre garantiert ein spannendes Erlebnis gewesen. Je länger ich den Auftritt beobachte muss ich zugegeben, dass meine Vorstellungen gar nicht so weit von der Realität entfernt sind. Escuela Grind touren momentan wirklich mit Napalm Death durch die Gegend und Katerina Economou wirkt eindeutig wie eine weibliche Version des stets eskalierenden Frontmannes.

Stilistisch fallen Parallelen zu den Butcher Babies, Jiner und Infected Rain auf. Obschon die Truppe aus dem US-Bundesstaat Massachusetts nochmals eine Spur derber unterwegs ist. Felle-Prügler Jesse Fuentes versucht mittels «Yee-haw»-Rufen und anderen lustigen Sprüchen das Eis zu brechen und das Publikum auf Betriebstemperatur zu bringen. Seine Versuche fruchten, denn wir können kurz darauf festhalten, dass schon um 16 Uhr die erste «Todeswand» der Veranstaltung durchgeführt wird. Der Saal ist sowieso bereits zu diesem frühen Zeitpunkt überraschend gut besucht. Und es wird noch voller werden («sold-out» lässt grüssen).

Die Adiletten von Saitenhexerin Kris Morash werfen den Verdacht auf, dass sie erst gerade aufgestanden ist. Aber dieser Eindruck täuscht. Sie und ihre Mitmusiker sind hellwach! Wir können sogar von einem ersten Abriss sprechen. Massgeblichen Anteil daran hat glasklar Katerina. Was für eine rotzfreche Rampensau (im wahrsten Sinne des Wortes, denn die erste Reihe muss man ziemlich rasch zur «Splash-Zone» erklären). Ausserdem verfügt sie über einen – und jetzt kommt mir bitte bloss nicht mit der Sexismus-Schiene! – Allerwertesten für die Ewigkeit, den sie so gekonnt schüttelt, dass man(n) nur allzu gerne hinschaut. Aber nicht zu doll ablenken lassen, denn die Frontröhre haut regelmässig wichtige Ansagen raus, in denen sie sich für Randgruppen, Transmenschen etc. starkmacht. Botschaften dieser Art werden wir an diesem Festival übrigens noch öfters zu hören bekommen.

Luke: Auch wenn mir Escuela Grind vor dem Event nicht bekannt waren, die dringliche Warnung von meinem Kollegen Meier wurde natürlich ernst genommen. Der meinte noch, wir sollen die Amis auf keinen Fall verpassen – gesagt, getan. Also sind wir pünktlich bei Beginn der ersten Band vor der Bühne. Das wird wohl ein langer Tag…

Aber das frühe Erscheinen lohnt sich definitiv! Escuela Grind ist wieder mal eine Gruppe mit grossgeschriebenem CORE hinter dem Grind. Die Hardcore-Wurzeln sind ganz offensichtlich hörbar und gefallen mir sehr gut. Sogar die letzten drei Songs, die augenzwinkernd als «Pure Death Metal» angekündigt werden, gehen teilweise stark in die Richtung. Auch wenn die Gruppe sicher gut auf die Tour mit Napalm Death passt, im Vorprogramm von Terror, Agnostic Front oder Nasty würden die zwei Mädels und Jungs ebenfalls eine gute Figur machen und das Publikum auf ihre Seite bringen, da bin ich mir sicher. Ansonsten hat Dutti eigentlich schon alles geschrieben. Starker Auftakt von einer Band, die ich künftig definitiv auf dem Radar haben werde.

Siberian Meat Grinder

Dutti: Russland und Moskau mögen aufgrund der Ereignisse in der Ukraine nachvollziehbarerweise keine hohe Popularität aufweisen, aber den metallischen Kapellen aus dieser Region sollte man trotzdem eine faire Chance gewähren (zumal sie häufig nix mit der dort umgesetzten Politik am Hut haben). Deswegen bin ich gespannt, was Siberian Meat Grinder so alles im Repertoire haben.

Angeführt wird der Fünfer von einem Typen mit schwarzer Bärenmaske, der auf den Künstlernamen «Vladimir The Grand Tormentor» hört. Die Fans kommen in den Genuss von hübschem Thrash-Gehämmer, welches mit melodiösen Gitarren-Parts angereichert wird. Und exakt diese Mischung macht den Reiz von Siberian Meat Grinder aus. Das ist weit mehr als bloss stumpfes Material aus der Haudrauf-Abteilung. Die Osteuropäer gehören ebenfalls zu dem rund um Napalm Death aufgebauten Tour-Package. Ich würde ihnen wünschen, dass sie dank dieser Rundreise in der Szene bekannter werden. Mich können sie fortan zumindest sorglos zu ihren neuen Anhängern zählen. Saubere Leistung der Russen!

Die pelzigen Tatzen-Tiere scheinen es den Herrschaften eh angetan zu haben. Der Name des aktuellen Eisens lautet zum Beispiel «Join The Bear Cult». Des Weiteren betritt bei einer Nummer effektiv ein riesiger Meister Petz als Gast die Bühne. Auf seinem Haupt trägt er sogar ein kleines Krönchen. Sänger Vladimir erklärt uns, dass wir es gerade mit einer Audienz beim «Bären-Zar» höchstpersönlich zu tun hätten. Das Publikum johlt und prostet dem Honig liebenden Herrscher jedenfalls lautstark zu. Show-Elemente dieser Art sind natürlich immer gerne willkommen.

Luke: Siberian Meat Grinder sind wohl heute die am wenigsten harte Band im Billing, weswegen ich auch gespannt bin, wie Vladimir und seine Mitstreiter hier ankommen. Am Open Air Gränichen 2019 hat der Thrash mit Hardcore-Einflüssen für sehr gute Reaktionen gesorgt. Und obwohl das Publikum hier ein ziemlich anderes ist als damals im Moortal, sorgen die Russen (die soviel ich weiss Grösstenteils nicht mehr in Russland wohnen) auch heute für einige Bewegung im Dynamo-Saal.

Sänger Vladimir ist übrigens ziemlich sicher auch als Vlad Boltcutter bei den «Hip-Hop-Punks» Moscow Death Brigade aktiv. Mit Sicherheit sagen lässt sich das zwar nicht, da hier – wie schon geschrieben – eine Bären-Maske zum Einsatz kommt, während die Auftritte bei MDB jeweils mit Sturmhaube absolviert werden. Die Tattoos auf den Armen sprechen aber definitiv dafür. Somit kennt der Fronter auch das Dynamo bestens, schliesslich war er mit der Zweit-Band schon im Werk 21 zu Gast.

Gespielt wird heute viel vom 2022er Album «Join The Bear Cult», dass bei mir bereits zu einigen Umdrehungen im CD-Player gekommen ist. Und auch live wissen die Songs zu überzeugen. Gute Show!

Dropdead

Dutti: Auch die nächste Band gehört zur Napalm Death-Reisegruppe. Nun kommen die Punks auf ihre Kosten. «Fuck Nazis, fuck racism!» – die ersten Worte von Sänger Bob Otis haben es freilich in sich und zeigen schön auf, wohin der Trip in den nächsten 40 Minuten ungefähr gehen wird. Es wird dreckig. Akustische Faustschläge mitten in die Kauleiste (inklusive Kritik an Tierversuchen)! Das Gekeife am Mikrofon erinnert durchaus stellenweise an Black Metal. Minim deutlicher dürften die Techniker das Ganze allerdings ungeniert abmischen. Mit seinem Equipment geht der gute Bob alles andere als zimperlich um. Beim Herumwirbeln kracht sein Mikro ab und an mit Schmackes auf den Bühnenboden. Mal schauen, ob das Material diese Tortur bis zum Ende durchhält.

Die wilde Performance wirkt sich auch auf die Zuschauer aus. Eskalation ahoi! Etliche Crowdsurfer können bestaunt werden. Zudem fliegen andauernd Bierbecher durch die Luft (trinkt das Zeugs doch aus, ehe ihr zum Weitwurf ansetzt!). Offenbar erfreuen sich die Amis einer gewissen Beliebtheit. Ich hingegen habe die beiden vorangegangen Formationen als stärker empfunden. Dafür ist mir Dropdead-Basser George Radford absolut sympathisch. Der hat seine Brille nämlich mittels eines elastischen Brillenbandes an seinem Schädel festgemacht. Gute Idee! So fliegt das Ding garantiert nie davon. Sollte ich mir auch einmal überlegen. Drummer Brian Mastrobuono kommt ebenfalls angenehm rüber. Mit seinem langen weissen Bart sieht er sowieso aus wie Dumbledore. Eventuell verfügen seine Sticks ja über magische Kräfte – wer weiss?

Luke: Dropdead kannte ich vor dem Auftritt heute ehrlich gesagt gar nicht. Aber irgendwie gefällt mir der deftige Hardcore Punk. Ein Mix aus D-Beat, Powerviolence, Crust Punk und Grind sorgen für ein ziemlich heftiges Noise-Gewitter. Dazwischen gibt’s immer mal wieder Ansagen zu politischen Themen, Grüsse an die Animal Liberation Army und jede Menge Mikrofon-Geschwinge von Sänger Bob. Mich erinnert der Auftritt ein bisschen an meine Jugend-Helden von Discharge.

Und das Publikum tobt definitiv, wie Dutti bereits geschrieben hat. Die im Vergleich zu den Bands zuvor nun noch vollere Halle eskaliert richtiggehend, zumindest in den vorderen Reihen. Die heftigen Punk-Pits vertreiben mich dann irgendwann auch ein bisschen nach hinten. Trotzdem gibt es auch für die Amis einen Daumen hoch von mir für ihren Auftritt.

Setliste – Dropdead

  1. Prelude
  2. Torches
  3. Road To Absolution
  4. Only Victims
  5. Vultures
  6. The Black Mask
  7. Book Of Hate
  8. TOT (= 5 Tracks von der Split-Scheibe mit Totalitär von 2002)
  9. 2nd (= 7 Tracks von der 1996er-EP «Hostile»)
  10. Hopeless
  11. Bullshit Tradition
  12. Army Of Hate
  13. You Have A Voice
  14. Control
  15. Paths Of Glory
  16. Unjustified Murder
  17. At The Cost Of An Animal

Devourment

Dutti: Wir bleiben gleich in den USA und machen mit Devourment weiter. Ein kompromissloser Dampfhammer aus Dallas, Texas. Versucht bloss nicht hier irgendwelche Textzeilen verstehen zu wollen. Ein Ding der Unmöglichkeit. Ohne Gnade wüten die Slam- und Brutal Death-Attacken durch das Gemäuer. In Sachen Härtegrad wäre damit die bisher höchste Stufe erreicht. Die vier Herren zeigen genau das, was man von ihnen erwarten kann. Mir persönlich wird der «vorgegrunzte» Hass mit der Zeit etwas zu eintönig. Ab und zu kann eine gewisse Abwechslung eben nicht schaden. Andererseits sind die beiden genannten Stilrichtungen ja dafür bekannt, dass man als Zuhörer in zäher Manier durch den Fleischwolf gedreht wird.

Allenfalls könnte man die Gunst der Stunde nutzen, um einmal das Essensangebot abzuchecken. Aber so wie ich mich kenne, werde ich eh nur wieder an der Bar enden. Typisch Meh Suff!-Event.

Luke: Prost, Dutti! Ich bin ja immer froh um die 30-minütigen Umbaupausen. Beim heutigen Line-Up beschränken sich meine Barbesuche grösstenteils darauf, da ich eigentlich gar nichts verpassen will. Und schon gar nicht Devourment! Mit den Slam Death Pionieren aus Texas hatte ich erst letzten August im KIFF Aarau das Vergnügen, und die Band hat mich damals regelrecht weggeblasen.

Der Sound ist wirklich sehr hart. Im Gegensatz zu Dutti finde ich aber durch den Slam-typischen Groove nie, dass das irgendwie eintönig wird. Und wie schon im KIFF muss ich auch heute ab Fronter Ruben Rosas ein bisschen schmunzeln. Irgendwie passt der optisch so gar nicht zum harten Sound der Band. Wenn ich den auf der Strasse treffen würde, käme ich wohl nie auf die Idee, dass der so krasse Growls draufhat. Er erinnert mich mit seinem Schnauz eher an einen amerikanischen TV-Cop aus irgendeiner 80er-Jahre Serie…

Die Band gefällt mir gut, die Stimmung vor der Bühne kann allerdings nicht ganz mithalten. Auch wenn ab dem dritten Song immer mal wieder Pits vorne durch den Saal toben, bei Dropdead zuvor war doch noch etwas mehr los. Da war das Slam-Publikum letztes Mal im KIFF einiges aktiver. Damals hatten Devourment sogar dem Headliner Misery Index die Show gestohlen und die heftigeren Reaktionen im Saal provoziert. Ansonsten gibt es aber von meiner Seite nichts zu bemängeln.

Setliste – Devourment

  1. A Virulent Strain Of Retaliation
  2. Choking On Bile
  3. Postmortal Coprophagia
  4. Self Disembowelment
  5. Narcissistic Paraphilia
  6. Fucked To Death
  7. Devour The Damned
  8. Molesting The Decapitated
  9. Babykiller

Benediction

Dutti: Am letztjährigen Party.San Open Air habe ich Benediction leider verpasst. Glücklicherweise hatte Luke mehr Energie und konnte ein paar Sätze zum dortigen Gig verfassen (siehe Review). Aber nun möchte ich die Todesblei-Veteranen auch endlich einmal in Fleisch und Blut erleben. 1989 ist ohnehin ein ausgezeichneter Jahrgang. Das kann also nur gut werden!

Vom ersten Ton an steht fest, dass wir es hier mit waschechter Headliner-Qualität zu tun haben. Die Engländer lassen sich definitiv nicht lumpen. Schon die ersten beiden Lieder «Divine Ultimatum» und «Iterations Of I» stellen einen eleganten Spagat zwischen dem Debütstreich «Subconscious Terror» und der aktuellen Platte «Scriptures» dar. Alle anwesenden Nackenmuskeln dürften nach diesem Auftritt zwangsbeurlaubt werden. Exakt so muss Death Metal klingen! Es ballert! Derweil toben vor der Bühne wilde Moshpits und zwischendurch sind auch wieder Crowdsurfer im Einsatz.

Fronter Dave Ingram agiert als sympathischer und unermüdlicher Antreiber. Der Kerl verfügt einfach über eine angenehme Aura. Ich kann mir gut vorstellen, dass man mit ihm locker ein Bierchen zischen und über die metallische Szene fachsimpeln könnte. Er hätte sicherlich diverse spannende Geschichten zu erzählen. Rührend ist zudem sein Umgang mit Jüngling Nik Sampson am Bass. Das wirkt beinahe wie Vater und Sohn. Das wird ohne Zweifel nicht mein letztes Benediction-Konzert sein, darauf könnt ihr wetten!

Luke: Benediction waren für mich definitiv eines der Highlights am Party.San – und auch heute wissen die Engländer zu überzeugen! Dutti, falls du mit Dave Ingram einen trinken willst, würde ich aber eher Rotwein empfehlen. Wie schon im letzten Sommer in Schlotheim ist auch heute eine Flasche mit auf der Bühne, von welcher der Frontmann zwischen den Liedern immer mal wieder einen grossen Schluck nimmt.

Die Setliste weiss – wie mein Kollege schon richtig erwähnt hat – mit einem Mix aus neuerem Material und Klassikern zu gefallen. Die aktuelle Scheibe ist mit drei Songs vertreten, trotzdem bleibt aber auch genug Platz für die ganzen altgedienten Hits. Auch sonst hat Dutti eigentlich schon alles Wichtige erwähnt. Die Band besticht durch Spielfreude und die Stimmung vor der Bühne ist ebenfalls gut.

Erneut ein gelungener Auftritt der Männer aus Birmingham. Ich freue mich schon auf das nächste Aufeinandertreffen, welches am 18. März am Heidelberg Death Fest stattfinden wird.

Setliste – Benediction

  1. Divine Ultimatum
  2. Iterations Of I
  3. Scriptures In Scarlet
  4. Nightfear
  5. Progenitors Of A New Paradigm
  6. Vision In The Shroud
  7. The Grotesque
  8. Foetus Noose
  9. Stormcrow
  10. Jumping At Shadows
  11. Subconscious Terror
  12. The Dreams You Dread
  13. Magnificat

Napalm Death

Dutti: Mein mit Spannung und Freude erwartetes Highlight greift um 21.45 Uhr ins Geschehen ein. Doch was soll eigentlich der Stuhl in der Mitte der «Spielwiese»? Erhält ein ausgewählter Zuschauer etwa einen exklusiven Logenplatz mit bester Sicht auf das Geschehen? Weit gefehlt. Wir werden Zeugen einer für einmal komplett anders als normalerweise ablaufenden Napalm Death-Show. Auf der zuvor erwähnten Sitzmöglichkeit thront Barney himself. Der Verband an seinem rechten Fuss respektive Bein verheisst nix Gutes. Die Hiobsbotschaft verkündet der Chef gleich selbst: Er habe sich dummerweise in München einen Knöchelbruch zugezogen. Autsch! Da kann man nur gute Besserung wünschen. Öhm, und wo steckt der Herr am Tieftöner? Der nächste Dämpfer – denn Shane Embury ist krankheitsbedingt ausgefallen… Stage-Manager Matt Sheridan springt als Aushilfe ein. Gemäss Barney sei er ja immerhin «handsome».

Kann diese veränderte beziehungsweise angeschlagene Napalm Death-Variante trotzdem überzeugen? Aber so was von! Der wahnsinnige Zappelphilipp ist auch in sitzender Position der Oberhammer. Sein Gebrüll funktioniert nach wie vor wunderbar. Herumgefuchtelt wird ebenfalls unaufhaltsam. Des Weiteren stampft er mit seinem gesunden Bein munter auf dem Boden. Bleibt zu hoffen, dass Barney sich nicht weitere Verletzungen zuzieht oder am Ende gar seinen Stuhl schrottet. Während seiner Ansprachen nimmt er in gewohnter Manier kein Blatt vor den Mund. Jep, die heutige Veranstaltung ist phasenweise schon ein bisschen politisch angehaucht (obwohl der Fokus logischerweise primär auf der Musik liegt).

In Sachen Songauswahl kann man sich praktisch nicht beklagen. Nach meinem Gusto sind alle essenziellen Kompositionen mit von der Partie. «Scum», «Suffer The Children», «When All Is Said And Done» oder der Guinness-Rekord-Quickie «You Suffer» – Fan-Herz, was willst du mehr? Beim nächsten Mal ist Barney dann sicherlich nicht mehr «angekettet» und kann wieder standardmässig ausrasten. Ausserdem hatten wir ja bereits vor ein paar Stunden im Rahmen der Escuela Grind-Darbietung mit seinem weiblichen Doppelgänger das Vergnügen.

Luke: Das Barney im Sitzen spielen wird und Shane fehlt, wusste ich beides schon vor der Show. Egal, Napalm Death sind sowieso immer geil. Und der Stimmung im Publikum kann das eh nichts anhaben, denn hier eskalieren nun alle! Die Jungs um Barney sind heute die Band, die alle Anwesenden zum Ausrasten bringt. Dropdead-Punks, Benediction-Deather, Devourment-Slamer und Wormrot-Grinder bilden einen riesigen Pit, der praktisch die ganze Breite der Halle einnimmt – zumindest in den vorderen Reihen.

Irgendwie scheint nun aber der schon den ganzen Abend sehr gut gefüllte Saal auch nochmals voller zu sein. Entweder das oder wir haben uns diesmal für die falsche Seite entschieden. Jedenfalls gerate ich relativ früh (unfreiwillig) in den Pit, rutsche aufgrund eines Schubsers auf dem nass-glatten Boden (das massenhaft verschüttete Bier lässt grüssen) aus, und setze mich mit Anlauf auf meinen Allerwertesten. Erschwerend kommt dazu, dass ich mich für die Rettung des Bechers in meiner Hand entscheide, anstatt den Sturz irgendwie abzufangen. So habe ich nun zwar noch Gerstensaft, aber auch ordentlich Schmerzen…

Trotzdem schauen wir – nun von etwas weiter hinten – der Show noch weiter zu. Da aber auch bei meiner Frau Yvonne die Energiereserven langsam, aber sicher aufgebraucht. Und da sie zudem hier hinten aufgrund Ihrer Grösse nicht besonders viel sieht, entscheiden wir uns für einen frühzeitigen Abgang. Ich hätte zwar Wormrot gerne auch noch geschaut, das Gefühl im unteren Rücken beim die Dynamo-Treppe herunterlaufen bestärkt mich aber darin, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Sorry für den französischen Abgang Dutti, dir noch viel Spass!

Wormrot

Dutti: Gute Besserung, Luke. Kommt gut nach Hause! Für mich bleibt somit noch der Rausschmeisser übrig. Diese Rolle übernehmen die aus Singapur stammenden Wormrot, welche ich 2019 schon einmal im Werk 21 in Aktion erleben durfte (siehe Review). Die Erinnerungen daran sind jedoch verblasst, weswegen die nun stattfindende Auffrischung wie gerufen kommt.

Hmm, die Truppe scheint bezüglich der Mitgliederanzahl geschrumpft zu sein. Auf der Bühne wütet lediglich ein Trio. Den Sänger erkenne ich sofort. Das ist doch Gabriel Dubko von Implore! Wie ist der denn bei Wormrot gelandet?! Die Jungs liefern eine hasserfüllte Zerstörung ab, welche aber trotzdem keinen Vergleich zu den vorangegangenen Equipen darstellt. Aufgrund dessen entscheiden wir uns für einen frühzeitigen Abgang und treten erschöpft die Heimreise an. Damit verpasse ich wie üblich die gefürchtete «90s After Show Party» (was mich allerdings nicht grossartig stört).

Setliste – Wormrot

  1. All Will Wither
  2. The Darkest Burden
  3. Broken Maze
  4. Behind Closed Doors
  5. A Dead Issue
  6. Eternal Sunshine Of The Spotless Grind
  7. Fallen Into Disuse
  8. Buried The Sun
  9. Oblivious Mess
  10. Forced Siege
  11. Sledgehammer
  12. Blockhead Fuck Off
  13. Descending Into The Unknown
  14. Grieve
  15. Sea Of Disease
  16. Hollow Roots
  17. Your Dystopian Hell
  18. Unrecognizable
  19. Hatred Transcending
  20. Pale Moonlight
  21. Seizures
  22. Voiceless Choir
  23. Desolate Landscapes
  24. When Talking Fails, It’s Time For Violence
  25. Glass Shards

Das Fanzit – Züri Gmätzlets Vol. II

Dutti: Das «Züri Gmätzlets» ist fraglos ein gelungenes Mini-Festival, welches primär die groben und ultra-harten Jungs zufriedenstellt. Bei dieser zweiten Ausgabe stachen insbesondere Escuela Grind, Siberian Meat Grinder, Benediction und Napalm Death hervor. Zudem war der «Sold Out»-Status das schönste Kompliment, welches die Gäste den fleissigen Meh Suff!-Leuten machen konnten. Reserviert euch ruhig schon einmal den 2. März 2023 – dann soll nämlich die dritte Ausgabe dieses akustischen Gemetzels stattfinden!

Luke: Ich kann mich Dutti nur anschliessen: Eine gelungene Veranstaltung! Bei meinen Highlights könnte ich nun einfach jede Band aufschreiben, denn mir haben von den Gruppen, die ich gesehen habe, wirklich alle gefallen. Allerdings würde ich es bevorzugen, wenn es nächstes Mal nicht ganz so viele Leute hätte. Aber klar, auch ich mag den Meh Suff!-Machern den Erfolg durchaus gönnen. Eventuell gibt es dann ja auch irgendwann mal wirklich XXL-Festivalshirts. Diesmal muss ich mich mit einem für ein paar Wochen schmerzenden Steissbein als Souvenir begnügen… Ich hoffe, dass das bei mir nun nicht zur Tradition an Meh Suff-Events wird ( siehe Rippen beim Festival 2022).


Wie fandet ihr das Festival?

/ 21.03.2023
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