Cremation - Gaswerk Winterthur 2023
Fr, 2. Juni 2023

Cremation, All Life Ends, Vomitheist

Gaswerk (Winterthur, CH)
11.06.2023
Cremation - Gaswerk Winterthur 2023

Triple Todesblei

Falls ihr am Freitagabend im Winterthurer Stadtkreis Töss starke Erschütterungen wahrgenommen habt, könnte das mit grosser Wahrscheinlichkeit an den heftigen «Lautsprecher-Ausreizungen» im Gaswerk gelegen haben. Zu Gast waren dort – angeführt von Cremation – gleich drei Gruppen aus dem Death Metal-Sektor, die allesamt überzeugen konnten. All Life Ends nutzten die Auftrittsgelegenheit obendrein als Album-Release-Show.

Als stolzer Bewohner der Eulachstadt feiere ich es extrem, dass das Kulturzentrum Gaswerk der metallischen Zunft wieder vermehrt Aufmerksamkeit schenkt und diverse Veranstaltungen aus diesem Bereich durchzieht. Kurzer Anreiseweg und jede Menge Lärm auf der Bühne? Da bin ich freilich am Start! Das heutige Programm beinhaltet Cremation, All Life Ends und Vomitheist. Erstgenannte sind diskussionslos DIE Veteranen der helvetischen Todesblei-Szene. Seit 1992 bespassen die Walliser den geneigten Zuhörer mit ihrer «Rumpel-Mucke». Bei den anderen beiden Formationen darf man hingegen eher von der neueren Generation sprechen. Wie brauchbar dieses Gemisch aus Alt und Jung harmonieren wird, werden wir in den kommenden Stunden gemeinsam herausfinden.

Vomitheist

Den Anfang machen um 21 Uhr die aus Frauenfeld angereisten Vomitheist. Vor rund einem Monat hat Frontmann und Tieftöner-Spieler Gubler seinen Ausstieg aus der Winti-Hard Rock-Kapelle XII Gallon Overdose verkündet. Der Fokus soll fortan vollends auf seinem anderen Projekt liegen. Und dieses steht eben genau jetzt im Rampenlicht des Foyers. Die Inspirationsquelle des Trios ist rasch zu erraten. Man serviert uns polternden, stumpfen «Sweden Death» (allerdings «made in Thurgau»).

Es mag zwar erst meine zweite Begegnung mit dieser Band sein, aber sie geniesst in meinem Oberstübchen trotzdem bereits einen hohen Stellenwert. Diese niederschmetternden Hymnen treffen irgendwie genau den richtigen Nerv bei meiner Wenigkeit. Textlich geht’s – passend zu diesem Genre – ziemlich «poetisch» zu und her. Nehmen wir beispielsweise die Nummer «Gut Asphyxiation». Darin wird ein Kerl besungen, der seine eigenen Gedärme aus dem Leib ausspeit. Der liebe LG Petrov, wo auch immer seine Seele gerade herumschwirren mag, wäre über diesen Vortrag garantiert entzückt. Neben Entombed-Einflüssen sind vereinzelt sogar ebenfalls Sabbath-Riffs erkennbar.

Vor zwei Wochen haben die Jungs ihre Debütscheibe «NekroFvneral» auf die Menschheit losgelassen. Von diesem Teil muss ich mir nach dem Gig unbedingt ein Exemplar an der Merch-Ecke sichern. Die Akteure geniessen es sichtlich, den Besuchern ihre akustischen Dampfwalzen um die Gehörgänge zu ballern. Wahrscheinlich ist das der Grund, weshalb Drummer Wöhrle praktisch pausenlos den Strahlemann raushängen lässt. Ich lege mich an dieser Stelle gerne fest und prophezeie Vomitheist eine verheissungsvolle Zukunft. Darauf zuerst einmal ein fettes «Ugh!»

All Life Ends

Als Nächstes steht melodiös angehauchter Death Metal auf dem Speiseplan. In Sachen Region bleiben wir der Ostschweiz weiterhin treu. All Life Ends möchten heute gemeinsam mit uns ihr zweites Studioalbum  «Miscreation» zelebrieren. Offiziell erscheinen wird das Biest zugegebenermassen erst nächste Woche, aber gegen eine kleine «Vorab-Party» hat sicherlich keine der anwesenden Nasen etwas einzuwenden. Ausserdem passen Platten-Release-Shows von All Life Ends und die Anwesenheit meiner Person offenbar hervorragend zusammen, denn ich war damals auch 2021 mit von der Partie, als sie im St. Galler flon «The Plague Of Man» unters Volk gebracht haben.

Das Quartett drückt umgehend auf die Tube. Hochgeschwindigkeits-Mucke par excellence! Die Growls von Sänger David wirken besonders mächtig. Da scheint bezüglich Abmischung alles zu passen. Dafür müssen er und seine Mitstreiter im Verlauf der Darbietung vermehrt gegen die ständig steigende Hitze ankämpfen. Diesen schweisstreibenden Witterungen gelingt es jedoch nicht, die Jungs aus der Bahn zu werfen. Einzig Axtmann Ramon muss darauf achten, dass sich seine prachtvolle Mähne nicht andauernd in seiner – sofern ich richtig gezählt habe – achtsaitigen Monster-Klampfe verheddert.

Das neue Liedgut knallt deftig rein und macht Lust auf mehr. Insgesamt bekommen wir sieben frisch geschriebene Songs zu hören. Bei der dargebotenen Qualität darf man zurecht stolz auf dieses exklusive Privileg sein. Ein weiterer Abstecher zum Merchandise-Stand (und der damit verbundenen «Portemonnaie-Erleichterung») ist fast schon Pflicht! Abschliessender Werbeblock: Alle Daheimgebliebenen können sonst am 14. Juni 2023 im Zürcher Ebrietas versuchen, an eine Kopie von «Miscreation» ranzukommen. Dann werden All Life Ends nämlich zusammen mit Carnal Tomb und Teratoma den Keller zum Kochen bringen!

Cremation

Wie im Gaswerk nicht unüblich hat sich der Zeitplan inzwischen ein bisschen verschoben. So starten die Walliser Cremation erst um 23.25 Uhr in ihr Set. Mal schauen, ob die Routiniers den Jungspunden zeigen können, wo der Hammer hängt. Mit ihrem Dialekt sammeln sie ohnehin bereits einige Sympathiepunkte. Fronter Serge, der mit geschorenem Haupt und knallrotem Shirt agiert, haut laufend Sprüche raus, welche die Lachmuskeln anregen. Optisch entspricht er für mich sozusagen einer Death Metal-Version von Walter White («Breaking Bad» lässt grüssen).

Wenn die anderen Gruppen eh schon mit neuem Silberling-Material werben, können Cremation diesbezüglich ebenfalls stinkfrech mitmachen, oder? Jep, genau das tun sie dann auch. Allerdings hat ihr Werk «Where The Blood Flows Down The Mountains» bereits im Dezember des vergangenen Jahres das Licht der Welt erblickt. Klingt sehr ansprechend, was uns der Vierer da vor den Latz knallt. Lediglich das Stimmorgan des Frontmannes dürfte ein wenig lauter aus den Boxen dröhnen. Glücklicherweise wird dieses Problem rasch erkannt und entsprechend korrigiert.

Zusammenhängend mit dem Track «Among The Braindead» sollen wir gemäss Empfehlung «viel trichu», um selbst zu herumtorkelnden Untoten zu werden. Okay, so trinkfest wie die Walliser sind, wäre ihre Heimat bei einer Schweizer Zombie-Apokalypse wohl fraglos der sicherste Ort überhaupt. Apropos «trichu» – Serge ist eindeutig der schwarzen Flüssignahrung namens Guinness verfallen. Idealerweise widmet er diesem «Gesöff» schliesslich die Nummer «Black Hole». Der Abschluss erfolgt danach mit «Jousting With The Psyche» und trotz gelichteten Publikumsreihen sind phasenweise leichte Moshpit-Ansätze auszumachen.

Das Fanzit – Cremation, All Life Ends, Vomitheist

Die Fans durften einem überzeugenden und mitreissenden Death Metal-Abend im Winterthurer Gaswerk beiwohnen. Alle Künstler haben abgeliefert, aber meine persönlichen Favoriten waren am Ende eindeutig Vomitheist.

Gerne sei euch als Ausklang der folgende Appell mit auf den Weg gegeben: Unterstützt unbedingt die lokale Szene und vergesst nicht, ab und an auch Shows dieser Art zu besuchen. Veranstalter und Bands werden es euch danken!

Setliste – Vomitheist

  1. Intro
  2. Strangled By Entrails
  3. Horrific Bloodshed
  4. Epidemic Disembowelment
  5. Morbid Decomposition
  6. Symbiotic Putrefaction
  7. Gut Asphyxiation
  8. Putrefaktor
  9. …And The Odor Is Death
  10. Graveyard Flesh Orgy
  11. NekroFvneral
  12. Worship Morbid Torture

Setliste – All Life Ends

  1. Intro – Ghost In The Shell
  2. Pandemonic
  3. Gardens Of Imperfection
  4. The Disease Concept
  5. The Silent End Of A Bastard Breed
  6. The Dreamless Void
  7. Extinction Hours
  8. Nova’s Womb
  9. Curse
  10. Thanatos
  11. How The End Begins*
  12. Outro – Télos (Outro)*

*Zugabe

Setliste – Cremation

  1. Collision Course
  2. Timebomb
  3. Digital Dependency
  4. My Labyrinth
  5. Burning Beneath The Surface
  6. Gory End
  7. Among The Braindead
  8. Break The Cycle
  9. Black Hole
  10. Jousting With The Psyche

Wie fandet ihr das Konzert?

11.06.2023
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