Metalinside.ch – Illumishade – Z7 Pratteln 2024 – Sandro
Mi, 7. Februar 2024

Illumishade – Interview mit Fabienne Erni

Modern Melodic Metal, Progressive Metal
14.02.2024
Metalinside.ch – Illumishade – Z7 Pratteln 2024 – Sandro

Verliebt

Am 16. Februar 2024 veröffentlichen Illumishade ihr zweites Album „Another Side Of You“. Grund genug für ein unterhaltsames Gespräch mit der stets gut gelaunten Sängerin Fabienne Erni.

Fast vier Jahre sind seit unserem letzten Interview mit Fabi (plus Jonas Wolf und Mirjam Schnedl) vergangen. Siebenundvierzig Monate, in denen die Welt mal eben auf den Kopf gestellt und ordentlich durchgeschüttelt wurde. Kein Wunder also, dass sich die Startphase trotz durchwegs hervorragender Kritiken (auch uns hat’s gefallen; zur Review) für ihr Erstlingswerk „Eclipse: Wake Of Shadows“ mehr als zäh gestaltete. Doch seit einem Jahr ist Bewegung in die Reihen der Illumicorer gekommen. Und mit der Veröffentlichung ihrer zweiten Langrille stehen die Zeichen nun endlich auf Erfolg. Doch wie lange tüftelte das Schweizer Quintett eigentlich bereits an Opus Nummer 2? Warum hat man das Logo gewechselt – und wieso findet sich mit „Verliebt“ ein Lied in Schwiizerdütsch auf der neuen Scheibe? Fragen über Fragen …

Metalinside.ch (Sandro): Hey Fabi! Wie geht es dir?

Fabi: Danke, gut! Ich bin gerade noch dabei, mich von der Tournee zu erholen [lacht]. Obwohl es eigentlich eine recht kurze Tour war, war es doch das erste Mal, dass wir mit Illumishade unterwegs waren. Es gab so viele Dinge, an die man denken musste, so viel zu lernen. Am Ende war ich dann doch ziemlich erschöpft [lacht].

MI: Ich hatte den Eindruck, dass ihr dennoch sehr viel Spass hattet (siehe auch unser Konzertbericht).

Fabi: Ja, definitiv!

MI: Beginnen wir mit einem kurzen Rückblick: Vor knapp vier Jahren ist euer erstes Album „Eclipse: Wake Of Shadows“ erschienen, das ja gleichzeitig auch deine Masterarbeit an der ZHDK (Zürcher Hochschule der Künste) war. Wenn du zurückschaust, worauf bist du besonders stolz, und was lief nicht so gut? Licht und Schatten, um es mal im Kontext des Bandnamens auszudrücken.

Fabi [nickt]:  Ich bin total stolz darauf, dass wir es geschafft haben, von einer Masterarbeit zu einer tourenden Band zu werden [lacht]. Begonnen hat ja alles im schulischen Rahmen, und jetzt sind wir mit Delain unterwegs und gehen gleich auf Nordamerika-Tournee. Das ist der Hammer! Die zweite Scheibe und alles drumherum ist so schnell passiert, dass wir es selbst kaum realisieren können. Moment mal, wir waren gerade mit Delain unterwegs, jetzt geht’s bereits weiter… [überlegt kurz] Es hat sich für uns alle in diesem Jahr so viel verändert, weil wir jetzt viel mehr live spielen können.

Die Schattenseite war natürlich Corona, aber das ging allen so. Wir hatten ja kurz zuvor unser erstes Album veröffentlicht, und gleich danach ging nichts mehr. Das war einfach unglückliches Timing. Wir konnten „Wake Of Shadows“ nicht in dem Masse präsentieren, wie wir uns das gewünscht hatten. Denn für uns alle sind Live-Auftritte ein sehr wichtiger Teil, den wir extrem vermisst haben… Und nun diese 12 Shows hintereinander, das hat uns enorm geholfen. Einerseits, weil wir uns nun viel sicherer fühlen, andererseits aber auch, weil wir als Band zusammengewachsen, zu einer verschworenen Einheit geworden sind. Wir sind eine coole Truppe, es funktioniert mega gut unterwegs, auch im kleinen Mini-Nightliner. Und ich denke, jetzt fängt es für uns erst so richtig an [schmunzelt erst, lacht dann].

MI: Ja, auch aus meiner Sicht war da ein riesiger Unterschied zwischen eurem Auftritt im Komplex 457 und nun im Z7 erkennbar, gerade auch bei Jonas …

Fabi: Ja, absolut! Ich denke, wir brauchten wirklich diese Gelegenheit, um 12 Shows hintereinander zu spielen. Daran konnten wir wirklich wachsen. Vorher waren es immer Einzelauftritte, bei denen man an so viele Dinge gleichzeitig denken musste. Jetzt hingegen läuft alles nach einem fixen Schema ab, wodurch man viel mehr loslassen und sich auf die Musik konzentrieren kann. Das ist ein riesiger Unterschied.

MI: Und nun veröffentlicht ihr am 16. Februar 2024 euer zweites Opus „Another Side Of You“. Wie kam es dazu?

Fabi: Oh ja, [lacht]… Also nach der Veröffentlichung von ‚Wake Of Shadows‘ wollten wir eigentlich einfach nur Songs schreiben, ohne eine grosse Vision im Hinterkopf zu haben. Wir haben nicht geplant, diese Lieder für ein nächstes Album zu verwenden. Wir hatten einfach Lust, Musik zu machen, ohne gross darüber nachzudenken oder zu planen. Es war ja auch eine spezielle Phase, und wir wussten nicht, wie viel Zeit und Energie wir in Illumishade investieren wollten und konnten. Intern mussten wir uns erst neu finden und klären, wo die Band für jeden Einzelnen steht. Dabei sind einige Songs entstanden, die letztendlich auch auf „Another Side Of You“ gelandet sind.

Die richtige Vision für eine zweite Full-Length-Scheibe kam aber erst, nachdem wir bei Napalm Records unterschrieben hatten. Mit dem Label im Rücken war klar: Es gehört ein Album dazu, also packen wir’s an! Daraufhin haben wir gezielt die restlichen Lieder geschrieben, im Bewusstsein, dass es eine Platte werden soll. Trotzdem ist es für uns eher eine Sammlung einzelner Tracks und kein Konzeptalbum wie ‚Wake Of Shadows‘ mit den Stämmen und so. Ich denke, das ist etwas, das wir beim dritten Werk wieder aufgreifen können. Das möchte ich unbedingt. Das wäre mega cool. Aber – ich weiss nicht – es hat sich einfach nicht richtig angefühlt für die Songs oder diesen Zyklus jetzt.

Also, man kann sagen, der Songwriting-Prozess hat sich über zwei Jahre hingezogen [lacht]. Genau… Am Ende, als wir wussten, dass wir noch so und so viele Songs haben müssen, sind wir dann – ich weiss nicht, ob du es kennst – ins Gasthaus Grünenwald gegangen, das ist bei Engelberg. Ein Haus extra für Künstler, wo man einfach kreativ sein kann. Oder auch das ganze Haus mieten und ungestört am Projekt arbeiten. Genau wie beim ersten Album haben wir uns dort als Band zurückgezogen und die restlichen Songs geschrieben. Dann haben wir alles zusammengefügt und waren bereit fürs Studio.

MI: Wo habt ihr aufgenommen? Das letzte Mal konntet ihr ja das Studio von Tommy Vetterli benutzen.

Fabi: Exakt. Dieses Mal war es etwas anders, vorwiegend beim Gesang, wo ich mit drei verschiedenen Leuten gearbeitet habe. Eben auch, da sich das Ganze über zwei Jahre hingezogen hat. Ein Teil der Songs, die wir bereits veröffentlicht haben, entstand in Holland bei Joost van den Broek (Produzent von Bands wie Epica, Blackbriar, Blind Guardian etc.). Zudem in Moldawien – da bin ich recht oft – wo mit dem Produzenten von Infected Rain bei zwei Liedern die Vocals recorded wurden.

Und den Rest haben wir in Zürich mit zwei Kollegen von der ZHdK aufgenommen. Sie sind mit der ganzen Band befreundet und es hat einfach alles gepasst. Da es wie gesagt in Zürich war, konnte jeder schnell vorbeikommen, Feedback geben und dann wieder gehen. Es war echt cool mit ihnen, sie sind junge, frische Typen. Gitarre und Bass haben wir hauptsächlich bei Claudio Rodrigues eingespielt, der früher in Tommy Vetterlis Nebenstudio gearbeitet hat und auch bei Recordings von Eluveitie aktiv ist. Und das Schlagzeug haben wir bei Tommy Vetterli aufgenommen.

MI: Für mich ist „Another Side Of You“ nach wie vor zu 100% Illumicore – klingt aber irgendwie auch reifer, abwechslungsreicher … Ich weiss nicht, wie du das siehst …

Fabi: Absolut! Ein grosser Unterschied zum ersten Album ist, dass wir das Songwriting viel mehr geöffnet haben. Während die meisten Songs auf „Wake Of Shadows“ aus der Feder von mir und auch von Jonas stammten, haben wir dieses Mal die kreativen Zügel gelockert. Ein Beispiel dafür ist „Cyclone“, der komplett aus Mirjams Feder stammt. Natürlich geben wir danach alle unseren Input dazu, es ist eine Art Ping-Pong und jeder bringt seine Magie ein [lacht]. Aber die Vision für diesen Song stammt komplett von Mirjam. Das verleiht der Scheibe natürlich eine ganz andere Dynamik. Auch die Lyrics sind anders. Beim ersten Album habe ich mit zwei externen Autoren zusammengearbeitet, während ich nun zusammen mit Yannick (Bass) geschrieben habe. Das bringt dann auch einen neuen Groove mit rein. Yannicks moderner Schreibstil hat die Lyrics stark beeinflusst, was ich wirklich cool finde! Insofern finde ich auch, dass das Album wirklich ein wenig… wie hast du es so schön gesagt?

MI: Abwechslungsreicher?

Fabi [bestimmt]: Genau, das sehe ich auch so [lacht]!

MI: Beim Überfliegen der Songnamen ist mir noch aufgefallen, dass einige durchgehend in Grossbuchstaben geschrieben sind. Steckt da eine tiefere Bedeutung dahinter? [Fabi schaut mich an und beginnt breit zu grinsen; ich fahre etwas zögerlich fort] Oder interpretiere ich da zu viel hinein?

Fabi: Ja genau … letzteres [lacht schallend].

MI [grinsend]: Der Logo-Wechsel ist aber keine Einbildung [schmunzelt]. Was war der Grund?

Fabi: Es fühlte sich einfach nicht mehr richtig an. Praktisch gesehen war es auch einfach zu dünn. Dickere Buchstaben wirken einfach besser [lacht].

MI: Etwas, das mir auch an eurem Merch-Stand im Z7 aufgefallen ist – es hat einen ganz anderen Effekt.

Fabi [nickt zustimmend]: Wir hatten einfach das Gefühl, dass es Zeit war für etwas Neues, für ein neues Kapitel. Also haben wir uns mit Chris Rörland von Sabaton zusammengetan. Chris ist ein Kollege von Jonas und er war sofort Feuer und Flamme für das Projekt. Ich meine, er ist selbst Musiker und hat sich unseren Sound angehört und dann mal gemacht. So ist das Logo dann entstanden. Und irgendwie fühlt es sich jetzt einfach richtig an. Voll und ganz.

MI: Bei „The Horizon Awaits“ denke ich, dass es die Melodie von „The Calling Winds“ von erstem Album aufnimmt …

Fabi: Ja, auf dem neuen Album gibt es ein paar versteckte Hinweise, Easter Eggs, wenn du so willst. Ich denke, die Fans werden sie sicher finden. In einem anderen Song gibt es noch eine weitere Referenz, aber mehr will ich dazu noch nicht verraten [schaut mich erwartungsvoll an].

MI: Klasse, dann weiss ich, was ich nach unserem Gespräch tun werde [grinst]. Mit „Twily“ habt ihr ein recht eingängiges, radiotaugliches Lied am Start. Möglich, dass der als Single erscheinen wird?

Fabi: Es war keine leichte Entscheidung, aber wir haben uns gegen „Twily“ als Single entschieden, als es daran ging, drei weitere Songs aus dem Album auszuwählen. Es ist zwar ein toller Track mit einem eingängigen Riff und einer starken Gesangsmelodie gerade am Anfang, aber er ist einfach zu lang für eine Single. Business-mässig gesehen ist es einfach nicht ideal. Obwohl wir „Twily“ wirklich lieben, haben wir uns daher dafür entschieden, andere Lieder als Singles zu veröffentlichen. Er ist aber definitiv einer unserer Favoriten und könnte vielleicht eine Option für einen Post-Release sein. Mal sehen, was die Zukunft bringt!

MI: Ein besonderer und sehr, sehr schöner Titel ist „Verliebt“, bei dem ja auch Coen Janssen von Epica mitwirkt. Wie kam es dazu? Speziell auch, dass Schweizerdeutsch jetzt nicht unbedingt das ist, was man auf einem doch auch international ausgerichteten Album erwarten würde.

Fabi: Ich hatte schon lange die Idee und den Wunsch, einen Song auf Schweizerdeutsch oder Schwedisch zu machen. Gerade, weil ich auch Schwedisch eine wunderbare Sprache finde. Da Yannick Schweizer ist, lag es nahe, Schweizerdeutsch zu wählen. Schwedisch kommt vielleicht in Zukunft noch dran, das ist absolut nicht ausgeschlossen. Das Demo von «Verliebt» ist uralt und stammt ungefähr von 2017. Ich hatte es damals aufgenommen und wieder vergessen. Als wir in den Bergen im Grünenwald waren, stiess ich wieder darauf und war sofort begeistert:  „Hey, das wäre doch noch cool!“

Natürlich diskutierten wir auch darüber, ob die Band den Song spielen soll oder ob er nur mit Piano funktionieren würde. Im Plenum kamen wir dann auf die Idee, einen Pianisten hinzuzuziehen, der dem Song seine eigene Magie verleihen und ihn neu gestalten könnte. Durch gemeinsame Festivals und Shows mit Eluveitie kannten wir die Epica-Leute und dachten sofort an Coen Janssen. Joost van den Broek, der unser neues Album abmischte, stammt wie Coen aus Holland und die beiden kennen sich supergut. Es passte einfach alles zusammen und es war wie Schicksal, dass er so kurzfristig Zeit hatte.

Coen brachte etwas Neues in den Song hinein, fügte ihm Leichtigkeit und eine fast Disney-hafte Atmosphäre hinzu [was ich jetzt eher von Fabi erwartet hätte – Anmerkung Sandro]. Mein ursprüngliches Demo war von den Harmonien eher jazzig, aber seine Interpretation hat ihn perfekt in das Gesamtbild des Albums integriert.

MI: Auf „ECLYPTIC: Wake of Shadows“ waren drei Balladen enthalten, nun sind es deren vier. Gefühlvolle Nummern scheinen euch zu liegen …

Fabi [bestimmt]: Ja, das stimmt. Und ich denke noch immer, es hätte eine mehr sein können [lacht herzlich]. Vielleicht machen wir dann das nächste Mal fünf. Mal sehen.

MI: Wie hat eure neue Plattenfirma auf diese Balladen-Explosion reagiert? Gab es kein Veto von Napalm?

Fabi [ernst]: Nein, das finde ich eigentlich ziemlich cool. Unser Label lässt uns machen. Sie vertrauen uns genug oder wie auch immer (lacht). Nein, und wir hätten auch keine Freude daran, wenn uns jemand ins Album reinreden würde. Bei den Singles kann man vielleicht noch diskutieren, aber auch da sind sie sehr offen. Sie geben ihre Meinung ab und merken zum Beispiel an: „Hey, dieses und jene Titel würden aus unserer Sicht gut funktionieren.“ Aber letztendlich sagen sie auch: „Es sind eure Songs, ihr wählt aus.“

MI: Welches Lied von „Another Side Of You“ liegt dir persönlich ganz besonders am Herzen?

Fabi: Hmm, da muss ich überlegen [was Fabi dann auch tut …] Es ist wirklich schwierig, einen einzigen Titel auszuwählen, da mir alle Songs auf „Another Side Of You“ sehr wichtig sind. Jedes Stück hat seine ganz eigene Geschichte und Bedeutung für mich, wie es entstanden ist oder mit welchem Gefühl. I don’t know.

Um vielleicht noch einmal auf «Verliebt» zurückzukommen: Es ist ein One-Take! Es war der allerletzte Song, den ich aufgenommen habe, bei all meinen Vocals-Recording-Tagen. Wir haben insgesamt vier Takes gemacht, alle am Stück, und dann einfach die beste Version ausgewählt – ich glaube, es war schlussendlich die zweitletzte. Einen One-Take hatte ich bis jetzt auch eher selten. Ich glaube bei Artio [auf „Evocation II – Pantheon“ von Eluveitie] gab es einen. Und es war das erste Mal, dass ich etwas auf Schweizerdeutsch aufgenommen habe, insofern war es gleich in doppelter Hinsicht eine besondere Erfahrung.

Ich meine, heutzutage ist es im Metal, aber auch Pop oder so üblich, die Aufnahmen sehr stark zu bearbeiten und alles zu perfektionieren. Bei „Verliebt“ haben wir uns jedoch bewusst dafür entschieden, diese Unvollkommenheit des One-Takes zu erhalten, sie willentlich in Kauf genommen. Denn sie passt perfekt zum Song wie auch zum Abschluss des Albums! Denn für uns ist es wichtig, dass unsere Musik lebt. Natürlich muss man hier und da etwas polieren, aber der Kern sollte immer erhalten bleiben. Und ich finde, das ist bei «Verliebt» mega der Fall! Weil es eben ein One-Take ist. Und es war eine echte Herausforderung [schmunzelt]. Aber ich habe nicht allzu sehr darüber nachgedacht, sondern mich einfach in den Song hineingefühlt. Und das ist dann dabei herausgekommen.

MI: Gibt es etwas Besonderes über die Entstehung des neuen Albums zu berichten?

Fabi [sinniert]: Die Zeit im Grünenwald war für uns etwas ganz Besonderes. Dort konnten wir uns aufs Songwriting konzentrieren und als Band noch einmal mehr zusammenwachsen. Daran habe ich die liebsten Erinnerungen am ganzen Songwriting-Prozess. Einfach auch, weil man dort extrem fokussiert arbeiten kann.

Ein weiteres Highlight war auch noch die Entstehung von „Hummingbird“. Der Song war eigentlich gar nicht geplant, ist dann aber spontan in den Bergen entstanden. Ich habe mit dem Humming-Thema und dem Balladen-Teil zu Beginn angefangen, und Jonas hat danach alles andere arrangiert. Das ist so dieser klassische Illumishade Working Prozess [lacht]. Und wir sind wirklich froh, dass „Hummingbird“ noch aufs Album gekommen ist, obwohl der Track ja nicht vorgesehen war.

MI: Und bald geht es weiter mit eurer US-Tour mit Korpiklaani. Was erwartet ihr davon?

Fabi[schnappt nach Luft]: I don’t know, eigentlich nichts – aber genau das macht es so spannend [lacht]! Es wird auf alle Fälle ein mega Abenteuer werden. Die Tour mit Delain war da natürlich ein super Testlauf, um zu sehen, wie alles funktioniert – auf der Bühne, neben der Bühne und zwischen uns als Band. Jetzt sind wir ready für einen Monat USA! Wir sind ein gutes Team! Yannick übernimmt das Tourmanagement und hat alles fabelhaft im Griff. Und auch die Crew steht nun langsam aber sicher fest. Ich denke, dass soweit alles gut aufgegleist ist.

Und zum Glück haben wir so viele Kollegen in der Branche, die wir fragen können [hier zahlt sich die Verbindung zu Elu golden aus – Anm. Sandro], was für uns natürlich auch sehr wichtig ist. Dass wir von anderen Erfahrungen profitieren und lernen können. Und ich glaube, dann ist vieles auch Learning by Doing. Wir gehen einfach hin und schauen. Aber ich glaube, das kommt gut! Ich freue mich mega darauf [lacht]!

MI: Beim ersten Album habt ihr ja alles in Eigenregie gemacht. Spürt ihr einen Unterschied, jetzt, da ihr bei einem grossen Label wie Napalm Records unter Vertrag seid?

Fabi: Also weniger Arbeit ist es sicher nicht [lacht verschmitzt]. Und das ist auch gut so. Letztlich ist es ein Geben und Nehmen. Und wir schätzen es sehr, dass wir uns nicht mehr ganz alleine fühlen und auf ihre Unterstützung zählen können. Es gibt so viele Dinge, die neben unserer eigentlichen Arbeit anfallen würden. Ich meine, unser Interview wurde von Napalm organisiert [ich nicke]. Das fällt jetzt weg und wir können uns mehr auf unsere Musik konzentrieren.

Und auch rein finanziell ist es von Vorteil, wenn man eine Plattenfirma im Rücken weiss. Man nicht sein Erspartes mit einbringen muss. Und es ist auch beim ganzen Booking sehr hilfreich. Obwohl das gerade beim Metal nochmals etwas anders läuft… Ich glaube nicht, dass man heutzutage unbedingt ein Label benötigt, aber es kann helfen, um als seriöse Band wahrgenommen zu werden. Wenn man das so sagen kann. Das hat sicher schon einige Türen geöffnet, die ohne Plattenfirma vielleicht verschlossen geblieben wären.

MI: Zu etwas vollkommen anderem: Wenn du die Möglichkeit hättest, in der Neuauflage eines Filmes mitzuspielen, welchen Film, welche Rolle würdest du wählen?

Fabi: Uiii, das ist schwierig [kichert]! Welcher Film, welche Rolle … ähm … „The Notebook“! Ich weiss nicht, ob du den Film kennst [ich schüttle den Kopf]. Aber ob ich die Rolle übernehmen möchte … aber doch, wieso nicht! „The Notebook“ … das ist einer meiner Lieblingsfilme. Und ich liebe die Zeit, in der er spielt, so in den 40er/50er-Jahren oder wann das auch immer war. Einfach wunderschön! Und ich glaube (überlegt), ich würde die Rolle tatsächlich annehmen.

[Ich habe mal recherchiert: „The Notebook“ trägt im Deutschen den Titel „Wie ein einziger Tag“ und ist ein Liebesfilm aus dem Jahr 2004, der auf dem gleichnamigen Roman von Nicholas Sparks basiert. Das Buch ist eine Liebesgeschichte, die sich hauptsächlich in den 1940er-Jahren in South Carolina ereignet hat. Bei den Hauptrollen dürfte insbesondere Ryan Gosling herausstechen, derweil Fabi anstelle von Rachel McAdams bei einer Neuverfilmung zum Zuge käme. Eine wunderschöner, herzbewegender – aber auch tieftrauriger Film. Zum Trailer …]

MI: Angenommen, du könntest sieben Jahre in der Zeit zurückreisen – welchen Ratschlag würdest du deinem jüngeren Ich geben?

Fabi [langes Schweigen]: Öhm, welchen Tipp… Nimm dich an, so wie du bist! Und ich denke, das wird eine Reise bis ans Ende deines Lebens … Aber alles andere bringt ja nichts …

MI: So wie du das sagst, nehme ich an, dass du da aus Erfahrung sprichst …

Fabi: Ja, genau! Als ich zu Eluveitie gekommen bin, habe ich natürlich auch vieles hinterfragt. Man bekommt ja Kommentare, die nicht immer positiv sind. Und dann fragt man sich: Bin ich dem allem gewachsen? Kann ich dem gerecht werden? Muss ich mich ändern, um besser zu sein?

Aber am Ende bin ich einfach ich. Ich singe so, wie ich singe, und ich bin auf der Bühne so, wie ich bin. Klar, man kann immer etwas verbessern, aber man muss sich nicht mit anderen vergleichen. Man muss einfach das annehmen, was man hat.

Eddie Van Halen ist berühmt geworden, weil er genau das war, was er war. Er hat niemanden nachgemacht. Und ich glaube, nach diesen sieben Jahren bei Eluveitie ist das bei mir auch viel besser geworden. Aber ich denke, it’s a journey [lacht]!

MI: Wohl auch ein Prozess, den Ambre von Xandria und insbesondere Diana bei Delain durchleben mussten.

Fabi: Absolut. Ich weiss, wie das ist. Aber es ist wichtig, dass man stark bleibt und zu sich selbst steht.

MI: Letzte Frage für heute: Gibt es etwas, was die Leute nicht von dir erwarten würden?

Fabi: Oi … Was die Leute von mir nicht erwarten würden … Ah, ich weiss jetzt nicht. Ich glaube, ich bin sonst eher basic … (lacht). Ich gehe gerne wandern, spazieren, schaue gerne Filme. Da muss ich jetzt mal überlegen. Ich weiss nicht … das ist jetzt das Einzige, was mir einfällt … aber vielleicht würde das auch keiner erwarten … Ich kann keine Horrorfilme sehen. Da bekomme ich Panik. Das kann ich wirklich nicht [Anm. von pam: Das kann ich bestätigen … beim ersten Interview von Faby mit Metalinside.ch (siehe hier) hat sie bei mir im Büro ein Zombie-Game in der Virtual Reality – mit Brille – gespielt und … mehr verrate ich jetzt nicht ;-)]

Einmal haben sie im Mini-Nightliner einen Horrorfilm gezeigt und ich bin fast in Panik geraten, weil ich meine Kopfhörer nicht gefunden habe. Auch wenn ich nicht im Fernsehraum bin, kann ich es nicht ertragen, selbst wenn ich es nur höre.

MI: Wohl allein schon der Musik, der Orchestrierung wegen.

Fabi: Genau! Das kann ich einfach nicht haben. Das geht nicht [lacht].

MI: Fabi, ganz herzlichen Dank für das tolle Gespräch und deine Zeit! Und schon jetzt ganz viel Spass und Erfolg in Amerika!

Fabi: Hey, merci viel viel mal!!

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Video Illumishade – Cloudreader

 

14.02.2024
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