Metalinside.ch – Amaranthe – Komplex 457 Zürich 2024 – Sandro
Sa, 16. März 2024

Amaranthe – Interview mit Olof Mörck

Modern Melodic Metal
24.03.2024
Metalinside.ch – Amaranthe – Komplex 457 Zürich 2024 – Sandro

Ein Spiel von Licht und Schatten

Am 16. März machte der Tross der gemeinsamen Doppel-Headliner-Sause von Amaranthe und DragonForce im Zürcher Komplex 457 halt, um die Schweizer Fans an diesem energiegeladenen Live-Erlebnis teilhaben zu lassen (zum Konzertbericht)… Die perfekte Gelegenheit für einen kurzweiligen Schwatz mit Amaranthe Mastermind Olof Mörck.

Seit unserem letzten Gespräch im September 2020 ist einige Zeit vergangen. Und aus Sicht der Band ist auch das eine oder andere passiert. Chef-Growler Henrik Englund Wilhelmson, besser bekannt als GG6, verliess die Band aus persönlichen Gründen (wir berichteten), mit Mikael Sehlin wurde ein mehr als würdiger Ersatz gefunden – und Anfang des Jahres veröffentlichten die schwedischen Modern Melodic Metaller ihr siebtes Studiowerk namens The Catalyst. Und nun also die Tour mit DragonForce. An Fragen sollte es also nicht mangeln. Aber warum sind Amaranthe-Songs eigentlich immer so kurz? Gibt es so etwas wie ein Live-Verfallsdatum für die Überballade Amaranthine? Wie wichtig sind Morten und Johan im Bandgefüge? Und wie läuft es Olof sonst so (im wahrsten Sinne des Wortes)? Hier die Antworten 🙂

Metalinside.ch (Sandro): Hallo Olof. Unser letztes Gespräch hatten wir ja damals während Corona, und gerade Elize meinte, dass diese Entschleunigung sie auch irgendwie geerdet hätte….

Olof: Ja, es war genauso, wie du es sagst. Sie hat gemerkt, dass es gut für sie war, ein bisschen Abstand zu gewinnen und darüber nachzudenken, was die ganzen Tourneen und das Reisen bei ihr bewirkt haben.

MI: Apropos Tour – eure aktuelle Konzertreise zusammen mit DragonForce und Infected Rain läuft anscheinend auch ganz gut.

Olof [lacht]: In der Tat habe ich gerade eben auf Facebook gepostet, dass der Rest der Tournee komplett ausverkauft ist.

MI: Wahnsinn! Beide Headliner betonten ja bei der Ankündigung, dass dieser gemeinsame musikalische Trip unbedingt nach Europa kommen müsse! Was ist das Besondere an diesem Package?

Olof: Hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle, aber am Anfang steht eine langjährige Freundschaft. Wir sind seit 13, 14 Jahren eng miteinander verbunden. Die Idee, gemeinsam auf Tour zu gehen, war schon lange im Gespräch und überfällig. Als sich dann mit der Veröffentlichung unserer Alben die Gelegenheit bot, war es für uns beide ein Muss. Ausserdem ist es ein spannendes Crossover, das zwar einige Gemeinsamkeiten hat, aber nicht unbedingt in allen musikalischen Sphären übereinstimmt. Natürlich teilen wir eine Vorliebe für eingängige Refrains und melodischen Metal, aber es gibt auch Unterschiede, die die Bandbreite etwas vergrössern. Wenn man eine Co-Headliner-Band wählt, die dem eigenen Stil zu sehr ähnelt, zieht man vielleicht weniger neue Zuschauer an, weil die Fans den Sound beider Gruppen bereits kennen und wahrscheinlich ohnehin kommen würden. Es ist ein tolles Gesamtpaket, es sind sehr nette Leute und auch wirklich tolle Musiker. Alles in allem eine fantastische Tour.

MI: Wie ich gesehen habe, sind vier Songs von eurem neuen Album The Catalyst in der Setlist vertreten. Wie habt ihr diese zusammengestellt?

Olof: Die Zusammenstellung der Setlist ist stets ein Balanceakt. Es ist nicht einfach, die richtigen Songs auszuwählen und dann auch noch die bestmögliche Reihenfolge zu finden. Das ist ein Aspekt, über den viele Bands nicht gross reden, aber man will eine gewisse Dynamik erzeugen. Zum Beispiel eröffnen wir unsere Shows immer noch mit einem Stück von Manifest, auch wenn wir ein neues Album am Start haben. Die Idee dahinter ist, dass ein bekanntes Lied das Publikum direkt anspricht, während neue Stücke vielleicht eine höhere Konzentration erfordern, da sie noch nicht so bekannt sind. Bei der Auswahl der vier Tracks von The Catalyst haben wir uns zum Teil auf die Singles fokussiert. Zusätzlich haben wir den Albumsong Interference in die Setlist aufgenommen, da er live eine ganz besondere Energie ausstrahlt und sich von den anderen Songs unterscheidet. Dieses intensive Gefühl passt sehr gut dazu und erhöht die Spannung noch zusätzlich.

MI: Ihr seid also ganz zufrieden und würdet nichts ändern, wenn ihr könntet?

Olof: Nein, denn wenn wir mit etwas nicht zufrieden sind, ändern wir es immer sofort auf die nächste Show hin. Klar gibt es stets ein paar Fragezeichen, da das Publikum je nach Land unterschiedliche Vorlieben haben kann – von Spanien über die Schweiz bis nach England. Dies war in der Vergangenheit manchmal eine Herausforderung für uns. Aber die aktuelle Setlist scheint wirklich gut zu funktionieren. Wie du vielleicht bemerkt hast, haben wir zu Beginn der Tour verschiedene Setups ausprobiert, da wir die neuen Songs nicht spielen konnten, solange das Album noch nicht veröffentlicht war. Nach einigen Experimenten haben wir nach etwa sechs bis sieben Shows das Richtige gefunden.

MI: Was gab den Ausschlag, als zweite Ballade Crystalline statt Stay A Little While vom neuen Album reinzunehmen?

Olof: Ich denke, es liegt unter anderem daran, dass wir Crystalline seit dem Ende der Pandemie regelmässig gespielt haben. Dieser Song liegt uns einfach sehr am Herzen und verleiht der Show einen ganz besonderen Glanz. Aber ich denke, es ist nicht unwahrscheinlich, dass Stay A Little While in Zukunft Crystalline ersetzen könnte. Nicht, weil sie sich ähnlich sind, sondern weil sie eine ähnliche Funktion in der Setlist erfüllen würden. Aber darüber werden wir nachdenken, wenn die Zeit reif ist. Wir wollten das Publikum nicht gleich zu Beginn mit neuen Songs überfordern. Das ist ein Fehler, den man im Enthusiasmus des Neuen leicht begehen kann. Aber auch wenn wir selbst vom aktuellen Album begeistert sind und die neuen Lieder lieben, spielen wir nicht nur für uns, sondern auch für die Zuschauer. Am Ende des Tages geht es darum, die perfekte Setlist zusammenzustellen, um die richtige Dynamik für die gesamte Show zu erzeugen.

MI: Wenn wir schon bei Balladen sind – denkst du, dass Amaranthine je aus der Setliste fliegen könnte? Oder ist dieses Lied für immer und ewig gesetzt?

Olof [überlegt]: Ich denke, das liegt durchaus im Bereich des Möglichen. Amaranthine ist zweifellos einer der beliebtesten klassischen Amaranthe-Songs. Aber es gibt auch andere Lieder, die wir schon lange spielen und die wir vor Kurzem ersetzt haben. Ein gutes Beispiel dafür ist Hunger, das wir bis vor etwa 12 oder 13 Konzerten in jedem Amaranthe-Set unserer Geschichte hatten. Aber wir haben uns entschieden, diesen Track zu streichen, einfach aus dem Grund, weil wir so viele andere Stücke haben, die wir auch gerne spielen würden. Und bis jetzt hat sich noch niemand beschwert. Auf der US-Tour zum Beispiel spielten wir stets drei oder vier Songs von unserem allerersten Album, einfach weil es stets so war. Deshalb haben wir uns entschieden, diese alten Lieder vorerst wegzulassen und sie vielleicht in Zukunft wieder aufzugreifen.

MI: Was war bisher dein verrücktestes Erlebnis mit Amaranthe auf Tour?

Olof [lacht]: Es gab so viele merkwürdige Momente, dass es schwer ist, eine Auswahl zu treffen. Aber zwei stechen ein bisschen heraus. Zum einen 2014 in Dallas. Da haben wir auf einem Open-Air-Gelände mit kleinen Schildkröten neben der Bühne gespielt. Ein Typ im Batman-Kostüm stürmte auf die Bühne, ich gab ihm meine Gitarre und er spielte Drop Dead Cynical. Das war wirklich etwas Besonderes – wir hatten Batman als Gast. Und zum anderen ein etwas skurriles Erlebnis auf dem Knotfest (Meets Hellfest), ich glaube, es war 2019. Als wir mit der eben erwähnten Ballade Amaranthine beginnen wollten, machte auf der Bühne nebenan eine andere Band ihren Soundcheck, und deren Drahtlossystem verband sich mit meiner Gitarre. Irgendein Gitarrentechniker spielte versehentlich in unsere Show hinein. Aus meinen Boxen dröhnte ein heftiges Jey, Jey, Jey [lacht herzhaft]. Die ganze Band sowie das gesamte Publikum starrten mich völlig irritiert an und gaben mir unmissverständliche Zeichen [fährt mit der Hand über seinen Hals], sofort mit diesem Unsinn aufzuhören. Als ob ich etwas falsch machen würde. Ich musste persönlich auf die andere Bühne gehen und sie bitten, einen Moment innezuhalten. Ich habe 30’000 Leute dazu gebracht zu schreien: „Hört verdammt noch mal auf zu spielen!“.

MI: Kommen wir noch kurz auf euer neues Album The Catalyst zu sprechen. Wenn euer letzter Longplayer euer Manifest war, wie darf man dann den Begriff Katalysator deuten?

Olof: Eine interessante Frage. Manifest bedeutet im Schwedischen wie auch im Deutschen schlicht – Manifest. Eine Erklärung, etwas, das man kundtut. Im Englischen hat das Wort „manifest“ aber auch die Bedeutung, etwas aus Gedanken, Gefühlen und Handlungen heraus zu erschaffen. Auf dem Album The Catalyst dreht sich jedoch alles um Veränderung. Die Texte reflektieren den Moment und den Auslöser dieser Veränderung. Das kann ein kurzes Gespräch mit einem langjährigen Bekannten sein oder das Ende einer engen, lebenslangen Beziehung durch einen einzigen Satz oder sogar ein einzelnes Wort. Ein solches Ereignis kann wie ein Katalysator wirken. Das Thema der Veränderung reicht von persönlichen Beziehungen bis hin zu globalen Ereignissen. Auch der Fantasy-Aspekt, wie die Idee eines Vampirs, der eine hypothetische Person verwandelt und unsterblich macht, passt in dieses Konzept. Obwohl das Thema des Albums auf verschiedenen Ebenen behandelt wird, verbindet es das Werk auf konzeptioneller Ebene.

MI: Wenn man von Amaranthe spricht, denkt man primär an die drei Stimmen plus dich. Aber welchen Einfluss haben Drummer Morten und Bassist Johan auf die Weiterentwicklung der Band?

Olof: Beide sind superwichtig! Morten war einer der ersten, mit dem ich über die Gründung einer Band dieser Art gesprochen habe. Bereits 2007 waren wir gemeinsam mit einer Formation namens Nightrage (zusammen mit Mimic) auf Tour. Schon damals haben wir darüber nachgedacht, wie es wäre, diese progressive und heavy Musik mit eingängigen Refrains zu kombinieren. Wenn ich Songs schreibe, programmiere ich das Schlagzeug immer so: Hier ist das allgemeine Tempo, hier sind die generellen Ideen. Doch die Art und Weise, wie Morten die Dinge orchestriert, ist wirklich einzigartig an seinem Schlagzeugspiel. Hätten wir einen anderen Schlagzeuger gehabt, wäre das Endergebnis komplett anders ausgefallen. Und dann natürlich noch Johan, der ein sehr – wie soll ich sagen – nicht gerade typischer Bassist ist. Er spielt sehr aggressiv und verleiht dem Gesamtsound eine Menge Energie. Das ist auch sehr wichtig, da wir viele süsse Melodien und schöne Harmonien haben. Johan bringt eine Art Punk-Attitüde mit ein, sowohl auf der Bühne in seiner Performance als auch in seinem Spielstil. Und wie du ja weisst, ist er vor allem on stage ein echter Showman – sowie definitiv ein integraler Bestandteil der Band.

MI: In der Person von Mikael [Sehlin] habt ihr zudem einen tollen Ersatz für GG6 gefunden. Wie unterscheidet er sich von seinem Vorgänger?

Olof: Interessant ist, dass sie viel gemeinsam haben. Beide kommen aus Schweden, sogar aus der gleichen Gegend in Stockholm, haben als Kinder ähnliche Bands gehört und waren sogar befreundet. Sie hatten also viele gemeinsame Einflüsse und sind sich musikalisch in mancher Hinsicht sehr ähnlich. Aber wenn ich einen Unterschied nennen müsste, würde ich sagen, dass Michael eher ein Allround-Musiker ist. Er ist ein erfahrener Schlagzeuger, Gitarrist und vieles mehr, was ihm eine breitere Perspektive gibt. GG6 war mehr auf einen bestimmten Charakter und eine Persona ausgerichtet. Es kam sehr brutal, dunkel und aggressiv rüber. Michael ist vielleicht ein bisschen aufgeräumter und ich denke, er passt generell sehr gut zur Band. Aber letztendlich ist das Ergebnis so, wie es sein sollte.

MI: Konnte er auch bereits Einfluss aufs Songwriting nehmen?

Olof: Nicht wirklich, denn als wir ihn an Bord holten, respektive als ich mit ihm telefonierte und ihn fragte, ob er in die Band kommen wolle, hatten wir das meiste Material bereits aufgenommen [lacht]. Wir hatten damals ohnehin eine einmonatige Pause geplant, um nach Japan zu gehen und ein paar andere Dinge zu erledigen. Also rief ich ihn an und sagte: „Die Zeit ist knapp, bist du bereit?“ Er ist somit recht spät zur Truppe gestossen. Aber wer weiss, was die Zukunft bringt.

MI: Welcher Song von The Catalyst liegt dir besonders am Herzen?

Olof: Für mich ist wahrscheinlich der Titeltrack The Catalyst besonders bedeutsam, da er geschrieben wurde, um die gesamte Essenz des Albums einzufangen. Das war ein interessanter Ansatz, den ich so noch nie ausprobiert hatte. Normalerweise schreibt man einen Song und setzt ihn dann einfach als Opener ein. So wie bei Fearless auf Manifest, obwohl es eigentlich nicht als solcher gedacht war. Wir hatten die 11 Songs fertig und entschieden dann im Studio, dass wir explizit einen Opener schreiben würden, der auf allem basiert, was auf dem Album ist. Wir fragten uns: „Wie können wir das ganze Werk in einem Song zusammenfassen? Der das Thema einführt, die Geschichte dahinter erzählt und gleichzeitig den Titel des Albums und andere wichtige Elemente präsentiert?“ Und gleichzeitig ist dieses Lied auch eine grossartige Zusammenfassung von Amaranthe im Allgemeinen, da es Elemente aus allen verschiedenen Epochen der Band enthält.

MI: Was sind aus deiner Sicht die wichtigsten Zutaten für einen guten Amaranthe-Song?

Olof: Ich würde sagen, dass vor allem anderen ein Kontrast vorhanden sein muss, dieses Spiel von Licht und Schatten, das Dunkelheit und Helligkeit miteinander verbindet. Dann gehört natürlich auch immer eine starke Melodie dazu, eine gute Harmonie, die das Ganze vorantreibt. Das ist etwas, dem wir immer den Vorrang geben. Wenn wir zwischen verschiedenen Elementen wählen müssen, entscheiden wir uns stets für das, was am Ende zählt: die Melodie und die Harmonie. Dieses Leitmotiv kann dabei eine Gesangslinie oder auch eine Keyboard-Tonfolge sein. Und sie darf nie länger als vier Minuten sein [lacht]. Nein, im Ernst, wir möchten einfach die Intensität hochhalten. Und ja, wir haben auch schon versucht, längere Songs zu schreiben, wie ich es für andere Projekte wie Dragonland gemacht habe, wo zum Beispiel 14- bis 17-minütige Lieder dabei sind. Aber bei Amaranthe ist die Intensität wirklich entscheidend. Auch wenn es eine Ballade ist, muss sie emotional intensiv sein. Wenn wir anfangen würden, die Tracks zu strecken, nur um sie länger zu machen, verlören sie an Schwung. Ich sage nicht, dass längere Stücke bei uns ein Ding der Unmöglichkeit sind, und wir werden es wahrscheinlich auch weiterhin versuchen. Aber letztendlich geht es nicht so sehr um die Länge der Songs, sondern um ihre Intensität. Das ist für uns von grösster Bedeutung.

MI: Interessant, denn genau das Thema „passt episch lang zu Amaranthe“ wäre meine nächste Frage gewesen.

Olof: Das ist generell ein interessanter Gedanke und könnte musikalisch sehr spannend sein, auch für unsere Live-Shows. Längere Stücke könnten neue Dimensionen eröffnen. Tatsächlich haben wir erst kürzlich wieder über diese Möglichkeit diskutiert und überlegt, wie sich dies umsetzen liesse. Es ist also kein Neuland für uns. Wir müssen nur das richtige Format dafür finden.

MI: Kommen wir noch etwas auf dich als Person zu sprechen. Welchen Berufswunsch hattest du als Kind?

Olof: Musiker! Der einzige andere Traum, den ich kurzzeitig hatte, war Künstler zu werden, also Maler, Illustrator oder so etwas. Aber meine musikalische Reise begann schon im Alter von vier oder fünf Jahren, als ich einfach ein bisschen auf dem Klavier herumgespielt habe. Schon damals war das ein absoluter Traum für mich. Und ich kann mich wirklich nicht daran erinnern, dass ich jemals etwas anderes wollte.

MI: Und wie stark unterscheidet sich dein Leben als Musiker von dem Traum, den du damals als Kind hattest?

Olof: Das mag jetzt etwas eingebildet oder egozentrisch klingen, aber er entspricht so ziemlich genau dem, was ich mir damals erträumt hatte. Mein ganzes Leben lang habe ich mich darauf konzentriert, wirklich… Um nur ein Beispiel zu nennen: Von dem Zeitpunkt, als ich die High School verliess, bis zur Gründung dieser Band, war ich finanziell sehr, sehr knapp bei Kasse, auf eine Weise, die die meisten Leute wahrscheinlich davon abhalten würde, in die Musikbranche einzusteigen. Aber ich dachte, dass ich ein gewisses Talent und eine starke Überzeugung habe. Wenn ich also weitermache und es auf die richtige Weise angehe, muss es irgendwann klappen. Man muss verdammt hartnäckig sein, wenn es um diese Dinge geht. Ich glaube, Hartnäckigkeit ist manchmal wichtiger als Talent. Man muss einfach dranbleiben und an seine Chance glauben.

MI: Wenn du in der Zeit sechzehn Jahre zurückreisen könntest – welchen Ratschlag würdest du deinem jüngeren Ich geben?

Olof: Ganz einfach: Mach alles genau so, wie du es dir denkst!

MI: Keine expliziten Nachjustierungen?

Olof: Doch, schon. Es gibt definitiv einige Dinge, die ich anders machen würde. Ich denke, ich sollte mir noch bewusster darüber sein, wie das Musikgeschäft wirklich funktioniert. Als wir die Band gründeten, dachte ich, ich hätte schon ein gutes Verständnis davon. Ich war vertraut mit Plattenverträgen, Verhandlungen mit Managern und all diesen Dingen. Aber am Ende stellte sich heraus, dass es viele Sachen gab, von denen ich keine Ahnung hatte, bis ich sie selbst erlebte. Es war ein Lernprozess, bei dem ich auch einige Rückschläge einstecken musste. Der einem aber auch hilft, sich weiterzuentwickeln.

MI: Ein Sprichwort besagt, dass jeder Erfolg seinen Preis hat. Was war das Kostbarste, dass du für die Musik opfern musstest?

Olof: Ich denke, es kommt darauf an, wie man es betrachtet. Es gab so einige Beziehungen, von denen ich nicht unbedingt sagen würde, dass sie gelitten haben, aber es gab definitiv Leute, die ich gerne öfter getroffen hätte. Wenn man ständig auf Reisen ist, besonders vor Corona, kann das schwierig sein. Während der Pandemie sind wir ein wenig in uns gegangen und haben uns überlegt, dass es vielleicht besser wäre, klüger und effizienter zu reisen, um nicht ständig von zu Hause weg zu sein. Es ist wichtig, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und das Unwesentliche beiseitezulassen, auch wenn man es gerne tun würde. Das Problem ist, dass man oft zu allem ja sagt und plötzlich ist der Terminkalender überfüllt… Das ist auf jeden Fall eine Lektion, die wir gelernt haben. Ich hätte auch wirklich gerne an der Universität studiert, aber ich glaube nicht, dass ich beides gleichzeitig geschafft hätte. Das vermisse ich manchmal, aber es ist nicht das Ende der Welt.

MI: Gibt es etwas, was die Leute nicht von dir erwarten würden? Ein Hobby, eine Marotte?

Olof: Eine interessante Frage! Nun, ich habe ein paar kleine Hobbys, wie zum Beispiel Kochen, und ich interessiere mich sehr für Geschichte und Architektur. Aber das wissen diejenigen, die meinen Instagram-Account kennen, ja schon [lacht]. Aber mal sehen, was es sonst noch gibt… Hmmm, vielleicht, dass ich ziemlich gut Geige spiele? Obwohl ich das noch nie öffentlich gemacht oder gar auf der Bühne umgesetzt habe. Vor kurzem habe ich mir jedoch in der Tat überlegt, dass es eine coole Idee sein könnte, das mal auch live auszuprobieren, besonders, da ich bei Amaranthine ja ebenfalls Klavier spiele. Die Geige ist ein anspruchsvolles Instrument, aber ich habe es aus Spass erlernt, ohne es wirklich mit dem Musikgeschäft in Verbindung zu bringen. Eigentlich mache ich es nur für mich, doch da es mir Freude bereitet, warum nicht auch mal auf der Bühne?

MI: Klingt spannend! Du hast zudem vor einiger Zeit in den Sozialen Medien auch über deine Fortschritte beim Laufen berichtet.

Olof: In den vergangenen Monaten hatte ich nicht so viel Zeit dafür, da ich mich auf das neue Album konzentrieren musste. Aber es ist etwas, das ich mache, um gesund und fit zu bleiben. Und im Laufe der Zeit bin ich ganz gut darin geworden. Meine Bestzeit über 10 km liegt bei 46 Minuten. Ich denke, das ist annehmbar.

MI: Definitiv! Hast du ein langfristiges Ziel? Einen Halbmarathon oder so?

Olof: Eigentlich denke ich jedes Jahr darüber nach, den Halbmarathon in Göteborg zu laufen. Dort sind die 21.1 Kilometer im Angebot, und obwohl ich bereits bei einigen 10-Kilometer-Rennen mitgemacht habe, finde ich diese Distanz ziemlich anspruchsvoll und herausfordernd, zumindest was mich anbelangt. Für unseren Bassisten Johan eher weniger, er bewältigt das spielend noch vor dem Frühstück. Er ist wirklich gut darin. Der Lauf findet Anfang Mai statt, und zu dieser Zeit sind wir normalerweise unterwegs. Doch für dieses Jahr habe ich für einmal keine Ausrede… Mal sehe, vielleicht melde ich mich da tatsächlich noch an. Danke für die Erinnerung [lacht].

MI: Gerne doch! Vielen Dank für dieses tolle Interview.

Olof: Sehr gerne. Und vielen Dank für die wirklich interessanten Fragen!

24.03.2024
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