
Imperial Triumphant – Goldstar
Avantgarde Metal, Black Metal, Death Metal
And the Oscar goes to…
Imperial Triumphant aus New York City sind sehr präsent, zu präsent. Auf den US-amerikanischen Musikwebseiten sowieso. Ich frage euch: Ist das denn kein Hype? Und diese Liste der Special Guests auf «Goldstar»: Suspekt. 100% Hype.
Der Gründer des Trios, Zachary Ezrin: Suspekt. Er ist schliesslich Musikakademiker. Die Akademisierung der Metal-Musik ist sowieso mühsam. Sie ist das Böse. Die Menschen hinter Imperial Triumphant, aber, sind offensichtlich keine Realitätsflüchtende, die Metal lediglich als Vorwand missbrauchen, um ihre Freizeit zu füllen, sondern Künstler, die ein anspruchsvolles, auf dem Art déco basierendes Konzept entwickeln.
Die Erzeugnisse des avantgardistischen Art déco, die meist den Gutsituierten vorenthalten war, lässt uns noch heute über die Eleganz seiner klaren Linien und sein luxuriöses Aussehen staunen. Einige Bilder, die den Einfluss des Kubismus erahnen lassen, sind heute Teil der Popkultur und hängen an mancher Wand als Poster. Die unterschiedlichen Einflüsse, die die Bewegung aufgriff, macht sie irgendwie zeitlos. Kurz: Der Art déco war elitär, so wie das Erscheinungsbild von Imperial Triumphant.
Ist es also fair, auch ihre Musik als elitär zu beschimpfen? Nein. Zachary Ezrin sagte in einem Gespräch mit dem Rock Hard, er versuche, böse, richtig ekelhafte Musik zu machen. Oha! Diese Einstellung ist eher eines Dadaisten würdig. Zu hinterfragen, was schön ist und was nicht, in Frage zu stellen, was Musik ist und was nicht, ja sogar die Musik zu zerstören, um sie wieder als akustisches «Hörfilmerlebnis» zusammenzufügen, Improvisation: All dies lässt sich als Dada – für einige als Gaga – auslegen.
Also, welche ist die Schnittstelle zwischen Art déco und Dada in den Kompositionen von Imperial Triumphant? Die eklektischen Einflüsse.
Wer schlichte Death Metal-Riffs erwartet, die mit Jazz besudelt werden, der wird enttäuscht sein. Komplexe Konstrukte, an den Jazz angelehnt, die Raum für Improvisation lassen, sind die Grundlage für den schweren Brocken, auf dem «Goldstar» in gemeisselten Grossbuchstaben steht. Der Titel könnte der eines Filmes sein, wie die Gestaltung des Covers suggeriert, das eindeutig vom Streifen «Metropolis» aus dem Jahre 1927 inspiriert wurde. Wenn die Stücke oft als chaotisch empfunden werden können, ergeben sie für geübte Ohren Sinn und sind mit Details bespickt, die für ungewohnte Klangfarben sorgen: Bläser, Rhythmen aus der Weltmusik, Led Zeppelin-Vibes oder cineastische Sampler, die ein neues Kapitel einleiten, um nur einige zu nennen.
Die Texte, die von New York City erzählen, sind schonungslos, so schonungslos wie die Riffs. Die Instrumente stehen in einem ständigen Dialog, jedes nimmt daran Teil, jedes hat eine eigene Meinung. Die unerwarteten Taktwechsel des Schlagzeugers sind wild, sie fordern die Aufmerksamkeit der Hörerschaft und – wie könnte es anders sein – sind auch für seine Mitmusiker herausfordernd. Der Bass gibt brav den Takt an, scheint sich aber genauso über die anderen zu mokieren, indem er freche Einsprüche erhebt. Die Gitarre tobt in allen Stimmlagen herum und wütet mal stampfend, mal kreischend oder schräg und verspielt.
Das Fanzit zu Imperial Triumphant – Goldstar
Lust auf schnelle Kost? Nix da. Imperial Triumphant servieren nur Anspruchsvolles, dessen Genuss einiges abverlangt. «Goldstar» erschliesst sich nur, wem unvoreingenommen den Startknopf drückt. Hype? Mag sein, aber gerechtfertigt.
Die Tracklist – Imperial Triumphant – Goldstar
- Eye Of Mars
- Gomorrah Nouveaux
- Lexington Delirium
- Hotel Sphinx
- NEWYORKCITY
- Goldstar
- Rot Moderne
- Pleasuredome
- Industry Of Misery
Imperial Triumphant – Eye Of Mars (Official Video)
