Ausgegraben: AC/DC – Fly On The Wall
HardrockDoes this album suck?
Das Album sei schlampig produziert, die Songs seien schwach, darauf singe Brian Johnson schlecht und AC/DC lieferten damit lediglich Durchschnittsstrassenrock: Diese sind nur einige der Meinungen, die in den Musikmagazinen zu lesen waren, nachdem «Fly On The Wall» im Sommer 1985 erschienen war.
Wieso wurde das neunte Album von AC/DC so verrissen? War der Abgang von Phil Rudd wenige Jahre nach dem Tod von Bon Scott zu viel des Guten? War das Artwork zu ungewohnt?
1985 kamen starke oder sogar wegweisende Werke raus, die zeigten, wo bei der harten Musik der Hammer hängt. Exodus und Megadeth gaben mit ihren Debüts Gas, Slayer wüteten mit «Hell Awaits», Quorthon lotete mit Bathory neue Extreme aus und Destruction begeisterten mit «Infernal Overkill» einige Jugendliche, die später Black Metal spielen würden.
Die Welt war eine andere. Der traditionelle Hardrock war vielleicht weniger populär, während die Exzesse von jüngeren Rockbands wie Mötley Crüe bereits legendär und fast wichtiger als ihre Songs waren.
«Fly On The Wall» ist Lichtjahre von den Blues-Wurzeln der Band entfernt, die meisten Riffs sind aggressiv und rau. Die Gitarren scheinen zu schreien, was wenig Rock ’n‘ Roll ist. Lieder wie «Playing With Girls» oder «Back In Business Again» sind selbstbewusst und haben mit ihrem pumpenden Tempo in übertragenem Sinne eine coole Gangart drauf. War es vielleicht Absicht? Wollten die Australier damit irgendwie mithalten und Hörer aus der krasseren Fraktion gewinnen? Oder war es sogar der britische Drummer Simon Wright, der die kompositorische Stimmung beeinflusste? Die Nachfolgeplatte «Blow Up Your Video», seine letzte für AC/DC, kann schliesslich als logische Weiterentwicklung von «Fly On The Wall» angesehen werden. Ach ja, die Young-Brüder produzierten das Album selber. Das Ergebnis scheint zwar ihre Einstellung zum Musikgeschehen der damaligen Zeit widerzuspiegeln, verfehlte aber offensichtlich den Nerv vieler Fans und des breiten Publikums.
Die Schweiz spielt auch eine Rolle in dieser Geschichte, denn der Longplayer wurde in den Mountain Studios in Montreux produziert, wo schon Queen einige Jahre davor aufgenommen hatten, und zwar «Jazz». Am zweiten Februar 1986 machten AC/DC im Hallenstadion halt, wo Fastway – die Band des Ex-Motörhead Fast Eddie Clark – den Abend eröffnete. Das Ticket kostete sagenhafte 26.- Franken. Ich konnte leider keine Berichte finden, die diesen Abend dokumentieren, aber ich wäre gerne selber Zeuge gewesen.
Wenn ich «Fly On The Wall» auflege, dann sehe ich mich als Sechzehnjährigen, wie ich in einer gewöhnungsbedürftigen, schwarzen Jeansjacke stecke, die mit einigen Patches und Buttons versehen ist. Welche Aufnäher waren es denn? Das Bild in meinem Gedächtnis ist inzwischen verschwommen. Marillion waren bestimmt dabei und nicht eins, sondern sogar zwei Motive von «Fly On The Wall». Vielleicht liegt es daran, dass mir noch heute vieles gefällt, was die meisten als gewöhnungsbedürftig empfinden. Vielleicht liegt es an den Erinnerungen und Erlebnissen, die im Teenageralter den persönlichen Geschmack formen. Ich finde, dass die Ära von «Flick Of The Switch» bis «Blow Up Your Video» unterbewertet ist und zu Unrecht schlechtgeredet wird.
Das Fanzit zu AC/DC – Fly On The Wall
Das, was auf der Rückseite des Programmbüchleins der Tour stand, fasst es am besten zusammen: If you don’t like the AC/DC album «Fly On The Wall»… Buzz off!!
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Die Tracklist AC/DC – Fly On The Wall
- Fly On the Wall
- Shake Your Foundations
- First Blood
- Danger
- Sink The Pink
- Playing With Girls
- Stand Up
- Hell Or High Water
- Back In Business
- Send For The Man
Das Line-up AC/DC
- Brian Johnson – Vocals
- Angus Young – Lead Guitar
- Malcolm Young – Rhythm Guitar
- Cliff Williams – Bass
- Simon Wright – Drums