Paleface Swiss – Interview mit Yannick Lehmann
Deathcore, MetalcoreVollgas Richtung next Level
Paleface Swiss haben sich mit ihrem kompromisslosen Deathcore, der tiefschwarzen Wut ihrer Texte, aber aus meiner Sicht vor allem durch die intensiven und zahlreichen Liveshows, ziemlich weit nach oben gearbeitet. Vor allem in den letzten 1-2 Jahren konnten sie ihr Profil schärfen und international überzeugen.
Das aktuelle Album «Cursed» (VÖ: 3. Januar 2025) widerspiegelt gekonnt den Kontrast zwischen Blumenwiese und Blutrausch: Das Cover verspricht Wellness-Retreat, der Sound ist bitterböse. Obwohl die Band einen extrem straffen Zeitplan hat und mit einem Bein schon auf Australien-Tour ist, nahm sich Gitarrist Yannick Lehmann kurzfristig Zeit für ein Interview mit uns.
Metalinside.ch (Liane): Ich fand, es ist nun wirklich mal an der Zeit ein Interview mit Paleface Swiss zu führen. Ihr seid aktuell einer der international erfolgreichsten Acts der Metal/Deathcore-Szene, kommt aus der Schweiz und das muss abgefeiert werden! Ihr habt fast einhundert Shows in diesem Jahr gespielt: Europa, USA, Mexiko und Australien steht nun vor der Tür, danach erneut eine Europa/UK Tour. Wie überlebt man so ein Mammutprogramm?
Yannick: Wie man das überlebt? Gute Organisation, Kondition, viel Sport und natürlich zwischendurch nach Hause gehen, um die Batterie wieder auflzuladen. Also vor allem für mich persönlich ist das sehr wichtig.
MI: Du wohnst noch in der Schweiz?
Yannick: Ja, kann man so sagen. Ich bin aber sehr viel in Würzburg, Deutschland. Also die meiste Zeit eigentlich, weil meine Freundin dort wohnt. Darum würde ich sagen, ich bin zu 90% in Würzburg und zu 10% Prozent in der Schweiz.
MI: Ich folge euch beiden auf Instagram. Du bist unter «yannickplfc» und deine Freundin Kat unter «thefoxandthesquirrl» zu finden. Sehr coole Beiträge. Deine Freundin hat eine beachtliche Schallplattensammlung. Ihr seid auch zusammen am Waken Open Air gewesen und musstet frühzeitig abreisen, um hier am Gränichen Open Air spielen zu können. Wärst du lieber dortgeblieben?
Yannick: Nein, überhaupt nicht. Ich kenne ja, das Risiko als Musiker. Da muss man halt flexibel sein und auf gewisse Sachen verzichten, darum habe ich nun anders eine gute Zeit, oder?
MI: Was waren denn die Highlights für dich beim Wacken Open Air?
Yannick: Also ich glaube, für mich war es dieses Jahr eher ein Wacken Open Air der Vibes und nicht wirklich relevant wegen den Bands. Dieses Jahr fand ich Prong sehr geil und Warbringer.
MI: Wann spielen Paleface Swiss am Wacken Open Air?
Yannick: Es ist eigentlich noch nicht offiziell, aber wir werden 2026 dort spielen. Es wird heute bekannt gegeben, daher verrate ich es jetzt schon. Ich freue mich extrem darauf.
MI: Ich komme gerne nochmals auf die Schweiz zurück. Ihr habt am 30. Januar 2025, also in diesem Jahr, das X-tra in Zürich auseinandergenommen. Sold out! Ich bin dort gewesen und es war eines meiner besten Konzerte, die ich besucht habe.
Yannick: Ja, es waren 1’800 Besucher.
MI: Für das nächste Konzert am 7.2.2026 wurde die Halle 622 in Zürich gebucht, die fast doppelt so viele Besucher fasst. Das heisst, aktuell gibt’s eigentlich für Paleface Swiss nur noch eine Richtung: steil nach oben?
Yannick: Ja, ich würde mal behaupten, es läuft auf das hinaus (lacht).
MI: Was bedeutet das für dich als Individuum oder auch für die Band?
Yannick: Das ist natürlich ein «Buebetraum», welchen wir uns da erfüllt haben. Wir sind jedoch eine DIY – Band, haben also kein Label oder sonst etwas. Wir kooperieren nur mit einem Distribution Partner und unserem Management, die uns helfen, unsere Songs auf den relevanten Streaming-Services zu promoten. Wir arbeiten selbst so viel für das Ganze, dass wir den Erfolg gar nicht wirklich merken oder die Meilensteine, welche wir erreicht haben, gar nicht geniessen können. Wir sind halt konstant dran. Aber wenn man es von aussen betrachtet, ist es natürlich immens und unvorstellbar, dass wir das Ganze von Null auf aufgezogen haben, ohne krasse Hilfe von aussen.
MI: Ich habe das Gefühl, das ist aktuell ein bisschen der Trend. Ich hatte mit Unprocessed zum Beispiel gesprochen, die ähnliche Erfahrungen machen, bezüglich DIY.
Yannick: Unser Manager (Anm. d. Red.: Kris Jacob) macht z.B. exklusiv die Bandfotos und die Videos. Also das ist absolut das Beste, was dir als Band passieren kann, finden wir. Wir haben bis jetzt nur gute Erfahrungen als DIY-Band gemacht und würden nie einen Label-Deal unterschreiben.
MI: Und wenn ihr jetzt einen verlockenden Deal von einem Major angeboten bekommt, was macht ihr dann?
Yannick: Wir haben schon von allen grossen Plattenfirmen irgendwelche Deals angeboten bekommen. Du fährst einfach immer besser, wenn Du allein fährst. Du bist zu nichts verpflichtet. Wir können machen, was wir wollen. Wir möchten die Musik schreiben, die wir wollen und diese Freiheit wollen wir uns einfach nicht nehmen lassen.
MI: Eine Frage noch zu eurer Herkunft. Ihr habt eure Schweizer Herkunft im Namen verankert. Es gab rechtliche Probleme, weil es bereits einen Rapper gibt, der Paleface heisst. Habt ihr euch am Ende bewusst für den Zusatz «Swiss» entschieden, um eure Herkunft klarzustellen?
Yannick: Nein, nicht wirklich. Das war das Einzige, was Sinn für uns gemacht hat. Wir hatten diverse Überlegungen gehabt: Paleface CH, Paleface Swiss, Paleface BC und haben uns dann für Paleface Swiss entschieden.
MI: Ich finde es hilfreich, für die Schweizer Szene, «Swiss» im Namen verankert zu haben. Dadurch helft ihr eventuell auch, auf Schweizer Künstler international aufmerksam zu machen. Wie siehst du das?
Yannick: Mhm. Also ich weiss nicht, ob das so ist. Ich habe immer das Gefühl, dass wir in der Schweiz immer noch relativ unbekannt sind und viele Leute es nicht checken, dass wir effektiv aus der Schweiz sind. Es sieht aber so aus, als würden wir noch grösser werden und dann hoffe ich, dass wir auch wirklich etwas für die Schweizer Musikszene bewegen können und eine Vorzeigeband sein können. Aber ob das wirklich dann so kommen wird, weiss ich nicht. Im Moment ist es noch nicht so in meinen Augen.
MI: Reden wir über neue Musik. Ich habe auf Instagram Teaser gesehen. Gibt es Kooperationen mit Landmvrks und/oder Unprocessed?
Yannick: Vielleicht. (grinst) Also ich weiss nicht, wie viel ich dazu sagen kann, da bin ich ganz ehrlich.
MI: Den Post auf Instagram könnte man so interpretieren, dass da vielleicht eine ganz spannende Kooperation entstehen könnte.
Yannick: Keep your eyes open! (lacht)
(Anm. d. Red.: Mittlerweile wurde der Song «Solara» von Unprocessed feat. Paleface Swiss veröffentlicht.)
MI: Wie sieht es mit euren ersten Veröffentlichungen aus? Diese Platten bekommt man fast nicht mehr beziehungsweise nur zu einem hohen Preis auf z.B. Discogs. Dort werden sie für bis zu 300.- Euro gehandelt. Wird es eine Neuauflage geben?
Yannick: Ich bin ja auch Vinyl-Lover, daher strebe ich das schon lange an, einen Re-Press zu machen aber es ist bisher noch nicht geplant. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass es irgendwann mal dazu kommen wird.
MI: Du sagtest, ihr seid eine DIY-Band und macht vieles selbst. Bleibt euch aktuell eigentlich noch Zeit, neue Songs zu schreiben?
Yannick: Selbstverständlich. (lacht) Wir sind immer kontinuierlich dran am Schreiben. We never sleep.
MI: Alles klar, es bleibt spannend in dem Fall. Zum Schluss habe ich noch ein kleines Spiel vorbereitet. Ich treffe ein paar Aussagen und du sagst mir, ob diese wahr oder falsch sind.
Yannick: Okay.
Aussage 1: Die Band Paleface Swiss wurde in einem umgebauten Schlachthaus in Winterthur gegründet.
Yannick: Falsch. Unser Sänger Zelli und der damalige Schlagzeuger CJ haben bei einem Knocked Loose Konzert im Kiff in Aarau beschlossen, die Band zu gründen. Knocked Loose sind damals das erst Mal in der Schweiz aufgetreten.
Aussage 2: Der Song «Best Before: Death” wurde ursprünglich als Teil eines Theaterprojekts über Entzeitstimmung geschrieben.
Yannick: Falsch.
Aussage 3: Paleface Swiss hat an einem Konzert in Deutschland eine Torte, die mit Schweineblut gefühlt war, ins Publikum geworden.
Yannick: Falsch!! Was sind das für Fragen, hey!? (lacht)
Aussage 4: Bei einem Open-Air-Festival spielte Paleface Swiss während einem Hagelsturm und beendete die Show frühzeitig mit folgenden Worten: «Jetzt ist es brutal genug»
Yannick: Falsch, wir mussten noch nie eine Show frühzeitig abbrechen.
Aussage 5: Der Name eures Bassisten Tommy Lee ist eine Liebeserklärung an Tommy Lee von Mötley Crüe.
Yannick: Das stimmt nun, ja. (lacht)
MI: Danke dir für die Zeit, Yannick. Hat mich gefreut!
Danke an Anna Wirz für die Fotos
TIPP: Paleface Swiss spielen am 7. Februar 2026 in der Halle 622 in Zürich – Du bist sacke dämlich, wenn du dir das entgehen lässt!