One strike to Pinferno
Bereits zum 4. Mal lädt Christian Arnold (aka Nöldi) mit seinem OK-Team (Helen, Sam, Alex und Lex) die Anhänger des gepflegten Bahnwurfsports bei 100 Dezibel Stromgitarren-Geschredder in die Bowlinghalle Elsau zum Metal Bowling ein. Auch Metalinside lässt sich natürlich diesen Spass erneut nicht entgehen.
Nach den administrativen Vorarbeiten und dem Begrüssungsmarathon finden sich alle Angemeldeten um 14:00 Uhr – aufmunitioniert mit einem Getränk nach Wahl, Bowling-Schuhen und einer Kugel – in der kleinen Bowlinghalle ein. Bestens organisiert kann man gleich am Eingang die Zuteilung zu den acht Bahnen entnehmen.
Wenn 2024 schon sold out war, dann ist es dieses Jahr mit 56 Personen auf acht Bahnen wohl over sold. Die Zuteilung von sieben Personen pro Bahn sorgt dafür, dass es bis zur Spaghetti-Slaughter lediglich für drei Spiele reicht. Ich persönlich empfinde das nicht als Nachteil, denn der Gemütlichkeitsfaktor steigt dadurch massiv. Man hat viel mehr Zeit für Diskussionen mit alten und neuen musikalisch Gleich- bzw. Ähnlich-Gesinnten. Ausserdem werden Dehydrierungs-Erscheinungen der Teilnehmenden erfolgreich verhindert, da ausreichend Zeit für Flüssigkeitsnachschub bleibt. Lediglich die eine oder andere Schnupfnase ist wohl durch die längeren Pausen am Sonntagvormittag etwas verstopfter als sonst.
Das OK-Team geht vorbildlich auf diese reduzierte Rundenzahl ein, betont, dass es nicht um Profit geht, und bietet allen Teilnehmenden eine Rückzahlung von 10 Franken an. Es sei denn, man legt noch 15 Franken drauf (auch hier: Non-Profit) und bekommt im Nachgang eines der auf 35 Stück limitierten, speziell für diesen Anlass kreierten Metal-Bowling-T-Shirts zugesandt. Zudem verkündet Nöldi, dass ein Umzug in die grosse Halle eigentlich geplant war – doch ausgerechnet die Heimfraktion aus Winterthur hat versagt und einen Polterabend angesetzt. Unverständlich! Denn Poltern tuts hier auf und hinter der Bahn nicht zu knapp und auch nackte Kugeln in Action gibts in rauen Mengen zu bewundern. Nichtsdestotrotz: Beim aktuellen Werdegang dieser Veranstaltung wird der Umzug in die grosse Halle im nächsten Jahr nur noch Formsache sein.
Judge Minos
Doch bevor die Kugeln rollen, gibts erstmal Livemusik auf die Ohren. Nach der erfolgreichen Premiere mit Beyond Distopia im letzten Jahr, ist auch diesmal wieder eine Metalband am Start. Dabei haben sich Judge Minos mit einem simplen Telefonanruf bei Nöldi gleich selbst ins Rennen gebracht und legen entsprechend motiviert los wie die Feuerwehr. Die 2017 gegründete Zürcher Band haut den Teilnehmenden ihren delikaten Mix aus Heavy Metal, Thrash Metal und teils sogar Death Metal mit so viel Energie um die Ohren, dass der Funke sofort aufs Publikum überspringt. Nebelfontänen und Showelement inklusive! Der Sound in der nicht gerade für Live-Konzerte konzipierten Bowlinghalle ist erstaunlich gut, nicht zuletzt dank der zwei Techniker: Nöldis Vater hat sich dieses Jahr sogar einen Soundprofi zur Seite geholt. Die halbe Stunde vergeht wie im Flug – aber keine Sorge, ein zweites Set folgt später!
Minimum-Game
Nachdem Judge Minos bereits einen Strike nach dem anderen gelandet haben, sind nun wir an der Reihe. Aber Moment, ein Strike ist im ersten Spiel gar nicht so optimal! Denn es gilt möglichst wenig Punkte zu erspielen. Und eine Kugel im Graben ergibt auch automatisch einen Strike beziehungsweise Spare. Wie gemein ist das denn?! Vor allem wenn man nach vier Würfen in den Kännel endlich etwas trifft – und das ist dann ausgerechnet ein normaler Strike. Aber völlig egal: Der Spassfaktor kennt keine Grenzen. Begleitet von Tracks aus dem Genre “Female Fronted Metal” durch DJ Martin Looter ist die Begeisterung regelrecht spürbar. Parallel dazu läuft die Challenge, dass bei Golden Pin zuvorderst ein nachfolgender “echter” Strike zu einem Gratis-Shot berechtigt. Beim Minimum-Game kann dies richtig gemein sein – aber da bei Metalheads die Prioritäten häufig eher beim Trinken als beim Siegen liegen, wird natürlich voll draufgehalten. Und tatsächlich schwinden die Shot-Vorräte im Verlauf des Nachmittags zusehends.
Judge Minos Part 2
Es ist angerichtet für das zweite Set von Judge Minos, deren Mitglieder komplett auf die erste Runde Bowling verzichtet haben und nun mit aufgesparter Energie nochmals so richtig einheizen. Die Band nutzt dabei jeden Quadratzentimeter der Bühne hinter den Bahnen und legt auch mal ein Solo auf dem Bowlingkugeln-Regal hin. Das Publikum würdigt jede Sekunde des temperamentvollen Auftritts mit Headbanging, Devil Horns und sogar einem ausgelassenen Bowling-Pit. Viel zu schnell ist der Spass vorbei und nun müssen die Teilnehmenden plötzlich wieder Leistung bringen.
Anlauf-Show und 7-Pin-No-Tap-Game
Nun ist erstmal die Kreativität der Teilnehmenden gefragt: Pro Bahn muss eine Person die Kugel auf möglichst skurrile Art und Weise auf die Bahn befördern (unabhängig vom nachfolgenden Treff-Erfolg). Und was wir hier zu sehen bekommen, ist teils atemberaubend und vor allem unglaublich lustig: Pirouetten, Rammbock-Katapulte und vieles mehr; der Fantasie werden schlicht keine Grenzen gesetzt.
Das nächste Spiel klingt erstmal einfach: Schon sieben umgeworfene Pins im ersten Umgang zählen als Strike. Doch einige sind noch im Minimal-Modus der vorherigen Runde gefangen oder die Trinkpausen während der Livemusik waren schlicht nicht förderlich für das persönliche Zielvisier. So gehen die Strikes dann doch nicht ganz so locker von der Hand. Musikalisch begleitet wird das Ganze dieses Mal von Thrash Metal.
Disco Bowling
Zum Abschluss steht das Lieblingsgame von Organisator Nöldi auf dem Programm: Disco Bowling! Normale Regeln, aber die ganze Anlage wird ins 70er-Jahre-Disco-Night-Fever-Gewand gehüllt. Musikalisch ist der Interpretationsspielraum des DJs im Metal-Genre bei dieser Prämisse auch etwas ausgeweiteter, so dass auch Disco-Metal, Party-Metal, Pirate-Metal, Dino-Metal und Was-auch-immer-Metal die Daseinsberechtigung ausleben dürfen. Eigentlich längst irrelevant, denn das Ganze hat sich dermassen zu einem Selbstläufer entwickelt, dass sich die Teilnehmenden einfach nur noch gegenseitig abfeiern. Und plötzlich ist es wie durch Zauberhand schon 19:00 Uhr und das OK kündigt bereits die abschliessende Siegerehrung und das Gruppenfoto an. Obwohl das bei diesem Riesenspass fast nebensächlich ist, hier die drei, die am wenigsten Schadenfreude über sich ergehen lassen mussten und bei den Spielen am wenigsten Federn lassen mussten:
- Gaël Decaster
- Thomas Wyss
- Patrick Walther
Sie sind ab sofort stolze Besitzer von unglaublich praktischen aufblasbaren Pokalen, die sich zuhause stufenlos ans entsprechende IKEA-Regal anpassen lassen. Herzliche Gratulation!
Spaghetti-Slaughter mit emotionalem Abschied
Nach über fünf Stunden intensivem Metal Bowling müssen die Energiereserven dringend wieder aufgefüllt werden. Kein Problem, zwei Stockwerke weiter oben warten bereits kiloweise Kohlenhydratkabel mit vier verschiedenen feinen Saucen darauf, gnadenlos vernichtet zu werden.
Für Brige und mich wird die diesjährige Spaghetti-Slaughter zu einer besonders emotionalen Angelegenheit. Uns wird die Ehre zuteil, neben den Metalinsidern Nicky und dem von seiner Krankheit sichtlich gezeichneten Kaufi zu sitzen. Weniger als eine Woche später muss er sich leider seinem Kampf gegen den Krebs geschlagen geben. Hier der berührende Nachruf von pam und diversen Metalinsidern: Erinnerungen an Kaufi. Noch einmal führen wir bewegende Gespräche über Kaufi-Metal, Nicht-Kaufi-Metal (darf im Gegenzug natürlich auch nicht fehlen), das Line-up der nächsten 70000 Tons of Metal und vieles mehr. Seinen Gesundheitszustand stellt Kaufi nie in den Vordergrund. Dass er mir jedoch den Bericht über den heutigen Anlass übergibt, ist für mich ein Zeichen, das er nicht gerade Hoffnung versprüht.
Nach dem dritten Teller Spaghetti wird es für Brige und mich langsam Zeit, die weite Rückreise in den Kanton Bern mit dem ÖV anzutreten – natürlich nicht ohne vorher noch ein paar Umsteigetipps vom Bahnexperten schlechthin zu bekommen. Die richtigen Worte zum Abschied zu finden, fällt uns heute besonders schwer. Zum Glück kommt Kaufi uns zuvor und meint: “Man sieht sich!”
Lieber Kaufi, schön, dass du uns beim Metal Bowling trotz aller Strapazen und Leiden noch einmal mit deiner Anwesenheit beehrt hast. Und was deine Abschiedsfloskel betrifft – ich nehme dich beim Wort!
Das Fanzit – 4. Schweizer Metal Bowling
Auch bei der vierten Ausgabe setzt sich die Erfolgsgeschichte des Schweizer Metal Bowlings unaufhaltsam fort – und wir steuern geradewegs auf die erste Jubiläumsausgabe zu. Wenn die lokale Fraktion nächstes Jahr wieder am Start ist, wird auch Nöldis Traum von der grösseren Bowling-Valhalla endlich Wirklichkeit…
Alle, die dieses megacoole Metal-Familienfest erlebt haben, stehen nächstes Jahr sowieso wieder auf der Bahn. Und natürlich werden am Samstag, 12. September 2026, in Elsau auch alle Neulinge mit offenen Armen beim Pinferno empfangen.
Vielen Dank an alle, die diesen Event zu etwas ganz Besonderem gemacht haben.