Cemican – U k’u’uk’ankil Mayakaaj
Folk Metal
Abseits bekannter Pfade
Cemican melden sich nach sechs Jahren zurück mit ihrem neuen Werk U k’u’uk’ankil Mayakaaj. Viel Spass beim Aussprechen.
Mesoamerikanischer Folk Metal fristet in unseren Breitengraden eher ein Nischendasein, obwohl Dutzende Bands diese musikalische Sparte pflegen. Cemican gehören vermutlich zu den bekanntesten davon, haben sie nämlich bereits mehrere Auftritte auf grossen Festivals absolvieren können (zum Beispiel 2023 am Wacken Open Air – siehe Review hier). Wenngleich nicht die allererste Band, die sich dieses Stils angenommen hat, so ist die Truppe doch seit Mitte der Nullerjahre im Folk-Metal-Zirkus unterwegs und gehört damit regional betrachtet zu den frühen Vertretern ihrer Kunst. Inhaltlich ist das kulturelle Erbe ihrer Heimat prägend und passend dazu sind die Texte nebst Spanisch teilweise in Mayathan verfasst – Cemican sind eine dieser Bands, die sich viel Gedanken um ihr Konzept machen.
Nun also liegt Album Nummer vier auf dem Tisch und zehn Lieder (plus zwei Bonustracks) warten darauf, aufmerksam angehört zu werden. Den Zugang dazu musste ich mir mit so einigen Hördurchläufen erarbeiten. Ob das für oder gegen ein Album spricht, ist immer abhängig von der persönlichen Präferenz. Auf jeden Fall ist Cemican neues Werk keine oberflächliche Tralalaware, sondern unangepasst und sperrig. Ihrer Grundlage aus melodischem Death Metal mischt die Band progressive Versatzstücke bei, bevor die für das Genre ausschlaggebenden traditionellen Elemente eingeflochten werden. Im Falle von U k’u’uk’ankil Mayakaaj sind das vor allem verschiedene Rhythmus- und Holzblasinstrumente. Das führt zu einem originellen Sound, der sich in einigen starken Tracks kondensiert: «Kukulkán Wakah Chan» und «Tán tí le Xibalba» sind knackige Kompositionen, die mit Groove und Ohrwurmgefahr punkten. Hier spielen Cemican ihre Stärken voll aus. Melancholischer geht es in «El Castigo De Los Dioses» zu, das mit seinem sehnsüchtigen Chorgesang gut geeignet wäre als Abschlusssong, tatsächlich aber in der Mitte des Albums steht. Das mexikanische Septett beherrscht also auch diese Facette.
U k’u’uk’ankil Mayakaaj leidet allerdings unter zwei Problemen. Das erste ist der Umstand, dass immer wieder einzelne musikalische Figuren zu häufig wiederholt werden. So verliert zum Beispiel die Chormelodie des Refrains von «Viaje Astral Del Quetzal De Fuego» ihren anfänglichen Reiz einfach, nachdem sie bis zum Ende der achtminütigen Laufzeit insgesamt vierzehn Mal wiederholt wurde. Entweder müssten Cemican mittels Variationen mehr aus solchen Wiederholungen machen oder sie einkürzen. Das zweite Problem ist die stilistische Unebenheit über das Album als Ganzes hinweg. Die gelegentlichen Ausflüge der Riffs in thrashige Gefilde harmonieren zwar gut mit dem Death Metal-Fundament, doch «El Niño Que Contemplaba A Las Estrellas» und «¿Dónde estás» stehen quer zur restlichen musikalischen Ausrichtung. Es sind zwei Melodic Metal-Songs mit einigen folkloristischen Anteilen, die viel mehr nach Mägo de Oz oder Saurom klingen als nach dem Cemican-Sound der anderen Lieder.
Das Fanzit zu Cemican – U k’u’uk’ankil Mayakaaj
Wäre die Musik auf U k’u’uk’ankil Mayakaaj durchgehend stärker zurechtgestutzt und homogener im Stil, läge locker eine noch höhere Wertung drin, denn Cemican zeigen mit mehreren starken Kompositionen, dass sie das Zeug dazu haben. In der vorliegenden Form schöpft das Album aber leider sein Potenzial nicht vollständig aus. Ich empfehle trotzdem allen, die Freude an Folk Metal abseits der bekannten Pfade haben, ein Ohr zu riskieren, denn U k’u’uk’ankil Mayakaaj kann mit etwas ganz Wichtigem punkten: Eigenständigkeit.
Video Cemican – Kukulkán Wakah Chan

