Rico Horber - Foto: Anna Lena Horber
Mi, 1. Oktober 2025

Interview mit Rico Horber

Alternative Rock, Dark Rock
29.10.2025
Rico Horber - Foto: Anna Lena Horber

Beats, Business und Balance

Wenn man über vielseitige Musiker aus der Schweiz nachdenkt, kommt man an Rico Horber kaum vorbei. Der Zürcher Schlagzeuger, Produzent und Unternehmer hat in seinem Leben schon so ziemlich alles gesehen und erlebt – von grossen Festivalbühnen mit Stoneman bis hin zu Studio-Sessions auf Mallorca.

Was fasziniert, ist diese seltene Mischung aus handwerklicher Präzision, Leidenschaft und einer guten Portion Bodenständigkeit. Egal ob als Drummer, Coach oder Producer – Rico bringt immer 100% Herzblut mit und scheint die perfekte Balance zwischen Arbeit, Familie und Musik gefunden zu haben – ganz ohne dabei den Groove zu verlieren. Heute pendelt Rico mit seiner Frau Anna Lena Horber – ebenfalls Musikerin – und den gemeinsamen Kindern zwischen Mallorca, Costa Rica und der Schweiz. Wir wollten wissen, an welchen aktuellen Projekten er gerade dran ist, und haben nachgefragt.

Metalinside.ch (Liane): Rico, erzähle uns doch mal, wie du überhaupt zur Musik gekommen bist? 

Rico Horber: Mein Vater war ein Rolling Stone, meine Mutter ein Beatle – bei uns zuhause lag überall Musik herum,
die schönsten Platten liefen rauf und runter. Schon als Kind hat mich eine Trommel bei meiner Grosstante fasziniert,
bis ich sie irgendwann geschenkt bekam. Mit acht Jahren hatte ich dann meinen ersten Schlagzeugunterricht bei Sal Celi, einem grossartigen Lehrer direkt vom Berklee College in Boston, der mir nicht nur Technik, sondern vor allem Leidenschaft vermittelt hat.
Ab da war klar: Musik ist mein Leben. Mit zehn spielte ich schon in Bands, mit vierzehn kam das Klavier dazu, später Studium in Zürich an der ACM,
SAE-Ausbildung und viele Jahre am Drummer’s Focus in Markdorf (DE) bei Andy Witte. Es gab für mich eigentlich nie eine Alternative – Musik war, ist und bleibt mein Weg.

MI: Was hat dich und deine Familie dazu bewegt, ins Ausland zu gehen? Ihr kommt ja ursprünglich aus der Schweiz.

Rico Horber: Für uns war das Ausland immer ein Traum. Wir wollten die Welt erleben, andere Kulturen kennenlernen und nicht nur aus der Distanz beobachten. Wir haben in Los Angeles, Costa Rica, Mallorca und der Schweiz gelebt – jede Station hat uns geprägt. Unsere Kinder sind sehr offen,
sie lernen Sprachen spielerisch, machen Homeschooling und profitieren unglaublich von diesem Lebensstil. Natürlich ist es manchmal herausfordernd, aber sie sind dadurch flexibel und haben ein sehr weites Weltbild.

MI: Ihr seid international recht unterwegs. Kannst du dazu ein paar interessante Geschichten erzählen?

Rico Horber: Es ist eine Mischung aus Business und Lebensstil. Ich arbeite jeden Tag. Ich kenne keine Ferien – mein Job ist meine Leidenschaft, da braucht man keine Ferien im klassischen Sinn. Mallorca war für uns perfekt, weil wir ein grosses Studio aufgebaut haben, aber gleichzeitig Sonne, Meer und Familie geniessen konnten – dazu war es schnell erreichbar aus der Schweiz. Los Angeles war mein Kindheitstraum – dort haben wir ein Jahr gelebt, gearbeitet und uns komplett ins Musikbusiness gestürzt. Costa Rica wiederum ist das komplette Kontrastprogramm – mitten im Dschungel, Natur pur, totale Inspiration und für die Kinder extrem bereichernd. Jede Station hat beruflich etwas gebracht,
aber noch wichtiger: Sie hat uns als Familie reicher gemacht.

MI: Die Musikindustrie ist ein hartes Pflaster. Würdest du den gleichen Weg wieder gehen? 

Rico Horber: Definitiv würde ich den gleichen Weg wieder gehen. Es war nie einfach, aber unglaublich erfüllend. Ich habe zwar viele Firmen gegründet, auch ausserhalb der Musik, aber am Ende dreht sich bei mir alles um Kunst und Business in Kombination. Vielleicht hätte ich mir manchmal weniger Arbeit gewünscht (lacht), aber die Leidenschaft treibt mich bis heute an. Ich muss auch gestehen: Ich kann eigentlich nichts anderes. Von Anfang an war klar, dass ich nicht nur von der Musik leben möchte,
sondern auch das Business professional aufbauen will. Erfolg, Kreativität und Unternehmertum gehören für mich zusammen.

MI: Wenn du zurückblickst, was waren die schwierigsten Entscheidungen, die du in deiner Karriere treffen musstest, die sich aber im Nachhinein als besonders wertvoll erwiesen haben?

Rico Horber: Eine grosse Entscheidung war sicher, die Swiss Drum Academy nach zehn Jahren zu verkaufen – mein „Baby“. Aber es war wichtig, um neue Wege zu gehen.
Auch der Schritt ins Ausland war nicht einfach, weil man gewachsene Strukturen hinter sich lässt. Rückblickend waren es aber genau diese Schritte ins Risiko,
die sich als wertvoll erwiesen haben.

MI: Stell dir vor, du hättest die Power, drei grundlegende Dinge in der Musikbranche zu ändern. Was wären diese?


Rico Horber: Erstens: EGOS weg! Viele stehen sich selbst im Weg. Musik ist keine Olympia-Disziplin, es geht nicht um „jeder gegen jeden“. Es ist Kunst. Mehr Entspannung, mehr gegenseitige Hilfe – dann wirds gut!
 Zweitens: Mehr Fokus auf Qualität statt auf Social-Media-Zahlen. Drittens: Mehr Miteinander in der Szene – weniger Ellenbogen, mehr Kollaboration.

MI: Wie siehst du die Zukunft der Musikindustrie, vor allem im Hinblick auf KI?


Rico Horber: Ich sehe KI als Werkzeug, nicht als Ersatz. Im Mastering, Editing oder Songwriting nutze ich schon Tools, die enorm helfen. Aber am Ende braucht es immer den Menschen, der Emotionen transportiert und die Vision zusammenhält. Technische Jobs werden sicher weniger, aber Bands oder Künstler mit Persönlichkeit lassen sich nicht einfach ersetzen. Um meine Rolle als Kapitän mache ich mir keine Sorgen – Verantwortung und Leadership wird eine KI so schnell nicht übernehmen. Angst ist kein guter Ratgeber – Offenheit und Kreativität schon.

MI: Auf deiner persönlichen Website gibst du an, zehn Firmen gegründet zu haben. Bei welchen bist du noch aktiv? 


Die bekanntesten sind The Swiss Drum Academy und die Rockstar Entertainment Group. Bleibt da noch Zeit, selbst Musik zu machen, Schlagzeug zu spielen, Zeit für Stoneman?
Die Swiss Drum Academy habe ich verkauft, aber die Rockstar Entertainment Group ist heute mein Hauptfokus. Parallel laufen noch mehrere Firmen im Verlags-, Booking- und Produktionsbereich. Ausserdem bin ich in Projekten im Instrumentenbusiness 
sowie im Kunst- und Education-Sektor aktiv. Aktuell baue ich auch mein Coaching-Programm für Musiker auf,
ein Podcast startet in den nächsten Wochen und eine Workshop-Tour inklusive neuem Buch sind in Planung.

MI: Das klingt sehr spannend! Weiterhin viel Erfolg, lieber Rico, und danke für deine Zeit!

Anmerkung: Wer rund um das Thema Musikmanagement Unterstützung braucht, findet hier alle notwendigen Informationen zu Ricos Unternehmen Rockstar Entertainment Group: https://www.rockstar-publishing.com/what-we-do/

29.10.2025
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