Metal Yoga - Interview mit Desirée Sadhu Kaur 2025
So, 5. Oktober 2025

Metal Yoga – Interview mit Desirée Sadhu Kaur

24.10.2025
Metal Yoga - Interview mit Desirée Sadhu Kaur 2025

Von Manowar bis Totenhaltung: Yoga für Metalheads

Headbangen statt Sonnengruss? Klingt schräg – funktioniert aber erstaunlich gut. Desirée Sadhu Kaur verbindet beim Metal Yoga harte Riffs mit achtsamer Bewegung und zeigt, dass Entspannung und Energie auch in Schwarz möglich sind.

Yoga gilt oft als sanft, still und spirituell – Metal hingegen als laut, wild und kraftgeladen. Zwei Welten, die auf den ersten Blick kaum zusammenpassen, verschmelzen in Desirées Unterricht zu einer faszinierenden Einheit: Metal Yoga. Hier treffen Asanas auf Gitarrenriffs, Meditation auf Doublebass und Gemeinschaft auf Individualität. Im Gespräch mit Metalinside erzählt Desirée, wie sie auf die Idee kam, Metal mit Yoga zu verbinden, was ihre Stunden besonders macht und warum gerade Metalheads vom Yoga profitieren können.

Metalinside.ch (Sandro): Wie bist du darauf gekommen, Metal und Yoga zu verbinden?

Desirée Sadhu Kaur: Metal Yoga gibt es schon länger, vorwiegend in Amerika und am Wacken Festival.

Ich selbst besuchte 2014 mein erstes Metal Yoga in Zürich – damals war ich noch keine Yogalehrerin. Die Herausforderung war, dass ich am Vormittag eine Kundalini-Yogastunde hatte und am Abend dann Metal Yoga. Das hat mich völlig aus meiner inneren Ruhe gebracht, weil ich mich irgendwo zwischen Headbanging und Asana (Körperhaltung) wiederfand. Für mich war es damals eher ein Fitnessworkout, ein ständiger Wechsel zwischen den verschiedenen Asanas – aber es war unglaublich witzig!

Da es in der Zentralschweiz kein Metal Yoga mehr gibt und in Zürich nicht mehr angeboten wird, war es schon länger mein Wunsch – fast schon eine Berufung –, es selbst anzubieten. Meine beiden Leidenschaften zu verbinden, fühlte sich einfach richtig an, denn ich bin eben eine «etwas andere» Yogini (die zum Beispiel Metal hört, Kaffee trinkt und auch mal Fleisch isst) … und ich finde, genau dieses ANDERS sein und die Regeln zu brechen braucht es!

Was war zuerst da? Die Liebe zum Metal oder zum Yoga?

Das kann ich so einfach nicht beantworten, denn beides hat mich schon immer fasziniert. Viele Menschen sind irritiert, weil sie sich fragen: Wie kann man als Yogini Metal hören – das passt doch nicht zusammen! Aber nein, und nochmal nein – für mich beisst sich das überhaupt nicht. Natürlich ist es eine gewisse Gratwanderung, die verschiedenen Songs in eine Kriya (also den Ablauf verschiedener Körperhaltungen) einzubetten. Doch ich denke, das ist mir ganz gut gelungen.

Erinnerst du dich noch an den Moment, in dem dir klar wurde: „Das ist es – ich will Metal Yoga anbieten“?

Klar, ich war gerade auf einer Level-2-Weiterbildung in Frankreich, als ich meine Yogischwester fragte, wie sie die Idee fände und ob sie sich das vorstellen könnte. Ihre Antwort war: „Wenn das jemand kann, dann bist du die Richtige.“ Auch in der Schweizer Metal-Szene habe ich positive Feedbacks erhalten.

Wie sieht eine typische Metal-Yoga-Stunde bei dir aus?

Sie ist ähnlich aufgebaut wie eine klassische Kundalini-Stunde, mit dem Unterschied, dass die Musik anders ist und ich typische Metal-Elemente einbaue. Kundalini stammt vom Sanskrit ab und bedeutet „zusammengerollt“, eine schlafende, schöpferische Energie, die am Anfang der Wirbelsäule (Steissbein) ruht und oft als Schlange dargestellt wird. Diese Energie schlummert in jedem Menschen.

Welche Rolle spielt die Musik dabei? Ist sie eher Hintergrund oder treibende Kraft?

Ich denke, die Motivation und der Durchhaltewille werden durch Metal auf besondere Weise unterstützt – es fällt einfach leichter, eine Position länger zu halten. Manche Haltungen dauern recht lange, natürlich angepasst an die Teilnehmenden, zum Beispiel statt fünf Minuten nur die Hälfte der Zeit. Das Ziel ist, ins Nervensystem einzudringen und es zu aktivieren – und genau das gelingt mit Metal einfacher, weil die Musik als treibende Kraft und Motivation wirkt.

Was unterscheidet Metal Yoga von einer klassischen Yoga-Stunde – sowohl für dich als Lehrerin als auch für die Teilnehmenden?

Ganz klar die Musik – und dass die Teilnehmenden ihr Lieblingsband-T-Shirt tragen und meist eher schwarz gekleidet sind. Durch die gemeinsame Leidenschaft für diesen Musikstil entsteht eine ganz andere Verbindung. Das Loslassen fällt leichter, und so wird es einfacher, in die Yogawelt einzutauchen und neue Erfahrungen zu sammeln. Sie dürfen Sat Nam sein, was übersetzt bedeutet, ihre „wahre Identität“ in der Yogastunde zu integrieren.

Wie wählst du die Songs bzw. Bands für deine Sessions aus?

Ich fühle in mich hinein und achte darauf, dass die Bewegungen zur Musik passen. Ausserdem frage ich auch in meinem Freundeskreis nach und bekomme so immer wieder neue Ideen. Wenn ein Teilnehmer oder eine Teilnehmerin einen Musikwunsch hat, versuche ich, ihn in die Stunde einzubauen.

Welche Wirkung hat die Kombination aus harter Musik und Meditation auf Körper und Geist?

Es ist so, dass Metal von Nicht-Metalheads oft nicht wirklich gefühlt wird – es ist einfach eine Frage der Einstellung, was man als „harte Musik“ empfindet. Wenn man mit der Musik vertraut ist, fällt es leichter, sich in die Übungen fallen zu lassen, und dadurch wird auch der Effekt, die Seele zu berühren, intensiver. Da im Kundalini Yoga sehr viel mit Mantren gearbeitet wird, ist es für mich zusätzlich eine spannende Herausforderung, das so umzusetzen, dass es stimmig bleibt.

Hast du ein Lieblingsalbum oder eine Lieblingsband, die du besonders gerne in deinen Stunden einsetzt?

Nein, in Bezug auf das Metal-Yoga nicht. Wichtig ist mir vor allem, dass meine Teilnehmenden Abwechslung haben, sich fallen lassen können – und dass es einfach passt.

Wenn du eine Yoga-Pose einer Metal-Band widmen müsstest, welche Pose würdest du für welche Band wählen?

Mir kommen da eher die Powermetal- und Oldschool-Bands in den Sinn, bei denen viel Gitarre zu hören ist – zum Beispiel „Warriors Of The World“ von Manowar, das sich perfekt mit der Kriegerhaltung verbinden lässt.

Wo siehst du Metal Yoga in Zukunft? Eher als spannende Nische oder mit dem Potenzial, grösser zu werden?

Es ist sicherlich eine Nische, doch sie birgt grosses Potenzial. Viele Menschen würden gerne Yoga ausprobieren, fühlen sich aber in einer herkömmlichen Yogastunde nicht wohl – sei es, weil sie sich nicht akzeptiert fühlen oder die musikalische Begleitung einfach nicht passt. Ich bin überzeugt: Wenn man eine Lehrerin oder einen Lehrer findet, der die gleiche Leidenschaft teilt, auf Augenhöhe ist und Vertrauen aufbauen kann, entsteht die Möglichkeit, später vielleicht auch den regulären Unterricht zu besuchen.

Mein Ziel ist es, den Zugang zu beiden Welten zu öffnen – Räume zu schaffen, in denen man sich regelmässig trifft, die Leidenschaft für Metal teilt und gleichzeitig etwas Gutes für Körper, Geist und Seele tut. Am glücklichsten macht es mich, wenn ich meinen Teilnehmenden ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann.

Ich gestalte meinen Unterricht so, dass sich Phasen mit mehr Action mit Themen abwechseln, die gerade besonders gebraucht werden. Musikalisch lasse ich mich dabei von Mantren und Künstlern inspirieren, die mich im Moment am meisten berühren.

Übrigens bin ich auf der Suche nach Musikerinnen, Musikern oder – noch besser – einer Band, die Lust hat, gemeinsam mit mir das Projekt zu starten, Mantren in Metal zu verpacken.

Was ich gerne noch zu Kundalini Yoga erläutern möchte, ist: Es ist keineswegs nur körperorientiert . Diese Yogaform bietet eine Vielzahl an Techniken und Praktiken, die auch geistige Transformation ermöglichen. Durch die Kriyas (Körperübungen), Meditationen und das Singen der Mantren werden Körper, Geist und Seele gestärkt. Zudem stabilisiert Kundalini Yoga das Nerven- und Immunsystem, aktiviert die Chakren und unterstützt sämtliche Organe. Es ist das Yoga des Bewusstseins.

Ich beobachte, dass wir in einer Zeit leben, die stark von Stress, Leistungsdruck und oft auch körperlichem oder seelischem Schmerz geprägt ist. Mein Ziel ist es, auch Metalheads den Zugang zu diesen positiven Aspekten des Yoga zu öffnen – und vielleicht so eine neue Tür für sie aufzustossen.

Metal Yoga schlägt die Brücke zwischen Headbangen und Heilung, zwischen Energie und Erdung – und zeigt, dass harte Klänge und Achtsamkeit kein Widerspruch sind. Desirée Sadhu Kaur gelingt es, Metalheads dort abzuholen, wo sie sich zu Hause fühlen: im Sound, der kracht, aber auch trägt. Ihr Unterricht beweist, dass Yoga nicht leise sein muss, um zu wirken – und dass selbst in Schwarz die innere Balance leuchten kann. Wer die einzigartige Verbindung aus Riffs und Ruhe selbst erleben will, hat dazu bald wieder Gelegenheit: Die nächsten Metal-Yoga-Lektionen finden am 31. Oktober 2025 und am 28. November 2025 jeweils von 19:00 – 20:30 Uhr statt – eine Einladung, Körper und Geist in Einklang zu headbangen.

Weitere Infos: www.sadhukaur.ch oder Insta desireesadhukaur

Anmeldung gerne per E-Mail: sadhu.kaur@gmx.ch

Zudem verlosen wir je 2 Eintritte für die Lektionen vom 31.10.2025 und 28.11.2025. Mitmachen lohnt sich!

Autor
24.10.2025
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