Wolves (Poster)
So, 28. September 2025

Wolves

Black Metal
01.10.2025
Wolves (Poster)

Ein Film wie ein Metalalbum

Die Spielfilmlandschaft in der Metalszene erfährt gerade eine grosse Aufwertung und das erst noch durch heimisches Schaffen: Wolves hat seine Weltpremiere hinter sich.

Ganz nüchtern betrachtet ist Wolves ein Projekt, das aus einem Spielfilm um die Band WLVS sowie der Gründung ebenjener besteht. Die Regie hat Jonas Ulrich übernommen. Selber ein Metalhead, kennt er sich in der Materie bestens aus. Das merkt man dem Film sofort an, kaum betritt die Hauptfigur Luana den Proberaum, in dem ihr Cousin mit der Band probt. Hier stehen nicht klischierte Vorstellungen über «die Leute mit den schwarzen Kleidern» vor der Tür und warten darauf, oberflächlich durch den Film zu wandeln. Und das oft wiedergekäute Thema, dass jene ja gar nicht so böse sind, wie sie aussehen, findet genauso wenig Eingang in den Streifen. Vielmehr wartet Wolves mit einer nuancierten Darstellung der Metalszene auf. Die Figuren in der Geschichte sind aus dem Leben gegriffen – würden sie an einem Konzert oder Festival auftauchen, sie fielen kaum auf.

Höchstens mit zweifelhaftem Ansinnen, doch genau von dieser Thematik handelt der Film. Es ist die Geschichte von Luana (Selma Kopp), die gerade mit ihrem Leben hadert, von der Beziehung zu ihren getrenntlebenden Eltern bis zum Job in der Kinderkrippe. Ihr Ausweg ist das Eintauchen in die Black-Metal-Szene und dort lernt sie schliesslich den charismatischen, doch kompromisslosen Frontmann Wiktor (Bartosz Bielenia) kennen. Die Handlung folgt der jungen Frau, als sich je länger, je mehr offenbart, wie radikal Wiktor wirklich ist, während sie sich ihm immer stärker verbunden fühlt. Der Film scheut dabei nicht davor zurück, schwierige Themen wie NSBM anzusprechen und einen angemessen kritischen Blick darauf zu werfen. Unterteilt ist er in vier Kapitel – so gewählt, weil Wolves in den Augen von Jonas Ulrich ein Album ist. Die Strukturierung funktioniert gut: Zu Beginn bleibt viel Raum, um die relevanten Personen kennenzulernen, danach nimmt die Intensität der Erzählung stetig zu. Einzig im letzten Kapitel, als sich die Ereignisse auf das Finale zubewegen, hätte die eine oder andere zusätzliche Minute vielleicht noch mehr aus der Spannung herauskitzeln können, zumal der grobe Handlungsbogen bezüglich Originalität ein wenig Luft nach oben hat.

Die im Fokus stehende sehr persönliche Ebene der Handlung spiegelt sich aber schön in der Kameraführung. Oft bleibt diese nah an den Protagonisten und vermittelt das Gefühl, direkt neben ihnen zu stehen. Diese stilistische Wahl passt hervorragend zur Verortung in der Black-Metal-Szene, deren Puls in engen Probekellern und kleinen Undergroundlocations schlägt. Richtiggehend zu brillieren vermag Wolves derweil mit seinen Konzertszenen. Selten hat ein Film (siehe hier für andere Filme über Metal) die Energie, die von einem Livekonzert ausgeht, derart wuchtig auf der Kinoleinwand wiedergeben können. Doch dem Werk gelingt das scheinbar mühelos, der «Mittendrin statt nur dabei»-Ansatz entfaltet dabei seine volle Wirkung, sodass man nach dem jeweils abrupt geschnittenen Ende am liebsten gleich den Konzertkalender durchschauen und sich ein Ticket für ein Konzert sichern möchte. Ein grosses Lob gebührt diesbezüglich auch der Toncrew, die jedem der gezeigten Konzerte nicht nur einen individuellen Sound verpasst, sondern diesen darüber hinaus perfekt auf die Atmosphäre der jeweiligen Location abgestimmt hat.

Das Fanzit zu Wolves

Mit seiner hohen Qualität spielt Wolves bei den Spielfilmen über Metal ganz vorne mit. Jonas Ulrich ist ein Werk gelungen, das mit einer feinfühligen Darstellung der Szene überzeugt und seine Geschichte atmosphärisch gekonnt verpackt. Mit einem Wort: sehenswert.

Der Film wird nochmals am 2. und 3. Oktober 2025 im Rahmen des Zurich Film Festivals gezeigt. Eine Aufnahme ins reguläre Kinoprogramm ist für das Frühjahr 2026 in Aussicht – weitere Infos zu gegebener Zeit auf der offiziellen Projektseite.

Teaser Wolves


Film/Video/Buch/Game Review Bewertung

Autor Bewertung: 8/10



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WLVS
01.10.2025
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