Metalinside.ch - Yungblud - The Hall Zürich 2025 - Foto 12
Mi, 15. Oktober 2025

Yungblud, Palaye Royale, Weathers

The Hall (Zürich, CH)
/ 20.10.2025

Rebellisch, leidenschaftlich und scheinbar unaufhaltsam

Manchmal spürt man schon vor dem ersten Ton, dass ein Konzert besonders wird. Genau so ein Gefühl lag in der Luft, als Yungblud im Rahmen seiner Idols World Tour Halt in Zürich gemacht hat.

Als ich rund fünf Minuten vor Türöffnung bei The Hall eintreffe, steht gefühlt das ganze Publikum schon vor der Halle. Die Schlange vor dem Eingang reicht so weit, dass man den Anfang gar nicht erst sieht. Normalerweise sind bei ausverkauften Konzerten in The Hall die Gänge immer recht voll. Heute ist das allerdings nicht der Fall. Es scheint, als ob sich alle auf direktem Weg vor die Bühne begeben, ohne dabei noch gross bei den Merch- oder Getränkeständen in den Gängen herumzustehen. Entsprechend ist die Halle dann auch zu Beginn der ersten Band schon ordentlich gefüllt.

Weathers

Die erste Gruppe hört auf den Namen Weathers und kommt aus Los Angeles. Musikalisch lässt sich das als einen Mix aus Alternative-,  Emo- und Pop-Rock beschreiben. Also eigentlich ziemlich passend zu dem, was der Abend sonst noch für uns bereithält.

Weathers machen ab der ersten Sekunde Stimmung und das Publikum scheint gar nicht erst aufgewärmt werden zu müssen. Dank den eingängigen Melodien ihrer Songs, machen die vier Jungs richtig gute Stimmung und das Publikum bewegt sich von Beginn an, tanzt und schreit ausgelassen. Mit «Ugly» findet auch ein bisher unveröffentlichter Song den Weg in die heutige Setlist, was das Publikum mit lautem Applaus und viel Bewegung dankt.

Eine so gute Stimmung bei einem Opening Act habe ich tatsächlich schon länger nicht mehr erlebt. Weathers haben einen soliden Auftritt geliefert und das Publikum hat diesen entsprechend gewürdigt.

Palaye Royale

Auch die zweite Truppe kommt aus den USA, jedoch nicht aus der Stadt der Engel, sondern aus der Stadt der Glückspiele. Bei einer Band aus Las Vegas erwarte ich instinktiv irgendwie Glamour, Party und einen wilden Auftritt. Palaye Royale sind da aber doch etwas bescheidener unterwegs.

Musikalisch geht das in die gleiche Richtung wie bei der ersten Band. Auf der Bühne sorgen Sänger Remington Leith und Gitarrist Sebastian Danzig mit ihren Tanzeinlagen immer wieder für Bewegung. Der Rest der Band bleibt dabei mehr oder weniger an Ort und Stelle. Remington geht zudem über den Bühnenrand hinaus und sucht immer wieder die Nähe des Publikums. Und spätestens als er seinen Oberkörper dann von den letzten Stücken Stoff befreit, macht sich der überdurchschnittliche Frauenanteil in der Halle auch akustisch bemerkbar.

Leider springt bei mir der Funke nicht so richtig und Palaye Royale vermögen mich nicht ganz abzuholen. Dem Rest des Publikums scheint das allerdings ganz gut zu gefallen. Die Stimmung ist super und das Publikum nun definitiv bereit für den Auftritt von Yungblud.

Yungblud

Wer ist dieser Yungblud überhaupt? Dominic Richard Harrison oder einfach Dom, wie Yungblud eigentlich heisst, kommt aus Doncaster England. In einem Interview hat er mal erzählt, dass er den Leuten immer sagt, er käme aus Liverpool, da Doncaster ja sowieso niemand kennen würde. Da hat er wohl nicht ganz unrecht. Auch wenn sein Herkunftsort noch so unbekannt ist, so ist es Yungblud schon längst nicht mehr.

Spätestens seit seinem Auftritt an Black Sabbaths «Back To The Beginning» dürfte Yungblud wohl den meisten ein Begriff sein. Im Rahmen seiner «Idols World Tour» erobert er die Welt gerade im Schnelllauf. Erst gerade zurück aus Übersee, füllt der 28-Jährige nun die Konzerthallen Europas. Die kürzlich angekündigte USA- und Kanada-Tour für nächstes Jahr war innerhalb einer Minute (!) ausverkauft. Es ist also zu erwarten, dass wir Yungblud das letzte Mal in einer so «kleinen» Location wie The Hall erleben dürfen. Dem Instagram-Algorithmus sei Dank, werde ich seit einiger Zeit regelrecht überflutet mit Videos von seinen Interviews und Auftritten. Und diese versprechen unvergessliche Konzerte mit einer Energie, dass es schon fast unheimlich wirkt. Ich bin also mehr als gespannt, was mich heute Abend erwarten wird.

Dann ist es so weit und aus den Boxen ertönt Black Sabbaths «War Pigs». Der Klassiker dient auf der aktuellen Tour als Intro und man merkt förmlich, wie die Spannung im Publikum steigt. Alle schauen gespannt in Richtung Bühne und warten nur darauf, dass Yungblud endlich hinaus stürmt. Da «War Pigs» ja bekanntlich nicht nur zwei, drei Minuten dauert, muss man sich jedoch noch etwas gedulden. Ganz zur Freude der anwesenden Metalheads, die das Intro so richtig feiern und mitsingen.

Etwas ungewohnt für ein Konzert in The Hall sind die beiden grossen LED-Leinwände, die rechts und links von der Bühne hängen und auf denen im Millisekunden-Takt in allen erdenklichen Sprachen «Hallo» flackert. Wohl eine Anspielung auf den ersten Song der heutigen Setlist, «Hello Heaven, Hello». Denn genau jetzt ist «War Pigs» vorbei und Yungblud stürmt zum eben erwähnten Song auf die Bühne. Gleichzeitig brechen beim Publikum die letzten Dämme und die ganze Halle ist in Freudenstimmung. Yungblud hat das Publikum ab der ersten Sekunde an im Griff.

Was mich persönlich besonders freut, ist, dass auch vier Geigenspielerinnen sowie eine Keyboarderin auf der Bühne zu finden sind. Es wird also alles live gespielt und nicht auf massenweise Backing-Tracks gesetzt – sehr cool!

Nach dem Opener folgt «The Funeral», von dem 2022 erschienenen Album «Yungblud», bevor erneut zwei Songs von der aktuellen «Idols»-Platte gespielt werden. Der Name der Tour ist Programm, denn das Set besteht zur Hälfte aus Songs des neuen Albums. Dieses hinterfragt unter anderem die Thematik, weshalb wir Menschen so oft unsere Idole verehren, ohne uns dabei bewusst zu sein, dass wir selbst der Main Act unseres Lebens sind. Dennoch stellt Dom heute Abend mit Black Sabbath und insbesondere Ozzy immer wieder klar, wer seine Idole sind. Er bleibt dabei aber sehr authentisch und hinterlässt einen äusserst sympathischen Eindruck. Entgegen einigen Behauptungen im Internet, er würde einfach Ozzy kopieren, merkt man am heutigen Abend, dass er nicht im Geringsten irgendjemand kopiert, sondern einfach er selbst ist.

Neben dem mittlerweile fast schon obligatorischen Konfettiregen schiessen auch immer wieder riesige Feuersäulen am vorderen Bühnenrand in Richtung Hallendach. Am Feuer vorbei begibt sich Dom zum Publikum, wo er sich zuerst auf Händen tragen lässt, bevor er sich schliesslich komplett in die Menge herunter wagt. Den Weg zurück auf die Bühne bestreitet er ebenfalls zwischen den emporsteigenden Feuersäulen. Etwas, was man definitiv nicht alle Tage sieht.

Dann folgt das im September, mit Aerosmith, veröffentlichte «My Only Angel», bevor etwas später bei «Lowlife» auch noch die Gesangskünste des Publikums auf die Probe gestellt werden. Was dann kommt, sind Momente purer Hühnerhaut. Yungblud widmet sich dem Black Sabbath-Cover von «Changes». Nach dem Tod von Ozzy hat er sich geschworen, den Song zu dessen Ehren bei jedem seiner Konzerte zu spielen. Emotionaler und leidenschaftlicher als es Dom gerade tut, kann man einen Song, glaube ich, nicht singen. Dabei ist er definitiv nicht der Einzige, der hier gerade ein paar Tränen verdrückt. Für diesen speziellen Moment mache ich sogar eine Ausnahme meines «Sober-October» und erhebe das Glas auf Ozzy. In den Worten von Yungblud: «God bless Black Sabbath, God bless Ozzy Osbourne!»

Bevor das Konzert mit «Zombie» zu Ende geht, meint Yungblud, dass er zehn Minuten nach der Show alle Fans hinter der Halle treffen werde. Da muss man also für ein Meet & Greet nicht hunderte Franken hinblättern, sondern lediglich einmal um die Halle spazieren. Wir machen uns allerdings nach dem Konzert auf den Heimweg und erfreuen uns allesamt an dem aussergewöhnlichen und sehr erfrischenden Konzertabend. Ein Konzert, das es mit Sicherheit in meine Top 5 Konzerte dieses Jahres schaffen wird (vielleicht sogar als DAS Konzert des Jahres).

pam: Treffender kann man den heutigen Konzertabend in der The Hall nicht beschreiben, Roman. Ich war einer der Glücklichen, die beim oben erwähnten Abschiedskonzert von Black Sabbath in Birmingham dabei waren. Da kam plötzlich so ein Schnösel im schwarzen Anzug auf die Bühne – nebst den allseits bekannten Superstars – und nicht nur ich dachte wohl: «Wie hat sich denn der auf diese Bühne verirrt?». Mir war Yungblud bis zu diesem Zeitpunkt kein Begriff. Aber wie heute hatte er uns damals schon in der ersten Sekunde im Sack. Die Münder standen bei seinem Ozzy-Cover «Changes» minutenlang offen. Dagegen verblasste sogar mein Teenie-Idol Franky Bello am Bass, der bei diesem Song mittat. Yungblud hat dieses Rockstar-Gen und Eier grösser als die des Strausses. Er stand den alternden Altstars in nichts nach – im Gegenteil, er sang alle an die Wand. Da konnten später nur noch Steven Tyler, Metallica und Black Sabbath/Ozzy mithalten.

Der Typ erinnerte an einen jungen Elvis oder Ozzy oder auch einen Robbie Williams auf Rock. Er ist der geborene Entertainer. Was er macht, ist einfach real und super-authentisch. Ich kam nach ein bisschen Googlen und Soziale-Medien-über-ihn-Auschecken dank den Algorithmen ebenfalls in den Genuss seiner Videos und Interviews. Je mehr ich von ihm erfahren und gesehen habe, desto faszinierter war ich. Er war ein Schützling von Ozzy persönlich und ich kann absolut nachvollziehen warum. Er hat auch den Schalk des schon erwähnten Robbie Williams. Schaut euch zum Beispiel mal dieses Video an – einfach zu geil und dazu noch sein englischer Akzent:

Entsprechend waren meine Erwartungen für heute Abend schon fast unerfüllbar. Und doch hat er es geschafft, sie zu erfüllen. Das war mein absoluter Bin-ich-schwul-oder-nicht-Test. Falls ja, dann hätte ich mich heute definitiv verliebt. Auf jeden Fall ein Top-5-Konzert des Jahres… Auch wenn im Herbst noch einige Perlen auf uns warten: Ihn ganz zuoberst vom Thron zu verdrängen, wird schwierig. Es hat sich definitiv gelohnt, dass ich meine erste Liebe Nena – die heute Abend im Kofmehl aufgetreten ist – für ihn versetzt hatte.

Das Fanzit – Yungblud, Palaye Royale, Weathers

Trotz seines aktuellen Erfolgs bleibt Yungblud erstaunlich nahbar und authentisch. Mit seiner rebellischen und leidenschaftlichen Art hat er eindrucksvoll gezeigt, warum seine Karriere völlig zu Recht steil nach oben geht. Zusammen mit Weathers und Palaye Royale, Support-Acts die passender nicht hätten sein können, wird mir dieser Abend definitiv noch lange in Erinnerung bleiben.

Die Setlist – Yungblud

  1. War Pigs (Intro)
  2. Hello Heaven, Hello
  3. The Funeral
  4. Idols Pt. 1
  5. Lovesick Lullaby
  6. My Only Angel (Aerosmith & Yungblud-Song)
  7. Strawberry Lipstick
  8. Lowlife
  9. Changes (Black Sabbath-Cover)
  10. Fire
  11. Change
  12. Ice Cream Man
  13. Loner
  14. Ghosts
  15. Zombie

Die Fotos – Yungblud


Wie fandet ihr das Konzert?

/ 20.10.2025
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